Medientheorie (Systemtheorie)

Medientheorie (Systemtheorie)

Die Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien, man spricht auch von Steuerungsmedien, ist ein zentraler Bestandteil der Theorie sozialer Systeme des Soziologen Niklas Luhmann. Auch Richard Münch vertritt eine solche Theorie, jedoch mit abweichendem Inhalt.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsklärung

Nach Luhmann erscheinen beispielsweise Macht, Geld, Liebe, Kunst und Wahrheit als Kommunikationsmedien. Diese haben alle die gleichen Eigenschaften und Strukturen und sind deshalb innerhalb von Luhmanns Theorie untereinander gut vergleichbar.

In "Die Gesellschaft der Gesellschaft" legt Luhmann die am besten ausgearbeitete Theorie der Kommunikationsmedien vor. Er unterscheidet zwischen Verbreitungsmedien, die die Reichweite der Kommunikation steigern, und Erfolgsmedien. Zu letzteren zählen die symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien. Sie stellen die Lösung für ein Problem dar, das die Evolutionstheorie innerhalb der Gesellschaftstheorie Luhmanns aufwirft.

Unwahrscheinliche Kommunikation

Sprache steigert im Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung die Verständlichkeit der Kommunikation. Damit sinkt jedoch zugleich die Wahrscheinlichkeit, dass Kommunikation erfolgreich ist. Schriftlichkeit der Kommunikation dehnt die zeitliche Reichweite von Kommunikationen aus. Für eine Kommunikation ist nun keine Interaktion, also Anwesenheit, mehr erforderlich. Die Wahrscheinlichkeit eines Kommunikationserfolgs sinkt jedoch weiter.

Erfolgreiche Kommunikation bedeutet, dass die Selektionen einer Kommunikation als Prämisse für folgende Kommunikationen übernommen werden. Luhmann versteht Kommunikation als eine dreistellige Selektion. Ein Initiator entscheidet über Information und Mitteilung. Daran kann sich ein Verstehen anschließen. Erfolg bedeutet nun, dass beispielsweise eine ursprünglich selektierte Informationen verstanden und als Grundlage von Folgekommunikationen angenommen wird. Auf Basis der Selektion des ersten Initiators wird nun eine weitere dreistellige Selektion angeschlossen.

Im Verlaufe der gesellschaftlichen Entwicklung entstehen Problemlagen, die die symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien in spezifischer Weise lösen: Eine Zahlung etwa sorgt dafür, dass jemand ein begehrtes Gut überhaupt hergibt. Aber wie kann eine Zahlung - heute codiert in Währungen - dazu motivieren? Luhmann beantwortet dies mit der Erwartbarkeit von Folgekommunikationen. Kann Ego nicht voraussetzen, dass die von Alter Ego empfangene Zahlung weiter eintauschbar bleibt, wird Ego die Zahlung nicht annehmen. Ist die Anschließbarkeit von Kommunikation, in diesem Beispiel die Zahlung, hingegen gewährleistet, wird Ego motiviert, eine Zahlung anzunehmen. Eben das ist es, was Kommunikationsmedien generell leisten: Die Verknüpfung von Selektion und Motivation. Sie transformieren unwahrscheinliche Konstellationen in Wahrscheinlichkeiten.

Ausdifferenzierung der Kommunikationsmedien

Von dieser Grundannahme einer Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation erarbeitet Luhmann in "Die Gesellschaft der Gesellschaft" eine Theorie der symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien. Er entwirft zunächst die Differenzierung von Kommunikationsmedien. Sie vermitteln zwischen den beiden Positionen einer doppelt kontingenten sozialen Situation. Und dies tun sie in je einer Weise, die sich danach unterscheiden, ob sich die Positionen Alter und Ego als handelnd oder erlebend voraussetzen. So ergeben sich vier denkbare Vermittlungsfunktionen, für die Luhmann einige in modernen Gesellschaften ausdifferenzierte Kommunikationsmedien beschreibt. Macht etwa vermittelt zwischen Alters Handeln und Egos Handeln.

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