Massada-Nationalpark

Massada-Nationalpark
Blick aus der Luft aus Nordwesten

Die ehemalige jüdische Festung Masada (hebräisch: „Mezadá“ מצדה, „Festung“) befindet sich in Israel am Südwestende des Toten Meeres; sie ist heute ein israelischer Nationalpark.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Nordpalast des Herodes
Modell des Nordpalastes
Die von den Römern aufgeschüttete Belagerungsrampe
Die von den Römern aufgeschüttete Belagerungsrampe ist nach fast 2000 Jahren immer noch sichtbar
Die von den Römern aufgeschüttete Belagerungsrampe
Masada von Osten

Masada ist ein isolierter Berg, der Teil des Judäischen Gebirges entlang des Jordangrabens zwischen dem Toten Meer und der Judäischen Wüste bildet. Durch ein Wadi im Westen wird es von dem Rest des Gebirgsstockes isoliert. Während der Höhenunterschied zum östlich gelegenen Toten Meer über 400 Meter beträgt, ist der Abhang Richtung Westen 100 Meter hoch. Auf einer Hochfläche mit felsigen Steilabhängen gelegen, war die Festung ursprünglich nur über drei schmale Saumpfade zugänglich.

Bau

Sie wurde im Wesentlichen von König Herodes I. (dem Großen) (37-4 v. Chr.) etwa zwischen 40 v. Chr. und 30 v. Chr. an der Stelle einer einige Jahrzehnte älteren und kleineren Festung in drei Phasen erbaut. Zu ihrer Zeit galt sie als uneinnehmbar. Nach dem Tode von Herodes war hier eine römische Garnison stationiert.

Struktur

Allein durch die Lage und die gute Einsehbarkeit der Zugangswege war das 300 mal 600 Meter große und ebene Gipfelplateau in Form einer Raute gut zu verteidigen. Zur Festung wurde der Berg durch die Bauten des Herodes: er legte um das Plateau eine Kasemattenmauer mit fast vierzig Türmen. Innerhalb der Festungsmauern ließ er eine große Zahl weiterer Gebäude bauen, unter anderem Lagerhäuser, Pferdeställe, eine Kommandantur, Unterkünfte, Badehäuser, Schwimmbecken und Paläste (11, 12), darunter den über mehrere Stufen in den Berghang hineingebauten Nordpalast. Er bietet eine großartige Aussicht über die judäische Wüste. Der Palast war aus Kalkstein erbaut und mit Wandmalereien im Pompeianischen Stil und zahlreichen Mosaiken ausgestattet. Auf der Ostseite lag das königliche Badehaus.

Um die Wüstenfestung verteidigen zu können, wurden außerdem große Nahrungsvorräte angelegt und am nordwestlichen Hang zwölf Zisternen gegraben, die mehrere zehntausend Kubikmeter Regenwasser aufnehmen konnten. Das Wasser wurde durch zwei Aquaedukte herangebracht, es diente als Trinkwasser, wurde aber auch für die Schwimmbecken und Badehäuser genutzt.

Geschichte

Rolle im jüdischen Krieg

Einige Jahrzehnte nach Herodes' Tod (im Jahre 4 v. Chr.) kam es zum jüdischen Aufstand gegen die römische Besatzung. 66 nach Christus überraschte eine Gruppe von Zeloten die römische Garnison und nahm Masada ein. Rebellen aus verschiedenen politischen Gruppierungen siedelten sich auf dem Gelände der Festung an, besonders nach der Zerstörung des Zweiten Tempels durch Titus 70 n. Chr. Sie errichteten eine Reihe von Gebäuden, darunter Wohnhäuser, eine Synagoge, eine Bäckerei, eine Mikwe, ein Taubenhaus (Columbarium) und Wohnhöhlen.

In den Jahren 70 bis 73 n. Chr., nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem, kämpften in Masada insgesamt 973 Zeloten gegen eine Übermacht von 15.000 römischen Legionären der X. Legion unter dem Befehlshaber Flavius Silva. Der jüdisch-römische Historiker Flavius Josephus überlieferte die Belagerungsgeschichte Masadas in seinem Werk Der jüdische Krieg. Insgesamt wurden acht Lager (A-H) angelegt, deren Reste bis heute sichtbar sind. Der Feldherr ließ den Berg mit einer über vier Kilometer langen Mauer umgeben (circumvallatio), die die Lager verband. Anschließend bauten die Römer an der niedrigeren Westseite der Festung eine noch heute gut erhaltene Belagerungsrampe, die bis an die Mauern der Festung reichte. Über diese Rampe führten sie Rammböcke und andere Belagerungsmaschinen an die Festung heran, um die Mauer zum Einsturz zu bringen.

Flavius Josephus berichtet, dass die Belagerten, unter Führung von Eleazar ben-Ya'ir, in dieser aussichtslosen Lage beschlossen, lieber als freie Menschen zu sterben, als den Römern in die Hände zu fallen. „Ein ruhmvoller Tod ist besser als ein Leben im Elend.“ Per Los bestimmten sie einige Männer, die den Rest der Gruppe und anschließend sich gegenseitig töten sollten. Als die Soldaten die Festung stürmten, fanden sie nur Totenstille: 960 Männer, Frauen und Kinder hatten sich getötet. Nur zwei Frauen und fünf Kinder hatten sich verborgen und konnten berichten, was geschehen war. Die Römer „bewunderten den Mut ihrer Entscheidung.“ Durch diese Tat wurde Masada zum Symbol des jüdischen Freiheitswillens.

Mittelalter

Nach dem Fall blieb Masada verlassen. Im 5. und 6. Jahrhundert war der Berg durch christliche Mönche besiedelt. Sie erbauten eine Kirche, die zu den frühesten Kirchen im südlichen Judäa gehört. Reste sind bis heute erhalten.

Neuzeit

Die Festung geriet in Vergessenheit, bis sie im Jahre 1838 wiederentdeckt wurde. Ausgegraben wurde sie dann vor allem in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts unter der Leitung von Jigael Jadin. Obwohl Masada lange vergessen war und außerdem die historische Zuverlässigkeit der Berichte von Flavius Josephus umstritten ist, konnte die Überlieferung eine große Wirkung entfalten. Der Mythos von Masada wurde ein wichtiger Bestandteil der zionistischen Ideologie. Während des zweiten Weltkrieges sollte der Berg Karmel als zweites Masada dienen [1]. Seit 1948 wurde die Festung durch Mitglieder der zionistischen Jugendbewegung und der Streitkräfte als nationales Symbol aufgesucht.

Die Vorgänge um die Festung Masada haben einen erheblichen Einfluss auf das Selbstverständnis der israelischen Streitkräfte. Die jährlichen Abschlussmanöver der militärischen Grundausbildung endeten zwischen 1965 und 1991 nach zwei Tagen Dauer auf der Festung. Im Schwur der Soldaten wurde die Festung zu einem Symbol des jüdischen Selbstbehauptungswillens: „Masada darf nie wieder fallen“. Inzwischen findet dieses militärische Zeremoniell nicht mehr statt, da man den Vergleich mit den fanatischen Zeloten scheut. Die Synagoge von Masada wird heute gerne für Bar Mitzvahs genutzt.

Masada ist auch eine wichtige Station für Touristen, die das Tote Meer, die Wüste Negev und die nahe gelegene Oase En Gedi besuchen.

Ausgrabungen

1955-56 führten die Israel Exploration society, die Universität Jersualem und das Department für Altertümer des Erziehungsministeriums eine erste Aufnahme der Fundstelle unter Leitung von N. Avigad durch. 1963-1965 grub Yigael Yadin von der Hebräischen Universität Jerusalem mit Unterstützung der Israel Exploration Society, und des Departments für Altertümer des Erziehungsministeriums große Teile der Festung aus. Tausende von Freiwilligen aus vielen verschiedenen Ländern nahmen an den Ausgrabungen teil. Die Funde werden erst jetzt allmählich publiziert. Durch die große Trockenheit haben sich zum Beispiel Textilreste und Korbwaren ausgezeichnet erhalten. Ab 1966 führte die Abteilung für Landschaftsgestaltung und die Erhaltung historischer Bauwerke (heute Nationalpark-Behörde, NPA) Erhaltungsmaßnahmen und Rekonstruktionen durch. Die Rekonstruktionen wurden weitgehend mit Zement durchgeführt, was zu Schäden an der historischen Bausubstanz führte. Sie wurden inzwischen weitgehend durch geeignetere Materialien ersetzt [2]. Die Erhaltung der Ruinen wird heute durch das Ministerium für Tourismus finanziert und obliegt einem Team der Israeli Antiquities Authority.

1989 führte E. Netzer von der hebräischen Universität Jerusalem weitere Grabungen durch, gefolgt durch Arbeiten von E. Foester 1995 an der römischen Rampe und im Lager F.

Aufbereitung für Besucher

Seit den frühen 1960er Jahren wurde geplant, in Masada einen Nationalpark anzulegen. Die Nationalparkbehörde wurde 1963 gegründet, 1966 wurde Masada durch das Innenministerium zum Nationalpark erklärt. Er umfasst 230 ha und schließt die Festung und die römischen Belagerungswerke ein. 1967 wurde die Fläche auf 340 ha erweitert, sie umfasste nun auch Teile der Straße nach Arad. Der Zugang zur Festung erfolgte durch den Schlangenpfad am Ostabhang.

Seit 1971 führt auf den Berg von Masada eine Luftseilbahn, die Masadabahn. Sie ist die tiefstgelegene Seilbahn der Welt. Die Einrichtung dieser Seilbahn war sehr umstritten, da sie das Aussehen der Fundstelle stark veränderte. Sie hat zudem zu einem extrem verstärkten Besucheransturm geführt. Im Jahr 2000 hatte die Festung 700.000 Besucher [3]. Da es zu langen Wartezeiten kam, wurde zwischen 1995 und 2000 eine neue Seilbahn errichtet, die über 40 Millionen € kostete. Sie nahm 1999 den Betrieb auf. Eine Brücke verbindet die Endstation mit dem Schlangenpfad-Tor. Ein neuer Eingang mit einem kleinen Museum wurde 2000 eingeweiht. Auch behinderte Besucher haben nun Zugang. Im Jahre 2001 wurde Masada in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen.

Filmische Rezeption

1981 produzierte die American Broadcasting Company eine vierteilige Fernsehserie über Masada, die am Originalschauplatz gedreht worden war (Regie: Boris Sagal); die Serie wurde später zu einem Spielfilm [4] zusammengefasst. Des Weiteren wurde der Spielfilm Jesus Christ Superstar in Masada und Umgebung gedreht.

Panorama, Blickrichtung nach Süden. Im Vordergrund das Haus des Kommandanten, links unten das Tote Meer
Panorama, Blickrichtung nach Süden. Im Vordergrund das Haus des Kommandanten, links unten das Tote Meer

Literatur

Archäologische Literatur
  • M. Avi-Yonah et al., Israel Exploration Journal 7, 1957, 1–160, ISSN 0021-2059 (Grabungsbericht Masada)
  • Y. Yadin, Israel Exploration Journal 15, 1965, ISSN 0021-2059 (Grabungsbericht Masada)
  • Y. Yadin, Masada, London 1966 (deutsch: Hamburg 1967).
  • Masada: the Yigael Yadin excavations 1963-1965, final reports. Jerusalem: Israel Exploration Society; Hebrew University of Jerusalem 1989 ff.
Denkmalpflege
  • Esti Ben Haim, Masada, Israel. In: Teutonico, Jeanne Marie/Gaetano Palumbo (Hrsg.), Management planning for archaeological sites. An International workshop organized by the Getty conservation Institute and Loyola Marymount University 19-22 May 2000, Corinth, Greece (Los Angeles 2000), 83-97.
Romane
  • Bruno Tacconi, Die Fackel der Freiheit: historischer Roman um Masada, Luebbe, Bergisch-Gladbach 1982, ISBN 3-7857-0322-8 (über das Ende der zelotischen Freiheitskämpfer gegen die römische Besatzung)
  • Kathy Reichs, Totgeglaubte leben länger, Blessin, München 2005, ISBN 3-89667-288-6 (auch als Hörbuch)
  • Ernest K. Gann, Lorbeer für die Besiegten, Knaur, ISBN 3-426-00402-X (Romanvorlage zur TV-Mini-Serie Masada - siehe oben -)

Weblinks

Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch

Einzelnachweise

  1. Esti Ben Haim, Masada, Israel. In: Teutonico, Jeanne Marie/Gaetano Palumbo (Hrsg.), Management planning for archaeological sites. An International workshop organized by the Getty conservation Institute and Loyola Marymount University 19-22 May 2000, Corinth, Greece (Los Angeles 2000), 89
  2. Esti Ben Haim, Masada, Israel. In: Teutonico, Jeanne Marie/Gaetano Palumbo (Hrsg.), Management planning for archaeological sites. An International workshop organized by the Getty conservation Institute and Loyola Marymount University 19-22 May 2000, Corinth, Greece (Los Angeles 2000), 95
  3. Esti Ben Haim, Masada, Israel. In: Teutonico, Jeanne Marie/Gaetano Palumbo (Hrsg.), Management planning for archaeological sites. An International workshop organized by the Getty conservation Institute and Loyola Marymount University 19-22 May 2000, Corinth, Greece (Los Angeles 2000), 92
  4. http://german.imdb.com/title/tt0081900/

31.31529535.3537467Koordinaten: 31° 18′ 55,1″ N, 35° 21′ 13,5″ O


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