- Marcinkus
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Paul Casimir Marcinkus (* 15. Januar 1922 in Cicero, Illinois; † 20. Februar 2006 in Sun City, Arizona) war ein katholischer Erzbischof und Direktor der Vatikanbank von 1971 bis 1989.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Marcinkus, Sohn litauischer Einwanderer in den USA, wuchs in Cicero, einer Vorstadt Chicagos auf. Er wurde am 3. Mai 1947 in Chicago zum Priester geweiht. Durch die Vermittlung Kardinal Stritchs bekam Marcinkus 1952 einen Posten im Vatikan. Am 24. Dezember 1968 wurde er von Paul VI. zum Titularerzbischof von Horta ernannt und von ihm am 6. Januar 1969 geweiht; Mitkonsekratoren waren die damaligen Kurienerzbischöfe Sergio Pignedoli und Ernesto Civardi. Zuvor war Marcinkus als Leibwächter Papst Pauls VI. tätig gewesen; in dieser Zeit erhielt er auch seinen Spitznamen „The Gorilla“. 1970 rettete er dem Papst bei einem Attentat auf den Philippinen das Leben.[1] Marcinkus war von 1971 bis 1989 Direktor des Istituto per le Opere di Religione (IOR) (Institut für religiöse Werke), bekannt als: „Vatikanbank“. In diesen Zeitraum fällt der Zusammenbruch der Banco Ambrosiano 1982, die enge Geschäftsverbindungen mit der Vatikanbank unterhielt.
Der Präsident der Ambrosiano, Roberto Calvi, tauchte unter, aber am 18. Juni 1982 fand man ihn unter der Blackfriars Bridge in London hängend, die Taschen mit Ziegelsteinen gefüllt. Am selben Tag stürzte Calvis Sekretärin, Graziella Corrocher, aus einem Fenster der Bank in Mailand zu Tode. In beiden Fällen sprach man sowohl von Selbstmord als auch von Mord. Michele Sindona, enger Freund von Marcinkus und ebenfalls für die Ambrosiano tätig, starb im Gefängnis an einer Zyanidvergiftung.
Während der Untersuchung der Unregelmäßigkeiten im Banco Ambrosiano fand man heraus, dass Calvi und seine Helfer mehr als 200 „Geisterbanken“ gegründet hatten, Geldinstitute, die nur in seinen Büchern existierten, aber ein Labyrinth der Verwirrung schufen für die, die versuchten, zum Kern dieser Verschwörung vorzudringen. Eine echte Bank, Cisalpina auf den Bahamas, von Calvi und Erzbischof Marcinkus verwaltet, war anscheinend tief darin verstrickt, Kokaingelder aus Lateinamerika mit Hilfe der World Finance Corporation in Miami sauber zu waschen.
Zeitweise konnte Marcinkus den Vatikan nicht verlassen, da es einen Haftbefehl gegen ihn gab. Der Vatikan zahlte 241 Millionen US-Dollar als Entschädigung an die Geschädigten, hielt aber an seiner Unschuld fest.
Sabrina Minardi, die Ex-Geliebte von Mafia-Boss De Pedis, behauptet laut Presseberichten, De Pedis habe 1983 die 15-jährige Emanuela Orlandi im Auftrag von Erzbischof Marcinkus entführt. [2]
1990 trat Marcinkus als Pro-Präsident der Päpstlichen Kommission für den Staat der Vatikanstadt zurück und zog sich in die Stadt Sun City, einer Vorstadt von Phoenix im US-Bundesstaat Arizona, zurück. Er arbeitete dort bis zu seinem Tode als Vikar in der Pfarrei St. Clemens und bewohnte ein Haus am Rande eines Golfplatzes.
Die Affäre wurde 2001 unter dem Titel I Banchieri Di Dio mit Rutger Hauer als Marcinkus verfilmt.
Literatur
- Sachbücher
- Heribert Blondiau, Udo Guempel: Der Vatikan heiligt die Mittel. Mord am Bankier Gottes. Patmos Verlag, Düsseldorf 1999, ISBN 3-491-72417-1
- John Cornwell: Wie ein Dieb in der Nacht. Der Tod von Papst Johannes Paul I.. Zsolnay-Verlag, Wien - Darmstadt 1989, ISBN 3-552-04111-7
- Nino Lo Bello: Vatikan im Zwielicht. Die unheiligen Geschäfte des Kirchenstaates. Heyne, München 1992, ISBN 3-453-03745-6
- Nick Tosches: Geschäfte mit dem Vatikan. Die Affaire Sindona. Droemer Knaur, München 1989, ISBN 3-426-03970-2 (Original „Power on earth“)
- David A. Yallop: Im Namen Gottes? Der mysteriöse Tod des 33-Tage-Papstes Johannes Paul I.; Tatsachen und Hintergründe. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-499-61175-9 (Original „In God’s Name”)
- Belletristik
- Eckhard Henscheid: Hoch lebe Erzbischof Paul Casimir Marcinkus!. Haffman, Zürich 1990, ISBN 3-251-01070-0 (Ausgewählte Satiren und Glossen; Bd. 2)
- Eckhard Henscheid: Lang lebe der Erzbischof Paul Casimir Marcinkus! Heyne, München 1990, ISBN 3-453-06786-X
Siehe auch
Weblinks
- Eintrag über Paul Casimir Marcinkus auf catholic-hierarchy.org (englisch)
- „Geschäfte im Namen des Vaters“ - Die Zeit 45/2001
- „The Shady Deals of God's Banker“ (englisch)
Quellen
- ↑ ORF: Bankier Gottes gestorben 22. Juni 2006
- ↑ FAZ:Liegt eine zweite Leiche im Gangstergrab?
Vorgänger
Gouverneur des Staates der Vatikanstadt (geschäftsführend)
1981 – 1984Nachfolger
Personendaten NAME Marcinkus, Paul Casimir KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Erzbischof und Präsident der Vatikanbank GEBURTSDATUM 15. Januar 1922 GEBURTSORT Cicero, Illinois STERBEDATUM 20. Februar 2006 STERBEORT Sun City, Arizona
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