Massaker von Bleiburg

Massaker von Bleiburg
NDH-Truppen auf dem Rückzug kurz vor Bleiburg, Mai 1945
Gedenkkapelle am Massengrab in der Karsthöhle unter dem Kren (Pod Krenom), Kočevski Rog
Gedenkstätte für die Opfer von Bleiburg

Die Massaker von Bleiburg waren eine Serie von Kriegsverbrechen als Folge des Vernichtungskrieges der deutschen Wehrmacht, die 1945 von der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee an mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und faschistischen Italien verbündeten Truppenverbänden des faschistischen Unabhängigen Staates Kroatien und an slowenischen Truppen verübt wurden, benannt nach dem Ort Bleiburg (Kärnten). Diese Truppen, die noch nach dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkrieges die Kampfhandlungen gegen die jugoslawische Volksbefreiungsarmee fortsetzten, wurden nach ihrer Kapitulation und Entwaffnung Opfer von Erschießungen oder auf Todesmärschen geschickt.[1] Auch Zivilisten und deutsche Kriegsgefangene wurden ermordet.

Mit dem Sieg der Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee kam es an vielen Orten ohne jedes Gerichtsverfahren zu Massentötungen von Militärangehörigen, wobei vor allem Massaker an der Ustascha-Miliz und den Domobrani, der regulären faschistischen kroatischen Armee, stattfanden.

Die geschlagenen Verbände des Unabhängigen Staates Kroatien versuchten, das von alliierten Truppen besetzte Österreich zu erreichen. Kärnten war aber sowohl von britischen Truppen als auch durch die Jugoslawische Volksarmee besetzt, wodurch es dort noch nach Kriegsende zu Gefechten mit Partisanen kam. In Bleiburg kapitulierte die Führung der kroatischen Verbände vor britischen Truppen bedingungslos und musste ihre Auslieferung an die jugoslawische Volksarmee akzeptieren. Mit dem beabsichtigten Rücktransport in Gefangenenlager in Jugoslawien nahm eine Kette von summarischen Hinrichtungen ihren Anfang. Sie wurden weiter südlich auf jugoslawischem Territorium fortgesetzt. Im gleichen Zeitraum wurden Gefangene aus diesen Lagern in Slowenien und Nordkroatien in Märschen in Lager in der Vojvodina getrieben, wo ihnen der Prozess gemacht wurde, der meist mit einer Verurteilung zu Zwangsarbeit endete. Bei diesen Todesmärschen kam es zu einer großen Zahl von Opfern, darunter waren Tausende von deutschen Kriegsgefangenen. Unter den Opfern der Bleiburger Massaker, die mehrere Monate andauerten, befanden sich Angehörige des Staatsapparates des Unabhängigen Staates Kroatien, Einheiten der Slowenischen Landwehr, serbische und montenegrinische Tschetniks.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs begann der Unabhängige Staat Kroatien zu zerfallen. Einige Soldaten der Domobrani wechselten zu den kommunistischen Partisanen über. Die gemäßigten Ustascha-Minister Ante Vokić und Mladen Lorković versuchten, die radikalen Führer der Ustascha-Bewegung von der Spitze zu verdrängen, um mit den Alliierten Verhandlungen über ein unabhängiges Kroatien aufzunehmen. Der Putschversuch wurde jedoch von Ante Pavelić mit deutscher Hilfe im Keim erstickt, die Verschwörer wurden verhaftet und hingerichtet.

Am 6. Mai 1945 konnte die südlich von Zagreb verlaufende „Zvonimir“-Stellung nicht mehr gehalten werden, die kroatischen und die deutschen Verbände mussten sich zurückziehen. Angesichts der drohenden Niederlage versuchten die Streitkräfte, die Ustascha und die Regierung des Unabhängigen Staates Kroatien außer Landes zu kommen, um nicht Titos Armee in die Hände zu fallen. Die Rückzugsbewegung der Wehrmacht und ihrer Hilfstruppen, Kosaken, slowenische Landwehr, Serbisches Freiwilligenkorps sowie der selbständig operierenden Tschetniks geriet zur Flucht. Die kroatischen Streitkräfte, Ustascha-Miliz und die muslimischen Einheiten aus Bosnien und der Herzegowina wurden in Nordkroatien zusammengezogen, um von dort aus durch Slowenien nach Österreich zu marschieren.

Die Kolonne aus Menschen und Fahrzeugen soll insgesamt 45-65 Kilometer lang gewesen sein. Teile der Marschkolonnen erreichten die slowenisch-österreichischen Alpenübergänge nicht, wurden in Kämpfe mit Partisanen verwickelt, lösten sich auf oder gerieten in Gefangenschaft. Die übrigen marschierten über Dravograd (Unterdrauburg) und Prevalje (Prävali) Richtung Kärnten und stießen bei Bleiburg auf britische Verbände, aber auch auf Einheiten der Volksbefreiungsarmee, die in Kärnten eingedrungen waren.

Bereits am 8. Mai 1945 hatten Truppen und Partisaneneinheiten der 4. Jugoslawischen Armee den Südosten Kärntens besetzt und waren in Klagenfurt einmarschiert, wenige Stunden nach der 8. Armee des britischen Feldmarschalls Harold Alexander. Generaloberst Alexander Löhr hatte mit der Heeresgruppe E der Wehrmacht am 10. Mai in der slowenischen Untersteiermark vor der 4. Jugoslawischen Armee kapituliert.

Verlauf der Ereignisse

Kapitulation und Zwangsrepatriierung

In Bleiburg baten die Kommandeure der Truppen des Unabhängigen Staates Kroatien am 14. Mai 1945 einen britischen Brigadekommandeur, General Patrick Scott, um Übernahme in britische Kriegsgefangenschaft und um Asyl für die Flüchtlinge. Scott, der mit einem Kommando der Volksbefreiungsarmee in Verbindung stand, lehnte ab, woraufhin die kroatischen Unterhändler angesichts des militärischen Drucks der Briten und der Volksbefreiungsarmee sich mit einer bedingungslosen Kapitulation abfinden mussten.[2]

In einem britisch-jugoslawischen Militärabkommen vom 19. Mai wurde nicht nur der jugoslawische Truppenabzug aus Kärnten bis zum 21. Mai 1945, 19 Uhr, festgelegt, sondern auch die Auslieferung aller „Yugoslav Nationals“ an Jugoslawien. Einer der beiden jugoslawischen Vertreter versicherte, die Zivilflüchtlinge würden in ihre Herkunftsgebiete zurückgebracht und die Angehörigen der Streitkräfte nach den Bestimmungen des Völkerrechts behandelt. Er kündigte jedoch auch an, dass Offiziere, die Kriegsverbrechen begangen hätten, mit einem Kriegsgerichtsverfahren zu rechnen hätten.

Zuerst wurde der Großteil der Kroaten und Serben der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee übergeben, Ende Mai/Anfang Juni 1945 der Großteil der Slowenen aus dem Lager Viktring bei Klagenfurt. Die Volksarmee trieb die ihr aus britischem Gewahrsam übergebenen Soldaten und Zivilisten hauptsächlich über Dravograd in Richtung Maribor. Auch die Briten beteiligten sich an der Rückführung, im Wesentlichen per Eisenbahn über den Karawankentunnel nach Jesenice oder über Bleiburg und Lavamünd in Richtung Maribor, teils auch über Arnoldstein.

Die Gefangenen wurden an die jugoslawischen Truppen teils noch auf österreichischem Boden, teilweise an der Landesgrenze übergeben. Die britischen Soldaten ließen sie in dem Glauben, sie würden nach Italien gebracht, so dass die Übergaben ohne Widerstand stattfinden konnten. Nach der Übergabe wurden die Gefangenen in Fußmärschen weitergetrieben und in Lager in Slowenien und im nördlichen Kroatien verbracht, die dort im Mai und Juni 1945 in großer Zahl entstanden. In den Lagern wurden sie in unterschiedliche Gruppen aufgeteilt, zwischen Militärangehörigen und Zivilisten getrennt sowie nach Truppenteilen, Dienstgraden und nationaler Zugehörigkeit. Bei den Kroaten wurde vor allem auf die Aufteilung in Domobrani und Ustascha Wert gelegt, was aber wie bei den anderen Aufteilungen nicht immer genau vorgenommen wurde.

Hinrichtungen

Doppelte Karsthöhle am Zinkkreuz (Dvojno brezno pri Cink križu) im Gottscheer Hornwald, wo Opfer eines Nachkriegsmassakers liegen (Mai und Juni 1945)
Gedenkstätte an der Karsthöhle Jazovka
Vertikale Karsthöhle Jazovka
Gedenkstein der Serbischen Freiwilligen (Srpski dobrovoljci) an der Karsthöhle unter dem Kren (Pod Krenom) im Hornwald

Noch in Kärnten kam es außerhalb der Sichtweite der Briten zu zahlreichen Hinrichtungen. Es wurden Einzel- und Sammelgräber gefunden, das größte in Homberg (Holmec) am Grenzübergang mit etwa 200 Toten[3]

Die Exekutionen auf jugoslawischen Territorium haben Dimensionen, die bis heute nicht überschaubar sind. Von Hinrichtungen auf den Märschen und Transporten gibt es viele Augenzeugenberichte. Auf dem Weg von Bleiburg nach Dravograd (Unterdrauburg) sollen Hunderte getötet worden sein. In Leše (Liescha) wurden rund 800 Tote gefunden - darunter auch in Kärnten verhaftete Österreicher[4] -, bei Slovenj Gradec (Windischgraz) gibt es viele Einzelgräber. In einem Massengrab bei Opicina (Opčine) bei Triest, das damals ebenso wie Kärnten britisches Besatzungsgebiet war, fand man neben deutschen und italienischen Hunderte von kroatischen Opfern.

Eines der wohl größten Massaker ereignete sich in Tezno nahe Maribor. Möglicherweise ganze Truppeneinheiten wurden dort exekutiert und liegen in ausgedehnten ehemaligen Panzergräben begraben. Die vor vielen Jahren begonnenen Ausgrabungen wurden nach den ersten Funden bisher nicht fortgeführt.

Weitere Orte, bei denen Hinrichtungen vermutet werden, sind die ehemaligen Konzentrationslager Tüchern (Teharje) bei Celje (Cilli) und Sterntal (Strnišče, heute Kidričevo) bei Ptuj (Pettau), bei Šentvid nordwestlich von Ljubljana, bei Slovenska Bistrica, bei Škofja Loka und ganz besonders mehrere Karsthöhlen im Berggebiet der Gottschee (Kočevje). Dort wurde im Gottscheer Hornwald (Kočevski Rog) in einer Karsthöhle das bisher größte Massengrab mit Opfern der jugoslawischen Partisanenarmee gefunden.[5] Karstspalten und -höhlen waren geeignet, Leichen in der Tiefe verschwinden zu lassen, und durch Sprengungen leicht zu verschließen.

Auch über die Erschießungen in und um die Lager gibt es viele Augenzeugenberichte, von denen etliche von John Prcela und Stanko Guldescu in ihrem Buch Operation Slaughterhouse[6] abgedruckt wurden. Sie sind aussagekräftig, erlauben jedoch keine Schlussfolgerungen über die Zahl der Opfer und ihre Herkunft.

Todesmärsche

Von Mai bis August 1945 wurden aus den Gefangenenlagern in Slowenien und Nordkroatien große Marschkolonnen, vorwiegend deutsche Kriegsgefangene und Kroaten, nach Südosten in Bewegung gesetzt, meist zu Fuß, einige Strecken auch per Eisenbahn. Die Marschrouten erstreckten sich über Ostkroatien (Slawonien) etwa entlang der ungarischen Grenze, dann in Richtung Belgrad und in das Westbanat bis in die Nähe der Grenze zu Rumänien. Einige zweigten in Richtung Bosnien ab. Viele der Marschierenden sollen an Entkräftung, Krankheiten oder Folgen von Mißhandlungen gestorben sein, willkürlich oder aus nichtigen Anlässen erschossen worden sein. Nach Zeugenberichten wurden in manchen Orten den durchziehenden Kolonnen von den Bewohnern Kleidungsstücke, vor allem die Schuhe weggenommen. Wer das Marschtempo nicht mehr halten konnte, wurde umgebracht.

Ziel dieser Todesmärsche (smrtni put, bei den Kroaten auch križni put, Kreuzweg) war die Vojvodina, wo in der südlichen Batschka und vor allem im Westbanat bereits seit Ende 1944 Lager für die dort ansässigen Donauschwaben errichtet worden waren. Spätestens hier wurden die Gefangenen einzeln verurteilt, meist zu Zwangsarbeit, schwerer Belastete wurden in Gefängnisse verbracht, meist nach Belgrad. Ein Teil der Gefangenen, darunter aber keine Deutschen und nur wenige Kroaten, fiel im August 1945 unter eine Amnestie.

Anlässe für Massenhinrichtungen und Todesmärsche

Der unmittelbare Hintergrund dieser Ereignisse ist die vorangegangene Kollaboration der militärischen Verbände des Unabhängigen Staates Kroatien (Nezavisna država Hrvatska) mit den Besatzungsmächten.

Der Unabhängige Staat Kroatien wurde von der in London residierenden Exilregierung nicht anerkannt. Sie hatte sich in einem Abkommen mit Tito am 16. Juni 1944 verpflichtet, alle „Volksverräter und Kollaborateure“ öffentlich zu ächten. Die Truppen des Unabhängigen Staates Kroatien waren aus ihrer Sicht keine Kriegsgegner, sondern Deserteure und Verräter, die mit dem Feind zusammenarbeiteten. Folglich war für die Truppen des Unabhängigen Staates Kroatien allenfalls die Militärgerichtsbarkeit zuständig. Nach den Liquidierungen in der ersten Zeit nach der Kapitulation, die umstandslos ohne irgendwelche Verfahren durchgeführt wurden, wurden folgerichtig Schnellverfahren vor Militärgerichten eingerichtet, in denen ohne besondere Formalitäten Urteile gefällt wurden.

Opferzahlen und Gerichtsverfahren

Gesicherte Angaben über die Zahl der Flüchtenden und die Gesamtzahl der Opfer liegen bisher nicht vor; die genauen Zahlen sind strittig. Weder von jugoslawischer noch von britischer Seite gibt es offizielle Opferzahlen, da die Ereignisse in der SFR Jugoslawien nicht öffentlich thematisiert werden durften und auch von Seiten der Westalliierten keine amtliche Untersuchung erfolgte. In den Nachfolgestaaten Jugoslawiens Kroatien und Slowenien finden weitere Ausgrabungen nur selten statt, obwohl die Lage einer großen Zahl von Gräbern bekannt ist. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, aus der Gesamtzahl der Opfer den Personenkreis derer herauszufiltern, die aus dem NDH-Staat kamen. Neben deutschen Kriegsgefangenen aus Wehrmacht und Waffen-SS fielen auch italienische Kriegsgefangene, die überwiegend in Dalmatien im Einsatz gewesen waren, den Abrechnungen zum Opfer. Die Zahl der deutschen Kriegsgefangenen, die die Todesmärsche das Leben kostete, wird auf 10.000 geschätzt.[7] Über das Schicksal des deutschen Personals der kroatischen Legionen, die in der Wehrmacht dienten, gibt es keine offiziellen Berichte.

Nach dem Ende der nationalsozialistischen Besatzung, der Beseitigung des Ustascha-Regimes und der Kapitulation in Bleiburg kam es ab Ende Mai 1945 einige Wochen lang zu „spontanen Abrechnungen“ und „wilden“ Säuberungen. Sie richteten sich pauschal gegen uniformierte Verbände, vor allem die kroatische Ustaša.[8] Auch die kroatische Heimwehr, slowenische, montenegrinische, serbische (Tschetniks) und deutsche Verbände fielen Massenexekutionen zum Opfer oder starben auf „Todesmärschen“. Als politische Gegner eingestufte Zivilisten wurden in diesen Wochen umstandslos ohne Gerichtsverfahren liquidiert. Erst seit Sommer 1944 wurden formalisierte Gerichtsverfahren und erste Militärgerichte etabliert, die im Schnellverfahren Urteile fällten. Solche Militärgerichte sind aus Zagreb, Osijek und Karlovac bekannt. Am 25. August 1945 wurde das Gesetz „Über Straftaten gegen Volk und Staat“ erlassen, in dem auch Tatbestände aufgeführt wurden, die sich auf die Kriegszeit bezogen. Dieses Gesetz wurde rückwirkend angewandt. Es hatte Gültigkeit bis zur Einführung des neuen Strafgesetzbuches (1947 bzw. 1951), das die Grundtatbestände des Landesverrats und der „Kollaboration mit dem Feind“ neu fasste.

Beurteilung der Ereignisse

Im ehemaligen Jugoslawien war es tabu, über Bleiburg zu sprechen. Der montenegrinische Dissident Milovan Đilas schrieb in seinen Memoiren: „diese Soldaten mussten sterben, damit Jugoslawien leben kann“. Demnach wurde eine mögliche Opposition gegen das kommunistische Regime „liquidiert“.

Gedenkstätte für die Opfer der Massenhinrichtungen auf dem Mirogoj-Friedhof
Darstellung der in die Karsthöhle Stürzenden: Gemälde an der Decke der Gedenkkapelle am Massengrab in der Karsthöhle unter dem Kren (Pod Krenom), Kočevski Rog

In der kroatischen Emigration wurden und werden die Bleiburger Ereignisse nationalistisch instrumentalisiert und als Nationaltragödie dargestellt. In Bleiburg stand bereits zu Zeiten Jugoslawiens ein Denkmal, das von Bleiburg-Überlebenden und Exilkroaten finanziert und errichtet wurde. Es trug die Inschrift „U čast i slavu poginuloj hrvatskoj vojsci - svibanj 1945" (Zum Gedenken an die gefallenen Kroaten - Mai 1945). Die korrekte deutsche Übersetzung der kroatischen Inschrift lautet jedoch „Zu Ehren und zur Feier der gefallenen kroatischen Armee - Mai 1945“. Das Denkmal wurde nach der Ära Tuđman neu errichtet und trägt heute eine neue Inschrift, die nicht mehr der „gefallenen Armee“, sondern „unschuldigen Opfern“ gewidmet ist.

Die Ereignisse um Bleiburg stellen seit 1945 einen wichtigen kroatischen Geschichts- und Nationalmythos dar. Jedes Jahr finden am 15. Mai auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg und in vielen Städten Kroatiens Gedenkmessen und Kranzniederlegungen statt, bei denen Kroaten und Bosniaken aus aller Welt der Gefangennahme und der Ermordung der Opfer gedenken. Die Feiern wurden zunächst von kroatischen Emigranten zelebriert, seit dem Ende des kommunistischen Regimes nehmen auch offizielle Regierungsvertreter aus Zagreb teil.

1999 erschien in Kroatien der Film Četverored (Viererreihe), der sich mit den Leiden der an den Todesmärschen teilnehmenden Soldaten befasst. Der Film enthält zahlreiche Gewaltszenen.

Besonders in Großbritannien entstand eine Kontroverse um die Rolle, die die britische Armee bei der Übergabe der Kroaten an Jugoslawien und der aus dem kroatischen Raum geflüchteten Kosaken an die Sowjetunion gespielt hatte. Eine Kommission unter dem Vorsitz des Brigadegenerals Anthony Cowgill erarbeitete 1990 zwei Berichte, worin unter anderem festgestellt wird, es habe sich kein Hinweis ergeben, dass die britischen Kommandostellen bei der Übergabe der Gefangenen deren anschließende Liquidierung bewusst in Kauf genommen hätten.[9][10]

Aktuelle Untersuchungen

Erst seit wenigen Jahren werden die Vorgänge um den Massenmord der jugoslawischen Kommunisten nach Beendigung des zweiten Weltkrieges wissenschaftlich erfasst und Massengräber gekennzeichnet sowie untersucht. Im März 2011 waren in Slowenien 600 Massengräber erfasst, doch war von diesen bis dahin kein einziges als Kriegsgräberstätte mit ordentlicher Bestattung sämtlicher Opfer hergerichtet, so Marko Štrovs, der Leiter der Abteilung für Kriegsgräberstätten beim slowenischen Ministerium für Arbeit, Familie und Soziales.[11]

Zu den Orten, an denen die meisten Opfer liegen sollen, gehören die Karsthöhlen Pod Krenom, Macesnova gorica, Rugarski klanci und Dvojno brezno pri Cink križu im Gottscheer Hornwald (Kočevski Rog), Bodoveljska grapa, pod Blegošem, Repičnikova jama (Krvava peč pri Golem), Krvava peč pod Sv. Primožem (Velike Lašče), das Lager Teharje, Griže (Savinjska dolina), Stari Hrastnik-Zasip, der Barbara-Stollen (Barbarin rov) von Huda Jama bei Laško, Marno (Straße Rimske Toplice-Hrastnik), Krištandol, das Bergwerk Ana pod Jelenico, Praprotno, die Steinbrüche Rikelnik und Klembas, das Bacherngebirge (Pohorje), Maribor (Tezno) und das Lager Sterntal (Strnišče, heute Kidričevo).[12]

Literatur

  • Florian T. Rulitz: Die Tragödie von Bleiburg und Viktring. Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945. Hermagoras Verlag, Klagenfurt/Ljubljana/Wien, 2011. ISBN 978-3-7086-0616-3
  • Tamara Griesser-Pečar: Das zerrissene Volk. Slowenien 1941-1946. Okkupation, Kollaboration, Bürgerkrieg, Revolution. Böhlau Verlag, Wien 2003, ISBN 3-205-77062-5
  • Ivo Goldstein: Hrvatska povijest. Novi Liber, Zagreb 2003, ISBN 953-6045-22-2
  • Tatjana Šarić: Bleiburške žrtve na stranicama 'Hrvatske revije' . In: Časopis za suvremenu povijest, 2, 2004, S. 505-521.
  • Jozo Tomasevich: War and revolution in Yugoslavia, 1941 - 1945. Bd. 2: Occupation and collaboration. Stanford, Calif. : Univ. Press, 2001, ISBN 978-0804736152
  • Ekkehard Völkl: Abrechnungsfuror in Kroatien in: Klaus-Dietmar Henke, Hans Woller (Hrsg.): Politische Säuberung in Europa. Die Abrechnung mit Faschismus und Kollaboration nach dem Zweiten Weltkrieg, München 1991, ISBN 3-423-04561-2, S. 358-394.
  • Elste Alfred / Koschat Michael / Strohmaier Paul: Opfer, Täter, Denunzianten. „Partisanenjustiz“ am Beispiel der Verschleppungen in Kärnten und der Steiermark im Mai/Juni 1945: Recht oder Rache?, Hermagoras Verlag Klagenfurt/Ljubljana/Wien 2007.
  • Eva Menasse: Der Holocaust vor Gericht. Der Prozess um David Irving. Berlin 2000,S.66 ff ISBN 3-88680-713-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tomislav Pintarić: Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Kroatien. In: Friedrich-Christian Schroeder,Herbert Küpper (Hrsg.): Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Osteuropa. Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-59611-1, S. 99-126, hier S. 113..
  2. http://www.hic.hr/books/seeurope/015e-tolstoy.htm The Bleiburg massacres by Count Nikolai Tolstoy
  3. Ekkehard Völkl: Abrechnungsfuror in Kroatien in: Klaus-Dietmar Henke, Hans Woller (Hrsg.): Politische Säuberung in Europa. Die Abrechnung mit Faschismus und Kollaboration nach dem Zweiten Weltkrieg, München 1991, ISBN 3-423-04561-2, S. 368.
  4. M.N., Koroška: V na novo potrjenem povojnem grobišču 700 žrtev? [Im neu bestätigten Nachkriegsmassengrab 700 Opfer?], RTV Slovenija, 5. September 2010.
  5. Bor M. Karapandžić: Tito's bloodiest crime, 1945-1965, Cleveland 1965
  6. John Prcela und Stanko Guldescu (Hrsg.): Operation Slaughterhouse. Eyewitness Accounts of Postwar Massacres in Yugoslavia, Philadelphia 1970
  7. Kurt W.Böhme: Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs I/1: Die deutschen Kriegsgefangenen in Jugoslawien 1941-1949, München 1962, S. 134
  8. Ekkehard Völkl:Abrechnungsfuror in Kroatien in: Klaus-Dietmar Henke, Hans Woller (Hrsg.): Politische Säuberung in Europa. Die Abrechnung mit Faschismus und Kollaboration nach dem Zweiten Weltkrieg, München 1991, ISBN 3-423-04561-2, S. 371
  9. Anthony Cowgill (Hrsg.): The Repatriations from Austria in 1945. Report of an Inquiry, London 1990
  10. Anthony Cowgill (Hrsg.):The Repatriations from Austria in 1945. The Documented Evidence Reproduced in Full from British, American, German and Yugoslav Sources, London 1990
  11. Štrovs: V Sloveniji od 600 prikritih grobišč ni niti eno urejeno kot vojno pokopališče žrtev komunizma, Politikis.si, 3. März 2011
  12. Tamara Griesser-Pečar (2003): Das zerrissene Volk. S. 516

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