- Apologeten
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Ein Apologet (von gr. apologeomai, apologia: verteidigen, Verteidigungsrede) ist ursprünglich ein Vertreter der christlichen Apologie, die das Christentum im Römischen Reich als vernünftige Religion aufzeigt und gegen Angriffe anderer Religionen und Philosophien verteidigt.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsgeschichte
Der Ausdruck "Apologet" wird mit Bezug auf die das Christentum verteidigenden Texte v.a. des 2. Jh. von Fédéric Morel in seiner grundlegenden Textausgabe Corpus Apologetarum von 1616 verwendet. Prudentius Maran knüpft mit seiner Edition von 1742 daran an, wie auch viele weitere Herausgeber.
Jüdische Apologetik
Die frühe christliche Apologetik schließt an entsprechende Unternehmen im antiken Judentum an.
Frühchristliche Apologeten
Anfänge christlicher Apologetik finden sich bereits im neuen Testament, etwa Apg 16,16-34. Auch das Kerygma Petri ist hier zu nennen.
Wichtige Vertreter der antiken christlichen Apologetik sind im 2. Jahrhundert
- Quadratus (um 129?),
- Aristides (fl. vor 138),
- Justinus der Märtyrer († um 165),
- Melito von Sardes († um 180)
- Pseudo-Meliton
- Theophilos von Antiochia († um 183),
- Tatian,
- Pseudo-Justins Cohortatio ad Graecos,
- Athenagoras,
- der anonyme Protreptikos „An Diognet“.
- Minucius Felix
- Apollinaris von Ravenna (Antiochien) († um 200*)
- Irenäus von Lyon (um 135-202), insb. Demonstratio apostolicae praedicationis
Im 3. Jahrhundert sind treten u.a. hervor:
- Hermias (um 200)
- Clemens von Alexandria († nach 215)
- Tertullian († um 230)
- Origenes († 253), insb. Contra Celsum
- Cyprian von Karthago († 258), Ad Demetrianum
- Miltiades († 314)
- Acta Apollonii in Teilen
Auch Autoren des 4. und 5. Jahrhunderts bezeichnet man zuweilen noch als Apologeten oder hebt zumindest Funktionen einzelner ihrer Werke als apologetisch hervor, darunter:
- Arnobius, Adversus Nationes
- Eusebius von Caesarea mit seiner Preparatio Evangelica
- Augustinus († 430) mit seinem Gottesstaat
- Theodoret mit seiner Heilung der hellenischen Krankheiten.
Die christlichen Werbe- und Verteidigungsschriften partizipieren an einem akademischen Diskurs und dem Versuch, griechisch-römische Bildungstradition und christliche Lebensform und Überlieferung (Evangelium) qualifiziert aufeinander zu beziehen. Das Spektrum reicht von weitgehender Anlehnung an pagane popularphilosophische und literarische Traditionen bis zu schroffen Polemiken.
Wichtige nichtchristliche Teilhaber an diesem Streitgespräch, welche die klassische antike Bildungstradition verteidigen, sind u.a.
- Mittelplatoniker Kelsos (Celsus), vermutlich ein Lehrer in Alexandrien, mit seiner Werbe- und antichristlichen Streitschrift Wahre Lehre (177-180)
- am Anfang des 4. Jahrhunderts Porphyrius, der gebildetste aller antiken Christentumskritiker, mit seiner Streitschrift Gegen die Christen
- Kaiser Julian Apostata mit seiner Schrift Gegen die Galiläer.
Von diesen drei Werken sind nur Fragmente erhalten. Die Wahre Lehre des Kelsos und die Streitschrift von Kaiser Julian Apostata (reg. 361-363) können aus christlichen Erwiderungen darauf (Origenes, Contra Celsum; Cyrill von Alexandrien, Gegen Julian) in den Grundzügen rekonstruiert werden, von der antichristlichen Schrift des Porphyrius sind nur rund 80 Bruchstücke identifiziert.
Für die mittelalterliche und neuzeitliche Apologetik sowie die ihr entsprechende oder nachfolgende Disziplin der Fundamentaltheologie siehe jeweils dort.
Unspezifischere Wortverwendungen
Heute wird der Begriff auch im weiteren Sinn genutzt für einen auf gehobener intellektueller oder wissenschaftlicher Ebene argumentierenden Verteidiger einer Lehre oder Ideologie, im übertragenen Sinn für einen Verteidiger einer Irrlehre.
Literatur
- Kommentar zu frühchristlichen Apologeten (KfA), 12 Bde., Hrsg. von Norbert Brox, Kurt Niederwimmer, Horacio E. Lona, Ferdinand R. Prostmeier, Jörg Ulrich. Verlag Herder, Freiburg u.a. 2001ff.
Siehe auch
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