Maru-you

Maru-you
Israelisches Sprengboot vermutlich italienischer Herkunft

Ein Sprengboot ist ein schnelles, leichtes Motorboot, das, mit Sprengstoff gefüllt, gegen ein auf dem Wasser oder am Ufer befindliches Ziel gesteuert werden kann, um dieses durch die eigene Explosion zu zerstören. Sprengboote wurden vor allem in Deutschland, Italien und Japan gebaut. Erstmals eingesetzt wurde dieses Marinekleinkampfmittel im Ersten Weltkrieg.

Die deutsche Kriegsmarine setzte in der Endphase des Zweiten Weltkriegs Sprengboote vom Typ Linse ein. Sie kamen insbesondere bei der versuchten Abwehr des alliierten Vormarsches entlang der französischen Küste, bei der Zerstörung von Hafenanlagen, zum Einsatz. Die Sprengboote waren mit Kleinst-U-Booten und Kampfschwimmern im Kommando der Kleinkampfmittel zusammengefasst.

Beim Typ Linse wurde der Sprengsatz durch einen an der Scheuerleiste des Bootes umlaufenden, gefederten Bügel gezündet, der wie ein Aufschlagzünder wirkte. Bei Versagen konnte das Boot noch durch ein Funksignal gesprengt werden. Da die Einsätze kein Selbstopfer waren, sprang der Sprengbootfahrer, nachdem er das Boot mit Kurs auf das Ziel beschleunigt hatte, von diesem ab. Die Steuerung ins Ziel übernahm ein Begleitboot per Funksignal. Dieses sollte anschließend auch den Fahrer an Bord holen, was gefechtsbedingt nicht immer gelang.

Weitere Bootstypen waren teilweise anders konstruiert. Hier konnte der Auslöser so eingestellt werden, dass beim Aufschlag im Ziel zuerst ein Sprengrahmen den vorderen Teil, der die Sprengladung enthielt, vom restlichen Boot trennte. Dieser sollte an der Bordwand getroffener Schiffe herabsinken, um durch eine Unterwasserexplosion eine größere Zerstörungswirkung zu entfalten. Der Fahrer musste statt der Funkfernsteuerung vor dem Ausstieg das Boot auf Alleinfahrt einstellen. Hierzu befand sich im Cockpit ein Hebel, welcher wenn gezogen, folgende Wirkungen auslöste:

  • Die Steuerung wurde festgesetzt (d.h. das Boot fuhr nur noch geradeaus, solange es nicht durch Wellenschlag o.ä. beeinflusst wurde)
  • Der Motor lief auf volle Kraft (vollgas)
  • Eine Zeitzündung wurde aktiviert, damit sich das Boot, sollte es sein Ziel verfehlen, nach 4 ½ Minuten selbst zerstörte.
  • Ein als Rückenlehne des Fahrers dienendes doppeltes Korkfloß, das etwa 55 cm breit, 60 cm lang und 10 cm dick war und im Normalbetrieb von Klammern gehalten wurde, löste sich.

Der Fahrer stieß sich nach hinten aus dem Boot und versuchte noch vor der Explosion auf das Floß zu gelangen, um Verletzungen durch den Wasserdruck vorzubeugen, falls der Abstand zu gering war.

Die Fahrer trugen wasserdichte Taucheranzüge. Ein Ventile an diesen erlaubte Luft einzublasen, um den Auftrieb zu regulieren.

Ein nicht mehr erprobter und eingesetzter Sprengboottyp der Kriegsmarine war der Tornado. Der Tornado bestand aus zwei Schwimmern des Transportflugzeugs Ju 52 und wurde vom gleichen Schubrohr angetrieben wie die V1. Über eine UKW-Funkfernsteuerung sollten die Tornado-Sprengboote wie auch beim Typ Linse ins Ziel gelenkt werden. Der Tornado kam über das Prototypenstadium nicht hinaus.[1]

In Japan wurden ab 1944 Sprengboote in großer Anzahl gebaut. Diese trugen die Bezeichnung Shinyo oder auch Maru-You. Besetzt von ein bis zwei Mann trugen die über 2 t schweren Boote eine im Vorschiff untergebrachte Sprengladung von ca. 250 kg. Sie erreichten Geschwindigkeiten von mehr als 28 kn.

Quellen

  1. J. Gebauer & E. Krenz, Marine Enzyklopädie; ISBN 3-89488-078-3

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