Marienklause

Marienklause
Marienklausenkapelle
Lage der Marienklause

Marienklause ist der Name einer 1866 von Martin Achleitner erbauten kleinen Kapelle im Münchner Stadtbezirk Untergiesing-Harlaching. Der in den Steilhang des Isarufers gesetzte Bau aus Nagelfluhgestein und Fichten- und Birkenholz liegt am östlichen Flussufer auf Höhe des südlichen Endes des Tierparks Hellabrunn und ist auf dem parallel zur Isar verlaufenden Fuß- und Radweg von der nördlich gelegenen Thalkirchner Brücke aus oder von Süden kommend von der Großhesseloher Brücke her erreichbar. Vom östlichen Isarhochufer führt ein steiler Serpentinenweg hinunter zur Kapelle, von der Floßlände am westlichen Ufer her kommend gelangt man über den Marienklausensteg dorthin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Martin Achleitner war Wassermeister der an dieser Stelle gelegenen Auer Mühlbach-Schleuse. Er erbaute die Kapelle eigenhändig und stiftete sie der Muttergottes zum Dank dafür, dass sie ihn „mehrfach vor dem Tod gerettet“ habe (sie bewahrte ihn seiner Meinung nach sowohl vor den Hochwasserfluten der Isar als auch vor Felsstürzen des Steilhanges).

Tafel an der Quelle Jakobsbrunn

Unterhalb der Kapelle entspringt die kleine Jakobsquelle, die von Achleitner gefasst und in das Ensemble integriert wurde, beiderseits der Quellgrotte schmücken kleine Höhlen mit Andachtsbildern und Kerzen den Unterbau der Kapelle, die häufig mit frischen Blumen und brennenden Kerzen geschmückt ist und sich nach mehreren Renovierungen in gutem Zustand befindet. Richtung Fluss schließt sich unterhalb ein offener Hof mit steinernen Kreuzwegstationen und einem Freiluft-Altar unter Bäumen an. Achleitner war es auch, der die ersten Serpentinenwege in diesem Bereich des Isarsteilhanges errichtete, wozu er ebenfalls aus Nagelfluh Stützmauern und Viadukte entlang der Felswand anlegte. Zur Bauzeit bestand ganz Harlaching nur aus der St.-Anna-Kirche etwas weiter nördlich oben an der Hangkante, dem St. Anna benachbarten Gutshof (heute Restaurant Harlachinger Einkehr) und einigen Nebengebäuden; das Harlachinger Schloss war 1796 abgebrannt und stand als Ruine leer. Bis heute ist die Marienklause besonders in der Zeit der Maiandachten ein beliebtes Ziel für Marienprozessionen, betreut wird das Kirchlein heute vom katholischen Dekanat Harlaching/Giesing.

Detail: Versatzstelle im Marienklausensteg mit Blick nach Süden auf die Isar flussaufwärts

Marienklausensteg

Auf Höhe der Marienklause führt eine architektonisch interessante Fußgängerbrücke, die seit 1997 die baufällig gewordene alte Holzbrücke ersetzt, über den Fluss auf den Damm des Isar-Werkkanals, auf dem sich nur wenige Meter nördlich des Stegs eine der beiden Wachstationen der Wasserwacht Isarrettung befindet. Vom Damm gelangt man über eine zweite, ältere Stahlbetonbrücke mit Kanalschleuse über den Isar-Werkkanal nach Westen auf das Gelände der Floßlände und zum Campingplatz im Stadtteil Thalkirchen. Südwestlich dieser Kanalbrücke liegt der Hinterbrühler See.

Der Marienklausensteg mit Stichsteg, die Kante des Wasserfalls zeigt den Verlauf des Auer-Mühlbach-Dükers unter dem Fluss.

Der neue Steg wurde vom Münchner Architekten Felix Schürmann entworfen, die Tragwerksplanung erledigte das Ingenieurbüro Lothar Fritsche in Deggendorf. Unter der Bauherrschaft der Landeshauptstadt München entstand ein einfaches und zweckmäßiges Brückenbauwerk, das durch einen leichten Versatz in der Wegeführung eine Aufweitung aufweist, die beim Überqueren des Flusses zum Verweilen und Betrachten des Flusslaufes und der renaturierten Isarauen einlädt. An dieser Versatzstelle zweigt zusätzlich ein zweiter, schmaler Stichsteg in Flussrichtung nach Norden von der Brücke ab und führt zu einem Aussichtspunkt auf der älteren Trennmauer, durch die die Flossrutsche am östlichen Ufer von der Staustufe im Flussbett abgeteilt wird. Die schwingende Konstruktion dieses Stichsteges und sein transparenter Gitterrostbelag bieten ein besonderes Erlebnis des bewegten Wassers darunter.

Die Brückenkonstruktion ist der Aufgabe entsprechend einfach gehalten: Schmale Betonpfeilerscheiben tragen schwebend über filigranen Spreizarmen einen vierachsigen Überbau aus geschweißten Doppel-Flanschprofilen. Die Konstruktionshöhen dieser Träger wurden der statischen Beanspruchung angepasst. Der Belag des Hauptsteges besteht aus einfachen Eichenbohlen mit offenen Fugen. Die geschweißte Flachstahlkonstruktion der Geländer wird von handelsüblichen Stahlgittermatten getragen. Alle Widerlager und Pfeilerscheiben sind in Sichtbeton mit horizontaler, sägerauer Brettschalung ausgeführt.

Blick vom Marienklausensteg nach Norden

An der Marienklause knapp unterhalb der Brücke staut ein 1330 erstmals errichtetes Wehr mit Floßrutsche das Isarwasser. Aus dem Isarkanal auf der westlichen Flußseite wird an der Brückenschleuse seit 1906 der Auer Mühlbach ausgeleitet und in einem Düker, dessen Verlauf an der Kante des Wasserfalls ablesbar ist, unter der Isar hindurchgeführt. Einige Meter nördlich der Marienklause tritt er an der Grenze zum Tierpark wieder ans Tageslicht und durchfließt zunächst den Zoo und weiter die Stadtteile Untergiesing und die Au, ehe er nach etwa sieben Kilometern zwischen Maximilians- und Luitpoldbrücke wieder in die Isar mündet.

Literatur

Nicolette Baumeister: Architektur neues München : Münchner Baukultur 1994 - 2004, S. 114, Verlagshaus Braun, Berlin 2004. ISBN 3-935455-50-X

Weblinks

48.0922542211.551085237Koordinaten: 48° 5′ 32″ N, 11° 33′ 4″ O


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