- Maria Stuart (Schiller)
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Maria Stuart von Friedrich Schiller ist ein Trauerspiel in fünf Akten. Es wurde am 14. Juni 1800 im Weimarer Hoftheater uraufgeführt. Erste Stoffrecherchen und Pläne Schillers sind bereits 1783 nachweisbar, wurden aber zunächst liegen gelassen. Erst 1799 griff Schiller den Stoff wieder auf.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Im Jahre 1568 wird Maria Stuart, Königin von Schottland, wegen der Ermordung ihres Gatten aus dem Land verjagt und flieht nach England. Sie erhofft sich Schutz bei Elisabeth I., der englischen Königin. Die aber muss um ihre Krone fürchten, da Maria selber Ansprüche darauf hat. Deshalb lässt Elisabeth sie gefangen nehmen und in einem Schloss internieren. Die Handlung des Stücks setzt 19 Jahre später, 1587, drei Tage vor Marias Hinrichtung ein.
Betört durch die Schönheit Maria Stuarts hatten immer wieder junge Männer Versuche unternommen, die Schottin zu befreien. Auch der junge Mortimer, der den Auftrag der Königin, die Gefangene umzubringen, nur zum Schein annimmt, möchte die Eingekerkerte retten. Er weiht den Grafen von Leicester in seinen Plan ein, der selber Maria liebt, aber Liebhaber der Elisabeth ist. In seinem Dilemma arrangiert dieser ein Treffen der Königinnen, bei dem Maria das Herz ihrer Rivalin rühren soll.
Als dieses zustande kommt, versucht Elisabeth, die flehende Maria tiefer zu demütigen, wirft ihr Heuchelei und am Ende vor, all ihre Männer ins Jenseits befördert zu haben. Darauf reagiert Maria am Ende mit Stolz und bezichtigt Elisabeth desgleichen der Heuchelei, nämlich, mit ihrem übertriebenen Tugendgebaren (als „jungfräuliche Königin“) ihre niedere Herkunft nicht verschleiern zu können. Der Versöhnungsversuch macht also alles noch schlimmer.
Mortimers folgerichtiger Mordanschlag auf Elisabeth scheitert und endet damit, dass er sich ersticht. Die Königin sieht sich gezwungen, Maria zu töten, um ihren Thron zu sichern. Da sie die Schuld und den üblen Leumund für den Tod Marias nicht übernehmen will, unterzeichnet sie dann zwar das Urteil, schiebt aber den Vollstreckungsbefehl anderen zu. Maria Stuart wird dennoch hingerichtet, Elisabeth verliert alle ihre Ratgeber auf die eine oder andere Weise.
Handlung
Erster Aufzug
- Schloss zu Fotheringhay (Marias Gefängnis)
Erster Auftritt
Paulet ist dabei, Schriften und Schmuck aus Marias Gefängnis zu konfiszieren, angeblich um sie davon abzuhalten, damit gegen Elisabeth zu konspirieren. Zwischen Marias Bewacher Paulet und ihrer Amme Kennedy werden die unterschiedlichen Ansichten über Marias englische Gefangenschaft deutlich: Für Kennedy wurde die geflohene schottische Königin, die bei ihrer englischen Verwandten Schutz suchte, gemein gefangengesetzt. Paulet betont Marias Versuche mit Frankreich Kontakt aufzunehmen, um den englischen Thron zu usurpieren und den Katholizismus wieder einzuführen; dazu habe sie Meuchelmörder gegen die Königin gedungen.Zweiter Auftritt
Maria erscheint und bittet Paulet, Elisabeth ein Schreiben zu geben, in dem sie um eine persönliche Audienz bittet, da sie sich nur der an "Geschlecht und Rang" Ebenbürtigen öffnen könne. Außerdem möchte sie kirchlichen Beistand und ihr Testament aufsetzen, denn nachdem sie vor einem Monat verhört worden sei, erwarte sie nun eine schnelle Verurteilung oder gar Hinrichtung.Dritter Auftritt
Mortimer, Paulets Neffe erscheint und lässt die reizvolle Maria auffällig unbeachtet. Paulet bemerkt zu Maria: "An dem ist eure Kunst verloren".Vierter Auftritt
Im Gespräch mit Kennedy offenbart Maria, dass heute der Jahrestag der Ermordung ihres Mannes sei, an der sie mitgewirkt habe. Kennedy bringt zur Entschuldigung vor, dass ihr Ehemann Darnley nur durch Maria König geworden sei, sich dann aber nicht ordnungsgemäß verhalten habe. Sie habe die Tat nur im Wahnsinn, verführt von Bothwell, getan, den sie dann vor dem Parlament freisprechen habe lassen und geheiratet habe. England klage sie aber nicht deshalb, sondern nur aus machtpolitischen Gründen an.Fünfter Auftritt
Mortimer erscheint und schickt Kennedy weg.Sechster Auftritt
Mortimer bekennt Maria, auf seinen Reisen glühender Katholik geworden zu sein. Ein Bischof in Frankreich nahm ihn in die katholische Kirche auf, und hier sah er auch Marias Bild, lernte ihr Elend kennen und wurde von ihrem rechtmäßigen Anspruch auf Englands Thron überzeugt, worüber er sich dann noch selbst weiter eine Meinung gebildet habe.Er bringt auch die Nachricht, dass Maria schuldig gesprochen und Elisabeth die Hinrichtung nur noch hinausschiebe, um den Eindruck zu erwecken, vom Parlament dazu genötigt worden zu sein. Maria kann nicht glauben, dass Elisabeth das Königtum so schänden könnte, doch Mortimer überredet sie zu einem Fluchtplan. Maria verweist ihn allerdings an Graf Leicester, was Mortimer sehr erstaunt, sei dieser doch der "blutigste Verfolger" Marias. Sie gibt ihm ihr Bild an Leicester mit.
Siebter Auftritt
Burleigh erscheint, um den Richterspruch zu verkünden. Maria erkennt das Gericht nicht an, da die hochadligen Richter durch ihr Verhalten unter Heinrich VIII. kompromittiert seien. Außerdem hätten sie unter den letzten vier Regierungen den Glauben viermal geändert. Zudem seien Briten und Schotten so lange zerstritten, dass sie nicht übereinander zu Gericht sitzen dürften, solange sie nicht unter einer Krone vereint seien, nämlich unter ihrer. Sie sei auf ein Gesetz hin zum Tod verurteilt, das man nur für sie geschaffen habe, und der Vorwurf der Verschwörung sei nicht bewiesen. Außerdem seien Verfahrensfehler gemacht worden, was Paulet zugibt.Letztlich wird klar, dass der Machtwille Elisabeths zu Marias Verurteilung geführt hat, nicht das Recht.
Achter Auftritt
Burleigh betont die Gerechtigkeit des Urteils, sieht aber auch klar, dass alle Welt darin ein Willkürurteil Elisabeths vermuten werde, denn "das Richtschwert, womit der Mann sich ziert, verhaßt ist's in der Frauen Hand. Die Welt glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes, sobald ein Weib das Opfer wird".Burleigh lässt durchblicken, dass deshalb eine Hinrichtung kritisch sei und es Elisabeth lieber sehe, wenn Maria durch Paulet schleichend vergiftet werde. Doch Paulet macht klar, dass er nicht einmal das Eindringen von Mördern dulden, geschweige denn selbst morden würde.
Zweiter Aufzug
- Palast zu Westminster
Erster Auftritt
Zwei Lords sprechen über die Heiratspläne Elisabeths mit dem französischen Thronfolger. Die Formulierung "keusche Festung der Schönheit" steht hier als Metapher für Elisabeth, die bisher allen Heiratsplänen negativ gegenüber stand.Zweiter Auftritt
Die französischen Gesandten wollen eine Heiratszusage von der Königin, doch diese wartet noch und lamentiert darüber, dass das Volk sie zur Heirat zwinge, sie aber kein Interesse daran habe, sich einem Mann zu unterwerfen und ihre Freiheit aufzugeben.Als sie dennoch den Franzosen einen Ring mitgibt, bitten diese um Marias Begnadigung, doch Elisabeth lehnt ab.
Dritter Auftritt
Sie lässt ihre Berater rufen. Der Großschatzmeister Burleigh will die Königin überreden, Marias Hinrichtung zu befehlen, da Maria eine Gefahr für den Thron und die Freiheit Englands darstelle. Für ihn zählt nur die Staatsraison. Talbot dagegen rät zur Gnade, da ein Todesurteil einer Frau nicht angemessen und der Richterspruch nur ein Gefälligkeitsurteil gewesen sei. Sie unterliege nicht englischer Rechtsprechung; Elisabeth brauche sich nicht dem Wunsch des Volkes nach Marias Hinrichtung zu beugen. Maria sei schuldig, doch man müsse diese Schuld vor der Situation (Bürgerkrieg in Schottland) und ihrer Erziehung (in Frankreich) sehen, während Elisabeth im Elend gereift sei. Leicester warnt davor, aus Maria, vor der keine Gefahr ausgehe, eine Märtyrerin zu machen. Vielmehr solle das Urteil vollstreckt werden, sobald ein neues Komplott von ihr ausgehe. Elisabeth hört sich die Argumente ihrer Berater an, legt sich aber nicht fest.Vierter Auftritt
Mortimer erscheint und berichtet der Königin von seiner Reise, seine Rolle wird immer zwielichtiger. Paulet übergibt Marias Bitte um eine Audienz. Elisabeth ist sichtlich über den Brief gerührt und ihr kommen die Tränen. Burleigh rät ab, aber Leicester und vor allem Talbot, der über diese Entwicklung mehr als erfreut ist, raten zu. Man erkennt, dass Burleigh eigene Ziele verfolgt.Fünfter Auftritt
Elisabeth schildert mit Mortimer allein noch einmal das Dilemma, mit Marias Tod zwar sicherer zu sein, aber vor der Welt in schlechtem Licht dazustehen. Sie bittet sehr indirekt und vorsichtig Mortimer um den Mord.Sechster Auftritt
In einem Monolog wird Mortimers tatsächliche Absicht offensichtlich: Er möchte Maria retten und hat den Mordauftrag gegen sie nur angenommen, um Zeit zu gewinnen. In Wahrheit hasst er Elisabeth und liebt stattdessen Maria.Siebter Auftritt
Paulet spricht Mortimer direkt auf das Gespräch mit der Königin an und sagt ihm auf den Kopf zu, sie habe ihn zum Mord überreden wollen. Sie werde ihm aber danach die Tat in die Schuhe schieben.Achter Auftritt
Leicester offenbart Mortimer seine Zuneigung für Maria. Er erzählt ihm, dass er sie eigentlich hätte heiraten sollen, sie aber dann verließ, weil er sich Hoffnungen auf Elisabeth machte, worauf Maria Darnley heiratete. Die angebahnte Ehe mit dem Dauphin verprellt nun Leicester und treibt ihn in Marias Arme zurück, die er nun angeblich liebt; gleichzeitig wird aber klar, dass sie ihm im Fall der Befreiung die Ehe versprochen hat. Als Mortimer ihm seine Befreiungspläne offenbart, macht Leicester aber einen gewaltigen Rückzieher, denn er denkt eher an eine diplomatische Befreiung. Mortimer will ihn zur gewaltsamen Aktion mit Hilfe seiner adligen Freunde überreden, selbst an eine Entführung der Königin denkt er.Neunter Auftritt
Vor Elisabeth jammert Leicester wegen deren Ehe mit dem Franzosen. Sie stellt dies als Staatsraison hin, doch will sie auch wissen, ob Maria wirklich so schön sei. Leicester versucht sie zu überreden, sich selbst davon zu überzeugen, da er glaubt, dann könne das Urteil nicht mehr vollstreckt werden (Burleigh: "Das Urteil kann nicht mehr vollzogen werden, wenn sich die Königin ihr genahet hat, denn Gnade bringt die königliche Nähe."). Elisabeth gibt nach, um Leicester, den sie durch die Heirat mit dem Franzosen enttäuschen muss, einen Gefallen zu tun. Auf einer Jagd will sie im Park vor Marias Gefängnis sich mit dieser wie zufällig treffen.Dritter Aufzug
- Park vor Marias Gefängnis
Erster und Zweiter Auftritt
Maria bekommt unerwartet Ausgang (um das Treffen arrangieren zu können). Sie springt wie verrückt voller Euphorie im Park herum und genießt vollends die Natur. Paulet eröffnet ihr die Aussicht, sie werde Elisabeth gleich sehen; Maria erblasst daraufhin.Dritter Auftritt
Talbot ist vorausgeeilt und ermahnt Maria, sich unterwürfig zu zeigen, doch diese hat alle guten Vorsätze vergessen und ist hasserfüllt.Vierter Auftritt
Beim Treffen gibt Maria der aggressiven Elisabeth zuerst in allem nach und versucht, sie milde zu stimmen, doch als Elisabeth auf ihre Jugendsünden zu sprechen kommt, kann sie sich nicht mehr zurückhalten und wirft ihr die Unrechtmäßigkeit ihres Königtums vor. Während Marias Position zu Beginn des Gesprächs noch niedriger angesiedelt ist als die von Elisabeth, gelingt es ihr im weiteren Verlauf argumentatorisch die Oberhand zu gewinnen. Sie deklassiert Elisabeth, indem sie sie als unmoralisch und unmenschlich entlarvt. Gerade zum Schluss fallen jedoch neben diesen Streitpunkten auch Sätze, deren Inhalte nur noch beleidigend sind. Marias Schicksal ist damit besiegelt.Fünfter Auftritt
Vor Kennedy gibt Maria zu verstehen, dass sie gegen Elisabeth gesiegt hat und sie Elisabeth vor Leicesters Augen erniedrigt hat.Sechster Auftritt
Mortimer (der das Gespräch der Königinnen belauschte) gibt Maria seinen Befreiungsplan bekannt, der die Ermordung seines Oheims beinhaltet. Maria ist entsetzt und will nichts davon wissen. Da drängt das Volk herbei.Siebter Auftritt
Paulet bringt die Kunde von der Ermordung Elisabeths.Achter Auftritt
Ein Mitverschwörer benachrichtigt Mortimer, dass einer der Verbündeten versucht habe, Elisabeth zu ermorden, was misslungen sei. Mortimer will nicht fliehen.Vierter Aufzug
- Vorzimmer
Erster und Zweiter Auftritt
Man gibt den französischen Abgesandten zu verstehen, dass ein Franzose den Mordanschlag verübt habe. Die Hochzeit wird storniert.Dritter Auftritt
Burleigh und Leicester geraten aneinander, da Burleigh die französische Hochzeit eingefädelt und Leicester Elisabeth zu Maria gelockt hat.Vierter Auftritt
Mortimer bringt Leicester die Nachricht, dass ein Brief Marias an ihn entdeckt worden ist, den nun Burleigh hat. Leicester versucht sich zu retten, indem er Mortimer der Wache ausliefert. Dieser verrät ihn nicht, sondern bringt sich um.- Zimmer der Königin
Fünfter Auftritt
Burleigh hat Elisabeth Marias Brief gebracht. Sie befiehlt den Tod Marias und will Leicester in den Tower werfen lassen, wird aber dann unsicher, als dieser naht.Sechster Auftritt
Vor der Königin kann sich Leicester darauf hinausreden, den Kontakt zu Maria nur hergestellt zu haben, um ihre Pläne aufzudecken, was schließlich zur Entlarvung der Befreiungsaktion geführt habe. Er stimmt nun selbst für Marias Tod und bekommt von der weiter misstrauischen Elisabeth den Auftrag zu dessen Ausführung.Siebter bis Neunter Auftritt
Das Volk drängt auf das Todesurteil, Elisabeth fürchtet weiter um ihren Ruf und sieht sich unfähig zum Todesurteil. Auch Talbot rät ab, denn "welch Haupt steht fest, denn dieses heil'ge fiel!"; Burleigh drängt zur Härte.Zehnter Auftritt
In einem Monolog offenbart Elisabeth ihre ganze Frustration und verfällt in Selbstmitleid. Beispielsweise sei sie ein Sklave des Volkes, müsse sich Legitimitätsproblemen stellen (hat viele politische Gegner in Europa, Papst hat sie exkommuniziert, usw.) und benennt Maria Stuart als Ursache ihrer ganzen Übel. Durch die Erinnerung an das vernichtende Gespräch und ihren Hass auf Maria unterschreibt sie voller Wut das Todesurteil.Elfter Auftritt
Sie übergibt ihrem Staatssekretär Davison das Urteil und versucht, ihm die Verantwortung dafür aufzuhalsen, wogegen sich dieser heftig sträubt. Am Ende ist nichts klar ausgesprochen.Zwölfter Auftritt
Davison zögert, doch Burleigh entreißt ihm die Urkunde und entfernt sich schnell.Fünfter Aufzug
- Gefängnis
Erster Auftritt
Kennedy erzählt Marias Haushofmeister Melvil von der letzten Nacht, in der man Maria das Todesurteil brachte. Das Klopfen, das sie hört und als Zeichen der Befreiung durch Mortimer interpretiert, ist das Geräusch, das bei der Errichtung des Schafotts entsteht.Zweiter bis Fünfter Auftritt
Die Bediensteten unterhalten sich über Marias Verfassung und die Vorbereitungen zur Hinrichtung.Sechster Auftritt
Maria verteilt Gaben an ihre Diener und nimmt Abschied.Siebter Auftritt
Als Maria Melvil von ihrer Glaubensnot berichtet, offenbart ihr dieser überraschend, vom Papst die Priesterweihen empfangen zu haben. Maria beichtet beim Abendmahl mit Priester Melvil drei Sünden. Als erstes beichtet sie ihren Hass auf Elisabeth und verzeiht ihr sogleich. Danach kommt sie auf ihr Verhältnis zu Leicester zu sprechen und bereut ihre Gefühle, verzeiht aber auch ihm. Schließlich beichtet sie als Drittes ihre Beteiligung am Mord ihres Gatten. Melvil wirft ihr dennoch vor, Meuchelmörder und Verschwörungen gegen Elisabeth organisiert zu haben. Dies streitet Maria ab und beweist das Gegenteil, indem sie aussagt, ihre Schreiber haben ihre diktierten Briefe gefälscht, um sie der Hinrichtung näher zu führen.Achter Auftritt
Vor Burleigh und Leicester eröffnet sie ihre letzten Wünsche und verzeiht Elisabeth.Neunter Auftritt
Mit Mühe kann sie von Burleigh erreichen, dass Kennedy sie aufs Schafott begleitet. Außerdem wirft Maria Leicester vor, ihre zärtliche Liebe zu ihm für den Stolz Elisabeths verraten zu haben. Ihre Sätze klingen scheinbar ohne Wut oder Hass, sind aber sehr zynisch formuliert. Sie macht deutlich, von Leicester äußerst enttäuscht zu sein, und wünscht ihm: "Lebt wohl, und wenn ihr könnt, lebt beglückt."Zehnter Auftritt
In einem Monolog bekennt er sich zur Schandtat. Darin wird man auch indirekter Zeuge der Hinrichtung. Maria geht gefasst und mit sich selbst im Reinen in den Tod.Elfter und Zwölfter Auftritt
Elisabeth wartet gespannt auf Nachricht, aber weder Burleigh noch Leicester erscheinen.Dreizehnter Auftritt
Talbot tritt auf und verkündet, dass er noch einmal im Tower gewesen sei und dort vom falschen Zeugnis von Marias Diener Kurl erfahren habe. Der habe das, als er bemerkte, dass er mit seiner Falschaussage für Marias Tod verantwortlich ist, fürs Volk vernehmlich durchs Fenster gebrüllt. Elisabeth ordnet eine neue Untersuchung an und macht sich selbst vor, dafür sei "noch Zeit", wohl wissend, dass Maria bereits tot ist.Vierzehnter Auftritt
Folgerichtig beruft sie sich nun darauf, Davison nicht befohlen zu haben, das unterschriebene Todesurteil weiterzugeben.Letzter Auftritt
Elisabeth lässt Davison in den Tower werfen und verbannt Burleigh, dafür macht sie Talbot zum persönlichen Berater. Der lehnt ab. Darauf ruft sie nach Leicester, der aber nach Frankreich abgereist ist.Wichtige Personen
Elisabeth ist als englische Königin mit nicht unanfechtbarer Legitimation in einer problematischen Situation. Lässt sie Maria am Leben, könnte diese ihr den Thron streitig machen, stimmt sie der Hinrichtung zu, fürchtet sie, als grausame Herrscherin dazustehen. Das Dilemma, nie auf ihre Gefühle hören zu dürfen, sondern immer als öffentliche Person agieren zu müssen, ist das Grundproblem, das Schiller an ihr darstellt. Besonders betont wird dies dadurch, dass an sie als Frau eigentlich ganz andere Rollenerwartungen gestellt werden. Der Preis für die Macht ist ein nicht zu heilender Riss durch die Persönlichkeit. „Bei dem Charakter der Elisabeth hat sich Schiller mehr, als er ursprünglich vorhatte, von dem historischen freigemacht. Es war die Möglichkeit gegeben, diese Figur nicht schlechthin als Theaterbösewicht zu behandeln, sondern unter den Zwang der Notwendigkeit zu stellen. Nicht als ob Schiller alle die Züge, die seine ‚königliche Heuchlerin‘ charakterisieren, erfunden hätte; ihre Unentschlossenheit, ihre verlogene Zurückhaltung, ihre eifersüchtige Eitelkeit, ja sogar den Verdacht geheimer Lasterhaftigkeit fand er in den Quellen, aber er verfügte über das Mittel, mit einer Kunst, die man biographische Charakteristik genannt hat, diese Züge zu motivieren, und zwar aus der trüben Jugend der Elisabeth heraus, aus den Gefahren, denen sie damals nur durch äußerste Vorsicht und kluge Verstellung hatte entgehen können, und aus der haltlosen Stellung des Weibes auf dem Throne. Dieser Gedanke tritt an mehreren Stellen deutlich hervor und erhebt sich in dem großen Monolog zu ergreifender Tragik; aber im ganzen wird er verdunkelt durch den gefühlsmäßig verschärften Kontrast zwischen Elisabeth und ihrer Gegnerin. Schon in den früheren Stücken, im ‚Fiesco‘ wie in ‚Kabale und Liebe‘ und im ‚Don Carlos‘, war es Schillers Art gewesen, zwei Frauen-charaktere kontrastierend zu entwickeln, aber nie ist dadurch in solchem Maße die Führung der Handlung beeinflusst worden wie hier. Wenn den offen eingestandenen Liebessünden Marias die geheimen Laster der Elisabeth gegenüberstehen, so dient die Gestalt Mortimers dazu, diesen Gegensatz in Handlung umzusetzen: Elisabeth stellt für einen Meuchelmord den Preis in Aussicht, um den Maria ihr eigenes Leben nicht erkaufen will. Und wenn Maria beteuern kann, sie sei nicht nur mit dem Wort, sondern auch mit dem Willen unschuldig an dem Verbrechen gegen Elisabeth, so wird damit der Gegnerin das Urteil gesprochen, die gerade nur das Wort zu vermeiden sucht. Je mehr im Laufe der Handlung Marias Waagschale sich hebt, desto mehr senkt sich die der Elisabeth; Maria beginnt als schwere Sünderin und endet in königlicher Hoheit; Elisabeth tritt auf im vollen Glanz ihrer Herrschaft und steht zuletzt da als das schwache, feige, unselbständige Weib. Zwar erniedrigt sie sich schon im zweiten Aufzug in kaum erträglicher Weise, aber der entscheidende Moment, der sie jeder Sympathie beraubt, liegt im dritten Aufzug, wo sie die Gelegenheit, das königliche Recht der Gnade auszuüben, verschmäht.“ (Julius Petersen)
Maria ist nach der von ihr initiierten Ermordung ihres Mannes und der Heirat des Mörders vor der Rache des schottischen Volkes nach England zu ihrer Verwandten Elisabeth geflohen, die sie aber aus Sorge um nicht ganz unberechtigte Thronansprüche der Stuart-Königin in Gefangenschaft setzen lässt. Maria initiiert zuerst verschiedene Befreiungsversuche, die allesamt fehlschlagen. Nachdem ihre Hinrichtung unausweichlich ist, findet sie sich in ihr Schicksal und akzeptiert ihren Tod als gerechte Sühne für die Mithilfe beim Mord an ihrem Ehemann. An ihr demonstriert Schiller die drei Entwicklungsstufen des Menschen, die er im 24. der Ästhetischen Briefe anspricht: "Es lassen sich also drei verschiedene Momente oder Stufen der Entwicklung unterscheiden, die sowohl der einzelne Mensch als die ganze Gattung notwendig und in einer bestimmten Ordnung durchlaufen müssen, wenn sie den ganzen Kreis ihrer Bestimmungen erfüllen sollen. [...] Der Mensch in seinem psychischen Zustand erleidet bloß die Macht der Natur; er entledigt sich dieser Macht in dem ästhetischen Zustand, und er beherrscht sie in dem moralischen Zustand."
Wilhelm Cecil, Baron von Burleigh, der Großschatzmeister und Berater Elisabeths, vertritt konsequent die Interessen des Staates und seiner Königin. Die Frage der Rechtmäßigkeit der Hinrichtung stellt sich für ihn nicht, für ihn zählt allein die Staatsraison. Und vor der Gefahr der Rekatholisierung Englands und eines Bürgerkrieges plädiert er für die Todesstrafe. Er ist ein typischer Machiavellist.
Georg Talbot, Graf von Shrewsbury, ist der zweite wichtige Berater der Königin. Er repräsentiert am ehesten den Standpunkt Schillers. Er ist human, in seinem Standpunkt überlegt und ausgewogen sowie gerecht. Allerdings bleibt sein Einfluss gering, da er den Ausgleich zwischen Staatsinteressen und individuellem Wohl im Auge hat. Elisabeth erkennt das: "Ich ziehe die Räte vor, die meine Wohlfahrt lieben" (2. Aufzug/3. Auftritt).
Robert Dudley, Graf von Leicester, der dritte Berater der Königin, ist reiner Opportunist, den nur sein eigenes Wohlergehen interessiert. Er hält sich alle Optionen offen und ist genauso bereit Elisabeth zu heiraten wie Maria. Er ist am ehesten der Typus des Adligen, der seit der Aufklärung besonders im Bürgerlichen Trauerspiel in der Kritik der bürgerlichen Autoren steht. Er ist intrigant, eine moralische Grundlage für seine Entscheidungen gibt es nicht.
Mortimer, der Neffe von Marias Aufseher Paulet, ist die einzige erfundene Hauptfigur des Dramas. Er bringt das sogenannte "erregende Moment" in das Drama, denn mit seinem Erscheinen gibt es plötzlich die Option der Befreiung für Maria. Er repräsentiert das Katholisch-Sinnenfreudige und kontrastiert so Elisabeth. In seiner emotionalen Art, fern von Intrige oder politischem Kalkül, ist er auch eine Kontrastfigur zum zögerlich-berechnenden Leicester. Er opfert sich für seine Ideen und ist immer ganz er selbst, die Spaltung von Sein und Schein existiert für ihn nicht.
Amias Paulet, Ritter und Hüter der Maria, ist ein Biedermann. Er ist politisch und religiös zuverlässig und äußerst korrekt. Paulet lässt sich nicht dazu missbrauchen, den Tod Marias im Gefängnis herbeizuführen. Er gibt sogar im Beisein Marias Burleigh gegenüber zu bedenken, dass im "Rechtsstreit [...] Unziemlichkeiten vorgegangen" (915 und 985) seien. Paulet bewacht Maria streng; aber er ist ihr auch gefällig, den Brief, in dem sie Elisabeth um eine Unterredung bittet, an die richtige Adresse zu leiten: "[...] was sich verträgt mit meiner Pflicht, mag ich gern erweisen" (1506f.). Maria weiß dies zu würdigen und nimmt in der Todesstunde respektvoll Abschied von ihrem Wärter.
Interpretation
Für dieses Werk der Weimarer Klassik muss man Schillers ästhetische Schriften für die Interpretation heranziehen, besonders Über die ästhetische Erziehung des Menschen. Ausgangspunkt seiner Gedanken ist die Enttäuschung über den Umschlag der Französischen Revolution in die Schreckensherrschaft. Damit stellte sich für Schiller die Frage, was der Anlass für diesen Umschlag war und wie ein vernünftiger bürgerlicher Staat den dekadenten Feudalstaat ablösen kann, ohne dass Europa „in Barbarei und Knechtschaft zurückgeschleudert“ wird.
Bei der Frage nach dem Anlass ging er von einer Zerrissenheit des Menschen in Sinne und Geist, dem Verlust der Totalität aus. Winckelmann folgend habe zwischen diesen bei den Griechen noch Harmonie geherrscht. Mit dem Untergang der hellenischen Kultur sei diese Einheit zerbrochen und die Teile nur noch getrennt in den Individuen vorhanden. Auch der Staat könne das nicht ändern, da er gerade auf diese Individualität baut. In der Folge gibt es nur eine Instanz für die Besserung der Menschheit durch die Wiedergewinnung der Harmonie - die Kunst. Denn die ästhetische Sphäre ist die der Vermittlung zwischen Vernunft und Sinnlichkeit, an anderer Stelle nennt er den „Spieltrieb“ den Vermittler zwischen „Formtrieb“ und „Stofftrieb“.
Der Beweis Schillers ist, dass die meisten Menschen reiner Vernunft nicht zugänglich sind, da sie „durch Empfindungen zum Handeln bestimmt“ sind. Deshalb müsse „der Weg zum Kopf [...] durch das Herz geöffnet werden“.
Der Übergang von einem Staat zum anderen findet evolutionär statt: Der Mensch wird solange ästhetisch gebildet, bis die Gesellschaft die alte Schale einfach abwirft. Umgekehrt aber wird deutlich, dass das rein politisch ausgerichtete und handelnde Individuum das Problem nicht lösen kann: der öffentliche Mensch kann seine Moral nicht entwickeln, sondern scheitert und wird unmoralisch, wenn sein Handeln nicht authentisch ist. Und authentisch kann es nur sein, wenn das Individuum zu seiner Totalität zurückgefunden hat.
Elisabeth ist die typische Vertreterin des nicht authentischen Menschen. Sie kann als Frau und öffentliche Person nicht zu ihrer Totalität finden, sie ist gezwungen, ein Leben im Schein zu leben. Dafür muss sie jedem persönlichen Glück entsagen. Obwohl sie dauernd von Freiheit spricht, ist sie abhängig vom Willen des Volkes, den Anforderungen des Königtums und den Rollenerwartungen, die an sie als weibliche Monarchin gestellt werden.
Maria findet zu einem selbstbestimmten Leben, nachdem sie alle Fesseln bis hin zur Todesangst abgeworfen hat. Sie kann ihre Moralität und Totalität aber nur durch den Rückzug in die Innerlichkeit bewahren. Im öffentlichen Bereich, in der Politik, unterliegt sie den alten Mächten der adligen Hofgesellschaft. Sie hat eine eigene Vorstellung vom politischen Menschen: Die Freiheit des Individuums muss mit den Bedürfnissen aller nach vernünftigen Prinzipien zur Übereinstimmung gebracht werden.
Übernahme des Stoffes
Gaetano Donizettis Oper „Maria Stuarda“ von 1835 beruht stark auf Schillers Stück.
Weblinks
- Lehrerfortbildung-BW Unterrichtsprojekte Deutsch: Maria Stuart
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Historisches Werk: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?
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