Maybach-Motorenbau GmbH

Maybach-Motorenbau GmbH

Die Maybach-Motorenbau GmbH (bis 1918: Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH) war ein deutscher Motoren- und Pkw-Hersteller.

Das Unternehmen wurde 1909 von Wilhelm Maybach und Ferdinand Graf von Zeppelin in Bissingen/Enz gegründet. 1912 siedelte die Firma nach Friedrichshafen am Bodensee über. Das Unternehmen wurde von Wilhelm Maybachs ältestem Sohn Karl Maybach geleitet. Ab 1949 leitete Karl Maybach das Unternehmen zusammen mit Jean Raebel und Carl Böttner. 1960 übernahm Daimler-Benz die Firma, 1966 wurde sie mit dem Großmotorenbau von Daimler-Benz vereinigt und „Maybach Mercedes-Benz Motorenbau GmbH“ genannt. Seit 1969 firmiert das Unternehmen als „Motoren- und Turbinen-Union Friedrichshafen GmbH“ (MTU Friedrichshafen GmbH).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge

Zunächst entwickelte und baute die Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH die Diesel- beziehungsweise Gasmotoren für die Luftschiffe der Zeppelin-Werke, unter anderem den überverdichtenden Motor (MB IVa), der erst in 1800 Meter Flughöhe ungedrosselt betrieben werden konnte, ohne Schaden zu nehmen.

Erster Weltkrieg

Bis 1915 baute Maybach den CX-Motor in Serie. Mit ihm wurden 28 Luftschiffe und sechs Schnellboote ausgerüstet. Der Motor war ein Reihen-Sechszylinder mit 22,8 Liter Hubraum und 154 kW (210 PS) bei 1300 U/min. Die Maschine verfügte über eine selbsttätige Zündzeitpunkt-Verstellung mit Benzindüsen-Regulierung. Sie hatte eine Einrichtung zur Zündunterbrechung bei Überdrehzahl oder Schmierungsunterbrechung. Weiterhin war der Motor mit einer zusätzlichen unabhängigen Hand-Zündverstellung ausgerüstet.

Der CX-Motor wurde erstmals für das Marineluftschiff L 2 (= LZ 18) verwendet, mit dem L 17 (= LZ 52) wurde die Baureihe „HS“ mit 240 PS eingeführt (korrekt „HSLu“ wie HS-Luftschiff). Die ersten Motoren dieser Reihe wiesen aber eine Reihe von „Kinderkrankheiten“ auf, die erst nach vielen Luftschiff-Probefahrten befriedigend gelöst werden konnten. In der Regel wurden die vorschnell eingeführten Motoren gegen neue HSLu ausgetauscht. Drei Monate danach waren die Ergebnisse gut bis sehr gut, die Motoren überstanden die langen Luftschiff-Einsätze (20-40 Stunden) in der Regel problemlos.

Mit dem Marineluftschiff L 52 (= LZ 98) übernahm die Luftschiffwaffe den ersten echten Höhenluft-Motor, den MB IVa. Dieser Motor behob das Problem der „verdünnten“ Luft, sprich des geringen Luftdrucks in größeren Höhen, mit drei verschiedenen Vergaser-Einstellungen: „La“ (anlassen), „V“ (Vollgas, Fahrt bis 1800 m Höhe) und „H“ (Höhengas, ab 1800 m). Ein Teststand auf dem Wendelstein (1800 m) hatte für die Entwicklung des Motors, der erst ab etwa 1800 Meter Höhe seine volle Leistung entwickelte, sehr gute Dienste geleistet. Im März 1917 erhielt der Typ MB (260 PS) seine Zulassung. Es wurden monatlich bis zu 200 Motoren gebaut, insgesamt weit über 2000 Stück. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges wurden diese Motoren sogar in Schnellboote der Marine eingebaut. Andere Firmen wie etwa BMW bauten den Höhenmotor in Lizenz nach (BMW IVa). Die Motoren fanden folgerichtig ihre Anwendung vorzugsweise in Jagdflugzeugen und Höhenaufklärern.

Hinweis zur Namensgebung: die ersten Typenbezeichnung ergaben sich einfach aus dem ersten beziehungsweise letzten Buchstaben, nach innen zählend - AZ - BY - CX - DW - HS. Erst beim MB ging man von dieser „Regel“ ab. „MB IVa“ bedeutet also nur „Maybach (Typreihe) IVa“.

Weimarer Republik

Maybach Zeppelin
Maybach DS 8

1918 wurde das Unternehmen in Maybach-Motorenbau GmbH umbenannt. Auf Grund des Versailler Friedensvertrages, der die Produktion von Luftschiffen und Flugzeugen verbot, begannen die Maybach-Werke nun mit der Herstellung von Automobilen. Auch wurden erste Versuche zur Aerodynamik unternommen.

Für den Einsatz auf der Schiene (Eisenbahn) wurden bei Maybach spezielle schnell laufende Dieselmotoren entwickelt. Der Schnelltriebwagen Fliegender Hamburger der Deutschen Reichsbahn, angetrieben von zwei Maybach-Zwölfzylinder-Motoren mit je 410 PS, erreichte eine Geschwindigkeit von 160 km/h.

Für den Automobilbereich wurden leistungsstarke Ottomotoren entwickelt. Im Jahr 1919 wurde der erste Versuchswagen „W 1“ damit ausgerüstet, der erste verkäufliche Wagen „W 3“ wurde 1921 auf der Berliner Automobilausstellung vorgestellt. 1930 wurde der Zeppelin vorgestellt, die größte deutsche Limousine, angetrieben von einem Zwölfzylinder-Motor. Wie zu dieser Zeit üblich wurden auch die Maybach-Automobile prinzipiell ohne Karosserie hergestellt. Man arbeitete zwar eng mit dem Karosseriebauer Hermann Spohn in Ravensburg zusammen, aber zahlreiche Maybach waren dennoch mit Aufbauten ganz nach den Wünschen des Kunden unterwegs. Maybach-Automobile waren Luxusgefährte. Ab 1941 wurden keine Automobile mehr hergestellt. In den rund zwanzig Jahren des Automobilbaus in der Firmengeschichte wurden nur 2300 Automobile hergestellt.

Die produzierten Motoren wurden auch als Schiffsantriebe verkauft.

Zweiter Weltkrieg

Maybach 12-Zylinder-Panzermotor HL 120; 11,9 Liter Hubraum

Während des Zweiten Weltkriegs bauten die Maybach-Werke fast alle Panzermotoren deutscher Panzer sowie Motoren für Sturmboote. Es handelte sich hierbei um Ottomotoren, die mit Benzin oder vergleichbarem Treibstoff betrieben wurden, so etwa der Maybach-HL-230-Motor, der schon in deutschen Panzermodellen, wie dem Panther, dem Tiger I und II, sowie beim Jagdpanzer Jagdtiger zum Einsatz kam.

Wiederaufbau und Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wurde das Werk in Friedrichshafen zwar zügig wieder aufgebaut, diente aber zunächst überwiegend als Reparaturwerkstatt. Über einen Neubeginn der Kraftfahrzeugproduktion wurde zwar immer wieder nachgedacht, dieser scheiterte jedoch nicht zuletzt an Kapitalmangel. Dagegen wurde der Motorenbau für Schienenfahrzeuge (Dieselloks) und Schiffe weiter ausgebaut. Allerdings blieben schnell laufende Dieselmotoren gerade bei der Schifffahrt auf bestimmte Einsatzzwecke beschränkt.

1960 übernahm Daimler-Benz die Maybach-Motorenbau GmbH und firmierte das Unternehmen in MTU Friedrichshafen GmbH um. Die MTU Friedrichshafen konzentriert sich seitdem auf die Produktion von Dieselmotoren, die Produktion von Fahrzeugen wurde nicht wieder aufgenommen. Erst 2002 reaktivierte DaimlerChrysler den Markennamen Maybach und gründete die Marke Maybach-Manufaktur. Heute werden Fahrzeuge der Marke Maybach deshalb vom Daimler-Konzern in Sindelfingen gebaut.

Pkw-Modelle

Der erste Maybach von 1919 war ein Prototyp, der „Wagen“ W 1, aufgebaut auf ein angekauftes Daimler-Chassis. Er trug schon die charakteristische Kühlermaske. W 2 war ein Motor. Der W 3 war 1921 der erste Serienwagen, mit Sechszylinder-Reihenmotor und angeblocktem Planetengetriebe, im Angebot als Typ 22/70 PS. Die erste Zahl bezeichnet die früheren „Steuer-PS“, eine vom Fiskus seit 1909 aus Leistung und Hubraum errechnete Kennzahl; die zweite die Motorenleistung.

1926 folgte W 5 als Typ 27/120 PS, der 1928 ein Schnellgang-Getriebe erhielt und daher W 5 SG hieß. 1930 kam, parallel zum „Zeppelin“, der W 6, den es ab 1934 auch mit Doppel-Schnellgang-Getriebe gab und so als W 6 DSG in den Annalen steht. Die Weiterentwicklung von 1934 war ein DSH, ein „Doppel-Sechs-Halbe“, was auf den 130 PS starken 5,2-Liter-Reihensechszylinder hinwies, eine vom „DS“-Zwölfzylinder abgeleitete, einfachere Konstruktion.

Die Zeppelin-DS-Modelle, von Karl Maybach 1930 erstmals offeriert und ab 1931 geliefert, gab es als Typen DS 7 und DS 8. Es waren die ersten Modelle von Maybach mit einem V-12-Motor. DS 7 bedeutet Doppel-Sechs-7-Liter. DS 8 bedeutet Doppel-Sechs-8-Liter. Der DS 7 leistete 150 PS. Der DS 8 leistete 200 PS. Er war mit einem 7922 Kubikzentimeter großen Motor ausgerüstet. Die Aufbauten lieferten Spohn und Erdmann & Rossi. Im Vergleich zum 1931 gebauten Bugatti Royale Typ 41 mit einem Preis von 100.300 Reichsmark war die Karosserie vom Zeppelin DS 8 geradezu günstig: 33.200 Reichsmark.

  • Maybach W 1, Versuchswagen, um 1919
  • Maybach W 3, 5,7 l Hubraum, 70 PS, ab 1921
  • Maybach W 5, 7 l Hubraum, 120 PS, 1926–1929
  • Maybach W 6, ab 1929
  • Maybach SW 35 (SW = Schwingachsenwagen), 3,5 l Hubraum, ab 1935 nur 50 Exemplare gebaut
  • Maybach SW 38, 3,8 l Hubraum, um 1936–1939
  • Maybach SW 42, 4,2 l Hubraum, um 1939–1941
  • Maybach Zeppelin
    • Maybach „Zeppelin“ Sport, um 1938
    • Maybach „Zeppelin“ DS 8 Cabriolet, 1930–1937, sechs- bis siebensitzig

Museum für historische Maybach-Fahrzeuge

Am 31. März 2009 wurde in Neumarkt in der Oberpfalz das Museum für historische Maybach-Fahrzeuge eröffnet. Es handelt sich dabei um das weltweit einzige Markenmuseum für Maybach-Fahrzeuge, und befindet sich im Gegensatz zu Markenmuseen anderer Hersteller in Privathand. Auf 2500 m² werden im Gebäude der ehemaligen Express Werke 16 Fahrzeuge und weitere Exponate ausgestellt, die der Museumsgründer Helmut Hofmann im Lauf von zwanzig Jahren sammelte.

Literatur

  • Wilhelm Treue, Stefan Zima: Hochleistungsmotoren. Karl Maybach und sein Werk. VDI, Düsseldorf 1992, ISBN 3-18-400905-X (Reihe Klassiker der Technik)
  • Paul Schmalenbach: Die deutschen Marine-Luftschiffe. Koehler, Herford 1977, ISBN 3-7822-0130-2
  • Harry Niemann, Max-Gerrit von Pein (Hrsg.): Mythos Maybach. 4. Auflage. Motorbuch, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02275-3
  • Harry Niemann: Karl Maybach seine Motoren und Automobile. Motorbuch, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02457-8
  • Gerhard Mirsching: Maybach-Karosserien aus Ravensburg. Gessler, Friedrichshafen 2001, ISBN 3-861-36064-0
  • Hans-Jürgen Reuß: 100 Jahre MTU Friedrichshafen. Ein Jahrhundert Antriebstechnik zu Wasser, zu Lande und in der Luft. In: Hansa, International Maritime Journal, Heft 3/2009, S. 40−45, Schiffahrts-Verlag »Hansa« C. Schroedter & Co., Hamburg 2009, ISSN 0017-7504

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