Meister des Bartholomäusaltars

Meister des Bartholomäusaltars
Illustration aus dem Stundenbuch der Sophia von Bylant, um 1475
Kreuzabnahme, um 1495
Die Taufe Christi, um 1500
Bartholomäusaltar, Mitteltafel, Szene: Der Hl. Bartholomäus mit dem Stifter zwischen den Heiligen Agnes und Cäcilia, um 1501/03
Detail: Maria Magdalena

Meister des Bartholomäus-Altars ist der Notname für einen unbekannten Künstler des Spätmittelalters, tätig um 1470 bis um 1510 in der Gegend von Utrecht und in Köln. Er war vor allem Maler von Porträts, Andachts- und Altarbildern sowie Buchmalereien. Aber auch bildhauerische Werke und kirchliche Gewänder (Paramenten) wurden in seiner Werkstatt geschaffen, vielleicht sogar Kirchenfenster und Goldschmiedearbeiten. Keines seiner erhaltenen Bildwerke ist signiert, da dies im Mittelalter nicht üblich war. Es sind auch keinerlei archivalische Unterlagen über den Künstler erhalten.

Der Notname wurde abgeleitet von einem Triptychon des Künstlers, ursprünglich aus der Kölner Pfarrkirche St. Kolumba, das den Apostel Bartholomäus zeigt. Es wurde unter anderem deshalb als Namensgeber ausgewählt, da es wohl ein verstecktes Selbstporträt enthält: Im Auge eines Drachens auf dem linken der drei Bildflügel spiegelt sich schemenhaft ein Gesicht.

Vom Meister des Bartholomäus-Altars und aus seiner Werkstatt stammen viele der für Kölner Kirchen gemalten Altäre. Es ist umstritten, ob er entweder aus Köln stammte, dort ausgebildet wurde, und um 1510 im Alter von etwa 60 Jahren dort gestorben ist (diese Herkunft wird unter anderem aus dem erkennbaren Einfluss von Stephan Lochner und dem Stil seiner Unterzeichnungen geschlossen), oder nach anderer Ansicht nie in Köln gelebt hat, sondern aus den nördlichen Niederlanden (um Utrecht) stammte (dies wird unter anderem aus dem Umstand geschlossen, dass ein Stundenbuch, das die von ihm gemalte Heilige Kolumba in der Hand hält, in mittelniederländischer Sprache geschrieben ist und aus einer niederländischen Binderei stammt).

Sein betont plastisches Oeuvre ist angesiedelt zwischen Spätgotik und Renaissance, nicht selten von einem Anflug Ironie begleitet. Die Auswahl seiner Malmittel traf der Künstler eklektizistisch aus verschiedenen Stilen. Wesentliche Einflüsse von Stephan Lochner als auch südniederländischer Maler (Rogier van der Weyden) sind erkennbar. Er wird als einer der besten europäischen Maler des Spätmittelalters bezeichnet.

Werke (Auswahl)

Insgesamt wurden bisher knapp dreißig Bilder aufgrund motivisch starker Ähnlichkeiten dem Meister des Bartholomäus-Altars zugeschrieben, nach stilistischer "Händescheidung" werden einige davon heute als Werke von offenbar zwei Gesellen (und weiteren Mitarbeitern unter deren Aufsicht) aus seiner Werkstatt angesehen. Aus den starken Ähnlichkeiten mehrerer Bilder in Motiv und Komposition bei jedoch deutlich abfallender Qualität wird geschlossen, dass einige seiner eigenhändigen Bilder auf Kundenwunsch von Mitarbeitern der Werkstatt - teils mehrfach - kopiert wurden. Auch sie sind von Bedeutung, da die Originale zum Teil nicht erhalten sind.

  • Eines der frühesten erhaltenen Werke ist ein mit Miniaturen illustriertes Stundenbuch für Sophia van Bylant, entstanden um 1475 in der "Lilie-Löwe"-Binderei im Gelderland (Provinz um Arnheim bzw. Nimwegen). Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Graphische Sammlung.
  • Die Anbetung der Heiligen Drei Könige, um 1475. Bonn, Rheinisches Landesmuseum.
  • Begegnung der Heiligen Drei Könige mit David und Jesaia, vor 1480. Los Angeles, J. Paul Getty Museum.
  • „Muttergottes mit der Nuß“, Eichenholz um 1485-1490. Köln, Wallraf-Richartz-Museum.
  • „Kreuzabnahme“, um 1495. Auftragsarbeit für ein Kloster des Antoniterordens, nach dem Vorbild „Große Kreuzabnahme“ von Rogier van der Weyden. Paris, Musée du Louvre.
  • Heilige Familie (Original nicht erhalten)
  • Die Taufe Christi, um 1500. Washington D.C., National Gallery of Art.
  • Kreuz-Altar der Kölner Kartäuserkirche St. Barbara, Vermächtnis aus dem Besitz des 1501 verstorbenen Kölner Patrizier und Juristen Dr. Peter Rinck. Köln, Wallraf-Richartz-Museum.
  • Thomas-Altar, Eichenholz, entstanden kurz vor 1500. Ebenfalls Auftragsarbeit für Rinck, wohl für dessen Privatkapelle, ebenfalls der Kölner Kartause vermacht. Köln, Wallraf-Richartz-Museum
  • Kopf des heiligen Joseph (Fragment), um 1500. Privatbesitz.
  • Die Verlobung der Heiligen Agnes, um 1500. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum.
  • Bartholomäus-Altar, Eichenholz, ein Spätwerk, um 1500-1505. Wohl als Auftragsarbeit für einen im Mittelteil dargestellten Kartäusermönch. Die in der Mitteltafel dargestellten Wappen sind jedoch dem Kölner Kaufmann Arnt von Westerburg und seiner Frau Druitgen von Andernach zugehörig, die den Triptychon auf dem Bartholomäusaltar der Pfarrkirche St. Kolumba anbringen ließen. München, Alte Pinakothek.
  • Die Heiligen Petrus und Dorothea, Retabel (linker Altarflügel), um 1505-1510, für die Pfarrkirche St. Kolumba, Köln. London, National Gallery.
  • Die Heiligen Andreas und Kolumba, rechtes Altarflügel-Pendant zu vorigem (das Mittelstück ist verloren), um 1505-1510. Mainz, Landesmuseum.

Literatur

  • Rainer Budde, Roland Krischel (Hrsg.): Genie ohne Namen. Der Meister des Bartholomäus-Altars. Verlag DuMont und Wallraf-Richartz-Museum, Köln 2001. ISBN 3-7701-5299-9. (Katalog zur Sonderausstellung im Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud, Köln, 20. Mai bis 19. August 2001, ergänzt um zahlreiche weitere Abbildungen)
  • Rainer Budde, Roland Krischel (Hrsg.): Das Stundenbuch der Sophia van Bylant, Köln 2001
  • Henri L. Defoer: Der Meister des Bartholomäus-Altars und die Kunst der Nördlichen Niederlande, Betrachtungen anlässlich einer Ausstellung, Wallraf-Richartz-Jahrbuch: Jahrbuch für Kunstgeschichte 64 (2003), S. 215-241.
  • Dagmar Eichberger: Rezension der Veröffentlichung von Budde/Krischel: Genie ohne Namen. Der Meister des Bartholomäus-Altars in: sehepunkte 2 (2002), Nr. 3, 15. März 2002, URL: [1].
  • Regina Urban: Der Meister des Bartholomäus-Altars. Eine Bedeutungsstudie zu Thomas-, Kreuz- und Bartholomäus-Altar vor dem Hintergrund der kartäusischen Auftraggeber. Unveröff. Magisterarbeit an der TU Berlin, Fachgebiet Kunstgeschichte, Berlin 1988
  • Regina Urban: Der Meister des heiligen Bartholomäus. Untersuchungen zur Kleidung, Gestik und Vorbilderverarbeitung im Oeuvre des Malers. Berlin, Techn. Univ., Diss., 1997
  • Paul Pieper: Das Stundenbuch des Bartholomäus-Meisters. In: Beiträge zur Kunstgeschichte Westfalens; 2. Im Auftrag des Freundeskreises des Westfälischen Landesmuseums für Kunst- und Kulturgeschichte e.V. hrsg. und eingel. von Eva Pieper-Rapp-Frick. Münster, 2000, S. 501–533.
  • Neil Macgregor: Victim of Anonymity. Master of the Saint Bartholomew Altarpiece. Walter Neurath Memorial Lecture Series. Thames & Hudson, London 1993. ISBN 0-500-55026-3.
  • Paul Pieper: Meister des Bartholomäusaltars. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 708 f.

Weblinks


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