Megenberg

Megenberg

Konrad von Megenberg (auch latinisiert Conradus de Montepuellarum) (* 1309 in Mäbenberg (zu Georgensgmünd) bei Nürnberg; † 14. April 1374 in Regensburg) Autor von 22 lateinischen Schriften, die hagiographische, theologische, moralphilosophische und naturwissenschaftliche Themen behandeln.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Konrad von Megenberg wurde als Sohn eines Ministerialen geboren und kam im Alter von sieben Jahren[1] als Schüler nach Erfurt. Später gab er dort Nachhilfestunden und verdiente sich so seinen Lebensunterhalt. Er erhielt eine Stelle als Lektor, die es ihm ermöglichte ein Studium der Artes liberales an der Sorbonne in Paris zu absolvieren und einen Magistergrad zu erwerben. An der Universität von Paris lehrte er in den Jahren 1334 bis 1342. In dieser Zeit wurde er auch zweimal zu Verhandlungen mit Papst Benedikt XII. nach Avignon geschickt.

Aufgrund eines akademischen Streits verließ er Paris und übernahm das Amt eines Rektors an der Stephansschule in Wien (aus dieser ging im Jahre 1365 die Wiener Universität hervor). Dabei stellte ihm die anglikanische Nation, der er in der Sorbonne angehört hatte, ein Empfehlungsschreiben für den Herzog von Österreich und den Rat der Stadt Wien aus. Seine deutschen Werke hat er möglicherweise für die Stephansschule verfasst oder für Mitglieder des Wiener Hofs.

Konrad von Megenberg zog im Jahr 1348 nach Regensburg. Es war ihm schon 1341 im Zuge einer Reise nach Avignon ein Kanonikat in Regensburg angeboten worden, das er nun annahm. Er war zunächst an der Domschule als Lehrer tätig. Schon 1349 reiste er erneut nach Avignon und versuchte wohl, in die Dienste Kaiser Karls IV., Herzog Rudolfs IV. von Österreich oder des Kardinals von späteren Papstes Pierre Roger de Beaufort treten zu können, was ihm allerdings nicht gelang. Im Jahr 1359 wurde er durch Vermittlung des Domdechants Konrad VI. von Haimburg (späterer Bischof von Regensburg) Dompfarrer von St. Ulrich, gab dieses Amt allerdings vier Jahre später wieder auf und lebte bis zu seinem Tod im Jahre 1374 als Domherr weiter in Regensburg. Begraben wurde er in der dortigen Dompfarrkirche Niedermünster.

Werk

Die Zeit zwischen 1348 und 1354 war wohl die produktivste in Konrads Leben. Während er an der Domschule unterrichtete, vollendete er Werke, die er in Wien begonnen hatte und verfasste weitere.

Theologische, politische und moralphilosophische Schriften

Konrads von Megenberg politische Schriften Planctus ecclesiae in Germaniam und Tractatus de translatione imperii zeigen, dass er sich in den Auseinandersetzungen von Ludwig dem Bayern mit Papst Johannes XXII. nicht auf die Seite einer der beiden Parteien stellte, sondern eine Mittelstellung einnahm.

Seine theologische Schrift Lacrimae ecclesiae wendet sich gegen die Bettelorden und ist möglicherweise identisch mit dem Werk Tractatus contra mendicantes ad papam Urbanum V. Konrad nahm gegenüber den Franziskanern am Hof Ludwigs eine negative, nicht vor Satire zurückscheuende Haltung ein; dem am Hof tätigen Wilhelm von Ockham war er dabei besonders negativ gesinnt.

Ebenfalls von Konrad von Megenberg stammen einige bedeutsame kirchenrechtliche Schriften wie der Tractatus de arboris consanguinitatis et affinitatis, das Repertorium nuptiale, die Statuta et consuetudines capituli ecclesiae Ratisbonensis, sowie der Tractatus de limitibus pariochialibus in Ratisbona.

Konrads Hauptwerk, neben dem wirkmächtigen Buch der Natur sind seine moralsphilosophischen Schriften, die Monastica oder Speculum felicitatis humane und vor allem seine äußerst umfangreiche Yconomica (Ökonomik).

Naturwissenschaftliche Schriften

Aderlaßmännlein aus „Buch der Natur“
Kolorierter Holzschnitt aus einer Inkunabelausgabe des „Buchs der Natur“ von 1481

Seine deutschen Werke widmen sich naturwissenschaftlichen Themen und sind von ihm ausdrücklich für Laien geschrieben worden.

Im Jahre 1349 verfasste Konrad von Megenberg die Causa terre motus, eine Abhandlung über die Zusammenhänge von Erdbeben und Pestepidemien.

Die Deutsche Sphaera ist eine Übersetzung von Johannes von Sacrobosco (ca. 1200–1256) Werk Sphaera mundi, welches im Mittelalter das Standard-Lehrbuch der Astronomie war.

In den Jahren 1348 bis 1350 schrieb er das Buch der Natur (oder: Buch von den natürlichen Dingen), das allgemein als das „erste systematisierte deutschsprachige Kompendium des Wissens über die geschaffene Natur“ angesehen wird. Er bediente sich dabei vor allem des Liber de natura rerum von Thomas von Cantimpré als Quelle. Es erlangte große Bedeutung und Verbreitung und wurde noch in den Jahren 1536 und 1540 in Frankfurt als Naturbuch nachgedruckt.

Rezeption

Abgesehen vom Buch der Natur erlangten die Schriften Konrads von Megenberg vermutlich keine große Verbreitung. Von den meisten Texten sind nur der Titel oder aber ein bis höchstens drei Handschriften erhalten. Ausnahmen bilden hier das Tractatus de limitibus parochiarum civitatis Ratisponensis mit neun und die Deutsche Sphaera mit zehn Handschriften.

Literatur

Werkausgaben

  • Conradus von Megenberg: Naturbuch, von nutz, eigenschafft, wunderwirckung vnd Gebrauch aller Geschoepff, Element vnd Creaturn, Dem menschen zu gut beschaffen: nit allein den aertzten vnd kunstliebern, Sonder einem ieden Hauszuatter iu seinem hause nützlich vnd lustig zu haben zu lesen vnd zu wissen. Gedruckt von Christian Egenolff, Frankfurt am Main 1540.
  • Monumenta Germaniae Historica, Staatsschriften des späteren Mittelalters 2,1: Die Werke des Konrad von Megenberg. Teil 1: Planctus ecclesiae in Germaniam. Herausgegeben von Richard Scholz = Leipzig 1941 (Digitalisat).
  • Monumenta Germaniae Historica, Staatsschriften des späteren Mittelalters 2,4: Die Werke des Konrad von Megenberg. Teil 4: Monastik (Monastica). Herausgegeben von Sabine Krüger = Stuttgart 1941 (Digitalisat).
  • Monumenta Germaniae Historica, Staatsschriften des späteren Mittelalters 3,1: Die Werke des Konrad von Megenberg (Fortsetzung) Ökonomik (Yconomica). Teil 1. Herausgegeben von Sabine Krüger. Stuttgart 1973 (Digitalisat).
  • Monumenta Germaniae Historica, Staatsschriften des späteren Mittelalters 3,2: Die Werke des Konrad von Megenberg (Fortsetzung) Ökonomik (Yconomica). Teil 2. Herausgegeben von Sabine Krüger. Stuttgart 1977 (Digitalisat).
  • Monumenta Germaniae Historica, Staatsschriften des späteren Mittelalters 3,3: Die Werke des Konrad von Megenberg (Fortsetzung) Ökonomik (Yconomica). Teil 3. Herausgegeben von Sabine Krüger. Stuttgart 1984 (Digitalisat).
  • Francis B. Brévart: Konrad von Megenberg. Die Deutsche Sphaera. Altdeutsche Textbibliothek 90. Max Niemeyer, Tübingen 1980. ISBN 3-484-20109-6
  • Francis B. Brévart: Konrad Heinfogel, Sphaera materialis. Text und Kommentar. Göppinger Arbeiten zur Germanistik 325. Kümmerle, Göppingen 1981. ISBN 3-87452-530-9
  • Georg Leidinger: Andreas von Regensburg. Sämtliche Werke. Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte N.F. Bd. 1. Aalen 1969. (Neudruck der Ausgabe München 1903; Auszug aus der Causa terre motus)
  • Sabine Krüger: 'Krise der Zeit als Ursache der Pest? Der Traktat "De mortalite in Alemannia" des Konrad von Megenberg'. In: Festschrift für Hermann Heimpel zum 70. Geburtstag. Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 36/2 (Göttingen 1972) 839–883. (mit Edition des Textes)

Übersetzungen

  • Das Buch der Natur. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache. In Neu-Hochdeutscher Sprache bearbeitet und mit Anmerkungen versehen von Hugo Schulz. Greifswald, Julius Abel 1897
  • Klagelied der Kirche über Deutschland (Planctus ecclesiae in Germaniam ). Bearbeitet und eingeleitet von Horst Kusch. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1956. (lat. u. deutsch)
  • Konrads von Megenberg Traktat "De limitibus parochiarum civitatis Ratisbonensis" - ein Beitrag zur Geschichte des Pfarrinstituts aus dem 14. Jahrhundert. Kritisch untersucht und hrsg. von Philipp Schneider. Puustet, Regensburg 1906.

Sekundärliteratur

  • Walter Buckl: Megenberg aus zweiter Hand. Studien zur Redaktion B des "Puochs von den natuerleichen Dingen". Hildesheim, New York 1993.
  • Thomas Cramer: Geschichte der deutschen Literatur im späten Mittelalter. DTV, München 1990, 2000, S. 123ff. ISBN 3-423-30779-X
  • Gisela Drossbach: Die "Yconomica" des Konrad von Megenberg - das "Haus" als Norm für politische und soziale Strukturen. Böhlau, Köln 1997. (Norm und Struktur, 6) ISBN 3-412-15396-6
  • Gisela Drossbach: Haus und Hof. Zur Darstellung der Ämter und Dienste in den "Leges Palatinae" König Jakobs III. von Mallorca und der "Yconomica" des Konrad von Megenberg. in: Das Öffentliche und Private in der Vormoderne, hrsg. von Gert Melville / Peter von Moos, Frankfurt/New York 1998, S. 639-669 (= Norm und Struktur im Wandel vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit, 10)
  • Gisela Drossbach: Sciencia de regimine domus regie: Der Hof zwischen Ideal und Wirklichkeit in der "Yconomica" Konrads von Megenberg. in: Höfe und Hofordnungen 1200-1600. 5. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, hrsg. v. Holger Kruse / Werner Paravicini, Sigmaringen 1999
  • Dagmar Gottschall: Konrad von Megenbergs Buch von den natürlichen Dingen - ein Dokument deutschsprachiger Albertus-Magnus-Rezeption im 14. Jahrhundert. Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters Band 83. Brill, Leiden 2004. ISBN 90-04-14015-8
  • Gerold Hayer: Konrad von Megenberg "Das Buch der Natur" - Untersuchungen zu seiner Text- und Überlieferungsgeschichte. Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Band 110. Niemeyer, Tübingen 1998. ISBN 3-484-89110-6
  • Helmut Ibach: Leben und Schriften des Konrad von Megenberg. (Neue deutsche Forschungen 210, Abteilung Mittelalterliche Geschichte 7), Berlin 1938.
  • Sabine Krüger: Konrad von Megenberg. in: Fränkische Lebensbilder. Neue Folge der Lebensläufe aus Franken, hg. von Gerhard Pfeiffer, Bd. 2, Würzburg, 1968, S. 83-103.
  • Claudia Märtl, Gisela Drossbach, Martin Kintzinger: Konrad von Megenberg (1309 - 1374) und sein Werk. Das Wissen der Zeit. München 2006. ISBN 978-3-406-10672-9
  • Traude-Marie Nischik: Das volkssprachliche Naturbuch im späten Mittelalter. Sachkunde und Dinginterpretation bei Jacob von Maerlant und Konrad von Megenberg. Niemeyer, Tübingen 1986. ISBN 3-484-15048-3
  • Georg Steer: Zur Nachwirkung des ›Buchs der Natur‹ Konrads von Megenberg im 16. Jahrhundert. in: Festgabe für Josef Dünninger zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Dieter Harmening, Gerhard Lutz (u.a.). E. Schmidt, Berlin 1970, S. 570–584. ISBN 3-503-00606-0
  • Lynn Thorndike: The Sphere of Sacrobosco and its Commentators. in: Corpus of mediaeval scientific texts. Band 2. Univ. of Chicago Pr., Chicago 1949.
  • H. Unterreitmeier: Deutsche Astronomie/Astrologie im Spätmittelalter. in: Archiv für Kulturgeschichte. Böhlau, Köln 65.1983, S. 21-41. ISSN 0003-9233
  • Margit Weber: Konrad von Megenberg. Domherr in Regensburg. in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 23/24 (1989) S. 206-215.
  • Margit Weber: Konrad von Megenberg. Leben und Werk. in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 20 (1986) S. 213-324.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. dagegen Buckl, S.37f.: als 13/14-Jähriger

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