Apostolische Vereinigung der Frauen von Schönstatt

Apostolische Vereinigung der Frauen von Schönstatt
Logo der Schönstatt-Bewegung

Die Schönstatt-Bewegung ist eine internationale geistliche Erneuerungsbewegung in der katholischen Kirche. Ursprungsort wie geistlicher Mittelpunkt ist Schönstatt, ein Ortsteil von Vallendar bei Koblenz, Deutschland. Die föderal aufgebaute Schönstatt-Bewegung wird koordiniert durch das sogenannte Generalpräsidium, das seinen Sitz in Schönstatt hat.

Das Ziel des Gründers Josef Kentenich war es, der Kirche und dem Glauben der Christen ein neues, modernes Gesicht zu geben. Schönstatt kann gewissermaßen als Vision Kentenichs verstanden werden, wie die Kirche in Zukunft aussehen könnte, wenn sie nicht verstauben und weiterhin Menschen zu Jesus führen will.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Urheiligtum
Altarbild Zuflucht der Sünder

Gründung

Der Gründer der internationalen Schönstatt-Bewegung Pater Josef Kentenich war Spiritual in einem Jungen-Internat in Schönstatt bei Vallendar und als solcher mit der Aufgabe der seelischen Begleitung und Unterstützung der Jugendlichen betraut. In dieser Aufgabe erkannte er, dass die Kirche seiner Zeit aus unzähligen Formen, Regeln und Traditionen bestand, jedoch im Leben und den Herzen der Menschen oft kaum mehr als eine lästige Pflicht war.

Im Ansinnen, den christlichen Glauben wieder mit dem alltäglichen Lebensvollzug in Einklang zu bringen, schloss er interessierte junge Männer des Internats am 18. Oktober 1914 zu einer Gruppe zusammen, in der die Erneuerung des katholischen Glaubens – weniger von der theoretischen Seite, als viel mehr durch Beobachten des Lebens – thematisiert wurde.

Zentrale Themen dabei waren:

  • Der psychologische Zugang zur eigenen individuellen Persönlichkeit und die daraus erstehenden Ansatzpunkte für einen persönlichen Glauben.
  • Die Betonung der Gemeinschaft
  • Das Ausrichten des Lebens an Idealen (sowohl persönlich als auch für eine ganze Gruppe). Solche Ideale können formulierte Ziele oder Eigenschaften sein, aber auch Vorbilder. In diesem Zusammenhang nimmt Maria eine besondere Stellung ein.

Als Versammlungsraum richtete sich die Gruppe eine damals leer stehende ehemalige Friedhofskapelle des früheren Augustinerinnen-Klosters Schönstatt her. Diese Kapelle wurde im Laufe der Jahrzehnte zum geistigen Mittelpunkt der Bewegung. Der Gründungsvorgang, den Schönstatt als Liebesbündnis nach dem Bild des biblischen Gottesbundes versteht, fand 1914 dort statt. In diesem Liebesbündnis spielt Maria, die Frau in der Nähe Gottes und der Menschen, eine zentrale Rolle. Durch das Liebesbündnis, in dem die gegenseitige Verantwortung der Bündnispartner eine zentrale Rolle einnimmt, wurde Maria gebeten, in Schönstatt in besonderer Weise wirksam zu sein als Mutter und Erzieherin der Christen zu einer tiefen, lebendigen und den Alltag prägenden Liebe zu Gott und den Menschen. Das Liebesbündnis mit Maria und die darin wurzelnde Bindung an das Urheiligtum wurden zur Mitte sowohl von Schönstatt als spirituellem Zentrum wie zur geistigen Mitte und Heimat der internationalen apostolischen Bewegung von Schönstatt.

Ausbreitung

Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die jungen Männer des Internates als Soldaten einberufen, verbreiteten ihre Ideen unter ihren Kameraden und fanden schnell Anhänger. Bald schon schlossen sich auch Frauen der Bewegung an. Binnen zweier Jahrzehnte war die Schönstatt-Bewegung vielerorts innerhalb der katholischen Kirche Deutschlands präsent. Pater Josef Kentenich hielt in dieser Zeit viele Exerzitien, Vorträge und Tagungen.

Probleme im Nationalsozialismus

Die Machthaber des „Dritten Reichs“ erkannten, dass die Schönstatt-Bewegung den nationalsozialistischen Idealen zuwiderlief. Sie verboten die Schönstatt-Bewegung und verschleppten Josef Kentenich ins KZ Dachau. Dort arbeitete er in der Gefangenschaft heimlich weiter. Ehemalige Lagerinsassen verbreiteten die Gedanken der Schönstatt-Bewegung nach dem Krieg in vielen anderen Ländern. Es gelang Kentenich im KZ Dachau, heimlich Briefe über einen Wärter nach außen zu den Marienschwestern zu senden. Er verbarg seine theologischen Gedanken und Weisungen an die Schönstatt-Schwestern aus Sicherheitsgründen in scheinbar naiven Versen, die später als „Hirtenspiegel“ und als „Himmelwärts“ veröffentlicht wurden.

Konflikt mit der Kirche

In den 1950er Jahren kam es zu Auseinandersetzungen mit Amtsträgern der katholischen Kirche, die der Bewegung kritisch gegenüberstanden. So wurde Kentenich von seinem Werk getrennt und in die USA geschickt. Da er sich nicht als Ankläger oder Bekämpfer, sondern als Erneuerer und Freund der Kirche sah, gehorchte er, bis das Zweite Vatikanische Konzil 1965 seine Ideen bestätigte und Papst Paul VI. ihn rehabilitierte.

Schönstatt hat heute im Gegensatz zu den revolutionären Anfangsjahren vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil eher den Ruf, eine konservative katholische Bewegung (Movimenti) geworden zu sein. Bekannt ist die Bewegung heute vor allem für Ehevorbereitungskurse, Erziehungsseminare (Kentenich-Pädagogik) und Beratung für Ehepaare in der Krise in Form von einwöchigen Seminaren.

Organisation

Pilgerkirche in Schönstatt

Die Bewegung gliedert sich in viele rechtlich eigenständige Teilgemeinschaften. Alle vereint das Ideal des christlichen Glaubens, verbunden mit einer großen Portion psychologisch gesunder Freiheit, zu leben. Die Gesamtheit dieser föderalistisch organisierten Teilbewegungen werden als „Schönstattfamilie“ oder „Schönstattwerk“ bezeichnet.

Mitglieder der Schönstatt-Bewegung müssten keinen formellen Vertrag eingehen, sondern binden sich lediglich ideell durch eine Weihe an Jesus durch Maria, die Liebesbündnis mit Maria genannt wird, an die Bewegung. Da Kentenich für größtmögliche Freiheit war, lehnt er Gelübde als Gemeinschaftsbindung ab. Die von ihm gegründeten Säkularinstitute haben als Bindung des einzelnen an die Gemeinschaft einen Vertrag, der mit dem Liebesbündnis mit Maria verbunden ist („Vertragsweihe“). Es gibt im Bereich der breit angelegten Bewegung aus diesem Grunde auch keine Mitgliedsbeiträge. Die Bewegung finanziert sich durch Spenden und die angebotenen Kurse.

Gliederung

Die großen Teilgemeinschaften der Schönstatt-Bewegung lassen sich in drei Kategorien einordnen: Die Kerngemeinschaften sind die Säkularinstitute und Bünde, bei denen die Mitglieder meist gelübdelos nach den Weisungen der Evangelischen Räte in Keuschheit, Gehorsam und Armut leben. Die Mitglieder der Ligagemeinschaften dagegen können ohne eine formelle Aufnahme und unverbindlich an der Gemeinschaft teilhaben.

Institut Bund Liga
Schönstatt-Patres Priesterbund Priesterliga
Diözesanpriester
Marienbrüder Männerbund Männerliga
Diakonliga
Familienverband Familienbund Familienliga
Mannesjugend
Mädchenjugend
Frauen von Schönstatt Mütterbund Mütterliga
Marienschwestern Frauenbund Frauenliga
Krankenbund Krankenliga

Viele dieser Teilgliederungen sind weiterhin in eigenständige diözesane Gemeinschaften aufgegliedert.

Heutige Ausbreitung

Schönstattzentrum in Florencio Varela, Argentinien

Die Schönstatt-Bewegung ist heute in über 60 Ländern der Erde verbreitet, neben Deutschland sind vor allem die südamerikanischen Staaten von großer Bedeutung. Der Ort Schönstatt ist auch heute noch das spirituelle Zentrum und Mittelpunkt der internationalen Schönstattbewegung.

Weltweit gibt es 185 Schönstattkapellchen, originalgetreue Nachbildungen des Urheiligtums in Schönstatt[1]. Im deutschsprachigen Raum existieren 44 regionale Schönstattzentren mit einem Kapellchen als Mittelpunkt und meist weiteren Einrichtungen wie Bildungs- und Tagungshäuser oder Häusern der Schönstatt-Organisationen, wie den Marienschwestern.

Inhaltliche Schwerpunkte

Schönstatt-Bildungsstätte Haus Maria Rast bei Kreuzweingarten

Zentrale Themen sind die oben genannten Ideen, mit denen Josef Kentenich 1914 die Bewegung ins Leben rief: christliche Persönlichkeitsbildung, Orientierung an Idealen, (konkretisiert zum Beispiel in Kentenichs Idealpädagogik), eine als Liebesbündnis bezeichnete originelle Form der Bündnistheologie, die Bedeutung der Gemeinschaft für das Glaubensleben und das persönliche Wachstum. Methodisch treffen sich Menschen zum Austausch in regelmäßigen Gruppentreffen oder auf Tagungen, auf denen die genannten Themen konkretisiert werden.

Schönstatt ist weltweit durch eine große Zahl von Kursen für Ehepaare bekannt geworden: Vom klassischen Ehevorbereitungskurs in einer erweiterten und moderneren Form über Beratung für Paare in Krisensituationen, Erziehungskurse für Eltern, Kentenich-Pädagogik-Kurse, Ehetrainer-Kurse bis hin zu Familientagungen, die als einwöchige Workshops für Ehepaare an Urlaubsorten angeboten werden. Darüber hinaus werden beispielsweise Freizeiten und Zeltlager für Kinder und Jugendliche, Exerzitien für Priester und geistliche Vorträge für theologisch interessierte Laien angeboten. Die Spiritualität Schönstatts ist wesentlich geprägt vom Glauben an die Führung Gottes im alltäglichen Leben und einen Organismus personaler, lokaler und ideeller Beziehungen.

Historische Personen

Pater Josef Kentenich auf einer bundesdeutschen Briefmarke

Siehe auch

Literatur

  • Schönstatt-Lexikon. Fakten – Ideen – Leben, Patris-Verlag, Vallendar 1996. ISBN 3-87620-195-0. Online-Version des Lexikons
  • Zentrale Begriffe Schönstatts. Kleiner lexikalischer Kommentar nach Schriften und Vorträgen Pater Josef Kentenichs bearbeitet von Herta Schlosser, Schönstatt-Verlag, Vallendar 1977 (2., erw. Aufl. 1979). ISBN 3-920849-31-0.
  • Schönstatt. Die Gründungsurkunden, Schönstatt-Verlag, Vallendar 1967 (7. Aufl. 1995). ISBN 3-920849-13-2.
  • Ferdinand Kastner: Unter dem Schutze Mariens. Untersuchungen und Dokumente aus der Frühzeit Schönstatts 1912-1914. Ferdinand Schöningh, Paderborn 1939 (4. gekürzte Aufl. 1952).
  • Ferdinand Kastner: Marianische Christusgestaltung der Welt, Ferdinand Schöningh, Paderborn 1936 (3. vollst. überarb. Aufl. 1937, 5. erw. Aufl. 1941)
  • Josef Kentenich: Allgemeine Prinzipienlehre der Apostolischen Bewegung von Schönstatt. Einführungstagung für Priester, 1928. Bearbeitet von Herta Schlosser, Schönstatt-Verlag, Vallendar 1999. ISBN 3-920849-92-2.
  • Joseph Kentenich: Texte zum Verständnis Schönstatts. Herausgegeben von P. Günther M. Boll (enthält: Die „Sonderideen“ Schönstatts 1935, Schönstatt als Gnadenort 1944, Schlüssel zum Verständnis Schönstatts 1951), Patris-Verlag, Vallendar 1974. ISBN 3-87620-038-5.
  • Joseph Kentenich: Das Lebensgeheimnis Schönstatts (1952), 2 Bde. (I. Teil: Geist und Form, II. Teil: Bündnisfrömmigkeit), Patris-Verlag, Vallendar 1972
  • Josef Lammerskötter (Hrsg.): Schönstatt. Zur Geschichte und Struktur einer apostolischen Bewegung, Münster 1963
  • Engelbert Monnerjahn: Schönstatt. Eine Einführung, Schönstatt-Verlag, Vallendar 1966 (5. Aufl. 1993). ISBN 978-3-920849-61-4.

Weblinks


Quellen

  1. Schönstatt-Heiligtümer in der Welt (Oktober 2007)

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