Max & Moritz

Max & Moritz
Max (links) und Moritz

Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen ist ein Werk von Wilhelm Busch. Das Werk wurde am 4. April 1865 erstveröffentlicht.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

4. Streich: Lehrer Lämpel

Die Geschichte erzählt in Knittelversen von den bösartigen Streichen zweier Jungen, die sich hauptsächlich gegen Respektspersonen der damaligen Gesellschaft richten.

Insgesamt gibt es sieben Streiche, einen Prolog und einen Epilog.

Das Buch scheint mit einer Moral (Bosheit ist kein Lebenszweck!) zu enden: Max und Moritz werden in einer Mühle gemahlen und schließlich von Enten aufgefressen. Doch die Reaktion auf die Nachricht von dem Tod der beiden hintertreibt die Moral ironisch (Wat geiht meck dat an!). Hier zeigt sich Wilhelm Buschs Hang zu düsteren Geschichten mit schwarzem Humor, der sich erkennbar durch sein gesamtes Werk zieht.

Vorlagen für die graphische Ausgestaltung lieferten die norddeutschen Dörfer, in denen Busch sein Leben verbrachte, sowie andere Orte, die Wilhelm Busch bereiste. So lehnt sich das Aussehen der Mühle, in der Max und Moritz gemahlen werden, an die heute noch erhaltene Mühle von Ebergötzen an. Dem Schneidermeister Böck begegnete Busch während seines Aufenthalt in Wörgl.[1]

Wie in vielen der Geschichten Buschs stehen auch hier die zahlreichen, vom Autor selbst gezeichneten Bilder in so enger Beziehung zum Text, dass das Werk oft als ein Vorläufer der modernen Comics angesehen wird.

Die sieben Streiche

Anfang

Wilhelm Busch beginnt die Geschichte mit einem kurzen gereimten Vorwort, in dem er die Namen der beiden Lausbuben Max und Moritz einführt, aber zugleich darauf hinweist, dass diese Geschichte auch auf andere „Spitzbuben“ übertragbar sind: „Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen! Wie zum Beispiel hier von diesen, welche Max und Moritz hießen“.

1. Streich: Witwe Bolte

1. Streich

Die Streiche beginnen mit der Witwe Bolte, deren ganzer Stolz drei Hühner und ein Hahn sind. Max und Moritz binden zwei Fäden kreuzweise zusammen und befestigen ein Stück Brot an jedem der vier Enden. Sie legen diese Falle in den Hof, und die Vögel schlucken jeweils ein Stück Brot, wodurch sie zusammengebunden sind. In Panik fliegen sie herum und verheddern sich in einem Baum, wo sie dann erhängt zu Grunde gehen. Die Witwe Bolte stürmt heraus und schneidet das Geflügel vom Baum herunter, mit den berühmten Worten: „Meines Lebens schönster Traum hängt an diesem Apfelbaum!

Das Motiv des Hühnerfangs wurde vermutlich dem Till Eulenspiegel (8. Historie) entnommen.[2]

2. Streich: Witwe Bolte

2. Streich

Der zweite Streich ist eine direkte Fortsetzung des ersten. Die Witwe will ihre Hühner, die einen so sinnlosen Tod gestorben sind, nun verspeisen. Sie bereitet das Federvieh zu und legt es in die Pfanne auf den Herd. Max und Moritz riechen diesen Braten und klettern auf das Dach. Als nun Witwe Bolte in den Keller geht, ziehen die beiden Lausbuben die vier Hühner mit einer Angel durch den Kamin und verstecken sich im Gebüsch. Die Witwe findet die leere Pfanne, verdächtigt ihren Hund und verprügelt ihn mit einem Löffel.

3. Streich: Schneidermeister Böck

3. Streich

Der dritte Streich handelt vom Schneider Böck, der ein Haus an einem Bach besitzt, über den ein kleiner Steg führt. Max und Moritz sägen diese Brücke an und provozieren den Schneider mit Schmährufen. Daraufhin stürmt Böck aus seinem Haus und über die Brücke, die unter seinem Gewicht zusammenbricht. Er fällt in den Bach und kann sich nur dadurch retten, dass er sich an den Beinen eines Gänsepaares festhält, die ihn dann herausziehen.

4. Streich: Lehrer Lämpel

4. Streich

Im vierten Streich spielt der Lehrer Lämpel die zentrale Rolle. Er raucht gerne Tabak aus einer großen Pfeife. In seiner Abwesenheit schleichen sich Max und Moritz in sein Haus und füllen Schwarzpulver in die Pfeife. Nachdem Lämpel wieder nach Hause kommt, zündet er wie gewohnt die Pfeife an, die sofort explodiert. Lehrer Lämpel überlebt die Explosion, aber sein Haar ist abgesengt und sein Gesicht und seine Hände sind schwarz.

5. Streich: Onkel Fritz

5. Streich

Das Opfer des fünften Streichs ist der bekannte und beliebte Onkel Fritz. Max und Moritz schütteln Maikäfer von einem Baum und stecken sie in eine Tüte, die sie dem Opfer unter die Bettdecke legen. Als der Onkel zu Bett geht, fangen die Käfer an, auf ihm herumzukrabbeln, bis er aufwacht und wütend aus dem Bett springt, und alle Käfer zertrampelt und zerschlägt. Anschließend kann er wieder ruhig weiterschlafen.

6. Streich: Meister Bäcker

6. Streich

Der Bäcker ist der Leidtragende des 6. Streichs. Max und Moritz wollen etwas aus seiner Backstube stehlen, aber da er sein Haus zugesperrt hat, müssen die beiden durch den Kamin hineinklettern. Dabei fallen sie direkt in die Mehlkiste und sind am ganzen Körper weiß vor Mehl. Über einen Stuhl klettern sie zum Regal, wo die Brezel lagern, aber der Stuhl bricht, und sie fallen in den Kuchenteig. In diesem Moment kommt der Bäcker zurück und findet die beiden von Teig eingehüllten Lausbuben. Er rollt sie und schiebt sie in den Ofen, wo der Teig braun gebacken wird, doch die beiden überleben den Backvorgang, kauen sich durch den Teigmantel und entkommen.

7. Streich: Bauer Mecke

7. Streich und Schluss

Im letzten Streich setzt der Bauer Mecke den Übeltätern ein Ende. Er erwischt sie, als sie Löcher in die Getreidesäcke schneiden und steckt sie in einen Sack. Diesen Sack bringt er zur Mühle, wo der Müller die Lausbuben zu kleinen Stücken zermahlt. Anschließend kommen zwei Enten und fressen sie auf.

Im Epilog bringen die Opfer von Max und Moritz ihre Freude über das Ende der Lausbuben zum Ausdruck, und die Geschichte schließt mit den Worten „Gott sei Dank! Nun ist's vorbei mit der Übeltäterei!“

Bekannte Zitate

Max-und-Moritz-Plastik vor dem Rathaus in Seesen
Max und Moritz in Mechtshausen zeigen in unterschiedliche Richtungen (Sterbehaus und Grabstätte von Wilhelm Busch)
Der Max-und-Moritz-Brunnen in Köln zeigt die beiden Protagonisten beim „Bockspringen

Die Opfer der Streiche (beispielsweise Witwe Bolte, Schneider Böck, Lehrer Lämpel, Onkel Fritz) sind über den Zusammenhang der Geschichte hinaus bekannt, ebenso einige Verse aus dem Werk:

(Aus dem Anfang)

Aber wehe, wehe, wehe!
Wenn ich auf das Ende sehe!

(Aus dem ersten Streich)

Meines Lebens schönster Traum
hängt an diesem Apfelbaum!

(Aus dem dritten Streich)

He, heraus! Du Ziegen-Böck!
Schneider, Schneider, meck, meck, meck!

(Aus dem dritten Streich)

Max und Moritz, gar nicht träge,
Sägen heimlich mit der Säge,
Ritzeratze! voller Tücke,
In die Brücke eine Lücke.

(aus dem vierten Streich)

Rums, da geht die Pfeife los
Mit Getöse, schrecklich groß!

(aus dem vierten Streich)

...lenkt er freudig seine Schritte
Zu der heimatlichen Hütte,...

(Überleitung von einem Streich zum nächsten)

Z. B.: Dieses war der dritte Streich, doch der vierte folgt sogleich.

(Aus dem Ende)

Gott sei Dank! Nun ist's vorbei
Mit der Übeltäterei!

Rezeption

Max und Moritz gehört heute neben dem Struwwelpeter zu den bekanntesten Werken der deutschen Kinderliteratur und war bereits bei seiner Erstveröffentlichung 1865 erfolgreich. Bereits zu Wilhelm Buschs Lebzeiten wurde das Werk in zehn Sprachen übersetzt, darunter 1887 ins Japanische. Bis heute sind rund dreihundert Übersetzungen der Geschichte erschienen.[3] Hinzu kommen unzählige Parodien und Nachahmungen, Dramatisierungen, Paraphrasen und Vertonungen. In neuerer Zeit ist besonders Robert Gernhardts Parodie Das Attentat oder Ein Streich von Pat und Doris oder Eine Wilhelm-Busch-Paraphrase bekannt geworden, welche das sogenannte "Busenattentat" auf den Philosophen Theodor W. Adorno am 22. April 1969 schildert.[4]

Adaptionen

Eine musikalische Umsetzung von Gisbert Näther wurde in den 1990er Jahren für das Potsdamer Kindermusiktheater komponiert und vom Deutschen Filmorchester Babelsberg uraufgeführt, dem Näther als Hornist angehört. Nach einer Folgeproduktionen der Berliner Staatsoper Unter den Linden als Ballett wurde die Komposition von zahlreichen Bühnen in Deutschland aufgeführt. 1996 bekam Näther den „Wilhelm-Busch-Preis“ (Goldmedaille) für die Komposition. Eine CD-Aufnahme unter der Leitung von Scott Lawton mit Katja Riemann als Sprecherin gewann 2005 den Leopold-Medienpreis des Verbandes deutscher Musikschulen.

Eine weitere musikalische Bearbeitung gibt es von Jan Koetsier für Posaunenquartett. Diese wurde 1994 vom Slokar Quartett mit Horst Schwarzer als Sprecher auf CD eingespielt.

Das Berliner Theater Thikwa entwickelte zum 100. Todestag von Wilhelm Busch 2008 eine Bühnenversion in der Konzeption und Regie von Günther Grosser (Premiere: 19. Januar 2008 im Theater F40).

Der österreichische Komponist und Musikschulleiter Albin Zaininger hat 2008 eine Fassung für Instrumentalensemble (12 Spieler) und Sprecher geschaffen. Diese Komposition kann auch von musikalisch fortgeschrittenen Schülern einer Musikschulen umgesetzt werden. Uraufführung war am 7. Mai 2008 in Freistadt/OÖ.

Literatur

  • Busch, Wilhelm: Max und Moritz, eine Bubengeschichte in 7 Streichen, 67. Aufl., München: Braun u. Schneider, [1917]. 53 Bl., IDN: 359284361
  • Busch, Wilhelm: Metamorphosen: neue Mundartübersetzungen des Max und Moritz / [Wilhelm Busch]. Hrsg. von Manfred Görlach, Heidelberg: Winter, 1998, 156 S., ISBN 3-8253-0549-X
  • Günther, Jörg Michael: Der Fall Max & Moritz. Juristisches Gutachten über die Umtriebe zweier jugendlicher Straftäter zur Warnung für Eltern und Pädagogen, Frankfurt a.M.: Eichborn, 1988, ISBN 3-8218-1858-1
  • Thomas Ahlers, Volker Dehs: Mac und Mufti. Punk in Ebergötzen. Überarbeitete und erweiterte Neu-Edition nach der Erstausgabe von 1987. Satzwerk-Verlag, Göttingen 2003, ISBN 3-930333-25-2. Satirische Übertragung in die Punkersprache
  • Max Ferling „Minchen und Tinchen“ Lustige Mädchengeschichten in Versen. Buchhandlung Gustav Fock, Leipzig 1922
  • Manfred Görlach: Max und Moritz in aller Munde: Wandlungen eines Kinderbuches; eine Ausstellung in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, 27. Juni - 30. September 1997, Kleine Schriften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, 3.

Briefmarken

Einzelnachweise

  1. [1] APA-Meldung zum Schneider Böck aus Wörgl.
  2. [2]
  3. bsz-bw.de
  4. Robert Gernhardt: Das Attentat oder Ein Streich von Pat und Doris oder Eine Wilhelm-Busch-Paraphrase. In: Im Glück und anderswo. Gedichte. Frankfurt am Main: S.Fischer 2002, S. 210-214.

Weblinks


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