Medientäuschung

Medientäuschung

Der Ausdruck Medienmanipulation wird in zweierlei Weise verwendet:

  • Meist wird er verwendet, um eine tatsächliche oder vermeintliche Manipulation der öffentlichen Meinung durch die Medien zu bezeichnen.
  • Ebenfalls Verwendung findet der Begriff, um eine Manipulation der Medien mit dem Ziel einer bestimmten Veröffentlichung zu beschreiben. Dies ist die Aufgabe der Pressearbeit (Public Relations).


Inhaltsverzeichnis

Manipulation durch die Medien

Als Medienmanipulation durch die Medien wird eine einseitige oder verzerrte Darstellung von Fakten durch Journalisten und Nachrichtenproduzenten bezeichnet, die durch die Vorauswahl bzw. die Art der Berichterstattung in den Massenmedien erfolgt, sowie die daraus folgende verzerrte Wahrnehmung. Sie wird abgegrenzt von der bewussten Fälschung, also z. B. die nachträgliche Manipulation von Fotografien oder Videos oder das Erfinden von Interviews.

Medienmanipulation durch den Staat ist in Ländern mit staatlich gelenkter Presse üblich. In Ländern mit Pressefreiheit ist Medienmanipulation ein politischer Kampfbegriff. Manipulation ist stets ein Vorwurf gegen Medien, die eine andere Meinung, als die eigene, vertreten.

Die Forderung nach absoluter Objektivität und Neutralität der Medien stößt naturgemäß an Grenzen und ist freilich ein unerreichbares Ideal. Es ist journalistisch nicht möglich, über alle vorhandenen Geschehnisse Bericht zu erstatten; eine zusammenhängende Darstellung geht zwangsläufig mit einer Vorauswahl der Fakten einher (Newton 1989). Eine gewisse Manipulation ist also bei einer Darstellung schon aus technischen Gründen unvermeidbar.

Beispiele

  • Kurt Ziesel beschreibt die (seiner Meinung nach bestehende) Medienmanipulation der Zeitschrift Die Zeit in seinem Buch „Die Meinungsmacher“ mit den Worten: „Die Zeit: Organ des Rufmordes und der Manipulation“.[1]
  • Günter Wallraff beschreibt in seinem Buch „Der Aufmacher“ (seiner Meinung nach bestehende) Manipulationen der Bild-Zeitung als das „Bild-System“.[2]

Selektion

Ein grundsätzliches Element jeder Berichterstattung (und damit möglicher Manipulation) ist die Selektion von Informationen durch die Redaktion. „Über 99 % aller Nachrichten … gelangen nie vor das Auge des Lesers, weil sie als zu unbedeutend, zu fragmentarisch, zu polemisch oder – nach den jeweils herrschenden Vorstellungen – zu unsittlich aussortiert werden.“[3]

Die praktischen Grenzen der Neutralität der Medien liegen dort, wo es für die Journalisten unmöglich wird, über alle erhältlichen Informationen und Nachrichten zu schreiben und über ausgewählte Fakten in zusammenhängender Weise zu berichten. Da es jedoch unmöglich ist, über alles zu berichten, ist eine Beschränkung und Ausrichtung unumgänglich.

Welche Nachrichten es wert sind gedruckt zu werden, entscheidet sich auch an der Auswahl der anderen Journalisten. Ein Vorgang, über den berichtet wird, ist allein deshalb berichtenswerter. Niklas Luhmann meint, „Kommunikation ist ein Prozess, der auf Selektionen selektiv reagiert, also Selektivität verstärkt.“[4]

Hierdurch erfolgt eine „Konstruktion von Realität“ durch die Medien,[5] die leicht als Manipulation empfunden werden kann. Durch einseitige Selektion von Informationen in den Medien kann ein Zerrbild entstehen. Selbst wenn die einzelnen Meldungen den Tatsachen entsprechen, kann die Wirkung einer Desinformation erzielt werden.

Die gezielte Manipulation durch bewusste einseitige Berichterstattung widerspricht den Grundsätzen unabhängiger journalistischer Berichterstattung und journalistischer Ethik sowie den Regeln des Deutschen Presserates.

Gewichtung der Informationen

Die nächste Herausforderung für den Journalisten liegt in der Gewichtung, die er unterschiedlichen Positionen und Argumenten beimisst. Er muss einerseits alle relevanten Positionen und Argumente aufzeigen, andererseits durch eine Gewichtung verdeutlichen, dass die Argumente unterschiedliche Relevanz haben. Gelingt ihm das nicht, so spricht man von tendenziöser Berichterstattung.

Darunter versteht man eine verzerrte oder falsch gewichtete Darstellung von Fakten, die gegen die journalistische Ethik verstößt. Ziel und Grad nicht objektiver Berichterstattung werden in vielen Ländern kontrovers diskutiert, da deren Ursachen sowohl praktischer als auch theoretischer Natur sind. So stellt zum Beispiel der Schweizer Presserat fest: „Aus der ‚Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten‘ kann keine berufsethische Pflicht zu objektiver Berichterstattung abgeleitet werden. Deshalb ist auch eine einseitige, parteiergreifende Berichterstattung zulässig.“

Einzelne Zeitungen oder Sender vertreten bewusst bestimmte Positionen. So versteht sich beispielsweise die Frankfurter Rundschau als linksliberal. Die entsprechende „Färbung“ der Berichterstattung ist keine Manipulation, sondern ein Ausdruck der Meinungsfreiheit der Redaktion oder des Verlags (siehe auch Tendenzschutz).

Auch die Gewichtung der Information kann ein (sehr subtiles und damit wirksames) Instrument der Manipulation sein.

Die Rolle der Sprache

Der Gebrauch eines Wortes mit positivem bzw. negativem Beigeschmack an Stelle seines neutralen Synonyms ist geeignet, den Leser zu beeinflussen. Sind Themen strittig, so zeigt sich dies meist auch darin, dass die Parteien gleiche Sachverhalte mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnen (z. B. „Flucht und Vertreibung“ (in Deutschland übliche Wortwahl) und „Umsiedlung“ (in Polen übliche Wortwahl)). Auch hier wird die Verwendung der Begrifflichkeit einer Partei leicht als parteilich oder manipulativ wahrgenommen.

Siehe auch Sprachmanipulation.

Ein Problem stellen Übersetzungen aus anderen Sprachen dar. Hier hat der Übersetzer Gelegenheit zur Manipulation, indem er nicht wortwörtlich und originalgetreu übersetzt.

Die Sprache kann auch als politischer Faktor in den Massenmedien auftreten, besonders in den Fällen, wo eine Gesellschaft durch eine Sprachenvielfalt gekennzeichnet wird. Die Wahl der Sprache in den Massenmedien kann am ehesten eine Manipulation im Sinne jener Gruppe darstellen, die diese Sprache beherrscht. Diejenigen, die anders sprechen, werden dadurch hingegen von einer journalistischen Beteiligung ausgegrenzt. Durch die weltweite Verbreitung der englischen Sprache als Verkehrssprache kritisiert man US-amerikanische und englischsprachige Medien häufig von vornherein als publizistische – und damit manipulative – Übermacht.

Zahlreiche mit Sprache und Manipulation befasste Medientheoretiker verweisen auf die Medien der USA, einem Land, in dem von der überwiegenden Mehrheit Englisch gesprochen wurde. Einige argumentieren, dass eine Standardsprache noch lange keine nationale Einheitlichkeit schaffe; weiterhin blieben große Unterschiede bestehen, die in den Massenmedien Ausdruck finden.

Denkbare Manipulatoren

Der Vorwurf einer Medienmanipulation wird an verschiedene Adressen gerichtet:

Journalisten

Die Berichterstattung erfolgt primär durch den Journalisten selbst. Aus den ideologischen Positionen der Journalisten können politische Verquickungen erwachsen, die ihrerseits oftmals eine tendenziöse Berichterstattung zur Folge haben. Bei Medienmanipulation handelt es sich um eine – der journalistischen Ethik resp. Medienethik zuwiderlaufende – Verzerrung an Stelle einer an der Chronistenpflicht geschulten Perspektive eines Journalisten oder Artikels durch den Journalisten.

Verlage/Eigentümer

Die Eigentümer der Medien bestimmen die publizistische Ausrichtung der Medien (Tendenzschutz) und können sich damit dem Vorwurf der Medienmanipulation aussetzen.

Zu den Faktoren, die bei den Medienunternehmern zu einer manipulierten Darstellung führen können, zählen der Besitz der Nachrichtenquelle, die Auswahl der Mitarbeiter oder die Ausrichtung auf eine bestimmte Zielgruppe.

Der Platz oder die Sendezeit für Berichte, sowie die notwendigen Stichtage können zu unvollständigen, tatsächlich oder scheinbar manipulierten Berichten führen.

Kunden/Werbewirtschaft

Auf der anderen Seite steht die Manipulation als willkürliche Einflussnahme von außen auf das journalistische Geschehen. Hier wird in erster Linie der Druck der Werbeindustrie genannt. Aber auch Einflussnahmen von Parteien, Verbänden und sonstigen Interessengruppen („Lobbys“) sind denkbar.

Maßnahmen gegen die Manipulation

Gegen eine mögliche Manipulation von Medien bestehen eine Reihe von Maßnahmen:

Selbstverpflichtung der Medien

Medienmanipulation steht im Widerspruch zum Berufsethos des Journalisten. In vielen Ländern bestehen Ehrenkodices der Journalistenverbände (in Deutschland: Pressekodex, in Österreich: Ehrenkodex für die österreichische Presse), in denen Regelungen getroffen sind, die eine Medienmanipulation verhindern sollen.

Gesetzliche Regelungen zur Sicherstellung der Ausgewogenheit

In Deutschland besteht der öffentlich-rechtliche Rundfunk, dessen Organisation gemäß den Rundfunkurteilen des Bundesverfassungsgerichts eine „Binnenpluralität“ der gesendeten Berichte sicherstellen muss.

Einige Länder verfügen über Gesetze, um in den staatlichen Medien eine Ausgewogenheit zu erzwingen. Seit 1991 unterstehen die CBC und Radio Kanada, das frankophone Gegenstück, dem Broadcasting Act. Dieses Gesetz legt unter anderem fest:

Der kanadische Rundfunk muss (i) ein vielfältiges und umfassendes Programm repräsentativer Information, Aufklärung und Unterhaltung Hörern jeden Alters, Geschlechts, Interessen und Geschmacks anbieten, (…) (iv) der Öffentlichkeit eine angemessene Gelegenheit bieten, unterschiedliche Sichtweisen zum Ausdruck bringen zu können

Wettbewerb und Meinungsvielfalt

Der wirksamste Schutz gegen Medienmanipulation besteht im Wettbewerb der Medien untereinander und der Vielfalt miteinander konkurrierender Medien. Daher ist die Verhinderung von Medienkonzentration und die Möglichkeit der Herstellung von Gegenöffentlichkeit ein wesentliches Mittel gegen Manipulation.

Offenlegung von Besitzverhältnissen und Abhängigkeiten

Manipulationen lassen sich auch durch die Offenlegung der Verbindungen vermeiden, die Interessenkonflikte verursachen können. Etwa, wenn eine Nachrichtenagentur über für sie selbst relevante Angelegenheiten berichtet oder über ihre Eigentümer. Oft betrifft eine solche Veröffentlichung Aktien oder Kapital. Die Kommentatoren über Aktienangelegenheiten werden daher häufig aufgefordert, eine mögliche Teilhaberschaft an den betreffenden Unternehmen oder ihrer Konkurrenz bekannt zu machen.

Das Bundesland Hessen verpflichtet z. B. Medien, Mehrheitseigentümer im Impressum anzugeben. Anlass hierzu war die Übernahme der Frankfurter Rundschau durch die SPD-Holding DDVG.

Weiteres

Wege, Manipulationen zu vermeiden, sucht man in der Methode des „Streitgesprächs (point/counterpoint)“ oder des „Rundtischgesprächs,“ ein Diskussionsformat, in dem repräsentative Vertreter widerstreitender Ansichten miteinander ihre Ansichten verfechten. Diese Methode erlaubt theoretisch, alle relevanten unterschiedlichen Positionen medial zu präsentieren. Gleichwohl haben Sendeleiter, Redakteur und Moderator die Macht, eine Auswahl der Gäste zu treffen, ihnen mehr oder minder genehme Fragen zu stellen, sowie ihre Bemerkungen ins rechte Licht zu stellen oder zu kommentieren.

Der folgende Teil des Abschnittes ist unverständlich. Bessere Erklärung der Beispiele oder bessere Beispiele würden vielleicht dem Verständnis auf die Sprünge helfen: Dieser Absatz bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite nicht angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung.

Ohne ein angemessenes Fingerspitzengefühl kann einem Streitformat u. U. vorgeworfen werden, der Reporter schaffe den falschen Eindruck, dass beliebige Sichtweisen die gleiche Gültigkeit hätten (auch „Unausgewogenheit“ genannt). Dies kann bei Tabuthemen vorkommen, oder wenn ein Diskussionspartner Behauptungen aufstellt, die leicht als haltlos erwiesen werden können.

Eine solche Unausgewogenheit zeigte Mark Halperin auf, politischer Direktor der ABC-News. Er untersagte den Reportern in einer internen Mail, „künstlichen Einfluss auszuüben. … George W. Bush und John Kerry seien ‚gleichermaßen‘ der Öffentlichkeit verantwortlich. Die Kritik der Bush-Unterstützer ziele darauf ab, den Wahlsieg „durch … neue Versuche, Kerry zu zerstören“ zu erreichen. Als der Drudge Report diese Anordnung veröffentlichte, sahen zahlreiche Bush-Unterstützer ausgerechnet hier den Beweis, Halperin manipuliere die ABC gegen Bush zugunsten Kerrys, indem er die manipulativen Versuche der Journalisten abzuwenden suchte.

In manchen Fällen, wo eine Manipulation offensichtlich ist, kann eine Nachrichtenagentur Personal entlassen oder versetzen. Diese Methode wendete man an in der Affäre der Killian Dokumente und nach dem Interview Peter Arnetts mit der irakischen Presse.

Erforschung und Theorie der Medienmanipulation

Die Erforschung der Medienmanipulation erfolgt in der journalistischen Ausbildung an Universitäten (gemeinsam mit Medien-, Kultur- und Friedensforschung) sowie durch unabhängige Beobachtergruppen aus verschiedenen Teilen des politischen Spektrums. In den USA konzentrieren sich zahlreiche Studien auf die Äußerungen Konservativer/Liberaler Politiker in den Medien. Andere untersuchen internationale Unterschiede in der Berichterstattung, sowie die Manipulation der Meldungen über bestimmte Angelegenheiten wie die gesellschaftlichen Klassen oder die Entwicklungspolitik.

Die Glasgow Media Group analysierte in den Bad News Studies Fernseh- und Zeitungsmeldungen in Großbritannien. (Eldridge, 2000). Mittels Inhaltsanalyse, Interviews sowie beobachtender Teilnahme fanden sie u. a. heraus, dass Meldungen gegen Gewerkschaften manipuliert waren, in denen diese für den Bruch der Tarifvereinbarungen und die hohe Inflation verantwortlich gemacht wurden.

Martin Harrison (TV News: Wer manipuliert?) (1985) kritisierte die Methoden der Glasgow Media Group und argumentierte, die GMG untersuche die Manipulation selektiv, und präsentiere die eigenen Vorurteile selbst manipuliert als Ergebnis. Z. B. stelle die GMG das Wort „Leerlauf“ zur Charakterisierung streikender Arbeiter als abwertend dar, obgleich es von den Streikenden selbst verwendet würde (Street 2001, S. 31).

Herman und Chomsky (1988) schufen die Theorie des Propagandamodells, wonach die systematische Manipulation der US-Medien aus der ökonomischen Struktur der USA erwächst. Nach dieser Theorie entscheidet der Medienbesitz der Großunternehmen über die Meinungsbildung, die Werbefinanzierung sowie die Übernahme regierungsamtlicher Quellen. Diese vermögen die unabhängigen Medien vermittels antikommunistischer Ideologie zu diskreditieren, und die breite Öffentlichkeit im Interesse der US-Unternehmen zu manipulieren.

Denkbare Ziele einer Medienmanipulation

Arten von Manipulation

  • Ethnische oder rassische Manipulation, einschließlich des Rassismus, Nationalismus und Regionalismus.
  • Manipulation durch Unternehmen, einschließlich der Werbung, Berichterstattung über politische Kampagnen im Sinne unternehmerischer Interessen, Berichterstattung im Sinne der Medieneigentümer.
  • Klassenmanipulation, sowohl die Manipulation, die eine bestimmte gesellschaftliche Klasse bevorzugt, als auch die Manipulation, die eine Aufteilung der Gesellschaft in soziale Klassen ignoriert.
  • politische Manipulation, einschließlich der Manipulation für oder gegen eine bestimmte politische Partei oder einen Kandidaten.
  • religiöse Manipulation, einschließlich der Manipulation, in der eine religiöse Sichtweise über eine andere gestellt wird.
  • Skandalisierung, die etwas Außergewöhnliches gegenüber dem Normalen aufbauscht. Dazu zählt die Praxis, aus kommerziellen Gründen besondere Nachrichten überzubetonen, zu verzerren oder zu fabrizieren.
  • Desinformation, die gezielt falsche, einseitige oder verzerrte Informationen streut
  • Agitation und Propaganda, z. B. während des Kalten Krieges
  • die journalistische Lüge, die gut ausgewählt schon deshalb geglaubt wird, weil sie oft als Schlagzeile gedruckt ist. Eventuelle Widerrufe werden so platziert, dass sie kaum Beachtung finden.

Hofberichterstattung oder Verlautbarungsjournalismus

Die distanzlos-unkritische Veröffentlichung von Informationen im Interesse von Politikern, Parteien oder Institutionen durch subventionierte oder sonst abhängige Medien.

Nationale und ethnische Gesichtspunkte

Zahlreiche Nachrichtenagenturen neigen zu einer den geographischen, ethnischen und nationalen Erwartungen der Bevölkerung angepassten Berichterstattung.

Westlichen Medien wird häufig im Rest der Welt (Osteuropa, Asien, Afrika und naher Osten) ihre prowestliche Haltung hinsichtlich zahlreicher politischer, kultureller und wirtschaftlicher Angelegenheiten vorgeworfen.

In Amerika beschuldigten Politiker des Südens während der Bürgerrechtsbewegung die Medien der Manipulation gegen die Weißen. Film und Fernsehen manipulierten angeblich zugunsten einer „Rassenvermischung“; zahlreiche Fernsehsendungen und -serien mit ethnisch gemischten Besetzungen wie I Spy oder Star Trek wurden von den Stationen des Südens nicht gesendet.

Medienmanipulation und Religion

Die Medienmanipulation im Sinne einer Religion liegt in jenen Ländern auf der Hand, in denen Staat und Medien von einer offiziellen Religion beherrscht werden. Hier kann sich Manipulation gegen andere Glaubensrichtungen klar und mit allen Konsequenzen auswirken.

Auch in den Ländern mit Religionsfreiheit und freier Presse unternimmt die vorherrschende Religion große Anstrengungen, um Einfluss auf die Medien zu gewinnen. In den überwiegend christlichen Nationen tendieren die Journalisten zu einer Berichterstattung über die Aktivitäten aus dem Bereich des Christentums und dem Ausschluss anderer Glaubensrichtungen.

Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. In atheistischen Ländern zeitigt die antireligiöse Medienpropaganda Wirkung, wie in zahlreichen Ländern des Ostblocks im Kalten Krieg.

Mit anderer Motivation verschweigen manche heutige Medien aus eigenem Interesse die Berichterstattung über jedewede religiöse Angelegenheiten, um nicht den Anschein der Bevorzugung einer Glaubensrichtung vor der anderen zu erwecken.

Letztere Art der Manipulation wird häufig in der Berichterstattung über neue religiöse Bewegungen gesehen. Häufig geschieht es, dass die einzige Sichtweise, die der Öffentlichkeit über eine neue religiöse Bewegung, umstrittene Gruppe, oder einen Kult vermittelt wird, negativ gezeichnet und durch mediale Skandalberichte illustriert wird. Z. B. erfahren die meisten neuen oder Minderheitsreligionen nur dann mediale Beachtung, wenn etwas Skandalöses berichtet werden kann, z. B. ein Massenselbstmord einer Sekte oder illegale Machenschaften des Führers einer religiösen Bewegung.

Nach der Encyclopedia of Social Work (19. Auflage) spielen die Nachrichtenmedien eine entscheidende Rolle bei der öffentlichen Akzeptanz von Kulten. Nach einigen Studien haben die Medien durch die bildliche Darstellung die Macht, neue Kulte als problematisch, umstritten oder bedrohlich zu manipulieren (Beckford, 1985; Richardson, Best & Bromley, 1991; Victor, 1993). Die Analyse ergab, dass Medienberichte über Kulte im Wesentlichen auf Polizisten oder „Kultexperten“ zurückgehen, die die jeweilige kultische Praxis als gefährlich und zerstörerisch einstufen, die häufig mit horrend überzogenen Geschichten über rituelle Folter, sexuellen Missbrauch, der Gehirnwäsche usw. ausgebaut werden.

Andere Einflüsse

Medienmanipulation ist nicht prinzipiell politisch. Nachrichtenmedien suchen im Wesentlichen Erfolg bei einem bestimmten Publikum. Viele Menschen interessiert eher die Lokalberichterstattung mit privatem oder regionalem Bezug wie Fotos einer Einschulung, einer Hochzeitsfeier, eine prominente Lokalgröße, ein Empfang, ein Verkehrsunfall oder andere glamouröse oder schockierende Meldungen.

So findet der Tod von Millionen Menschen in einem ethnischen Konflikt in Afrika oder Asien in den regionalen Medien eine schmale Randerwähnung, während die Erschießung von fünf Angehörigen eines Gymnasiums eine monatelange tiefgehende und facettenreiche Analyse erfährt. Der Grund für diese Art der Manipulation ist im Streben nach medialem Publikumserfolg zu suchen, Produzenten und Verleger bieten an, wovon sie annehmen, die Masse hätte ein Interesse daran.

Manipulation der Medien

Der Begriff „Medienmanipulation“ kann auch zur Beschreibung eines (Versuch der) Manipulation von Medien, mit dem Ziel eine bestimmte Berichterstattung zu erreichen oder zu verhindern, verstanden werden.

Der Gedanke dahinter lautet: Einflussreiche Stellen (z. B. bestimmte Regierungen oder Konzerne) üben ihre Macht sowohl mit offenkundiger als auch versteckter Zensur auf die Medien ihrer oder anderer Länder aus. Andererseits schränken einige Journalisten oder Redakteure aus Scheu vor negativen Konsequenzen freiwillig die Darstellung problematischer Tatsachen ein (Selbstzensur: „Schere im Kopf“).

Staatlich gelenkte Medien

Gut erkennbar ist diese Manipulation in Staaten mit staatlich gelenkten Medien und ohne oder mit stark eingeschränkter Pressefreiheit wie im Dritten Reich, der DDR oder dem heutigen China, Russland sowie in allen Diktaturen.

So wurde den gleichgeschalteten Medien im Rahmen der „Pressekonferenzen der Reichsregierung“ nicht nur die Meinung der Regierung, sondern auch gleich die Form der Darstellung vorgegeben, beispielsweise bezüglich der Berichterstattung über die Kommentare der Westmächte zum Beitritt Spaniens zum Antikominternpakt: „Nicht als Hauptaufmachung der Blätter herauskommen … keine allzu große Bedeutung beimessen … Bemerkungen über die italienischen Freiwilligen in Spanien weglassen.“[6] Als Folge dieser weitreichenden Manipulationen war es dem Regime möglich, große Teile der Bevölkerung noch bis zur Kapitulation zu manipulieren.

„Neue Weltinformationsordnung“

Bis Ende der 80er Jahre versuchten Länder der Dritten Welt unter dem Stichwort „Neue Weltinformationsordnung“ die Dominanz der (freien) westlichen Presse zu brechen, und die ausschließliche Berichterstattung über eigene Positionen durch Abschaffung der Pressefreiheit durchzusetzen. Auf einem Symposium der Blockfreien Staaten in Tunis im Jahr 1975 wurde dies in aller Deutlichkeit erklärt: „Jedes Entwicklungsland hat das Recht, volle Souveränität über die Informationen auszuüben, sowohl über solche, welche seine Tagesrealitäten betreffen, als auch über die, welche an sein Volk weitergegeben werden.“[7]

Geschichte

Die politische Manipulierbarkeit der Massenmedien ist eine Eigenschaft, mit der sie von Anbeginn seit der Erfindung der Druckerpresse belastet ist. Die hohen Kosten der früheren Druckausrüstung schränkten die Medienproduktion anfangs ein. Die Verleger bedienten häufig die Interessen großer oder mächtiger sozialer Gruppen.

John Miltons Flugschrift Areopagitica, eine Rede für die Freiheit des unlizenzierten Drucks, veröffentlicht 1644 war eine der ersten Publikationen für die Pressefreiheit.

Im 19. Jahrhundert erkannten Journalisten das Prinzip der unparteiischen Berichterstattung als wesentlichen Bestandteil journalistischer Ethik. Dieses traf mit dem Aufstieg des Journalismus als einem sozialen Machtfaktor zusammen, was bis heute Gültigkeit behält, wobei gewissenhafte und um Objektivität bemühte Journalisten von Vorwürfen der Manipulation nicht getroffen werden.

Ebenso wie die Presse dienten die Rundfunkmedien (Radio und Fernsehen) von Anbeginn als Propagandainstrument, eine Tendenz, die sich in der ursprünglichen Verfügungsgewalt nationaler Regierungen über das gesamte Sendungsspektrum zeigt. Obgleich ein Prozess der Medienderegulierung die Mehrheit westlicher Rundfunkmedien in private Hände gelegt hat, besteht noch eine starke Regierungspräsenz bzw. ein -monopol bei den Rundfunkmedien bestimmter Länder der Erde. Auf der anderen Seite führt die Privatisierung der Medien im Gegenzug häufig zu einer Konzentration in den Händen weniger Medienkonzerne, woraus wiederum bestimmte Formen medialer Manipulation erwachsen.

1798 verabschiedeten die USA die Alien and Sedition Acts, ein Verbot der Veröffentlichung „falscher, skandalöser oder böswilliger Berichte“ gegen die Regierung, einschließlich jeder öffentlichen Opposition gegen irgendein Gesetz oder einer Handlung des Präsidenten in der Presse (bis 1801 in Kraft).

Während des amerikanischen Bürgerkriegs beschuldigte Präsident Abraham Lincoln die Presse der Frontstaaten der Manipulation zugunsten des Südens und ordnete das Verbot zahlreicher Zeitungen an.

Mit dem vorgetäuschten Überfall angeblicher Polen auf den deutschen Sender Gleiwitz 1939 wird propagandistisch der Eintritt Deutschlands in den 2. Weltkrieg und der Überfall auf Polen gerechtfertigt.

Hitler beschuldigte die Presse der marxistischen Manipulation, und fand Beifall bei NS-unterstützenden Medien in England und den USA. Im 2. Weltkrieg behaupteten auf deutscher Seite stehende Politiker, die internationalen Medien würden von Juden gesteuert. Berichte über eine deutsche Misshandlung der Juden seien manipuliert und entbehrten jeder Grundlage. Hollywood bezeichnete man als Brutstätte jüdischer Manipulation, und Filme wie Charlie Chaplins Der große Diktator mussten dafür als Beweis herhalten.

Der medial manipulierte Tonkin-Zwischenfall 1964 bietet den USA den Vorwand zum Einstieg in den Vietnamkrieg. Im Verlauf des Krieges beschuldigte Vizepräsident Spiro Agnew seinerseits die Presse der antiamerikanischen Manipulation.

1968 bot ein manipulierter „Hilferuf des tschechoslowakischen Volkes“ die propagandistische Rechtfertigung zum Einmarsch des Ostblocks in die CSSR.

In den 1980er Jahren beschuldigte die Regierung Südafrikas die Presse der Manipulation gegen die Regierung und leitete Zensurmaßnahmen ein. 1989, erließ die Regierung ein dreimonatiges Verbot der Zeitung New Nation wegen der Veröffentlichung von Anti-Apartheid- Propaganda. Andere Zeitungen – weitgehend zensiert – veröffentlichten die zensierten geschwärzten Abschnitte als solche, um den Umfang der regierungsamtlichen Zensur zu demonstrieren.

Manipulationen wirken nachhaltig, wenn sie emotional bewegen. 1990 bewog die Brutkastenlüge die US-Amerikaner zur Zustimmung des Einstieges in den 2. Golfkrieg. Ergreifende Bilder angeblich in kuweitisch-irakischen Gewässern treibenden ölverschmierten Kormorans stellten sich später als Fotos der Exxon Valdez-Katastrophe heraus.[8]

Im November 2005 räumte George Bush ein, dass die als Kriegsgrund für den 3. Golfkrieg herangezogenen angeblichen Beweise der Existenz von Massenvernichtungswaffen einer Grundlage entbehrten. Dabei vermied er das Wort Manipulation.

Häufig glauben Angehörige politischer Bewegungen, die Medienberichterstattung sei manipuliert, wenn sie sich gegen die je eigene Ideologie richtet, die im Konflikt gegen eine andere Seite steht; z. B. wird häufig behauptet, die westliche Medienberichterstattung gegen Israel sei durchweg manipuliert, während die palästinensischen Gewalttaten heruntergespielt würden; andererseits behauptet man ebenso auf Seiten der Palästinenser, die westliche Medienberichterstattung gegen die Palästinenser sei durchweg manipuliert und die israelischen Gewalttaten würden heruntergespielt.

Nicht alle Anklagen über Manipulation sind politisch. Der Autor Martin Gardner beschuldigte die Unterhaltungsmedien pseudowissenschaftlicher Manipulation. Er behauptete, Fernsehsendungen wie Akte-X förderten den Aberglauben.

Literatur

  • Noam Chomsky: Media Control. Von Macht und Medien. Europa-Verlag, 2003, ISBN 3-203-76015-0.
  • J. Eldridge: Der Beitrag der Glasgow Media Group zur Studie des Fernseh- und Printjournalismus. In: Journalism Studies. 2000, 1 (1), S. 113–27.
  • M. Harrison: TV News: Wer manipuliert? Politicy Journals, London 1985.
  • E. Herman, N. Chomsky: Manufacturing Consent: The Political Economy of the Mass Media. Pantheon, New York 1988.
  • M. Jefferson: Media bias. In: R. Goodin, A. Reeve (Hrsg.): Liberal neutrality. Routledge, London 1989, S. 130–55.
  • Tabea Jerrentrup: MedienMacht. Medienwirkungen bezogen auf Wahrnehmung, Gesellschaft, Kommunikation und Individuum. Berlin 2005, ISBN 3-86553-135-0.
  • Bernard Goldberg (CBS-Reporter): Arrogance. Rescuing America From the Media Elite,, ISBN 0-446-53191-X.
  • K. Feld Newton: Media bias. In: R. Goodin, A. Reeve (Hrsg.): Liberal neutrality. Routledge, London 1989, S. 130–55.
  • Stephanie Gutmann: Der Andere Krieg: Israelis, Palästinenser und der Kampf über die Medienhoheit. ISBN 1893554945.
  • Leon Tsvasman: Manipulation (Teil I). In: Tsvasman, L. R. (Hrsg.): Das große Lexikon Medien und Kommunikation. Kompendium interdisziplinärer Konzepte. Ergon, Würzburg 2006, ISBN 978-3-89913-515-2.
  • Malte Olschewski: Von den Karawanken bis zum Kosovo - Die geheime Geschichte der Kriege in Jugoslawien. Braumüller, Wien 2000, ISBN 3-7003-1328-4.
  • Peter Forster: Die verkaufte Wahrheit - Wie uns Medien und Mächtige in die Irre führen. Verlag Huber, Frauenfeld 2005, ISBN 3-7193-1338-7.
  • Rainer Strzolka: Das Internet als Weltbibliothek. Suchmaschinen und ihre Bedeutung für den Wissenserwerb – ein Beitrag zur Zensurdiskussion. Simon-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-940862-00-6.

Siehe auch

Quellen

  1. Kurt Ziesel: Die Meinungsmacher. München 1988, ISBN 3-8004-1153-9, Seite 165 ff.
  2. Günther Wallraff: Der Aufmacher. Köln 1977, ISBN 3-462-01257-6, Seite 9.
  3. Manfred Steffens: Das Geschäft mit der Nachricht. München 1971, Seite 9 ff.
  4. Niklas Luhmann: Veränderungen im System gesellschaftlicher Kommunikation und die Massenmedien. In: Oskar Schatz (Hrsg.): Die elektronische Revolution. Graz 1975, Seite 21.
  5. Winfried Schulz: Die Konstruktion von Realität in den Nachrichtenmedien. München 1976, ISBN 3-495-47331-9.
  6. Pressekonferenz der Reichsregierung, zitiert nach Fritz Sänger: Politik der Täuschungen. Wien, 1975, ISBN 3-203-50542-8, Seite 323.
  7. Rosemary Righter: Erfundene Wahrheit - Die Informationspolitik der Dritten Welt. München 1981, ISBN 3-7766-1135-9, Seite 127.
  8. Bild Kormoran

Weblinks


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