Margaret Tobin Brown

Margaret Tobin Brown
Molly Brown überreicht im Mai 1912 dem Kapitän der Carpathia eine Erinnerungstrophäe

Molly Brown (* 18. Juli 1867 in Hannibal, Missouri; † 26. Oktober 1932 in New York City; eigentlich Margaret Tobin Brown), auch bekannt als „die unsinkbare Molly Brown“ (The Unsinkable Molly Brown), war eine US-amerikanische Frauenrechts-Aktivistin, die als Überlebende des Untergangs der Titanic berühmt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Margaret Tobin kam 1867 als zweites gemeinsames Kind der irischen Immigranten John Tobin (1820–1899) und Johanna Collins (1825–1905) zur Welt. Sie hatte drei Geschwister: Daniel (* 1863), William (* 1869) und Helen (* 1871). Hinzu kamen die Halbschwestern Catherine Bridget Tobin aus John Tobins erster Ehe mit Catherine Pickeral und Mary Ann Collins aus der ersten Ehe ihrer Mutter. Beide Elternteile waren jung verwitwet.

Margaret wuchs in einem der ärmeren Viertel von Hannibal auf und arbeitete als Jugendliche in einer Tabakfabrik. Im Alter von 18 Jahren ging Maggie, wie sie bis zu ihrer Hochzeit genannt wurde, mit ihrer Halbschwester Mary nach Leadville, Colorado, wo Mary und ihr Ehemann John Landrigan eine Schmiede eröffneten. Margaret begann für das Warenhaus Daniels and Fisher Mercantile zu arbeiten, wo sie Stoffe und Teppiche nähte.

Ehe, Aufschwung und soziales Leben

Im Frühjahr 1886 lernte sie den Minenarbeiter James Joseph Brown (27. September 1854–5. September 1922) kennen, den Sohn von James Brown und Cecilia Palmer, der wie sie von irischen Einwanderern abstammte. Das Paar heiratete am 1. September desselben Jahres in der Annunciation Church in Leadville, Colorado. Sie lebten auf dem Anwesen 1340 Pennsylvania Avenue und hatten zwei gemeinsame Kinder:

  • Lawrence Palmer Brown, genannt Larry, (* 30. August 1887; † 2. April 1949)
    • ∞ Eileen Elizabeth Horton (1890–1985) am 1. Januar 1911 in Kansas City, Missouri; Kinder: Lawrence Palmer „Pat “Brown, Jr. (1911–1976) und Eileen Elizabeth „Betty“ Brown (1913–1974)
    • ∞ Mildred Gregory (1895–1956) am 17. November 1926 in Beverly Hills, Kalifornien; keine Kinder
  • Catherine Ellen Brown, genannt Helen, (* 1. Juli 1889; † 1969)
    • ∞ George Joseph Peter Adelheid Benziger (1877–?) am 7. April 1913 in Chicago, Illinois; Kinder: James George Benziger (1914–1995) und George Peter Adelrich Benziger (1917–1985)

Molly war sozial sehr engagiert und half z. B. in der Suppenküche der Minenarbeiter von Leadville aus. Anfang der 1890er wurde James Brown zum leitenden Direktor der Ibex-Minenanlagen. 1893, als die Arbeitslosigkeit in Leadville bei 90% lag, begann Brown mit der Förderung von Gold in der Little Jonny Mine und avancierte zu einem der wohlhabendsten Männer im Bundesstaat. Margaret entwickelte eine Vorliebe für exklusive gesellschaftliche Anlässe und teure Garderobe. Mancher lokaler Zeitungsartikel berichtete ausgedehnt über Kostüme, welche Mrs. Brown bei einer Veranstaltung oder einer Opernaufführung trug.

Im April 1894 zog die Familie Brown nach Denver im US-Bundesstaat Colorado. Hier trat Molly dem Denver Woman's Club bei, einer Organisation, die sich der Förderung, Bildung und Gleichberechtigung der Frau widmete. Sie wurde eine überzeugte Suffragette, setzte sich für Menschenrechte ein und gründete einen Fonds zum Bau von Krankenhäusern, Kirchen und Schulen. Durch ihre Arbeit lernte Molly viele einflussreiche Persönlichkeiten wie Colonel John Jacob Astor kennen, die ihr Engagement unterstützten und sie finanziell förderten.

Um die weitverbreitete Jugendkriminalität in sozial schwachen Gegenden einzudämmen, wirkte Molly bei der Gründung des ersten Jugendgerichtes des Staates mit, das zur Basis des heutigen amerikanischen Jugendgerichtssystem wurde. Um sich selbst weiterzubilden, besuchte sie das New Yorker Carnegie Institute und studierte Sprachwissenschaften und Schauspielkunst.

Molly Brown war eine der ersten Frauen in den Vereinigten Staaten, die sich für ein öffentliches Amt aufstellen ließ. Im Juli 1914, zu einer Zeit, in der Frauen noch nicht mal das Wahlrecht hatten, organisierte sie mit Alva Vanderbilt Belmont eine internationale Frauenrechtskonferenz in Newport, Rhode Island, die von zahlreichen Frauen- und Menschenrechtsaktivisten frequentiert wurde.

Neben ihren beiden eigenen Kindern zog Molly auch noch die drei Kinder ihres Bruders Daniel auf: Grace, Florence and Helen. Daniels Ehefrau war jung gestorben.

1909 trennten sich Molly und James in gegenseitigem Einverständnis, ohne jedoch die Scheidung einzureichen. Grund der Trennung waren unüberbrückbare Differenzen in Lebensauffassung und -führung, die Eheleute waren zu verschieden.

Auf der Titanic

Nach der Trennung von ihrem Ehemann begab sich die Amerikanerin auf ausgedehnte Reisen. Im Frühjahr 1912 bereiste sie mit ihrer Tochter Europa und schloss sich anschließend in Kairo, Ägypten Colonel Astor und dessen junger Frau an, die sich auf einer verlängerten Hochzeitsreise befanden. Zu dieser Zeit bekam sie ein Telegramm aus den Staaten, das sie darüber informierte, dass ihr Enkelsohn Lawrence Jr. erkrankt sei. Molly buchte eine Passage Erster Klasse auf dem nächsten Dampfer, der nach Amerika ablegte, die RMS Titanic. Die Astors gingen mit ihr am Abend des 10. April in der nordfranzösischen Hafenstadt Cherbourg an Bord des Luxusliners. Helen Brown, die die Reise eigentlich mitmachen wollte, entschied sich in letzter Minute, in London zu bleiben. Molly hatte schnell Freundschaft geschlossen mit Rose Figura und Robert James Figura, die beim Schiffunglück starben.

Als die Titanic in den frühen Morgenstunden des 15. April unterging, trieb Molly viele der jüngeren, bummelnden Damen zur Eile an. Sie selbst konnte erst mehr als eine Stunde nach der Kollision überredet werden, in das Backbord-Rettungsboot Nr. 6 zu steigen, das den sinkenden Ozeanriesen um 0.55 Uhr mit 28 Menschen an Bord verließ. In diesem Boot saßen, bis auf zwei männliche Besatzungsmitglieder, ausnahmslos Frauen aus der Ersten Klasse, darunter prominente Damen der Oberschicht wie Elizabeth Rothschild, die Schriftstellerin Helen Candee, die Tochter von Fifth Avenue-Gründer Andrew Saks, Leila Meyer oder Sigrid Lindström, Nichte des früheren schwedischen Premierministers Arvid Posse. Molly übernahm wie viele andere Frauen auch ein Ruder. Geschichten, die besagen, sie hätte in dem Rettungsboot das Kommando innegehabt oder es sogar mit einem Revolver in der Hand geführt, entsprechen nicht der Wahrheit, fanden aber Eingang in viele Bücher und Filme zur Titanic-Katastrophe. Tatsächlich wurde Boot Nr. 6 vom Besatzungsmitglied Robert Hitchens kommandiert.

Als nach dem endgültigen Untergang des Schiffs die Schreie der im Wasser um ihr Leben kämpfenden Passagiere zu den Insassen des halbleeren Bootes Nr. 6 hinüber hallten, setzte sich Molly Brown dafür ein, sofort zur Unglücksstelle zurück zu rudern und Überlebende aufzunehmen. Wegen der Angst, das Boot könnte durch den Ansturm der Ertrinkenden kentern, konnte sie sich allerdings nicht durchsetzen. Als Boot Nr. 6 vom englischen Passagierdampfer Carpathia aufgenommen wurde, war es bereits hell und die meisten Frauen waren unterkühlt.

Spätes Leben

Im Mai 1912 überreichte Molly Brown dem Kapitän der Carpathia, Captain Arthur H. Rostron, einen silbernen Pokal als Zeichen der Anerkennung. Zudem ließ sie jedem Crew-Mitglied eine Ehrenmedaille zukommen. Später errichtete sie ein Titanic-Denkmal in Washington, D. C., welches heute noch existiert.

Während des Ersten Weltkrieges setzte sich Molly aktiv für Kriegsopfer - zivil wie militärisch - ein und schloss sich dem Amerikanischen Komitee für das zerstörte Frankreich an, das verwundete Soldaten versorgte und sich um die Wiederherstellung verwüsteter Ortschaften im Frontbereich kümmerte.

In späteren Jahren entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Schauspielern erneut und ging nach Paris, um Dramatik zu studieren. Sie trat in Paris und New York als Bühnenschauspielerin auf.

Margaret Brown starb am 26. Oktober 1932 im Barbizon Hotel in New York im Alter von 65 Jahren an einem Gehirntumor.

Sonstiges

Literatur

  • Kristen Iversen (mit einem Vorwort von Muffet Brown): Molly Brown: Unraveling the myth. Johnson Books, Boulder 1999 - ISBN 1-555-66237-4

Weblinks


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