Maurits Cornelis Escher

Maurits Cornelis Escher
Skulptur nach einer Zeichnung von Escher

Maurits Cornelis Escher (* 17. Juni 1898 in Leeuwarden; † 27. März 1972 in Hilversum, Nordholland) war ein niederländischer Künstler und Grafiker und wurde vor allem durch seine Darstellung unmöglicher Figuren bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der jüngste von drei Söhnen des Hydraulikingenieurs G. A. Escher. 1903 zog die Familie nach Arnheim um, wo der junge Escher die schulische Grundausbildung absolvierte. Allerdings war er ein ziemlich schlechter Schüler, musste zwei Klassen wiederholen und hatte trotz seiner zeichnerischen Begabung sogar im Fach Kunst schlechte Noten. Einen offiziellen Schulabschluss hat er nie erreicht. Bereits während der Schulzeit schuf er Linolschnitte, unter anderem ein Portrait seines Vaters. Escher hatte auf der Oberschule einen ausgezeichneten Zeichenunterricht bei F. W. van der Haagen, der durch Unterweisen im Linolschnitt sehr zur Entwicklung von Eschers graphischer Veranlagung beitrug. 1917 zog die Familie erneut um (nach Oosterbeek) und Escher begann 1919 ein Architekturstudium in Haarlem, das er gleichfalls nicht abschloss. Sein dortiger Lehrer S. Jesserun de Mesquita erkannte die außerordentliche Begabung und unterrichtete ihn weiter in grafischen Techniken. Escher beherrschte bald die Holzschnitttechnik vollkommen. Mesquitas starke Persönlichkeit hat ebenfalls großen Einfluss auf Eschers weitere Entwicklung zum Graphiker ausgeübt.

Ab 1921 bereiste er mehrfach Italien, meist zu Fuß oder auf dem Esel, sowie Spanien, wo er sich mit arabischer Ornamentik (Alhambra) auseinandersetzte. 1923 lernte er die Schweizerin Jetta Umiker kennen, die er 1924 in Viareggio heiratete. Das Paar richtete sich in der Nähe von Rom dauerhaft ein. Während der 1920er Jahre erlangte Escher eine gewisse Popularität und hatte 1929 gleich fünf Ausstellungen in Holland und der Schweiz. Bis 1937 entstanden überwiegend mediterrane Landschaftsbilder, darunter die große Lithografie eines kleinen Abruzzendorfes (Castrovalva 1930). Vor allem in den USA hatte Escher Aufmerksamkeit erregt.

1935 verlegten die Eschers ihren Wohnsitz in die Schweiz nach Château-d’Œx, da in Italien Faschismus herrschte. Auf einem Frachtschiff bereiste er die Adria, Sizilien und die Riviera. Nach einem zweiten Besuch der Alhambra veränderte sich Eschers Thematik, die Periode der Metamorphosen (Tag und Nacht 1938) begann. 1937 folgte ein weiterer Umzug in die Nähe von Brüssel und er experimentierte zunehmend mit Flächenfüllungen.

Als die Nationalsozialisten in Brüssel einmarschierten, zog die Familie erneut um, ins holländische Baarn. Sein Lehrer Mesquita wurde 1944 von deutschen Besatzern verschleppt und im KZ ermordet. Escher konnte zumindest einen Großteil von Mesquitas Werk retten.

Nach Kriegsende erlernte Escher die Mezzotintotechnik und wandte sich ab 1946 verstärkt perspektivischen Bildern (Oben und Unten 1947) zu. Er erhielt vermehrt gut bezahlte Aufträge, verkaufte viele seiner Drucke und war 1950 in den USA ein gefragter Künstler. 1955 wurde Escher die Ritterwürde des Orange-Nassau-Ordens verliehen.

1964 erkrankte er, musste operiert werden und zwei Jahre nach einer zweiten Operation (1972) starb er im engsten Familienkreis im Rosa-Spier-Haus in Hilversum.

Werk

Grafik

Escher schuf vor allem grafische Arbeiten und brachte es in den Techniken des Holzschnitts, der Lithografie und der Radierung zur technischen Perfektion. Als junger Mann reiste er durch Italien und den Mittelmeerraum bis Portugal und schuf viele Landschaftsdarstellungen und Architekturstudien in einer breiten Palette grafischer Stile. Die Motive der südlichen Landschaften bildeten zugleich den Formen-Kanon seiner späteren naturfremden Arbeiten. Durch seine vielen Reisen verband Escher eine besondere Liebe mit dem Meer und der Schifffahrt. So hielt er noch im Alter Vorträge über die mannigfachen Naturphänomene und Eindrücke, die einem Schiffreisenden im Mittelmeer begegnen.

Die unmöglichen Figuren

Seine bekanntesten Werke, die Escher nahezu den Status eines Popstars einbrachten, beschäftigen sich mit der Darstellung perspektivischer Unmöglichkeiten, optischer Täuschungen und multistabiler Wahrnehmungsphänomene. Man sieht Objekte oder Gebäude, die auf den ersten Blick natürlich zu sein scheinen, auf den zweiten aber vollkommen widersprüchlich.

Das von Roger Penrose beschriebene unmögliche Penrose-Dreieck, auch Tribar genannt, bildete die Grundlage zu Eschers Bild Wasserfall. Es zeigt einen Wasserlauf, der sich von einem Wasserrad im Vordergrund im Zick-Zack vom Betrachter fortbewegt, jede Ecke Teil von insgesamt zwei Türmen auf Säulen. Schließlich läuft das Wasser als ein Wasserfall im Vordergrund nach unten und streicht über das Wasserrad vom Anfang und macht die Konstruktion zu einem Perpetuum mobile. Das Wasser läuft großteils bergauf, gleichzeitig scheinbar in immer weitere Ferne, obwohl die Ecken des Wasserlaufs trotzdem abwechselnd in einem der beiden Türme liegen. Das Bild Treppauf Treppab zeigt eine auf ähnliche Weise konstruierte viereckige, endlose Treppe.

Die unmögliche Lattenkiste ist Ausgangspunkt des Bildes Belvedere. Ober- und Untergeschoss eines Aussichts-Pavillons in einer norditalienischen Landschaft sind um 90° gegeneinander verdreht. Eine Leiter, die auf dem Boden des Untergeschosses steht, lehnt an der Außenwand der oberen Etage. Die Säulen, die das Gebäude tragen, wechseln unmerklich die Seiten. Das paradoxe Gebäude wirkt dennoch auf den ersten Blick völlig stabil.

Metamorphose

Ausgehend von der Ornamental-Kunst der maurischen Majolika, Metamorphosen die Escher in Südspanien studiert hatte, entwickelte er in seinen Bildern Metamorphose I bis Metamorphose III und vielen weiteren eine Technik der regelmäßigen Flächenfüllung durch teilweise fantastische Figuren. Das verfeinerte er noch, indem er in diese Flächenmuster immer wieder leichte Variationen einfließen ließ, so dass sich die verwendeten Figuren verwandeln, etwa Vögel zu Fischen werden.

Weitere Themen

Die Spiegelung und Verzerrung der Umgebung in der Seifenblase ähnelt Zeichnungen von Escher.

Escher widmete sich in seinen Arbeiten auch Themen wie Möbiusbändern, Kristallformen, Spiegelungen, optischen Verzerrungen und Fraktalen. Bekannt ist ein Selbstportrait in der Spiegelung einer Glaskugel. Nicht erfunden hat er die „Kaleidozyklen“; das sind aus mindestens acht Tetraedern bestehende Körper, die sich so drehen lassen, dass der Betrachter alle Seiten des Dreiecks sieht. Diese Körper sind vielmehr eine Weiterführung seines Werkes durch Doris Schattschneider und Wallace Walker, die Herausgeber des Buches "M.C. Escher Kaleidozyklen".

Gewerbliche Arbeiten / Arbeiten im öffentlichen Raum

Escher schuf nur einige wenige gewerbliche Arbeiten, so ein viele Meter langes Metamorphose-Wandbild für eine niederländische Bank, eine Säulengestaltung für eine Schule und eine Keksdose in Form eines Dodekaeder mit Seestern-Motiv in limitierter Auflage. Seine Entwürfe für Geldscheine, für die er an einem Auswahlverfahren teilgenommen hat, scheiterten daran, dass sie nicht fälschungssicher waren. Ebenso nicht verwirklicht wurden Entwürfe für Briefmarken.

Wirkung

Escher ist für die Kunstgeschichte immer ein Problem geblieben. Seine Auseinandersetzung mit perspektivischen Unmöglichkeiten und optischen Täuschungen unterscheidet sich stark von den klassischen Themen bildender Kunst und lässt sich in keiner der klassischen Schubladen einordnen. So wurde Escher von der Kunstwelt lange Zeit nicht als Künstler im klassischen Sinne akzeptiert.

Escher-Museum

Im Gegensatz dazu wurde Escher schon früh von Wissenschaftlern und Mathematikern sehr geschätzt, da seine sauberen, exakten Arbeiten sich auf eine intuitive und sinnliche Weise mathematischen Themen annähern und Problemstellungen der Wissenschaft illustrieren. Escher wurde nicht selten zu Mathematik-Vorlesungen eingeladen, obwohl er von sich selbst sagte, er verstünde nichts von Mathematik. Er hielt auch selbst stark frequentierte Vorlesungen über seine Arbeit in ganz Europa.

Das Paradoxe und nicht selten Mystische seiner geheimnisvollen Bilder fand auch Anklang bei Esoterikern und der Pop-Kultur des 20. Jahrhunderts. Seine Bilder wurden als Poster gedruckt und als Plattencover verwendet.

2002 wurde im ehemaligen Palais der Königin Emma ein eigenes Escher-Museum eingerichtet, das neben seinem grafischen Werk auch Privatfotos und Arbeitsskizzen zeigt. Letztere vermitteln einen Eindruck davon, wie der Künstler Flächenfüllungen und unmögliche Geometrien entworfen hatte.

Siehe auch

Literatur

  • Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach – ein Endloses Geflochtenes Band. Klett-Cotta, Stuttgart 1985. ISBN 3-608-93037-X.
  • Maurits C. Escher (Ill.), Johannes L. Locher (Hrsg.), Bruno Ernst, Sven Becker (Bearb.): Leben und Werk M. C. Escher. RVG Interbook, Remseck bei Stuttgart 1994, ISBN 3-88102-064-0. (Gesamtverzeichnis des graphischen Werks)
  • J. L. Locher, Broos, Escher, G. W. Locher, Coxeter, Weitzel: Die Welten des M. C. Escher. 1971. Pawlak Verlag, Herrsching 1973.
  • Bruno Ernst: Der Zauberspiegel des M. C. Escher. Taco, Berlin 1978, ISBN 3-89268-005-1

Weblinks


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