Mary Stuart

Mary Stuart
Dieser Artikel befasst sich mit der schottischen Königin Maria Stuart. Für das Drama Maria Stuart des Dichters Friedrich Schiller siehe Maria Stuart (Drama). Für weitere Personen namens Mary Stewart siehe dort.
Maria Stuart

Maria Stuart (* 8. Dezember 1542 im Palast von Linlithgow; † 8. Februarjul./ 18. Februar 1587greg. in Schloss Fotheringhay) war vom 14. Dezember 1542 bis zum 24. Juli 1567 als Maria I. Königin von Schottland sowie durch ihre Ehe mit Franz II. von 1559 bis 1560 auch Königin von Frankreich und entstammte dem Haus Stuart.

Hauptsächlich aufgrund der zahlreichen künstlerischen Bearbeitungen ihrer Lebensgeschichte gilt sie neben Macbeth als eine der bekanntesten aller schottischen Monarchen.

Inhaltsverzeichnis

Wichtige Lebensabschnitte

Frühe Lebensjahre der Maria Stuart

Maria Stuart im Alter von 13 Jahren

Sie war die Tochter König Jakobs V. von Schottland und seiner zweiten Ehefrau Marie de Guise. König Jakob V. starb im Alter von 30 Jahren im Falkland Palace. Schottland war gerade vernichtend in der Schlacht am Solway Moss von den Engländern geschlagen worden und Marias Vater betrauerte auf dem Sterbebett noch seine beiden im Jahr zuvor verstorbenen Söhne, als ihn die Nachricht von der Geburt einer Tochter ereilte. Er soll das Ereignis mit den Worten kommentiert haben: „Mit einem Mädchen hat es begonnen, mit einem Mädchen wird es enden! (It began with a lass, and it will end with a lass!)“. Dies war eine Anspielung auf die Stewart-Dynastie, die durch eine Heirat mit Marjorie Bruce, der Tochter von Robert I., den Thron bestiegen hatte, und nun mit einer neugeborenen Königin unterzugehen drohte.

Die erst sechs Tage alte Maria war nun Königin von Schottland. James Hamilton, 2. Earl of Arran, der Nächste in der Thronfolge, war bis 1554 Regent und wurde dann durch die Königinmutter abgelöst, die bis zu ihrem eigenen Tod im Jahr 1560 herrschte. Im Juli 1543, sechs Monate nach Marias Geburt, wurde vertraglich vereinbart, dass sie neun Jahre später mit dem zukünftigen englischen König Eduard VI. vermählt werden sollte und dass ihre Erben in Personalunion über England und Schottland herrschen sollten. Am 9. September 1543 wurde Maria Stuart formell im Stirling Castle gekrönt, wobei sie königliche Roben trug, die speziell auf ihre Körpergröße abgestimmt worden waren, sonst aber weitgehend dem Original entsprachen.

Maria I. Stuart

Der Vertrag mit England wurde Ende 1543, wenige Wochen nach der Krönung, durch das schottische Parlament aufgelöst. Heinrich VIII. hatte verlangt, dass Schottland seine traditionelle Auld Alliance mit Frankreich (Defensivbündnis der beiden Länder gegen England) auflösen sollte, was abgelehnt wurde. Daraufhin befahl Heinrich, Schottland anzugreifen. Im Mai 1544 erreichte Edward Seymour, 1. Duke of Somerset, mit seiner Flotte den Hafen von Leith. Seine Aufgabe war es, Edinburgh einzunehmen und die junge Königin zu entführen. Doch Marie de Guise versteckte ihre Tochter in den geheimen Räumen von Stirling Castle.

Am 10. September 1547 erlitten die Schotten in der Schlacht von Pinkie Cleugh eine verheerende Niederlage. Marie de Guise brachte ihre Tochter zunächst in der Priorei von Inchmahome in Sicherheit und wandte sich dann an den französischen Botschafter. Der neue französische König Heinrich II. schlug die Vereinigung Schottlands mit Frankreich vor, indem Maria seinen erstgeborenen Sohn Franz heiraten sollte.

Im Februar 1548 schickte Marie de Guise ihre Tochter nach Dumbarton Castle. Mittlerweile hatten die Engländer zahlreiche Überfälle auf schottisches Gebiet durchgeführt. Sie eroberten die strategisch wichtige Stadt Haddington, wurden dort aber im Juni von der französischen Armee vertrieben. Am 7. Juli wurde in einem Nonnenkloster bei Haddington die Heiratsvereinbarung zwischen Maria und Franz II. unterzeichnet. Am 7. August 1548 legte die französische Flotte in Dumbarton ab und brachte die fünfjährige Königin nach Frankreich. Die Überfälle der Engländer dauerten bis Juni 1551 an und schwächten das Land empfindlich.

Leben in Frankreich

Franz II. und Maria von Frankreich

Zeitgenössischen Berichten zufolge war Maria während ihrer Kindheit lebhaft, hübsch und intelligent. In ihr Exil nach Frankreich wurde sie von ihrem eigenen kleinen Hofstaat begleitet, bestehend aus zwei Lords, zwei Halbbrüdern und den „vier Marys“, vier Mädchen gleichen Alters, die alle den Namen Mary trugen und Töchter der angesehensten adligen Familien Schottlands waren: Beaton, Seton, Fleming und Livingston. Am französischen Hof erhielt sie die bestmögliche Erziehung und Unterricht in ihrem heimischen Scots, Latein, Spanisch, Italienisch und möglicherweise Griechisch.[1] Die Französische Sprache war zeitlebens ihre Muttersprache. Sie erlernte auch zwei Musikinstrumente sowie Reiten, die Falknerei und Nadelarbeiten. Während dieser Zeit nahm sie den Nachnamen Stuart an, die französische Schreibweise von Stewart.

Am 24. April 1558 heiratete sie vertragsgemäß den ein Jahr jüngeren Dauphin, den französischen Thronfolger. Die prachtvolle Hochzeitszeremonie fand in der Kathedrale Notre-Dame de Paris statt.

1559 starb ihr Schwiegervater Heinrich II. und Marias Ehemann wurde als Franz II. inthronisiert. Damit wurde sie auch Königin von Frankreich. Der fünfzehnjährige König war schwach und die Regierungsgeschäfte in Frankreich gingen effektiv über Maria in die Hände ihrer Verwandten über, der schon vorher sehr mächtigen Familie der Guisen. Doch dieses Arrangement war nur von kurzer Dauer; der junge König erkrankte und starb wenig später am 5. Dezember 1560.

Marias Schwiegermutter Katharina von Medici wurde Regentin für ihren dritten Sohn Karl IX., einen Bruder Franz' II. Schon damit war das Ende von Marias Zeit in Frankreich sichtbar, da sich die Regentin Katharina von Medici und ihre Schwiegertochter nicht gut verstanden. Maria bezeichnete Katharina verächtlich als „Krämerstochter aus Florenz“, eine Anspielung auf deren italienische Wurzeln. Nach den Klauseln des Vertrages von Edinburgh, der im Juni 1560 nach dem Tod von Marie de Guise geschlossen wurde, zog Frankreich seine Truppen aus Schottland ab und erkannte die Herrschaft Elisabeths über England an. Die achtzehnjährige Maria Stuart, die in Frankreich verblieben war, weigerte sich, den Vertrag zu unterzeichnen.

Rückkehr nach Schottland

Maria Stuart als Witwe im Alter von 18 Jahren

Die junge Witwe kehrte bald darauf über Calais nach Schottland zurück und betrat am 19. August 1561 in Leith schottischen Boden. Sie beabsichtigte, alles so zu belassen, wie sie es vorgefunden hatte. Gleichzeitig nahm sie aber für sich die Freiheit in Anspruch, ihre eigene Religion ausüben zu dürfen. Trotz ihrer Talente war sie nicht auf die gefährliche und komplexe politische Situation vorbereitet, die in Schottland herrschte. Die Reformation spaltete das Volk. Ihr illegitimer Halbbruder James Stewart, 1. Earl of Moray, war Anführer der Protestanten. Viele ihrer Untertanen wie auch Elisabeth I., die Monarchin des protestantischen Nachbarlandes England, begegneten der strenggläubigen Katholikin Maria mit Misstrauen. Der Reformator John Knox wetterte öffentlich gegen sie und ihren Lebenswandel. Sie hatte einige stürmische persönliche Begegnungen mit ihm.

Zur Enttäuschung der Katholiken setzte sich Maria Stuart aber nicht aktiv für deren Anliegen ein. Sie tolerierte die neue protestantische Mehrheit und machte ihren protestantischen Halbbruder James Stewart zu ihrem wichtigsten Berater. Unter seiner Führung bereiste sie auch den Norden ihres Reichs und unterwarf dort ihren Cousin George Gordon, 4. Earl of Huntly, den Anführer der katholischen Opposition.

Gespannte Beziehungen mit England

Maria Stuart, Königin von Schottland

Elisabeth Tudor war 1558 nach dem Tod ihres jüngeren Halbbruders Edward VI. und ihrer älteren Halbschwester Maria I. („Bloody Mary”) Königin von England geworden. Ihr Vater Heinrich VIII. hatte ihre Mutter Anne Boleyn noch zu Lebzeiten seiner ersten Frau Katharina von Aragon geheiratet. Die katholische Kirche erkannte Heinrichs Scheidung von Katharina nicht an, betrachtete die Ehe mit Anna Boleyn als ungültig und Elisabeth somit als uneheliches Kind. Entsprechend hatte Heinrich II. von Frankreich nach dem Tod von Maria I. von England 1558 seine Schwiegertochter Maria Stuart zur Königin von England proklamieren lassen. Maria führte von nun an das königliche Wappen Englands neben dem schottischen und französischen.[2] Sie weigerte sich auch später stets, ihren Anspruch auf den englischen Thron aufzugeben, was ja auch durch ihr Festhalten an der Ablehnung des Vertrags von Edinburgh zum Ausdruck kam. Viele Katholiken in England betrachteten Elisabeth als unrechtmäßige Thronfolgerin. Sie glaubten, dass Maria als Urenkelin Heinrichs VII. rechtmäßig auf den englischen Thron gehöre. Aus diesen Gründen war die katholische Maria für Elisabeth und ihren protestantischen Hof eine ständige Bedrohung. Dies vor allem nach dem Papst Pius V. Elisabeth I. 1570 exkommunizierte, und die katholische Minderheit in England aufforderte, sich der "Ketzerin" auf dem Thron zu entledigen, um mit Hilfe Maria Stuarts die alte katholische Kirche wieder einzusetzen (Bulle Regnans in Excelsis).

Maria Stuart versuchte, die Spannungen zwischen ihr und Elisabeth I. mit einer Einladung nach Edinburgh auszuräumen. Elisabeth weigerte sich jedoch und die Spannungen blieben. Sir William Maitland (Maitland of Lethington) wurde mit dem Hintergedanken als Botschafter an den englischen Hof gesandt, ihr Vorteile auf den englischen Thron zu sichern. Elisabeths Antwort wird wie folgt überliefert: „Bei der Würde der Krone glaube ich, dass sie sie in meiner Zeit niemals erlangen wird.“ Maria Stuart jedoch schreibt in einem Brief an ihren Onkel mütterlicherseits François de Lorraine, Maitland habe ihr berichtet, dass Elisabeths wörtliche Ansicht war, dass „ich meiner Überzeugung nach niemanden besseres kenne, noch würde ich ihr jemanden vorziehen.“

Im Dezember 1561 wurde ein Treffen beider in England vorbereitet, doch Elisabeth änderte kurzfristig ihre Meinung. Das Treffen hätte in York „oder einer anderen Stadt“ im August oder September stattfinden sollen. Im Juli jedoch schickte Elisabeth Sir Henry Sidney nach Edinburgh, um das Treffen wegen des französischen Bürgerkriegs abzusagen. 1563 versuchte Elisabeth erneut, Maria Stuart zu neutralisieren, indem sie eine Heirat mit Robert Dudley, 1. Earl of Leicester vorschlug, ihrem eigenen Favoriten und Vertrauten. Dudley war Engländer und Protestant und hätte so beide Probleme gelöst. Elisabeth schickte einen weiteren Botschafter zu Maria Stuart mit der Nachricht, dass, wenn sie jemanden nach der Wahl Elisabeths (gemeint war Lord Robert Dudley) heiraten würde, sie selbst – Elisabeth – „dafür sorgen würde, dass sie [Maria Stuart] die verbriefte Bestätigung als nächste Cousine und Erbin des Thrones bekäme“. Dieser Vorschlag verlief im Sande, nicht zuletzt, weil Robert Dudley selbst alles tat, um das Heiratsprojekt zu verhindern.[3]

Ehe mit Lord Darnley

Maria Stuart und ihr Gemahl Lord Darnley

Der verwitweten Maria Stuart wurden die Könige von Schweden, Dänemark und Frankreich, Erzherzog Karl von Österreich, Don Carlos von Spanien, die Herzöge von Ferrara, Namur und Anjou, der Earl of Arran und der Earl of Leicester als potentielle Ehemänner angetragen. An Don Carlos, dem spanischen Thronfolger, zeigte sie ernsthaftes Interesse, doch entschied Philipp II. schließlich gegen eine solche Verbindung, die ihn zu sehr in Gegensatz zu England gebracht hätte.

1565 verliebte sie sich Hals über Kopf in ihren neunzehnjährigen Cousin ersten Grades Henry Stewart, Lord Darnley, den Sohn des Earl of Lennox. Dieser hatte durch seine Ehe mit einer der Enkelinnen Heinrichs VII. seinen Sohn in die unmittelbare Nähe des englischen Throns gebracht. Doch außer diesem Thronanspruch und seinem guten Aussehen gab es nichts, was für Darnley sprach. Er war von wankelmütigem Charakter und neigte zu jugendlichen Eskapaden. Zudem war er drei Jahre jünger als Maria. Die Hochzeit wurde jedoch eilig für den 29. Juli 1565 anberaumt (im Holyrood Palace).

Diese Eheschließung mit einem Katholiken führte dazu, dass sich Marias Halbbruder James Stewart, 1. Earl of Moray mit anderen protestantischen Adligen zusammentat und offen rebellierte. Maria begab sich am 26. August 1565 nach Stirling, um den Rebellen entgegenzutreten und kehrte im darauf folgenden Monat nach Edinburgh zurück, um weitere Truppen zu organisieren. Die Rebellion wurde rasch niedergeschlagen und Moray floh mit seinen Anhängern ins Exil.

Die Ehe verärgerte auch Elisabeth; sie war der Ansicht, dass die Heirat nur mit ihrer Erlaubnis hätte stattfinden dürfen, weil Darnley ein englischer Untertan war. Die Ehe stellte aufgrund des königlichen Blutes von Darnley eine Bedrohung für Elisabeth dar; jegliches Kind aus dieser Ehe hätte einen gerechtfertigten Anspruch sowohl auf den schottischen als auch auf den englischen Thron gehabt.

James, Sohn von Maria Stuart und Lord Darnley

Schon wenige Monate nach der Hochzeit berichtet der englische Botschafter von zunehmenden Spannungen zwischen dem jungvermählten Herrscherpaar. Lord Darnleys Lebenswandel sorgte in Edinburgh für Skandale und Marias Desinteresse war unübersehbar. Darnley forderte immer deutlicher die Gewährung der tatsächlichen Rechte eines Königs seitens des Parlaments. Maria gewährte ihm zwar den königlichen Titel (crown matrimonial), wollte ihm aber keine damit verbundene Macht einräumen.

Die enge Freundschaft und Vertrautheit zwischen Maria und ihrem Privatsekretär David Rizzio schürte Darnleys Eifersucht. Er schien Gerüchten Gehör zu schenken, dass Rizzio Marias Liebhaber sei. So ging er einen Pakt mit führenden protestantischen Adligen ein. Es war vermutlich Darnleys Ziel, die Macht und Titel eines Königs von Schottland zu ergreifen. Die Ziele der Mitverschwörer sind nicht recht klar, auch waren Gewalttaten von seiten schottischer Lords üblich, und politische Seitenwechsel waren an der Tagesordnung.

Am Abend des 9. März 1566 drangen sie unter Führung Darnleys gemeinsam in das kleine Esszimmer der Königin im Holyrood Palace ein. Darnley hielt die schwangere Königin fest, während die anderen Rizzio im Vorzimmer erstachen. Als einer der Verschwörer sich gegen die Königin wenden wollte, stellte sich Darnley schützend vor sie. Die Verschwörer stellten die Königin unter Hausarrest, doch sie entkam mit der Hilfe ihres Mannes, dem sie eingeredet hatte, sie würde seinen Forderungen nachkommen. In Sicherheit gelangt, entfernte sich Maria jedoch von ihrem Mann, der sich durch seine Handlungen nicht nur von ihr entfremdet hatte, sondern auch von den schottischen Adeligen, die an dem Komplott beteiligt waren.

Am 19. Juni 1566 wurde ihr Sohn, der zukünftige König Jakob VI. im Edinburgh Castle geboren. Darnley zog zunehemend den Hass der schottischen Lords auf sich und floh nach Glasgow zu seinem Vater, wo er schwer erkrankte (vermutlich an Syphilis oder den Pocken). Auf Marias Wunsch hin, kehrte er aus Glasgow zurück nach Edinburgh und erholte sich im Haus Kirk o’Field , wo Maria ihn häufig besuchte. So entstand der Eindruck, die Versöhnung zwischen den Eheleuten stehe bevor.

Heirat mit Lord Bothwell

James Hepburn, Earl of Bothwell

Am 10. Februar 1567 ereignete sich im Haus eine gewaltige Explosion und Darnley wurde tot im Garten gefunden. Da er unbekleidet war und keine Verletzungen aufwies, nimmt man an, dass er auf der Flucht erdrosselt wurde. Es war klar, dass er im Rahmen eines Komplotts ermordet worden war: Bereits im November 1566 hatten wichtige Adlige in Anwesenheit Marias auf Schloss Craigmillar einen Bond geschworen, dass sie Darnley zum Wohle des Staates beseitigen würden.[4] Marias Mitwisserschaft an dem Plan wird oft bestritten, ist jedoch kaum ernsthaft zu bezweifeln.

Darnley Ermordung beschädigte ihr Ansehen enorm. Hauptdrahtzieher war sehr wahrscheinlich James Hepburn, 4. Earl of Bothwell, den sie bereits im Oktober zuvor auf seiner Burg Hermitage Castle spontan besucht hatte, als sie von seiner Erkrankung erfuhr. Es fand ein Scheinprozess gegen Bothwell statt, in dem er am 12. April freigesprochen wurde. Die Bevölkerung Edinburghs war dadurch aber nicht zu befriedigen.

Am 24. April besuchte Maria im Stirling Castle zum letzten Mal ihren Sohn. Auf dem Weg zurück nach Edinburgh ließ sie sich offenbar ohne Widerstand von Hepburn und seinen Männern „entführen“ und verbrachte einige Tage im Schloss von Dunbar. Nun überschlugen sich die Ereignisse: Am 3. Mai ließ sich Bothwell von seiner Frau scheiden und kehrte drei Tage später mit Maria nach Edinburgh zurück. Am 12. Mai vergab Maria ihrem Entführer öffentlich, indem sie ihn zum Herzog von Orkney erhob. Am 15. Mai, gerade einmal drei Monate nach der Ermordung Darnleys, heiratete sie im Holyrood Palace denjenigen Mann, den viele für den Mörder hielten. Diese Heirat erwies sich sehr bald als großer Fehler, denn es kam zu einem Aufstand der ihr zuvor treu ergebenen Adligen, die ihre Abdankung forderten.

Am 15. Juni 1567 versuchte Maria zwar nochmals bei Carberry, in der Nähe von Edinburgh, das Ruder zu ihren Gunsten herumzureißen. Doch selbst das Heer, das sie mit Bothwell um sich geschart hatte, weigerte sich, für sie zu kämpfen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich den Fürsten ihres Landes zu ergeben. Sie wurde im Loch Leven Castle gefangen gesetzt, auf einer Insel im Loch Leven. Dort zwang ihr Halbbruder sie, am 24. Juli ihre Abdankung zugunsten ihres Sohns zu unterzeichnen. Das knapp einjährige Kind wurde nur fünf Tage später in der Holy Rude Church in Stirling als König Jakob VI. gekrönt.

Flucht nach England

Maria Stuart

Im Loch Leven Castle erlitt Maria nach eigenen Angaben[5] auch eine Fehlgeburt von Zwillingen. Angeblich soll sich ihr junger Gefängniswärter Willie Douglas in sie verliebt haben. Mit seiner Hilfe gelang ihr am 2. Mai 1568, knapp ein Jahr nach ihrer Gefangennahme, die Flucht. Wenige Tage danach führte Maria nochmals eine Armee von 6.000 Getreuen an. Diese wurde jedoch am 13. Mai bei Langside (heute ein Stadtteil von Glasgow) vernichtend geschlagen. Maria flüchtete und erreichte sechs Tage später Carlisle. Dort ersuchte sie ihre Großcousine, Königin Elisabeth I. von England, um Unterstützung gegen die rebellierenden schottischen Adligen.

Elisabeth war im Prinzip nicht abgeneigt, Maria wieder auf ihren schottischen Thron zu helfen, jedoch war Maria immer noch nicht bereit den Vertrag von Edinburgh zu akzeptieren, und auf ihren englischen Thronanspruch formell zu verzichten. Elisabeth schwankte also weiter zwischen der Anerkennung des Regimes der antimarianischen Lords in Schottland, und ihrer eventuellen Hilfe für Maria. Zunächst wollte sie pro forma klären lassen, ob Maria für den Mord an Lord Darnley verurteilt werden sollte. Elisabeth ordnete eine Untersuchung an, die zwischen Oktober 1568 und Januar 1569 in York durchgeführt wurde. Die Untersuchung war politisch beeinflusst: Elisabeth wünschte weder eine Verurteilung wegen Mordes, noch einen Freispruch.

Maria berief sich darauf, dass sie eine rechtmäßige Königin sei und daher von keinem Gericht verurteilt werden könne. Ihr Halbbruder, der Earl of Moray, hatte inzwischen die Regierungsgeschäfte übernommen und war bestrebt, Maria aus Schottland herauszuhalten und ihre Anhänger zu kontrollieren.

Um sie zu belasten, präsentierten Marias schottische Gegner der Kommission die sogenannten Kassettenbriefe (Casket Letters), acht Briefe, die Maria angeblich an den Earl of Bothwell geschrieben haben sollte. James Douglas, 4. Earl of Morton, behauptete, sie seien in Edinburgh in einer silbernen Schatulle mit einem eingravierten F (angeblich für Franz II.) gefunden worden, zusammen mit anderen Dokumenten (darunter die Heiratsurkunde von Maria und Hepburn). Maria weigerte sich vor Gericht zu erscheinen. Sie wollte erst dann eine schriftliche Verteidigung abgeben, wenn Elisabeth ihr den Freispruch garantierte; dieser Vorschlag wurde abgelehnt. Obwohl die Casket Letters nach einer Untersuchung der Handschrift und des Inhalts als echt befunden wurden, kam die Kommission zu dem Schluss, dass damit der Mord an Lord Darnley nicht bewiesen werden konnte. Dieses Ergebnis entsprach genau den Wünschen Elisabeths.

Die Authentizität der Casket Letters ist bis heute unter Historikern umstritten, da die Originale 1584 vernichtet wurden und keine der vorhandenen Kopien einen kompletten Satz bildet. Auch handelt es sich bei den Kopien bis auf einen Fall um Übersetzungen aus dem französischen Original. Maria argumentierte, es sei nicht schwierig, ihre Handschrift zu imitieren. In späteren Jahrhunderten wurde vermutet, dass die Briefe komplette Fälschungen seien, dass verdächtige Passagen vor der Konferenz von York eingefügt worden sind, oder dass die Briefe an Bothwell von einer anderen Person geschrieben worden sind. Es ist heute unmöglich, die Echtheit oder Fälschung der Briefe eindeutig festzustellen. Auch ist die Bedeutung dieser Briefe für die Frage nach Marias Mitschuld an der Ermordung ihres Gemahls Lord Darnley maßlos überschätzt worden.

Gefangenschaft und Hinrichtung

Bolton Castle, Marias Stuarts Gefängnis 1568/69
Die Hinrichtung Maria Stuarts

Es folgten 18 Jahre Haft (zum Teil zu angenehmen Bedingungen) in den verschiedenen englischen Burgen und Schlössern (z. B. Bolton Castle, Chatsworth House, Sheffield, Buxton, Tutbury, Chartley und schließlich Fotheringhay). Diese Anlagen wurden deshalb gewählt, weil sie weit genug sowohl von Schottland als auch von London entfernt waren. Die meiste Zeit befand sich Maria unter der Obhut von George Talbot, 6. Earl of Shrewsbury und seiner Ehefrau Bess of Hardwick.

Marias dritter Ehemann, der Earl of Bothwell, war in Norwegen verhaftet und nach Dänemark gebracht worden, wo er eingekerkert wurde, und dem Wahnsinn anheim fiel. Er starb 1578.

1570 wurde Elisabeth durch die Repräsentanten des französischen Königs Karl IX. erneut überzeugt, Maria wieder auf den schottischen Thron zu bringen. Ihre Vorbedingung war jedoch die Ratifikation des Vertrages von Edinburgh, den Maria aber noch immer nicht unterschreiben würde. Dennoch verhandelte William Cecil, 1. Baron Burghley, auf Weisung Elisabeths hin weiter mit Maria. Elisabeth wich einer persönlichen Begegnung mit Maria, die letztere stets herbeisehnte, immer aus. Die Ridolfi-Verschwörung (ein Plan zur Ermordung Elisabeths und zur Einsetzung Maria Stuarts als englische Königin durch spanische Truppen, in den Maria eindeutig verwickelt war) ließ Elisabeth erneut ihr Vorgehen überdenken. 1572 verabschiedete das Parlament auf Veranlassung der Königin ein Gesetz, das Maria von der englischen Thronfolge ausschloss. Unerwartet verweigerte Elisabeth jedoch die Zustimmung zu dem Gesetz, da sie erneut ihre Meinung geändert hatte.

Marias persönliches Stundenbuch (mit handschriftlichen Notizen), das sie mit auf das Schafott nahm. Ausgestellt in der Saltykow-Schtschedrin-Bibliothek in Sankt Petersburg.

Maria wurde für Elisabeth zu einer untolerierbaren Last, da sich Maria in immer mehr Komplotte verwickeln ließ, was ihre abgefangenen Briefe bewiesen. Sie wurde am 25. September 1586 durch ein aus 40 (teils katholischen) Adligen bestehendem Gericht wegen Hochverrats für schuldig befunden, da sie an der Babington-Verschwörung – einem geplanten Anschlag auf Elisabeths Leben – beteiligt war. Doch erst am 1. Februar 1587 unterzeichnete Elisabeth die Hinrichtungsurkunde; sie hatte vorher noch versucht, den Gefängniswärter Sir Amyas Paulet dazu zu bringen, Maria zu ermorden, um die Hinrichtung zu umgehen. Maria Stuart wurde am 8. Februar im Schloss Fotheringhay hingerichtet.

Der Ablauf der Hinrichtung ist überliefert. Maria trug rote Gewänder, weil sie sich als katholische Märtyrerin darstellen wollte. Der Scharfrichter war unerfahren und nervös; er benötigte zwei Schläge mit der Axt, um Marias Kopf vom Körper zu trennen. Legenden berichten, dass der Henker, als er den Kopf nach der Hinrichtung hochhalten wollte, nur eine Perücke ergriff. Der Kopf fiel herunter und rollte auf das Schafott. Viel zitiert ist auch, dass der Schoßhund (ein King Charles Spaniel) der Königin sich in ihren Gewändern versteckt hatte und nach der Hinrichtung blutüberströmt von der Leiche entfernt wurde.

Maria Stuart wurde zuerst in der Kathedrale von Peterborough beigesetzt. Doch die Leiche wurde 1612 exhumiert, als ihr Sohn, der als Jakob I. in Personalunion auch über England herrschte, die Beisetzung in der Westminster Abbey anordnete. Dort liegt sie neun Meter vom Grab ihrer Cousine Elisabeth entfernt.

Vorfahren

 
 
Jakob III.
 
Margarethe von Dänemark
 
Heinrich VII.
 
Elizabeth of York
 
René II., Herzog von Lothringen
 
Philippine von Geldern
 
François de Bourbon
 
Marie von Luxembourg-Saint Paul
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jakob IV.
 
 
 
 
 
Margaret Tudor
 
 
 
 
 
Claude I. de Lorraine
 
 
 
 
 
Antoinette de Bourbon
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jakob V.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Marie de Guise
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Mary Stuart
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Verwandtschaftsverhältnisse

Stammbaum von Maria Stuart

Maria Stuart in Literatur, Musik und Film

Flugschrift zu Execution Oder Todt Marien Stuarts, Erfurt 1587 (Volltext)

Ihr Leben wurde in Friedrich Schillers Tragödie Maria Stuart (1800) und in der Biografie Maria Stuart von Stefan Zweig (1935) behandelt. Von Elfriede Jellinek gibt es das Theaterstück Ulrike Maria Stuart (2006).

Sehr frei nach Friedrich Schillers Tragödie entstand Gaetano Donizettis Oper Maria Stuarda (1835). Auf der Opernbühne erscheint Maria Stuart außerdem in Maria Stuarda, regina di Scozia von Pietro Casella (1811), der gleichnamigen Oper von Carlo Coccia (1827) und in Mary Queen of Scots von Thea Musgrave (1977).

Am 26. März 1840 komponierte Richard Wagner (1813–1883) in Paris das Lied Adieux de Marie Stuart auf einen Text von Pierre Jean de Béranger (1780−1857).[6]

1852 komponierte Robert Schumann (1810−1856) fünf Lieder auf Gedichte von Maria Stuart, op.135 und schenkte sie im selben Jahr seiner Frau Clara zum Weihnachtsfest. Die Lieder auf Übersetzungen von Gisbert Freiherr Vincke tragen die Titel: Abschied von Frankreich, Nach der Geburt ihres Sohnes, An die Königin Elisabeth, Abschied von der Welt und Gebet.[7]

1899 wurde in der von Dr. Max Runze besorgten Gesamtausgabe sämtlicher Lieder und Balladen von Carl Loewe (1796-1869) zum erstenmal ein Lied mit dem Titel Gesang der Königin Maria Stuart auf den Tod Franz II. (Nach Art der altfranzösischen Volkslieder) veröffentlicht. Laut Vorwort zum 2. Band der Gesamtausgabe, in dem sich das Lied befindet, heißt es: „Den Text des 1560 gedichteten Liedes hat der französische Historiker Pierre de Brantome (1540−1614) in seinen Dames illustres (Oeuvres 5,88) überliefert; danach Le Roux de Lincy, Recueil de chants historiques francais 2, 225 (1842).“ Gewidmet hat Loewe das Lied seiner Tochter Julie von Bothwell. Der Herausgeber bemerkt außerdem: „Offenbar stützt sich Loewe in diesem Gesang auf altfranzösische Melodien und Rhythmen. Komponiert vermutlich in späterer Zeit.“ Die Ausgabe des Liedes bei Breitkopf & Härtel in Leipzig ist zweisprachig - ein deutscher Text stammt aus der Feder von A. R.

Zu den Verfilmungen ihres Lebens gehören Maria Stuart mit Fritz Kortner, Maria Stuart (1927) von Friedrich Fehér mit Magda Sonja, Maria Stuart (1936) mit Katharine Hepburn und Fredric March, Das Herz der Königin mit Zarah Leander und Willy Birgel sowie Maria Stuart, Königin von Schottland (1971) mit Vanessa Redgrave und Glenda Jackson.

Maggie Reilly sang das Lied To France auf Mike Oldfields Album Discovery aus der Sicht von Maria.

Anmerkungen und Nachweise

  1. Antonia Fraser: Mary Queen of Scots Panther Books (London) 1970: S.75
  2. Antonia Fraser: Mary Queen of Scots Panther Books (London) 1970: S.113-115
  3. Frederick Chamberlin: Elizabeth and Leycester Dodd, Mead & Co. (New York) 1939: S.135-158
  4. „It was thought expedient and most profitable for the common wealth … that such a young fool and proud tyrant should not reign or bear rule over them; …that he should be put off by one way or another; and whosoever should take the deed in hand or do it, they should defend“ (Book of Articles): Antonia Fraser: Mary Queen of Scots Panther Books (London) 1970: S.335f.
  5. Claude Nau: History of Mary Stuart from the murder of Rizzio to her flight into England, herausgegeben von J. Stevenson 1883, S. 264
  6. Wagner-Chronik. Daten zu Leben und Werk zusammengestellt von Martin Gregor-Dellin, dtv-Bärenreiter 1983; Richard Wagner: Sämtliche Lieder mit Klavierbegleitung, Schott Mainz
  7. Robert Schumann: Lieder für Singstimme und Klavier, Band III, herausgegeben von Alfred Dörffel. Edition Peters, Leipzig

Literatur

  • Antonia Fraser: Maria Stuart: Königin der Schotten. Pawlak, Hersching 1969. ISBN 3-88199-636-2
  • Friedrich von Schiller: Maria Stuart, Reclam ISBN 3-15-000064-5
  • Stefan Zweig: Maria Stuart. S. Fischer, Frankfurt 1982 ISBN 3-596-21714-8
  • Margaret George: Maria Stuart – Der Roman ihres Lebens. Lübbe 2001 ISBN 3-404-12427-8
  • Elfriede Jelinek: Ulrike Maria Stuart, 2006
  • Michel Duchein: Maria Stuart - eine Biographie (Marie Stuart. La femme et le mythe), Benzinger Verlag 1992, Albertros Verlag Düsseldorf, Juni 2003 ISBN 3-491-96097-5
  • Walter Heichen: Maria Stuart, Roman, Deutsche Buchvertriebs- und Verlags-Gesellschaft Berlin-Düsseldorf 1951
  • Nicole C. Vosseler: Das Haus der Spione Arena Verlag GmbH, Juni 2007 ISBN 340106066X
  • Bjørnstjerne Bjørnson: Maria Stuart in Schottland, 1864

Weblinks



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