Mariaschein

Mariaschein
Bohosudov
Bohosudov führt kein Wappen
Bohosudov (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Teplice
Gemeinde: Krupka
Geographische Lage: 50° 40′ N, 13° 53′ O50.67388888888913.8908333333337Koordinaten: 50° 40′ 26″ N, 13° 53′ 27″ O

Bohosudov (deutsch Mariaschein) ist ein Ortsteil der Stadt Krupka (Graupen) in Tschechien. Er ist vor allem durch die Wallfahrtskirche der Schmerzhaften Mutter Gottes bekannt, die auch nach dem früheren Ortsnamen als Mariaschein bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Bohosudov liegt in Nordböhmen, sieben Kilometer nordöstlich von Teplice. Es ist ein Ortsteil von Krupka und liegt an dessen östlicher Seite. Durch den Ort führt die Landstraße Nr. 253, über die es von Dubí oder von Ústí nad Labem erreicht wird. Wanderer aus Richtung Fürstenau können Bohosudov auch mit der Seilbahn vom Mückentürmchen aus mit einer Abfahrt ins Tal erreichen.

Geschichte des Ortes

Jesuiten-Kloster um 1900

Mariaschein entwickelte sich schrittweise aus dem Dorf Althof mit seiner aus dem 13. Jahrhundert stammenden Wasserburg und dem 1446 erwähnten Dorf Scheine (auch Schein, Scheune). Im Jahre 1591 fiel das Dorf Scheine an die Komotauer Jesuiten, die um 1650 mit dem Bau eines Konvents und einer Wallfahrtskirche begannen, die sie Mariaschein nannten. Dieser Name wurde seit 1670 auch auf die beiden Gemeinden Althof und Scheine übertragen. Aufgrund der Beneš-Dekrete musste die deutsche Bevölkerung Mariaschein nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen. 1961 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Krupka.

Geschichte der Wallfahrt und der Wallfahrtskirche Mariaschein

Wallfahrtskirche Mariaschein
Bohosudov

Zur Entwicklung der Wallfahrt berichtet eine der vielen Sagen, dass die Ordensschwestern, deren Kloster in Schwaz von den Hussiten niedergebrannt wurde, in die Graupener Wälder flohen. Bei der Flucht nahmen sie eine Marienfigur aus Ton mit und versteckten sie in einer Linde. Nach einer anderen Überlieferung sollen hier im Jahre 1424 an die 300 Kämpfer, die vom Schlachtfeld bei Außig geflohen waren, von den Hussiten getötet worden sein.

Die in der Linde versteckte Marienfigur soll später einem Mädchen in der Not erschienen sein. Daraufhin wurde an dem Platz eine hölzerne Kapelle gebaut, in der das Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter Gottes aufgestellt und die 1443 durch einen Steinbau ersetzt wurde.

Die erste Marienwallfahrt fand bereits 1610 statt. Etwa vierzig Jahre später begannen die Jesuiten mit dem Bau einer Wallfahrtskirche, die in den Jahren 1701–1708 im Auftrag der Grafen Kolowrat durch den Leitmeritzer Diözesanbaumeister Giulio Broggio und seinen Sohn Octavio Broggio barock umgestaltet wurde.

Über dem Eingangsportal befindet sich zwischen zwei unterbrochen Rundbögen eine vergrößerte Darstellung des Gnadenbildes. In Nischen rechts und links vom Eingang stehen Statuen der Jesuitenheiligen Ignatius von Loyola und Franz Xaver. Die Südseite schmücken Statuen der böhmischen Landespatrone Wenzel, Ludmilla, Johann von Nepomuk und Prokop, die Nordseite die Heiligen Anna, Titus, Joseph und Adalbert.

Die Kirche hat einen rechteckigen Grundriss mit nur einem Längsschiff und je drei Seitenkapellen an den Längsseiten. Sie besitzt eine reiche Innenausstattung:

  • Den Hochaltar mit Säulenbaldachin schuf 1704–1714 der Tiroler Bildhauer Franz Dollinger nach dem Vorbild des Altars des Petersdoms. Er soll am Platz der Linde stehen, in der das Gnadenbild gefunden wurde.
  • Die Gemälde der Seitenaltäre stammen von Ignaz Raab und Johann Georg Heinsch.
  • Die Kanzel mit dem reich geschmückten Schalldeckel schuf 1719 Franz Dollinger.
  • Die Orgel mit barockem Prospekt schmücken Figuren der Heiligen Cäcilia und des König David sowie musizierende Engel.

Die Kirche ist von einem Kreuzgang mit sieben Kapellen umgeben, der 1584 bis 1590 erbaut wurde. Die Kapellen symbolisieren die Sieben Schmerzen Mariä und tragen die Namen der Stifter:

  • Die Weissagung Simeons bei der Aufopferung im Tempel (Reichstädter oder Herzoglichen Lauenburgischen)
  • Die Flucht nach Ägypten (Die fürstlich Clary-Aldringensche oder Teplitzer)
  • Der Verlust und das dreitägige Suchen des Knaben Jesus (Leitmeritzer)
  • Die Begegnung auf dem Kreuzwege (Die Bleylebensche)
  • Das Stehen unter dem Kreuz (Die Kulmer oder Kolowratsche)
  • Die Kreuzabnahme (Osseger)
  • Die Grablegung (Die Duxer oder gräflich Waldsteinsche)

Die 37 Freskengemälde des Kreuzgangs stellen die Geschichte des Wallfahrtsortes vor. Insgesamt befanden sich 31 Beichstühle im Kreuzgang, über denen in Halbreliefs Biblische Szenen dargestellt werden.

Zwischen Kirche und Kreuzgang wurde die Brunnenkapelle errichtet, in der die Quelle, der eine heilsame Wirkung zugeschrieben wird, gefasst wurde.

1853 wurde neben der Gnadenkirche ein Knabenseminar errichtet, welches 1882 erweitert wurde. Das Gymnasium wurde 1906 erbaut und erlangte 1922 das Öffentlichkeitsrecht. Bis 1925 wurden hier allein 652 Priester ausgebildet.

Zum 500-jährigen Bestehen der Wallfahrt im Jahre 1924 erreichte der Leitmeritzer Bischof Josef Gross die Erhebung der Wallfahrtskirche zur Basilika minor durch Papst Pius XI. Der Grundriss der Kirche ist der gleiche, wie der der Kirche Al Gesu von Vignola in Rom, der Hauptaltar ist ein Nachbau des Altars in der Peterskirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg brach der Wallfahrtsbetrieb ab. Erst 1968 durfte ein Seelsorger die Betreuung der Pfarrei übernehmen. Nach der politischen Wende von 1989 pilgern wieder jährlich im September Lausitzer Sorben nach Mariaschein. Außerdem findet seit 1992 jedes Jahr von Dresden aus eine Kinderfusswallfahrt statt. Die gesamte Anlage ist sehr renovierungsbedürftig.

Konventsgebäude und Gymnasium

Die Konventsgebäude entstanden nach 1668. Neben dem Konvent errichteten die Jesuiten 1679 eine Lateinschule. Im Zuge der Josephinischen Reformen wurde der Konvent 1773 aufgelöst und 1779 eine Schule und eine Präparandie für Lehramtsanwärter eingerichtet. 1853 wurde das bischöftliche Gymnasium eröffnet, das 1950 durch den Tschechoslowakischen Staat geschlossen wurde. Im selben Jahr wurden die Konventsgebäude zum Internierungslager für tschechische Jesuiten und Angehörige anderer Orden bestimmt. Einige Jahre später wurden die Gebäude als Kaserne für die tschechoslowakische, nach 1968 für die sowjetische Armee genutzt, die Mariaschein erst 1991 verließ. Schon 1993 konnte das Bistum Leitmeritz ein Gymnasium in dem ehemaligen Konventsgebäude, das baulich in einem schlechten Zustand ist, eröffnen.

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

  • Joachim Bahlcke u. a., Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren. Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 366–367
  • Druckschrift Bazilika Panny Marie Bolestné. Hrsg. von der Stadt Krupka, 2006
  • Johannes Schwabstedt: Sudetendeutsche Heimat Mittelgebirge. Marburg/Lahn 1954
  • Michael Hoffmann: Mariaschein - Bohosudov. Ein Wallfahrtsort im Dornröschenschlaf. Ed. Kirchhof & Franke, Leipzig–Berlin 2006, ISBN 3-933816-34-3.

Weblinks

Mariaschein - Bohosudov ein Wallfahrtsort im Dornröschenschlaf Hauptseminarbeit zur Geschichte von Mariaschein als Wallfahrtsort


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