Meistergrad

Meistergrad
Die Gürtelfarben der Meistergrade im Budo

Als Dan (jap. 段, Stufe) wird in japanischen Kampfkünsten Budō, teilweise auch in koreanischen Kampfkünsten und neuerdings auch im chinesischen Kampfsport Wushu, ein Fortgeschrittenengrad bezeichnet. Die japanische Bezeichnung „Dan“ wird dabei als Synonym für das chinesische „Duan“ verwendet.

Der niedrigste Grad (der 1. Dan) folgt auf den 1. Schülergrad (Kyū). Der 1. Schülergrad ist der höchste, die Rangfolge bei Lehrer- und Schülergraden ist also vertauscht. Die Prüfung zum ersten Dan kann erst ab dem 18. Lebensjahr abgelegt werden. Der höchste Dan ist meist der 10. Dan; teilweise – z. B. im Aikikai-Aikidō – wird zur Zeit jedoch kein höherer Grad als der 9. Dan verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Japanische Grade

Die Aufteilung in zehn Meistergrade ist im Allgemeinen üblich bei japanischen Kampfkunst- bzw. Kampfsportarten. Dabei heißt Shodan wörtlich Anfangsgrad, die übrigen enthalten das entsprechende Zahlwort als Vorsilbe und heißen damit Zweiter Grad, Dritter Grad usw. Jedem Dan-Grad entspricht auch eine Gurtfarbe:

Dan-Grad 1. Dan 2. Dan 3. Dan 4. Dan 5. Dan 6. Dan 7. Dan 8. Dan 9. Dan 10. Dan
japanisch Shodan Nidan Sandan Yondan Godan Rokudan Nanadan Hachidan Kudan Jūdan
Gürtelfarbe schwarz schwarz schwarz schwarz schwarz rot- rot- rot- rot rot
weiß weiß weiß

Geschichte

Das Kyū/Dan-Graduierungssystem entstand in Japan gegen Ende des 17. Jahrhunderts im Spiel Go. Anhand der unterschiedlichen Ränge wurde die Vorgabe für den schwächeren Spieler bestimmt. Im 19. Jahrhundert wurde das Dansystem im Kampfsport von Jigorō Kanō, dem Begründer des Judo, populär gemacht. Etwa zeitgleich ab 1880 wurden Kyū (Judo) und Dan (Kendō) gleichrangig verwendet. Im Judo dienten sie zur Dokumentation der Könnensstufe. Im Kendo orientierte sich die Bezahlung der Kendō-Lehrer an ihrem Dan-Grad. Seit 1895 wurden die Kyū-Grade in Anlehnung an das deutsche Schulsystem des 19. Jahrhunderts geschaffen. Die alte Klassenhierarchie (Sexta, Quinta, Quarta, Tertia, Sekunda und Prima) drückt in lateinisch nichts anderes aus als 6., 5., 4., 3., 2., 1. Klasse (Das japanische Wort Kyū bedeutet Klasse, Schüler.) In der Neuzeit haben einzelne Budō die althergebrachte Anzahl von sechs Kyū ihren Vorstellungen entsprechend verändert.

Graduierungen heute

Heute wird das Dan-System neben dem Judo unter anderem auch im Jiu Jitsu, Kendō, Karatedō, Kyūdō, Hapkido, Taekwondo, Aikidō und bei den Brettspielen Go und Shōgi verwendet. Im Kyūdō, Kendo, Go und Shōgi werden jedoch keine Gürtel als Kennzeichen der Graduierung verwendet.

In den meisten „gürteltragenden“ Kampfsportarten werden die „Schwarzgurte“ (1. bis 4. oder 5. Dan) aufgrund technischer Prüfungen verliehen. In vielen Sportarten gelten die höheren Grade der Meisterschaft auch als „geistige“ Meisterschaft, bei der der Träger eines entsprechenden Dan beginnt, die intellektuellen Hintergründe, Werte und Einsichten, die ein Kampfsport bzw. eine Kampfkunst vermittelt, zu verinnerlichen.

Ein niedriger Dan-Grad wird in jüngeren Budō-Systemen mit dem Tragen eines schwarzen Gürtels kenntlich gemacht. Die höheren Dan-Grade werden teilweise ebenfalls mit einem schwarzen, zum Teil auch mit einem rot-weißen, weiß-blauen, roten oder wiederum weißen Gürtel, entsprechend dem niedrigsten Schülergrad, gekennzeichnet. Letzteres begründet sich in der asiatischen Philosophie und soll symbolisieren, dass die Schüler- und Meistergrade einen geschlossenen Kreis, eine Harmonie bilden. Allerdings oft nur theoretisch, denn in den meisten Kampfsportarten werden die höchsten Dan-Grade kaum oder gar nicht vergeben, da sie als Vollendung der Kunst angesehen werden. Einige Budō-Schulen und Systeme verzichten auf äußerliche Kennzeichen der Graduierung.

Entgegen landläufiger Annahme bedeutet das Erreichen des 1. Dan noch keineswegs die perfekte Meisterschaft. Eine Bedeutung des Wortes Dan, nämlich Stufe, legt nahe, dass auch der Dan-Grad nur ein Schritt von vielen ist. In einigen Systemen gilt vielmehr, dass der 1. Dan lediglich die Befähigung darstellt, die eigentliche Kampfkunst zu erlernen, d. h. den Abschluss einer lediglich vorbereitenden Ausbildung markiert.

Beachtet werden sollte auch, dass es keine einheitlichen Kriterien für die Vergabe einer Dan-Graduierung gibt, weder sportartübergreifend, noch innerhalb der einzelnen Disziplinen. Ein 1. Dan Karate ist nicht vergleichbar mit einem 1. Dan Judo oder einem 1. Dan Kendō. Dies gilt ebenfalls innerhalb der Systeme, die sich in jeweils unterschiedliche Stilrichtungen gliedern, wie zum Beispiel Karate (beispielsweise die Stile Shotokan, Shotokai, Wado-Ryu) oder Aikidō (z. B. Aikikai, Iwama-Ryu oder DAB). Aufgrund abweichender Prüfungsinhalte bzw. Graduierungskriterien ist also beispielsweise ein 5. Dan Aikidō im Aikikai nicht identisch mit einem 5. Dan Aikidō, der im DAB oder einer anderen Stilrichtung vergeben wurde.

Ebenso ist nicht in allen Sportarten festgelegt, wer eine Dan-Graduierung vergeben darf und auf welchem Weg dies erfolgt. Es gibt Graduierungen, die von einzelnen Meistern, die einer eigenen Stilrichtung vorstehen, vergeben werden, ebenso wie solche, die von einem Kollegium oder von Verbänden vergeben werden. Graduierungen können aufgrund von technischen Prüfungen (vergleichbar einer Prüfung an einer Hochschule), oder aber durch Ernennung ohne explizite Prüfung vergeben werden.

Internationale Spitzenkämpfer in den Kampfsportarten, welche Wettbewerbe austragen, haben in der Regel höchstens den dritten Dan inne. Dies ergibt sich durch die Mindestvorbereitungszeiten zwischen den Dan-Prüfungen und somit auch durch das Alter der Kämpfer, welches meist durch die Vorgaben und Anforderungen des Leistungssports für Aktive begrenzt wird.

Chinesische Grade

Entgegen der japanischen Vergabe sind die Kriterien in China heute klar definiert. Das von der Chinese Wushu Association, der Nationalen Sportkommission und dem Chinesischen Wushu-Forschungsinstitut 1998 vorgestellte Prüfungssystem besteht aus folgenden neun Dan-Stufen:

Duan Wei (Grad) und Symbol

Grundstufen Dan:

für Wushu-Schüler mit mehrjähriger Erfahrung

1. Qingying – yi duan: Blauer Adler
2. Yinying – er duan: Weißer Adler
3. Jinying – san duan: Goldener Adler

Mittelstufen Dan:

für Wushu-Praktizierende, die bereits unterrichten dürfen und mindestens 10 Jahre lang regelmäßig Wushu gelernt haben. Ab dem 5. Dan muss der wissenschaftliche Einsatz auf dem Gebiet der Wushu-Forschung nachgewiesen werden, z.B. durch Veröffentlichungen.

4. Qinghu – si duan: Blauer Tiger
5. Yinhu – wu duan: Weißer Tiger
6. Jinhu – liu duan: Goldener Tiger

Oberstufen Dan:

wird nur an sehr erfahrene Lehrer bzw. Meister mit überdurchschnittlichen Leistungen vergeben. Ab dem 7. Dan darf sich der Lehrende „großer Meister“ nennen.

7. Qinglong – qi duan: Blauer Drache
8. Yinlong – ba duan: Weißer Drache
9. Jinlong – jiu duan: Goldener Drache

Aus Gründen der internationalen Angleichung einigten sich die chinesischen Sportbehörden auf den Begriff „Dan“ anstelle des fast gleich lautenden chinesischen Wortes „Duan“ (zu Deutsch: Stufe/Grad/Abschnitt).

Ein 10. Dan wird im chinesischen System nicht vergeben.

Weitere Anwendungsgebiete

Das Kyū/Dan-Graduierungssystem wird in Japan sowie international auch außerhalb des Kampfsports verwendet. Beispiele sind die strategischen Brettspiele Shōgi und Go.

Siehe auch

Quellen

  • Irie Kohei: Budo

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