Marcussäule

Marcussäule
Mark-Aurel-Säule auf der Piazza Colonna
Detaillierte Ansicht der Mark-Aurel-Säule
Detail: germanische Ratssitzung. Trotz Beschädigungen ist die plumpe Darstellungsweise gut erkennbar

Die Mark-Aurel-Säule auch Marcussäule (Columna Centenaria Divorum Marci et Faustinae) ist eine dorische, mit spiralförmig angebrachtem Reliefband versehene Ehrensäule für den römischen Kaiser Mark Aurel. Sie steht noch heute an ihrem ursprünglichen Platz auf der nach ihr benannten Piazza Colonna in Rom. Sie wurde nach dem Vorbild der etwa 80 Jahre älteren Trajanssäule erbaut.

Inhaltsverzeichnis

Datierung

Da die Sockelinschrift aufgrund der Restaurierungsmaßnahmen aus dem Jahre 1589 verloren ist, ist nicht sicher, ob mit dem Bau der Säule noch zu Lebzeiten des Kaisers (anlässlich des Triumphes über Germanen und Sarmaten im Jahre 176) oder erst nach seinem Tod im Jahre 180 begonnen wurde. Eine in der Nähe gefundene Inschrift bezeugt, dass die Säule in jedem Falle im Jahre 196 fertiggestellt war.

Standort

Die Säule stand auf dem nördlichen Marsfeld, ursprünglich zwischen einem Tempel für Hadrian (wohl dem Hadrianeum) und einem Tempel für Mark Aurel selbst, von dem keine Reste erhalten sind. In der Nähe befand sich auch der Verbrennungsplatz, auf dem der Leichnam des Kaisers eingeäschert wurde.

Säulenaufbau

Der Säulenschaft hat eine Höhe von 29,60 m, etwa 100 Fuß. Die gesamte Höhe beträgt 41,95 m. Allerdings fehlen dem heutigen Betrachter seit dem 16. Jahrhundert 3,86 m von dem ursprünglichen Sockel, die jetzt im Erdreich verborgen sind. Auf Befehl Papst Sixtus V. wurde nämlich im Jahre 1589 von Domenico Fontana die gesamte Säule restauriert, wobei sie auch dem damaligen Niveau der Stadt angepasst wurde. Die Reliefverzierungen des Sockels bestanden ursprünglich aus Siegesgöttinnen, die Girlanden trugen, und zur Via Flaminia gewandt die Darstellung einer Unterwerfung. Da sie mittlerweile offenbar im starkem Maße zerstört bzw. unansehnlich geworden waren, wurden sie bei der Restaurierung entfernt. Der Papst ließ gleichsam als Pendant zur Petrusstatue auf der Trajanssäule eine bronzene Statue des Apostels Paulus mit einem Schwert in der Hand oben auf die Plattform stellen. Ursprünglich befand sich hier wohl eine Statue von Mark Aurel, die jedoch gegen Ende des 16. Jahrhunderts bereits nicht mehr vorhanden war.

Die Säule besteht aus 27 Marmorblöcken, die einst aus den Marmorsteinbrüchen von Carrara nach Rom geschafft wurden. Wohl noch in Carrara wurden die Blöcke, die jeweils einen Durchmesser von 3,70 m besitzen, ausgehöhlt, damit in der Säule eine Treppe errichtet werden konnte, auf der man auf eine oben befindliche Plattform gelangen konnte. Ebenso wie bei der Trajanssäule wird dieser Treppenaufgang mit seinen 190 Stufen durch schmale, in das Relief integrierte Schlitze im Säulenmantel erleuchtet. Im Mittelalter war eine Besteigung der Säule so beliebt, dass man das Recht, für den Besuch der Säule Eintrittsgeld zu erheben, alljährlich an einen Meistbietenden versteigerte. Heute ist das Besteigen der Säule für die Öffentlichkeit nicht möglich.

Thema

Dargestellt sind Ereignisse aus den Markomannenkriegen, die der Kaiser seit dem Jahr 166 bis zu seinem Tod in langwierigen und verlustreichen Feldzügen führte. Die Erzählung beginnt mit dem Übergang der Armee über die Donau, wahrscheinlich bei Carnuntum. Auf halber Höhe trennt die Darstellung einer Siegesgöttin die Episoden von zwei Feldzügen. Die genaue Chronologie der dargestellten Ereignisse ist umstritten, jedoch sind nach der gängigsten These in der unteren Hälfte die Feldzüge gegen die Markomannen und Quaden in den Jahren 172 und 173, in der oberen Hälfte die Erfolge des Kaisers über die Sarmaten in den Jahren 174 und 175 dargestellt.

Bei einem besonderen Ereignis, das dargestellt und auch historisch bezeugt ist, handelt es sich um das so genannte „Regenwunder im Quadenland“, bei dem nach römischer Propaganda ein Gott, veranlasst durch ein Gebet des Kaisers, die römischen Truppen aus Gefahr errettete. Die Christen verbanden dieses Wunder mit ihrem Gott.

Die Reliefs und die Art ihrer Darstellung

Verschiedene Bildhauer versahen die Säule nach dem Vorbild der Trajanssäule mit einem spiralförmig umlaufenden Bildrelief. Trotz vieler Gemeinsamkeiten mit der Trajanssäule ist die Art der Darstellung auf der Mark-Aurel-Säule eine ganz andere. Die Reliefs sind eng verwandt mit denjenigen des kurze Zeit später errichteten Septimius-Severus-Bogens und verweisen damit bereits auf den dramatischen Stil des 3. Jahrhunderts.

Die Köpfe der dargestellten Figuren sind auf der Mark-Aurel-Säule unverhältnismäßig groß geraten, wodurch der Betrachter die Mimik der einzelnen Personen besser interpretieren kann. Die Bilder sind durch Bohrlöcher auch tiefer in den Stein eingeschnitten, wodurch der Hell-Dunkel-Kontrast für den Betrachter stärker hervortritt und dadurch das Dargestellte wesentlich plastischer und eindrucksvoller wirkt.

Die Markomannenkriege waren für das römische Militär und die Zivilbevölkerung in den Provinzen sehr verlustreich. Da man dies jedoch auf einer Siegessäule nicht direkt darstellen wollte, zeigte man es in der Gewalt, der Verzweiflung und dem Leid, das die „Barbaren“ durch den Krieg erdulden mussten. So wird dargestellt, wie Dörfer niedergebrannt, Frauen und Kinder zusammengetrieben und verschleppt und die Männer hingerichtet werden. All das spiegelt sich in den angstverzerrten und entsetzten Gesichtern der Opfer. Die Symbolsprache ist insgesamt deutlicher und expressiv und hinterlässt beim Betrachter der Säule eine ganz andere Wirkung als bei der Trajanssäule, auf der in nüchterner Bildsprache eine kühl durchorganisierte militärische Aktion gezeigt wird.

Der Kaiser ist als Protagonist meist losgelöst von seiner Umgebung dargestellt. Die Bildsprache hierfür ist eindeutig: Die kaiserliche Dominanz und Autorität wird hervorgehoben, seine Führerschaft herausgestellt. Auch das ist ein Vorgriff auf Darstellungsformen der Spätantike.

Die Säule wirkt zwar auf den ersten Blick plumper als ihr Vorbild, man bemühte sich jedoch in stärkerem Maße, das Dargestellte dem Betrachter durch eine Vertiefung der Emotionen näher zu bringen. Die Künstler der Mark-Aurel-Säule wandten sich von der klassischen Ausgewogenheit der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts ab und betonten die Dramatik des Geschehens. Hierin findet die beginnende Krise des Römischen Reiches, die sich im 3. Jahrhundert verschärfen sollte, ihren künstlerischen Ausdruck.

Literatur

  • E. A. H. Petersen, A. v. Domaszewski, G. Calderini (Hrsg.): Die Marcus-Säule auf der Piazza Colonna, 1896
  • M. Wegner: Die kunstgeschichtliche Stellung der Marcussäule, in: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 46 (1931), S. 61 – 174
  • W. Zwikker: Studien zur Markussäule I, 1941
  • H. Wolff: Welchen Zeitraum stellt der Bilderfries der Marcus-Säule dar ? Ostbairische Grenzmarken 32 (1990), S. 9-29
  • F. Drexel: Die germanischen Hütten auf der Markussäule, Germania 2 (1918), S. 114-118
  • M. Jordan-Ruwe: Zur Rekonstruktion und Datierung der Marcussäule, Boreas 13 (1990), S. 53-69
  • C. Caprino (u.a.): La Colonna di Marco Aurelio, 1955
  • J. Scheid, V. Huet (Hrsg.): Autour de la colonne Aurélienne, 2000

41.90085555555612.4799694444447Koordinaten: 41° 54′ 3″ N, 12° 28′ 48″ O


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