- Mazedonische autokephale Kirche
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Die Mazedonische Orthodoxe Kirche (mazed. Македонска Православна Црква/Makedonska Pravoslavna Crkva) ist eine orthodoxe Kirche auf dem Gebiet Mazedoniens. Die mazedonische Kirche besteht aus den Eparchien: Skopje, Prespa und Bitola, Debar und Kičevo, Bregalnica, Polog und Kumanovo, Povardarie und Strumica. Im Ausland bestehen eine amerikanische, eine australische und eine westeuropäische Eparchie.
Im Jahr 1967 hatte sich die mazedonische Kirche gegen den Willen des serbischen Patriarchats für autokephal erklärt. Auch von den anderen orthodoxen Kirchen - einschließlich des Patriarchats von Konstantinopel - wurde die selbständige mazedonische Kirche bisher nicht anerkannt.
Die mazedonische Orthodoxie beruft sich auf die mittelalterliche Tradition des Erzbistums von Ohrid, das nach der Eroberung des bulgarischen Reichs durch die Byzantiner als autonomes Erzbistum bestehen blieb und als solches von den Patriarchen in Konstantinopel anerkannt war. Auch unter der Herrschaft des zweiten Bulgarischen Reichs über Ohrid (13. Jahrhundert) und unter dem Szepter des Großserbischen Reichs (14. Jahrhunderts) bestand das Ohrider Erzbistum neben den jeweiligen Reichskirchen fort. Die Osmanen unterstellten ihm später sogar große Teile der orthodoxen Christen in Serbien, bis sie das Erzbistum von Ohrid im Einvernehmen mit dem Patriarchen von Konstantinopel im 18. Jahrhundert auflösten. Mazedonien gehörte seit der Errichtung des bulgarischen Exarchats 1870 bis zum Ende des 2. Balkankriegs 1913 zur bulgarischen Kirche und nach der Angliederung des Gebietes an Serbien bzw. später Jugoslawien zum Belgrader Patriarchat.
Mazedonisch-serbischer Kirchenstreit
Für die Mazedonier war die Gründung einer eigenen autokephalen Kirche ein wichtiger Schritt beim Emanzipationsprozess zu einer von Serben und Bulgaren unterscheidbaren eigenständigen Nation.
Die mazedonische Nation konsolidierte sich erst im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Während der zweiten Sitzung des AVNOJ (Antifaschistischer Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens) am 29. November 1943 war Mazedonien zu einer föderativen Einheit des künftigen jugoslawischen Staates erklärt worden. Die überwiegend orthodoxen Mazedonier stiegen somit zum Staatsvolk auf, nur fehlte ihnen im Vergleich zu den Serben oder Bulgaren eine Nationalkirche.
Die nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzenden kirchlichen Autonomiebestrebungen der Mazedonier wurden vom Tito-Regime tatkräftig unterstützt, während die serbische Kirche nichts gegen den Verlust der mazedonischen Eparchien unternehmen konnte. Im Herbst 1966 baten die mazedonischen Bischöfe das serbische Patriarchat um die Autokephalie, was von diesem abgelehnt wurde. Trotzdem beschlossen die Mazedonier auf einer Versammlung von Bischöfen, Priestern und Laien in Ohrid am 19. Juli 1967 ihre Loslösung vom Belgrader Patriarchat und der neu gebildete Heilige Synod der Kirche von Mazedonien verkündete die Autokephalie. Auf serbischen Wunsch hin betrachten auch der Patriarch von Konstantinopel und die anderen orthodoxen Kirchen die mazedonische Kirche als schismatisch. Lehre und die gottesdienstlichen Praxis der Mazedonier stimmen mit denen der übrigen orthodoxen Kirchen überein und die Apostolische Sukzession ist gewahrt, mithin ist der Grund für die Ausschluss aus der orthodoxen Ökumene rein politisch.
Der Streit zwischen der serbischen und der mazedonischen Orthodoxie konnte bis heute nicht beigelegt werden, sondern ist in den letzten Jahren sogar noch eskaliert, als der mazedonische Bischof Jovan von Veleš und Povardarije 2002 seine Eparchie der Serbischen Orthodoxen Kirche unterstellte und als Exarch von Ohrid zum Statthalter Belgrads avancierte. Dafür wurde Metropolit Jovan 2003 von der mazedonischen Kirche exkommuniziert. Jovan folgten 2004 weitere vier Klöster mit 30 Mönchen.
Von serbischer Seite war das Angebot gemacht worden, der mazedonischen Kirche eine begrenzte Autonomie unter dem serbischen Patriarchat zuzugestehen. Dieser Vorschlag hatte die mazedonischen Bischöfe in zwei Lager gespalten: Petar von Australien und Neuseeland, Timotej von Kičevo, Naum von Strumica und Jovan von Povardarie waren dafür; Kiril von Polog und Kumanovo, Agatangel von Bregalnica sowie Gorazd, Metropolit für Westeuropa, waren dagegen. Das mazedonische Kirchenoberhaupt Erzbischof Stjepan von Ohrid verhielt sich neutral. Die mazedonischen Gläubigen befürworten in ihrer übergroßen Mehrheit die Autokephalie.
Im Mai 2003 suspendierte die serbische Bischofskonferenz den Metropoliten Kiril von Kumanovo-Polog (in dieser Eparchie lebt eine serbische Minderheit) und stellte anderen „Abtrünnigen“ ein Ultimatum, sich bis zum 1. September dem Patriarchat Peć (historische Bezeichnung für das Serbische Patriarchat in Belgrad) wieder anzuschließen. Der serbische Patriarch Pavle bezeichnete die Mazedonische Orthodoxe Kirche als „Kreatur des Kommunismus“. Eine eilig einberufene Heilige Synode der Mazedonischen Kirche verurteilte die serbische Drohung, nach Jovan zwei weitere Bischöfe zu weihen und somit eine parallele Synode der Ohrider Erzdiözese unter dem Patriarchat von Peć zu gründen. Die mazedonische Synode mutmaßte eine serbisch-griechische Intrige, bei der es darum ginge, die Existenz des mazedonischen Volkes und seines Staates zu negieren. Zunächst hatte sich die mazedonische Regierung in die kirchlichen Auseinandersetzungen nicht eingemischt, mit der Verhaftung Jovans in Bitola am 11. Januar 2004 gewann der kanonische Konflikt eine staatspolitische Dimension.
Neben den serbisch-mazedonischen Streitigkeiten steht auch noch die Frage im Raum, ob die autokephale Kirche Mazedoniens bereit wäre, sich als „autokephales Erzbistum Ohrid“ zu bezeichnen, um so der griechischen Kirche gegenüber das Reizwort mazedonisch zu vermeiden.
Literatur
- Mihail (Erzbischof von Ohrid und Mazedonien): Našeto sveto pravoslavie. Kratka istorija na makedonskata pravoslavna crkva. Skopje 1996
- Jovan Belscovski: Istoriskite osnovi za avtokefalnosta na Makedonskata pravoslavna crkva. Skopje 1990
- Done Ilievski: The Macedonian Orthodox Church. The road to independence. Skopje 1973
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