Marburg/Drau

Marburg/Drau
Maribor
Marburg
Wappen von Maribor
Maribor (Slowenien)
DEC
Basisdaten
Staat: Slowenien
Bezirk: Maribor
Historische Region: Untersteiermark (Štajerska)
Statistische Region: Draugegend (Podravska)
Koordinaten: 46° 33′ N, 15° 39′ O46.55472222222215.6466666666677Koordinaten: 46° 33′ 17″ N, 15° 38′ 48″ O
Fläche: 147,5 km²
Einwohner: 90.565 (1. Januar 2006)
Bevölkerungsdichte: 614 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+386) 02
Postleitzahl: 2000
Kfz-Kennzeichen: MB
Struktur und Verwaltung
Webpräsenz:
Der Stadtteil Lent am Ufer der Drau
Luftaufnahme von Maribor, im Hintergrund die Windischen Bühel oder Slovenske Gorice
Das Rathaus von Maribor

Maribor (deutsch: Marburg an der Drau) ist mit 90.565 Einwohnern (2006) (Agglomeration: 105.343) die zweitgrößte Stadt Sloweniens. Sie ist ein römisch-katholischer Erzbischofssitz und beherbergt seit 1975 die Universität Maribor.

Inhaltsverzeichnis

Geographie, Verkehr

Maribor liegt am Fuße des Bachergebirges (Pohorje) südlich und der Windischen Bühel (Slovenske Gorice) nördlich der Stadt und am Ufer der Drau (Drava).

Die Stadt ist die größte der slowenischen Region Untersteiermark (Štajerska). Die nächstgelegene größere Stadt, Graz in der österreichischen Steiermark, liegt 60 km nördlich. Mit Graz (slowenisch: Gradec) hat Maribor heutzutage wieder enger werdende kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen. Ein Beispiel dafür ist die Europaregion Graz-Maribor.

Maribor liegt an der altösterreichischen Südbahn WienGraz–Maribor–Zidani mostLjubljanaPostojnaTriest und der einst ebenfalls von der privaten Südbahngesellschaft betriebenen West-Ost-Achse Franzensfeste (Brennerbahn)–LienzVillach (Tauernbahn)–KlagenfurtDravograd–Maribor. Die Bahn betrieb in Marburg große Werkstätten. Beide Strecken werden heute von den staatlichen Bahngesellschaften Sloweniens und Österreichs betrieben.

Zehn Kilometer südlich des Stadtzentrums, bei Slivnica, befindet sich der Flughafen Maribor.

Mit der Hauptstadt Ljubljana ist Maribor durch die Autobahn A1 verbunden. In Richtung Norden besteht Anschluss an die österreichische Autobahn A9 Spielfeld/Staatsgrenze – Graz, über die man auf Autobahnen in den Raum Wien und Bratislava sowie Richtung Obersteiermark, Salzburg und Deutschland gelangt. Die 2008 fertiggestellte Autobahn A5 nach Osten verbindet Maribor mit Murska Sobota und der Stadt Nagykanizsa in Ungarn.

Der Verkehr zwischen Tschechien bzw. Ostösterreich und den Adriahäfen Triest und Rijeka verlief (und verläuft) auf Bahn und Straße großteils über Maribor.

Geschichte

Unter den Habsburgern

Marburg geht auf eine 1147 erwähnte Markburg zurück und wurde 1254 erstmals als Stadt genannt[1]. 1480 und 1481 wurde die Stadt von Matthias Corvinus vergeblich belagert.

1896 wurde lexikalisch zusammengefasst, Marburg besitze drei Brücken, eine Kathedrale, einen Stadtpfarrturm, eine gräfliche Burg, ein Kasino mit Theater, einen Stadtpark und rund 20.000 großteils deutschsprachige Einwohner. Fabriken, Wein- und Holzhandel, Kreditinstitute ergänzten das Bild, ebenso zwei Bezirksgerichte, der Sitz des Fürstbischofs von Lavant sowie Gymnasien und eine Lehrerbildungsanstalt. Marburg war Stadt mit eigenem Statut (unterstand also keinem Bezirk des Landes Steiermark), für die Umgebung der Stadt bestand eine eigene Bezirkshauptmannschaft[2].

1882 gründete Hermann Goethe (1837-1911) die Wein- und Obstbauschule Marburg. Sie gab unter anderem Fachliteratur über die Rebsortenkunde, so genannte Ampelographische Berichte, heraus, die über die Grenzen der Monarchie Bedeutsamkeit erreichten[3].

Marburg blieb bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 als Teil des Herzogtums Steiermark und damit Österreich-Ungarns unter der Herrschaft der Habsburger. Während dieses Krieges kam es wegen vermuteter Staatsfeindlichkeit zu Zwangsinternierungen vieler Slowenen in Kärnten und der Steiermark, was zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der deutschsprachigen und slowenischen Volksgruppe führte.

Entscheidung 1918/1919 gegen den Bevölkerungswillen

Bei der Auflösung Österreich-Ungarns im Herbst 1918 wurde die überwiegend deutschösterreichische Stadt von der neu gegründeten Republik Deutschösterreich, aber auch vom neu gegründeten Staat der Slowenen, Kroaten und Serben beansprucht. Die Slowenen, die im Umland siedelten, waren dabei strategisch im Vorteil: Das im Norden liegende, geschlossene deutschsprachige Siedlungsgebiet der Steiermark war ca. fünfzehn Kilometer entfernt. Der in Marburg amtierende k.k. Landsturmkommandant Rudolf Maister erklärte sich Anfang November 1918, gestützt auf slowenische Truppenteile, zum Stadtkommandanten und wurde von der neuen Laibacher Regierung zum General befördert. Die deutschösterreichischen Stadtpolitiker wurden abgesetzt. Die verbliebene deutschösterreichische Garnison und die von Deutschösterreichern gebildete Bürgerwehr mussten nach wenigen Wochen aufgeben. Damit war die spätere Regelung im Vertrag von Saint-Germain (September 1919) bereits vorweggenommen.

Am 27. Januar 1919 wurden 13 deutsche Marburger, die auf dem Hauptplatz auf die US-Friedensdelegation warteten, von Maisters Soldaten erschossen, mehr als 60 verletzt (Marburger Blutsonntag). Was die Schüsse auf Unbewaffnete auslöste, dazu gab es stark auseinander gehende Aussagen; jedenfalls lag kein zentraler Befehl vor. Marburg wurde ohne Volksabstimmung und gegen den Willen der frei gewählten Gemeinderäte, Landtags- und Reichsratsabgeordneten als Teil der großteils slowenischen Untersteiermark dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS-Staat, später Königreich Jugoslawien) zugeordnet.

Slowenen und Deutschösterreicher

Die deutschösterreichische Bevölkerungsgruppe stellte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1918 die große Mehrheit und dominierte das öffentliche Leben (die Volkszählung 1890 ergab 19.898 Einwohner, davon 2.653 slowenischsprachig). Das galt auch für die Nachbardörfer Brunndorf (Studenci), Pobersch (Pobrežje), Thesen (Tezno), Rothwein, Roßwein (Razvanje), Kartschowin und Leitersberg, die mit der Stadt Marburg eine deutsche Sprachinsel bildeten. Bei der Volkszählung von 1910 lebten hier 80 % deutsch- und 20 % slowenischsprachige Menschen.

Das weitere Umland hingegen war – mit Ausnahme anderer kleinerer Städte, wie Pettau (Ptuj), St. Leonhard in Windischbüheln (Lenart v Slovenskih Goricah), Luttenberg (Ljutomer), Friedau (Ormož), Windisch Feistritz (Slovenska Bistrica) und Pragerhof (Pragersko) – fast vollständig von Slowenen besiedelt. Obwohl nach dem Ersten Weltkrieg ein Teil der deutschösterreichischen Bevölkerung (vor allem das Beamtentum, teilweise schon unter General Maisters Militärherrschaft) nach Österreich vertrieben wurde und alle deutschen Schulen und Vereine zwangsaufgelöst bzw. beschlagnahmt wurden, betrug der deutsche Anteil in den 1930er Jahren nach Angaben der Minderheit noch immer etwa 25 %. Die Volkszählungen ergaben allerdings 1921 nur mehr 21 % und 1931 nur noch 7 % Deutschsprachige.

Die Untersteiermark in der NS-Zeit

Nach dem Überfall des Deutschen Reiches auf Jugoslawien am 6. April 1941 wurde der gesamte jugoslawische Teil der Steiermark als CdZ-Gebiet Untersteiermark vom Großdeutschen Reich annektiert. Adolf Hitler besuchte die Stadt und forderte seine Anhänger in einer Rede vom Balkon des Rathauses auf, „dieses Land wieder deutsch zu machen”. Wie aus der Umgebung wurden auch aus der Stadt in der Folgezeit Slowenen nach Serbien sowie zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt, u.a. um Platz für aus der (nunmehr zum italienischen Besatzungsbereich gehörigen) Gottschee ausgesiedelte Volksdeutsche zu schaffen. Wer in den Verdacht geriet, die jugoslawischen Partisanen zu fördern, wurde gnadenlos hingerichtet; die Todesurteile wurden zur Abschreckung in der Stadt plakatiert (ein darauf Bezug nehmendes Denkmal befindet sich in der Altstadt). Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt mehrere Male von alliierten Flugzeugen bombardiert.

1945–1990

Ab Sommer 1945 wurden nicht zuvor geflohene deutschsprachige Marburger nach Österreich vertrieben, ihr Eigentum konfisziert. Eine individuelle Feststellung ihrer Schuld oder Unschuld fand nicht statt.

Nach 1945 entwickelte sich die Stadt zu einem blühenden industriellen und kulturellen Zentrum für den gesamten Norden Sloweniens bzw. Jugoslawiens. Titos Entscheidung, auf einen Eisernen Vorhang an der Grenze zu Österreich zu verzichten und den Jugoslawen Auslandsreisen zu gestatten, verhinderte das Abdriften in ausschließliche Ostblock-Verhältnisse.

Seit 1969 besteht eine Städtepartnerschaft mit der hessischen Stadt Marburg an der Lahn, seit 1987 mit der österreichisch-steirischen Stadt Graz.

1975 wurde die Universität Maribor gegründet.

Seit 1991

Seit der Erklärung der Unabhängigkeit Sloweniens von Jugoslawien im Jahr 1991 verlor die gesamte neu gegründete Republik den innerjugoslawischen Binnenmarkt. Die Auswirkungen dieses Verlustes auf die Wirtschaft der Stadt waren erheblich, - eine hohe Arbeitslosenquote war die Folge. Laut einer vergleichenden Studie des Europäischen Statistikamtes EUROSTAT erlitt Maribor den größten Bevölkerungsverlust in Europa: In den Jahren 1996 bis 2001 verlor die Stadt im Schnitt jährlich 3,1 Prozent ihrer Einwohner. Der Beitritt Sloweniens zur Europäischen Union 2004, die Einführung des Euro 2007 und der Beitritt Sloweniens zum Schengener Abkommen, der Ende 2007 zur Auflassung aller Grenzkontrollen Richtung Österreich, Ungarn und Italien führte, sollten neuen Optimismus ermöglichen.

Maribor war Alpenstadt des Jahres 2000.

Bevölkerung

89,2 % der Einwohner von Maribor waren bei der Volkszählung 2002 slowenische Staatsbürger, 4,1 % Kroaten, 2,6 % Bosnier, 2,3 % Jugoslawen (heute: Serben und Montenegriner), 1,0 % EU-Bürger (damals EU-15), 0,5 % Mazedonier und 0,3 % andere.

Slowenisch ist alleinige Amtssprache der Stadtgemeinde Maribor und wurde bei dieser Volkszählung von 86,1 % der Bevölkerung als Muttersprache angegeben. Ferner sprachen nach eigenen Angaben 3,7 % Kroatisch, 1,8 % Serbisch, 1,3 % Serbokroatisch und 3,2 % sonstige Sprachen. [4]

Veranstaltungen

Jeden Januar trägt das am Stadtrand gelegene Skigebiet Mariborsko Pohorje, bei dem nach einer vier jährigen Pause seit 2007 auch der Downhill- und Four Cross-Mountainbike-Weltcup gastiert, den Damen-Slalom und den Damen-Riesenslalom des Alpinen Skiweltcups aus.

Im Februar wird Maribor seit 1992 alljährlich zum Schauplatz des FinsSwimWorldCup (deutsch: Flossenschwimmen Weltcup).

Das zweiwöchige Lent-Festival, das nach dem am Drauufer gelegenen Stadtbezirk Lent benannt wurde, findet jeden Juni mit hunderten von Musik-, Theater- und Kleinkunst-Veranstaltungen statt.

Im September findet der ebenfalls zweiwöchige Musikseptember (glasbeni september) statt.

In der alten Heeresbäckerei findet jedes Jahr im August der No Border Jam statt.

Sehenswürdigkeiten

Dom
  • Stadtburg (Mariborski grad) – erbaut 1478-1483 unter Kaiser Friedrich III.
  • Kathedralkirche sv. Janeza Krstnika (stolnica) am Slomškov-Platz – errichtet im 12. Jahrhundert
  • Franziskanerkirche (ursprünglich: Marienkirche) an der Partizanska cesta, errichtet 1892–1900 nach Plänen des Wiener Architekten Richard Jordan[5]
  • Rathaus am Hauptplatz (Glavni trg)
  • Kulturveranstaltungszentrum (narodni dom) mit dem Denkmal des Fürsten Kocelj – erbaut 1897–1898 nach Entwürfen des böhmischen Architekten Jan Veyrich
  • Wasserturm (vodni stolp) – erbaut im 16. Jahrhundert und Teil der Renaissance-Stadtfestung
  • Alte Weinrebe am Lent (Stara Trta) – Am Ufer der Drau kann der älteste Weinstock der Welt bewundert werden (sein Alter wird auf über 400 Jahre geschätzt).

Persönlichkeiten

Literatur

  • Rudolf Pertassek: Marburg an der Drau. Von der "Marchburch" zur Universitätsstadt. Graz 2000, ISBN 3-900526-61-3.
  • Sergej Vrišer: Maribor, Bildband, Motovun, Ljubljana 1984.
  • Franc Vogelnik und Bogo Čerin: Maribor, Ljubljana 1988, ISBN 86-361-0513-7.
  • Margarete Weinhandl: Jugend im Weinland, München 1962.

Einzelnachweise

  1. Meyers großes Taschenlexikon, 7. Auflage, Mannheim 1999, ISBN 3-411-11007-4, Band 14, S. 125
  2. Meyers Konversations-Lexikon, 5. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1896, 11. Band, S. 901
  3. Jahrbuch des Bundesinstitus für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Band 13, 2005, S. 175
  4. 3,2 % sonstige Sprachen = 0,9 % Bosnisch, 0,8 % Albanisch, 0,5 % Romani, 0,3 % Mazedonisch, 0,2 % Deutsch, 0,1 % Ungarisch, 0,4 % andere. Die restlichen 4,0 % machten keine Angaben. Quelle: www.stat.si.
  5. Architektenlexikon Wien

Weblinks


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