Mediumismus

Mediumismus
Ein Medium bei der Kontaktaufnahme (Thailand)

Medium bezeichnet eine Person, der in diversen spirituellen Traditionen die Fähigkeit zugeschrieben wird, Botschaften von übernatürlichen Wesenheiten wie Engeln, Geistern oder Verstorbenen zu empfangen. Mediumismus ist in diesem Zusammenhang die gesprochene oder geschriebene Weitergabe von Visionen und «Mitteilungen». In den 1970er Jahren etablierte sich dafür in der US-amerikanischen New-Age-Bewegung der Begriff Channeling, der in den Achtzigern auch im deutschsprachigen Raum bekannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Mediale Übermittlung

Medien nehmen für sich in Anspruch, unter anderem mit der jenseitigen Welt Verbindung aufzunehmenmit, z.B mit "Engeln" oder "Totengeistern". Sie tun dies in so genannten Séancen (Sittings oder Readings), bei Einzelsitzungen oder Meditationen. Dabei übermitteln sie den Zuhörern oder dem Klienten Botschaften des Trostes oder der Lebenshilfe, die persönlich für die Zuhörer übermittelt werden sollen. Medien empfangen medial (telepathisch) Bilder, Töne oder Botschaften die sie vermitteln. Die Behauptung, diese Botschaften kämen von Verstorbenen, Engeln oder Geistwesen, lässt sich damit begründen, dass sie teilweise sehr präzise Details von dem Aussehen oder der Lebensweise verstorbener Angehöriger wiedergeben können bzw. teilweise über spezielle Einzelheiten der Lebenssituation des Klienten bescheid wissen ohne den Klienten zu kennen und dadurch verblüffende Hilfeleistungen geben können.

Nach einer Allensbach-Umfrage von 2002 beantworten etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung die Frage, ob es Geister oder Gespenster gibt, mit „Ja“. [1]

Kulturelle und religiöse Verbreitung

Mediumismus tritt traditionell in zahlreichen Kulturen Eurasiens, Afrikas und auf den pazifischen Inseln auf, vornehmlich in schamanistisch orientierten Agrar- und Viehzüchtergesellschaften.

Weltweit nehmen viele Religionen und weltanschauliche Bewegungen für sich in Anspruch, dass ihre Lehre auf medialem Weg durch Propheten, Mystiker empfangen wurde; auch der Zungenrede (vorwiegend in der Charismatischen Bewegung) wird eine göttliche Ursache zugesprochen. Die Bibel beschreibt beispielsweise im 2. Buch Mose, Kapitel 3 und 4, wie Gott mit Mose aus einem brennenden Dornbusch heraus gesprochen hat und ihm so den Befehl gab, zurück nach Ägypten zu gehen, um die Israeliten aus der Knechtschaft zu befreien. Joseph Smith behauptete, eine Wesenheit namens Mormon habe ihm, dem Gründer der gleichnamigen Kirche, das Buch Mormon übermittelt. Die Entstehung des Koran wird dem Erzengel Gabriel zugeschrieben, der ihn dem Begründer und Propheten des Islam Mohammed diktiert haben soll.

Vertreter des Mediumismus

Dem Einfluss des von dem französischen Schriftsteller Allan Kardec (1804-1869) begründeten Spiritismus wird zugeschrieben, dass der Mediumismus auch in Industriegesellschaften Verbreitung fand. Carl Gustav Jungs Lebensweg als Psychiater und Begründer einer Denkschule wurde von seinen Geistführern Philomen und Salome beeinflusst. Im „Roten Buch“ hat er die inneren Gespräche mit ihnen aufgezeichnet. Von dem jenseitigen Wesen Basilides in Alexandria empfing er die „Sieben Belehrungen der Toten“.[2]

Mediumismus in Tibet

Aus der tibetischen Bön-Religion und auch aus einigen Schulen des tibetischen Buddhismus ist das Wirken von Medien bekannt. Das aktuelle Orakel, eine so genannte Dakini, der Bön ist die prophezeite Frau aus dem Westen Rosalyn Bruyere. Eines der bekanntesten Medien Tibets, das Mönchsmedium der Gottheit Pekar, ist auch als Nechung-Orakel bekannt. Es soll die tibetische Regierung und die Dalai Lamas seit ungefähr vier Jahrhunderten in wichtigen Zukunftsfragen beraten und ist auch heute noch als Medium der tibetischen Exilregierung im Dienst. Der als Medium dienende Mönch genießt innerhalb der buddhistischen Gelug-Schule hohes Ansehen; seine meist kurze Lebensspanne schreiben Buddhisten den kräftezehrenden "Orakel-Trancen" zu.

Mediumismus in Brasilien

In Brasilien werden die Fähigkeiten von Medien vom Staat anerkannt und genutzt. In der brasilianischen Rechtsprechung werden schriftliche Aussagen von Medien, die unter Aufsicht eines Notars erstellt wurden, in vielen Fällen anerkannt. So wurden zum Beispiel in den Fällen

  • Mord in Goiânia, Goiás,1975, begangen an Henrique Emmanuel Gregoris,
  • Mord in Goiânia de Campina, Goiás, Mai 1976, von José Divino Gomes an Maurício Garcez Henriques begangen,
  • Mord in Campo Grande, Mato Grosso do Sul, im März 1980, von José Francisco Marcondes de Deus an seiner Ehefrau Cleide Maria begangen,

Schriftstücke vor Gericht als Aussagen des Verstorbenen und somit als Beweise anerkannt.

Ein weiterer Fall, der sich im Mai 2006 ereignet hat, wird in der Carta psicografada ajuda a inocentar ré por homicídio no RS auf Portugiesisch beschrieben.[3]

In der Verfassung des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco wird in Artikel 174 Medien der besondere Schutz des Staates zugesichert[4]:

O Estado e os Municípios, diretamente ou através do aŭilio de entidades privadas de caráter Assistencial, regularmente constituídas, em funcionamento e sem fins lucrativos, prestarão Assistência aos necessitados, ao menor abandonado ou desvalido, ao superdotado, ao paranormal e a velhice desamparada. (Der Bundesstaat und seine Gemeinden helfen Bedürftigen, Waisen, Straßenkindern, Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, Menschen mit paranormalen Fähigkeiten (Medium) und bedürftigen Senioren direkt oder mittels eingetragener, nicht profitorientierter, privater Unternehmen.)“

Art. 174: Verfassung von Pernambuco

Das bekannteste Medium des 20. Jahrhunderts war Chico Xavier, der über 400 Bücher verfasste, deren Inhalt ihm angeblich von Geistern diktiert wurde.

Mediumismus im Westen

Weithin bekannten Medien aus der Esoterikszene im Westen wie beispielsweise Rhea Powers (USA), Alexa Kriele (BRD), Sylvia Browne (USA), Paul Meek (GB) und James van Praagh (USA) ist es bis jetzt nicht gelungen, ihre Fähigkeiten unter kontrollierten Bedingungen unter Beweis zu stellen; sie finden jedoch großen Anklang bei ihren Lesern und Sympathisanten, die von deren behaupteten Fähigkeiten überzeugt sind. Des Weiteren kennt man

  • Edgar Cayce †, "channelte" seiner Aussage nach den schlafenden Propheten,
  • Aleister Crowley †, "channelte" seiner Aussage nach eine Wesenheit namens Aiwaz,
  • Jane Roberts †, "channelte" ihrer Aussage nach eine Wesenheit namens Seth,
  • Helen Schucman †, "channelte" ihrer Aussage nach Jesus Christus
  • Lee Carroll, "channelt" ihrer Aussage nach eine Wesenheit namens Kryon
  • Barbara Bessen, "channelt" ihrer Aussage nach Kryon
  • Steve Rother, "channelt" the group
  • Judith Z. Knight, "channelt" ihrer Aussage nach eine Wesenheit namens Ramtha
  • Thomas Nagel, "channelt" seiner Aussage nach Metatron
  • Christiane Zimmer, "channelt" ihrer Aussage nach Emanuel
  • Andreas Hassenstein, "channelt" seiner Aussage nach Abraham und die Erzengelfamilie "Uns"

Mediumismus in Großbritannien

Traditionell ist insbesondere in England der Spiritualismus weit verbreitet. Allein in London gibt es mehrere hundert spiritualistische Kirchen, in denen Medien regelmäßig Vorträge (Sittings) halten und Botschaften für Anwesende aus dem Jenseits übermitteln. Diese "Gottesdienste" sind für jedermann frei zugänglich und gebührenfrei.

Als Musikmedium wurde Rosemary Brown auch außerhalb Großbritanniens bekannt.

Spiritualistische Medien in Großbritannien haben eine eigene 'Gewerkschaft' Spiritualists' National Union, die bereits 1890 durch Emma Hardinge Britten gegründet wurde.[5]

Schreibmedien

Schreibmedien sind Personen, die behaupten, auf paranormalem Weg Mitteilungen aus dem Jenseits zu empfangen und diese A) zu diktieren oder B) selbst aufzuzeichnen.

Gruppe A

Gruppe B

Quellenangaben

  1. Allensbach-Umfrage von 2002 http://www.ifd-allensbach.de/news/prd_0201.html
  2. Carl Gustav Jung [1]
  3. Carta psicografada ajuda a inocentar ré por homicídio no RS [2]
  4. Constituição do Estado de Pernambuco [3]
  5. Spiritualists' National Union SNU

Literatur

  • Michael Krajewski, Mediumistische Wesen als Künstler. In: Kunstforum International, Bd. 163, Januar-Februar 2003, S. 54-69.
  • Peter Gorsen, Der Eintritt des Mediumismus in die Kunstgeschichte. In: The Message. Kunst und Okkultismus, hrsg. v. Claudia Dichter, Hans Günter Golinski, Michael Krajewski, Susanne Zander. Walther König: Köln 2007, S. 33-55 ISBN 978-3-86560-342-5. (mit Illustrationen)

Weblinks


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