Marsfeld (Rom)

Marsfeld (Rom)
Das westliche Marsfeld während der Antike (Rekonstruktion)
Das Marcellustheater heute

Der Campus Martius (Marsfeld) war ein mehr als 250 Hektar großer Bereich des alten Rom im öffentlichen Besitz. Er war dem römischen Kriegsgott Mars gewidmet und wurde als Schaf- und Pferdeweide benutzt, solange das Militär ihn nicht zu Übungszwecken benötigte. Da er bis zum Bau der Aurelianischen Mauern außerhalb der Stadtmauern lag, war der Campus Martius der natürliche Ort für Empfänge von ausländischen Herrschern und Botschaftern, die die Stadt nicht betreten durften. Fremde Kulte konnten hier ihre Tempel errichten.

Der Campus Martius selbst war eine Tiefebene westlich der Via Lata, dem modernen Corso, und der Biegung des Tiber. Der Sage nach war er früher ein Weizenfeld, das dem letzten König Lucius Tarquinius Superbus gehörte und während des Umsturzes, der die Römische Republik etablierte, abgebrannt wurde. Mit einem alten Altar dem Kriegsgott gewidmet, war der Campus Martius eng mit den Soldaten und der Armee verknüpft, die ihn ursprünglich häufig zu Übungen benutzten. Später war er häufig der Ort der römischen Triumphzüge, den Feiern nach Beendigung eines erfolgreichen Feldzuges.

Ab der Zeit Sullas wurden Parzellen auf dem Campus Martius an einflussreiche Römer verkauft oder vergeben, die das Gemeindeland zur Errichtung von insulae (große Miethäuser) und Villen missbrauchten. Später wurde es ein Ort für Versammlungen der Bürger und der Miliz. Pompeius ließ 55 v. Chr. auf dem Campus Martius das erste Theater aus Stein errichten, das Theater des Pompeius. Marcus Vipsanius Agrippa gestaltete den sumpfigen Boden mit Teichen und Bädern in einer Umgebung aus Parks und Tempeln um, baute die Porticus Argonautarum und das Laconicum Sudatorium. Im Jahr 33 v. Chr. weihte Octavian (der spätere Augustus) hier die Porticus Octavia, die aus der Beute des Dalmatinischen Kriegs gebaut wurde.

Im Nordteil des Campus Martius wurden auch das Solarium Augusti und im Zusammenhang damit zeitgleich die Ara Pacis (Friedensaltar) vom Senat errichtet, um der Friedensstiftung durch Augustus zu gedenken. Die beiden Bauwerke wurden am 30. Januar im Jahre 9 v. Chr. eingeweiht. Er sollte den erfolgreichen Abschluss von Augustus’ Anstrengungen um die Stabilisierung des Reichs symbolisieren. Mit dem Wachstum der Stadt am Ende der Republik und im frühen Prinzipat wurden mehr und mehr Gebäude auf dem Campus Martius errichtet. Bedeutend darunter sind das Augustusmausoleum und das Marcellustheater. Auf dem Marsfeld befand sich auch eine riesige, von Augustus erbaute Sonnenuhr Solarium Augusti. Der Campus war schließlich gefüllt mit einer Vielzahl von Tempeln und öffentlichen Gebäuden, Zirkussen, Theatern, Portiken, Badeanlagen, Monumenten und Obelisken. Am Ende des 2. Jahrhunderts wurde beispielsweise die Mark-Aurel-Säule zu Ehren des Kaisers Marcus Aurelius errichtet.

Nachdem die Invasionen der Völkerwanderung die Aquädukte gekappt und damit die Wasserversorgung der Stadt zerstört hatten, verließ die rasch schwindende Bevölkerung die umgebenden Hügel und sammelte sich auf dem Campus Martius – jetzt abhängig vom Wasser des Tiber und Opfer seiner Überschwemmungen. Der Campus Martius umfasste somit den Hauptteil Roms, bis die Stadt als Hauptstadt des wiedervereinigten Italien ab 1870 erneut zu wachsen begann.

Literatur

  • Filippo Coarelli: Rom. Ein archäologischer Führer. Verlag von Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2685-8, S. 258–301.

Weblinks

41.89777777777812.47722222222230Koordinaten: 41° 53′ 52″ N, 12° 28′ 38″ O


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