- Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler
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Filmdaten Deutscher Titel: Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler Produktionsland: Deutschland Erscheinungsjahr: 2007 Länge: 89 Minuten Originalsprache: Deutsch Altersfreigabe: FSK 12 Stab Regie: Dani Levy Drehbuch: Dani Levy Produktion: Stefan Arndt, X Filme Musik: Niki Reiser Kamera: Carl-Friedrich Koschnick Schnitt: Peter R. Adam Besetzung - Helge Schneider: Adolf Hitler
- Ulrich Mühe: Adolf Grünbaum
- Sylvester Groth: Joseph Goebbels
- Ulrich Noethen: Heinrich Himmler
- Stefan Kurt: Albert Speer
- Lambert Hamel: Obergruppenführer Johann Rattenhuber
- Adriana Altaras: Elsa Grünbaum
- Lars Rudolph: Heinz Linge
- Katja Riemann: Eva Braun
- Ilja Richter: Kurt Gerheim
- Meret Becker: Sekretärin
- Torsten Michaelis: SS-Wachmann Moltke
- Wolfgang Becker: KZ-Kommandant Banner
- Tim Fischer: Kempkas Geliebter
- Marion Kracht: Rosemarie Riefenstahl
- Hinnerk Schönemann: Kommissar
- Adolf Hitler: Er selbst (Archivmaterial)
Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler ist ein deutscher Film des Schweizer Regisseurs Dani Levy. Der Film spielt im Zweiten Weltkrieg, um Silvester 1944. Die Komödie beschäftigt sich mit Adolf Hitlers Befinden, kurz bevor er am Neujahrstag eine große Rede halten soll, auf welche er von einem jüdischen Schauspieler vorbereitet wird.
Uraufführung war am 9. Januar 2007 in der Lichtburg in Essen. Filmstart war in Deutschland am 11., in der Schweiz am 18. und in Österreich am 19. Januar.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Professor Adolf Grünbaum, ein jüdischer Weltschauspieler, sitzt mit seiner Frau und seinen vier Kindern im KZ Sachsenhausen ein. Im zerbombten Berlin lebt Adolf Hitler währenddessen in der Neuen Reichskanzlei. Die deutsche Propaganda-Maschinerie rund um Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels bereitet für den Neujahrstag 1945 eine Massenveranstaltung im Berliner Lustgarten vor, die den kriegsmüden Deutschen neue Motivation geben soll. Doch auch Hitler selbst ist schwach und verwirrt. Darum wird Grünbaum aus dem KZ geholt, um Hitler wieder in Form zu bringen, ihn zu motivieren und ihm als Lehrer zur Seite zu stehen. Nach anfänglicher Ablehnung vertraut Hitler seinem Mentor zunehmend und offenbart ihm persönliche Gefühle und Kindheitserinnerungen – beispielsweise, dass sein Vater ihn misshandelt hat. Grünbaum trägt einen inneren Konflikt aus und zieht mehrfach in Erwägung, Hitler zu töten; paradoxerweise vereitelt er sogar einen Mordversuch an Hitler und erinnert seine Frau mahnend daran, dass auch der Führer ein Opfer seiner Kindheit sei.
Während der Sitzungen Grünbaums mit Hitler werden die beiden von zahlreichen Führungspersönlichkeiten beobachtet und abgehört. Goebbels plant zusammen mit dem Innenminister und Reichsführer SS Heinrich Himmler ein Attentat auf Hitler, das während der Neujahrsansprache stattfinden soll, da dieser den sogenannten Endsieg gefährde. Unter Hitlers Rednerpult soll eine Bombe platziert werden, die Schuld soll Grünbaum zugeschoben werden, der Hitler inzwischen nahesteht. Dieser Anschlag soll den Hass auf die Juden im deutschen Volk stärken und so zum Kriegserfolg beitragen.
Grünbaum bespricht die Erfolge der Sitzungen mit Hitler regelmäßig mit Goebbels, der den Unterricht Hitlers überwacht. Dabei verhandelt Grünbaum mit Goebbels die Freilassung seiner Familie, was ihm gewährt wird. Als er die Freilassung der Insassen Sachsenhausens fordert, wird ihm diese verweigert. Deshalb weigert sich Grünbaum, weiterhin für Goebbels zu arbeiten, und wird mit seiner Familie auf Befehl Goebbels’ wieder nach Sachsenhausen verschleppt. Hitler wartet derweil ungeduldig auf seinen Unterricht und veranlasst telefonisch, dass Grünbaum und seine Familie zurückgeholt werden. Um Grünbaum weiter halten zu können, täuscht Goebbels ihm die Freilassung der Insassen des KZ vor.
Auf der Route Hitlers durch das zerstörte Berlin von der Reichskanzlei zum Lustgarten sind die zerstörten Gebäude durch plattenförmige Holzbauten rekonstruiert, so dass die Film-Aufzeichnungen des Aufzugs ein unzerstörtes Berlin zeigen können.
Hitler wird am Tage der Rede derart heiser, dass er nicht mehr sprechen kann. Da eine Absage der 3,5 Millionen Reichsmark teuren Veranstaltung, die von mehreren Kameras aufgezeichnet werden soll, nach Goebbels nicht in Frage kommt, muss Grünbaum, unter dem Podest stehend, über die Lautsprecheranlage die Rede halten, während Hitler lediglich seine Lippen bewegt und dazu gestikuliert. Nach kurzer Zeit weicht Grünbaum vom geplanten Text ab und beginnt, sich über Hitler lustig zu machen, der nur wie sein Vater den Schwachen etwas antun könne. Grünbaum wird daraufhin erschossen, Hitler entkommt dem Bombenattentat.
Alternative Versionen
Ursprünglich sollte Helge Schneider als Hitler die Erzählung beginnen. Ebenso wurde auch ein anderes Ende gedreht. Auch bei diesem Ende überlebt Hitler, aber malt anschließend in seiner Wohnung im Sauerland Bilder von seinem Hund Blondi. Levy verzichtete nach ersten Probevorführungen auf diese Rahmen-Perspektive, da die nun vorliegende Kinofassung mit der Fokusverschiebung auf das jüdische Schicksal besser geeignet sei, den Zuschauern „Gewissenssicherheit zu geben“, wie er in einem Gespräch am 8. Januar 2007 auf 3sat erklärte.
Ferner wurde ein Handlungsstrang, der eine Affäre Goebbels mit Eva Braun thematisiert, ganz entfernt, da er zu sehr vom eigentlichen Thema des Filmes abgelenkt hätte. Die ursprünglich geplante Schnittfassung ist auf der DVD enthalten.
Besetzung
Katja Riemann verkörpert bereits zum zweiten Mal in einem Spielfilm, nach Goebbels und Geduldig, Eva Braun; und Ulrich Noethen stellte bereits in Der Untergang den Reichsführer SS Heinrich Himmler dar. Es war der letzte Spielfilm von Ulrich Mühe, der am 22. Juli 2007 an einer Krebserkrankung starb.
Produktion, Interview
Mein Führer wurde von Januar bis März 2006 gedreht. Drehort waren mehrere Plätze in Berlin, unter anderem das Bundesministerium der Finanzen (das ehemalige Reichsluftfahrtministerium) und der Berliner Dom. Gefördert wurde die Produktion von der Filmstiftung NRW, der Filmförderungsanstalt FFA Berlin, dem Medienboard Berlin Brandenburg und der Investitionsbank Hessen. Einige Touristen zeigten sich durch die Hakenkreuzfahnen irritiert.
Rezensionen
Schon im Vorfeld des Filmstarts wurde das Konzept Levys bemängelt, über Adolf Hitler eine Filmkomödie zu drehen. Angeführt wurde vor allem, dass die Gefahr bestehe, die Verbrechen des Nationalsozialismus zu verharmlosen. Nach Veröffentlichung bezogen sich die Kritiken dabei auch deutlich auf diesen Punkt.
Im Kino sahen den Film über 780.000 Zuschauer[1], die DVD wurde seit September 2007 verkauft.
Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland meinte, Hitler „sei kein putziger Räuber Hotzenplotz“, der Film betreibe die „Verklärung“ Hitlers und seiner Zeit.[2] Der Dramatiker Rolf Hochhuth kritisierte, es sei „unerklärlich, wie ein Mann, der selbst Jude ist, so eine Geschichtsfälschung ins Kino bringen kann“[3].
„[…] Statt dem erwarteten und erhofften Schwachsinn (im positiven Sinne!) bekommt man lediglich komplett durchkalkulierten ‚Humor‘ geboten, der zwar bis in die letzte Faser politisch korrekt, aber nur in den allerwenigsten Momenten auch lustig ist. […] So siegte am Schluss doch wieder einmal die Feigheit, und die Chancen stehen gut, dass ein Großteil des Kinopublikums bei Schneiders abschließender Brandrede vor lauter verquaster Langeweile bereits selig entschlummert ist. […][4]“
– Christoph Petersen (auszugsweise)
„Eine Karikatur, die berührt: Es sind diese absurden Momente, die diesen Film besonders machen. Helge Schneider schafft es, dass sein Hitler zwar der Lächerlichkeit preisgegeben wird, niemals jedoch durch plumpe Komik überrumpelt.[…] Regisseur Dani Levy hat eine Karikatur geschaffen. Keine, die den Zuschauer anspringt – wie es Walter Moers in seinem Comic ‚Ich hock’ in meinem Bonker‘ tut. Sondern eine, die berührt, die einen zum Lachen bringt. Er überzeichnet die anderen Figuren – Goebbels, Himmler, Speer, Bormann – ebenfalls, so dass ein Gesamtwerk entsteht, das ein Schmunzeln, ja ein befreiendes Lachen auslöst[…][5]“
„[…] Levy bemüht sich, Hitler als ein Würstchen zu zeigen, was ihm freilich nicht gelingen will, weil ein Würstchen, das über sich selbst sagt, es sei arm dran, keines mehr sein kann. Und damit niemand auf die Idee kommt, ihm vorzuwerfen, er verharmlose das Dritte Reich oder mache sich über die Leiden der Opfer lustig, setzt Levy die Familie des jüdischen Schauspielers Grünbaum als ein moralisches Gegengewicht zu den Nazis ein. […] So fällt der Film auseinander: in einen absurden Teil, der nicht absurd genug, und einen moralischen, der zu moralisch ist. Aber aus einer Schweinshaxe wird keine koschere Delikatesse, so sehr sich der Koch darum bemüht.[6]“
„[…] Mein Urteil: Dani Levy ist das Wagnis gelungen. Wir haben uns im WDR in vielen Sendungen mit Hitler auseinandergesetzt, aber nie auf diese Art und Weise. Dani Levy hat es geschafft, auf gnadenlos parodistische Art und Weise das Nazi-System zu entlarven. Der Film stellt die Primitivität, Perfidität, Amoralität und Kriminalität des Hitler-Regimes auf künstlerisch höchstem Niveau in sehr eindrucksvoller Weise bloß.[…] Helge Schneider hat den Hitler boshaft gut gespielt, Ulrich Mühe als der Gegenspieler ist ebenfalls eine brillante Besetzung.[7]“
„Nur die Opfer könnten uns das Recht zugestehen, über Hitler zu lachen.[8]“
„Darf man lachen über Hitler? Fangen wir an mit einer leichteren Übung. Lachen wir doch einmal über Bruno Ganz. Er war das scheinbar untadelige Element am Eichingerfilm Der Untergang. […] Helge Schneider, der mit seiner Darstellung der Hauptrolle Dani Levys Film Mein Führer in ähnlicher Weise überragt wie Ganz den Untergang, spielt gar nicht den Hitler. Er spielt Bruno Ganz. Und Dani Levys Film spielt zwar in Nazi-Deutschland, aber der Spuk, den er verspottet, ist noch lange nicht vorüber. Es ist der gegenwärtige mediale Wahn, aus beliebig aufbereiteten Archivschätzen und Nachstellungen die Hitlerzeit lebendig werden lassen zu wollen – wie auf denselben Kanälen die Römer- oder Mayazeit. […] Nein, das Lachen über Hitler muss man weit weniger fürchten als den wohligen Schauer. […][9]“
Ebenfalls in der Frankfurter Rundschau weist Viktor Rotthaler darauf hin, dass „Grünbaum“ vermutlich eine Hommage an den in Dachau ermordeten Fritz Grünbaum sei.[10]
„Seinen Ansatz propagiert Regisseur Daniel Levy ganz klar: Die ganze Welt lacht inzwischen über den “Führer„, es wird Zeit, dass auch die Deutschen lernen, über ihn zu lachen, um ihn nicht zum Mythos werden zu lassen. Und um diesen Ansatz direkt zu unterstreichen, besetzt er die Hauptrolle plakativ mit Helge Schneider. Das lässt zunächst einmal schlimmste Befürchtungen aufkommen: Ein senil-stammelnder Hitler, der mit dem Geschichtsbild schon gar nichts mehr zu tun hat und dann doch wieder keinen Realitätsbezug aufkommen lässt? Mitnichten! Schneider legt “seinen„ Hitler gemäßig(t)-ernsthaft an und lässt dadurch Situationskomik entstehen[…][11]“
– Frank Ehrlacher (moviemaster.de)
Zitate
„Der Film ›Mein Führer‹ ist Ausdruck meines Traums, ich könnte mit subversiver Fantasie in die Geschichte eingreifen. Ich schriebe den Nazis die Texte und lieferte sie ans Messer. In meinem Film bin ich Gott und stehe über Hitler.“
– Dani Levy: im Interview mit Andrea Thilo [12]
Weblinks
- Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler in der Online-Filmdatenbank
- Offizielle Seite zum Film
- Seite der X-Filme
- Dürfen wir über Hitler lachen?, Interview der FAZ mit Dani Levy, 16. Dezember 2006
- Hitler repräsentiert für mich einen Zeitgeist, Interview der NZZ mit Dani Levy, 6. Januar 2007
- Zusammenstellung von Presseartikeln auf film-zeit.de (deutsch)
- Pressespiegel bei angelaufen.de
Quellen
- ↑ Hitliste der FFA, Februar 2007
- ↑ „Ich kann über diesen Hitler nicht lachen“, Süddeutsche Zeitung, 5. Januar 2007, 10:21 Uhr
- ↑ „Massive Kritik an Levys Hitler-Satire“, Spiegel Online, 9. Januar 2007
- ↑ Filmstarts.de
- ↑ „Heil mir selbst!“, Süddeutsche Zeitung, 5. Januar 2007, 15:20 Uhr
- ↑ „Der Jud tut gut“, Spiegel Online, 8. Januar 2007 (kostenpflichtig)
- ↑ „Ich finde den Film sehr gut“, WDR Westdeutscher Rundfunk, 10. Januar 2007
- ↑ Kinostart: Mein Führer, Diözese Rottenburg-Stuttgart, 10. Januar 2007
- ↑ „Lachen gegen den wohligen Schauer“, Frankfurter Rundschau, 9. Januar 2007 (kostenpflichtig)
- ↑ „Historisches Vorbild für Hitlers Schauspiellehrer?“, Frankfurter Rundschau, 13. Januar 2007 (nicht mehr abrufbar)
- ↑ „Film-Kritik auf moviemaster.de“, moviemaster.de, 2. Januar 2007
- ↑ Die Zeit: Ich habe einen Traum Nr. 3 vom 11. Januar 2007, Seite 58
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