- Appellieren
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Ein Appell ist in der Linguistik und der Psychologie eine Funktion der zwischenmenschlichen Kommunikation. Die Aufforderung kann auf Handeln oder Nichthandeln ausgerichtet sein. Dabei können analoge oder digitale Botschaften auf verbaler oder nonverbaler Ebene eingesetzt werden. Ein nonverbaler Appell, der situativ eindeutig wirkt, kann z. B. das Winken eines Hilfesuchenden mit dem Arm sein.
Inhaltsverzeichnis
Linguistik
Nach Karl Bühler (vgl. Organon-Modell) zählt die Appellfunktion zu den Axiomen der Sprachwissenschaft. Er ist an einen oder mehrere Empfänger gerichtet und soll bei diesen eine Einstellungs- oder Verhaltensänderung bewirken. Der Appell beinhaltet eine Aufforderung zum Handeln oder Nichthandeln. Die appellative Textfunktion dominiert typischerweise in Textklassen wie z. B. in der Werbung. Der Appell kann dabei mehr oder weniger offen bzw. verdeckt erfolgen.
Die verschiedenen Formen des Appells sind:
- Aufforderung
- Bitte
- Befehl
- Überredung
Literaturwissenschaft
In der Literaturwissenschaft beginnt die Beschäftigung mit der Appellfunktion von Texten in jüngerer Zeit mit Roman Jakobsons Textfunktionslehre und setzt sich in Wolfgang Isers Wirkungsästhetik explizit fort.
Appell-Ebene bei Friedemann Schulz von Thun
In dem Vier-Seiten-Modell (auch Kommunikationsquadrat oder Vier-Ohren-Modell) der Kommunikation von Friedemann Schulz von Thun ist der Appell eine Ebene jeglicher Mitteilung bzw. beim Empfänger einer der vier Aspekte auf die beim Hören geachtet wird. Die vier Seiten können sich gegenseitig überlagern, so dass z. B. der Inhaltsaspekt oder die Handlungsaufforderung weitgehend hinter mitschwingenden Emotionen der Botschaft verschwindet.
Siehe auch
Literatur
Linguistik
- Karl Bühler: Die Axiomatik der Sprachwissenschaften. In: Kant-Studien 38. Frankfurt, 1933. S. 19-90.
Literaturwissenschaft
- Wolfgang Iser: Die Appellstruktur der Texte. Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa. In: R. Warning (Hrsg.): Rezeptionsästhetik. München, 1975.
- H. Link: ‚Die Appellstruktur der Texte‘ und ein ‚Paradigmenwechsel in der Literaturwissenschaft‘? In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 17, 1973. S. 532-583
Psychologie
- Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden: Störungen und Klärungen. Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation. Rowohlt, Reinbek 1981. ISBN 3499174898
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