- Matrosenkleidung
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Der Matrosenanzug ist in der Neuzeit als Kleidung der Matrosen im Sinne einer Uniform eingeführt worden. Er besteht aus Hemd, Hose und Mütze. Im 19. Jahrhundert wurde der Matrosenanzug ein beliebtes Kleidungsstück für Knaben, später auch für Mädchen, wobei die Hose durch einen Rock ersetzt wurde. In einigen Ländern entwickelten sich aus dem Matrosenanzug auch Schuluniformen.
Inhaltsverzeichnis
Zur Geschichte
Spätestens im 15. Jahrhundert trugen Seefahrer einen Kittel und eine weite wadenlange Hose. 1623 kam es in der englischen Marine zu erstmaligen Ausgabe fertiger Kleidungsstücke für die Schiffsbesatzungen (Leinene Jacken - Hosen aus Baumwolle - Westen - Hemden - Strümpfe - Schuhzeug und Mützen). Im 18. Jahrhundert gab es feste (nationale) Vorschriften für die Kleidung der Matrosen, z.B. blaue Jacke, hellblaue Weste, weiße Hose und blaue Strümpfe. Um 1780 wurde die Matrosenhose erstmals zum Vorbild für Knabenhosen. Etwa 1830 wurde dann ein dunkelblauer (marineblau) Anzug zum Modell des Matrosenanzugs: lange weite Hose ohne Latz und ein Kittel mit breitem eckigem Rückenkragen, der bei echten Matrosen ein Besatz aus Leder war, um die Kleidung beim Ziehen der Taue vor Teer zu schützen. Dieser Kragen heißt Exerzierkragen. Ein typisches Matrosenhemd hat keine Knöpfe. Zu einem vollständigen Matrosenanzug gehört die Bordmütze.
In England bekam der Kragen des Exerzierkittels der Matrosen drei weiße Streifen, in Erinnerung an die drei siegreichen Seeschlachten von Admiral Nelson gegen die Flotte Napoleons (Abukir, Kopenhagen und Trafalgar). Die festgenähte Krawatte entstand aus dem Halstuch der Matrosen. Angeblich drückt das traditionelle Schwarz dieses Tuchs die Trauer über den Tod Nelsons im Jahr 1805 aus.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieser Matrosenanzug zur typischen Kleidung für Jungen. 1880 wurden dann auch Matrosenblusen für Mädchen zum blauen Faltenrock populär. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde dieses Kleidungsstück als bürgerlich-dekadent abgelehnt. In den 1950er Jahren fand der Matrosen-Look dann Eingang in die Freizeitmode für Erwachsene und ist nie völlig aus der Mode gekommen.
Die Uniform der Marine
Auch heute ist der Matrosenanzug bei der Marine verbreitet, so wird er bei der Deutschen Marine von Mannschaftsdienstgraden getragen. Die deutsche Matrosenkleidung wurde im Deutschen Reich zentral in Kiel hergestellt, weshalb sie den Beinamen Kieler Anzug erhielt. In den USA wurde die Kleidung der Matrosen erstmals 1817 genau festgelegt.
Kinderkleidung
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Matrosenanzug das typische Kleidungsstück für Knaben in England, Deutschland und Frankreich. Besonders in Mode war der Matrosenanzug in der Zeit ab 1870 bis in die 1930er Jahre. Erstmals wurde ein besonderes Kleidungsstück für Kinder benutzt, das nicht das Abbild von Alltagskleidung für Erwachsene darstellte. Die häufigste Farbe war blau, gefolgt von weiß. Das Aussehen war dem der Marine-Uniformen sehr ähnlich, inklusive Kragen und Streifen. Allerdings war die Hose meistens kurz. Für Mädchen kamen Matrosenkleider im selben Stil in Mode. Die Einführung des Matrosenanzugs in die Kindermode wird dem englischen Königshof zugeschrieben.
1846 wurde für den damals fünfjährigen Prinzen von Wales, den späteren König Edward VII. eine Marine-Uniform in Kindergröße angefertigt. Diese trug er auf einem Porträt, das der Maler Franz Xaver Winterhalter von ihm anfertigte und das den Matrosenanzug zunächst in englischen Adelskreisen populär machte, ab etwa 1860 auch in der übrigen Bevölkerung. Die englische Königin Victoria schenkte einen solchen Anzug auch ihrem Enkel Wilhelm, dem späteren Wilhelm II. Dadurch wurde der Matrosenanzug auch in Deutschland bekannt und sehr schnell beliebt. Diese Kleidung passte wohl sehr gut zur damals verbreiteten Begeisterung für die Kaiserliche Marine. Die ersten industriell hergestellten Matrosenanzüge in Deutschland soll 1890 die Firma Bleyle auf den Markt gebracht haben.
Die japanische Schuluniform
Hauptartikel: Schuluniformen in Japan
An vielen japanischen Mittel- und Oberschulen tragen die Mädchen als Schuluniform einen Matrosenanzug (jap. セーラー服 Sērāfuku). Zum ersten Mal wurde er 1921 in der Mädchenakademie Fukuoka (福岡女学院 Fukuoka jogakuin [1]) von der Direktorin Elisabeth Lee nach dem Vorbild ihrer Sportkleidung in Großbritannien eingeführt. Bald fand die Matrosenkleidung als Mädchen-Schuluniform landesweit Verbreitung, während sich die Schuluniform der Jungen meist an der (preußischen) Heeresuniform orientierte. Klassischerweise sind Matrosenhemd und Rock abgesehen von den weißen Streifen durchgängig in einem dunklen Blau gehalten; heutzutage sind die Schuluniformen meist farbenfroher, wobei die Farben Dunkelblau, Weiß und Grau dominieren.
Matrosenkleider als Schuluniform in Ungarn
Matrosenkleider (Bluse und Röcke) sind die Schuluniform in den meisten Gymnasien und anderen Mittelschulen in Ungarn seit mehr als hundert Jahren. Es ist darum interessant, weil Ungarn keine Meeresküste und keine Marine mehr hat. Der Gebrauch ist wahrscheinlich gegen 1900 aus Deutschland via Österreich-Ungarn übernommen worden. Matrosenkleider gelten nur für Mädchen als Uniform, aber dort auch nicht für den Schulalltag, sondern nur für festliche Gelegenheiten.
Sonstiges
In Spanien werden Matrosenanzüge traditionell von Jungen als festliche Kleidung für die Erstkommunion getragen.
Die Wiener Sängerknaben treten bei Konzerten im Matrosenanzug auf.
Die bekannte Comic-Figur Donald Duck von Walt Disney trägt grundsätzlich einen Matrosenanzug, der sich im Laufe der Zeit mehrfach geändert hat. Ursprünglich war der Anzug weiß mit blauen Streifen ohne Fliege, danach war der Anzug blau mit weißen Streifen oder goldenen Streifen und Knöpfen sowie blauer Mütze. Zurzeit ist der Anzug entweder wie an zweiter Stelle beschrieben oder schwarz mit goldenen Streifen und Knöpfen. Dazu trägt Donald Duck meistens die unübliche rote Fliege.
Siehe auch
Literatur
- Robert Kuhn/Bernd Kreutz: Der Matrosenanzug. Kulturgeschichte eines Kleidungsstückes. Dortmund: Verlag Harenberg 1989
- Dora Lühr: Matrosenanzug und Matrosenkleid. Entwicklungsgeschichte einer Kindermode von 1770 bis 1920, in: Beiträge zur deutschen Volks- und Altertumskunde, 5 (1960/61), S. 19-42
Weblinks
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