Melchior Klesl

Melchior Klesl
Kupferstich mit dem Porträt Melchior Khlesls aus dem Werk Theatrum Europaeum von 1662

Melchior Kardinal Khlesl, auch Klesl (* 19. Februar 1552 in Wien; † 18. September 1630 in Wiener Neustadt) war Bischof von Wien und Kanzler des Kaisers Matthias.

Leben

Er war der Sohn eines Bäckers und wuchs als Protestant auf, der Jesuit Georg Scherer bekehrte ihn jedoch 1573 zum katholischen Glauben. 1579 wurde er selbst Priester und erhielt kurz darauf die Stelle des Dompropsts von St. Stephan in Wien.

Khlesl war einer der Hauptvertreter der Gegenreformation. Durch seinen Einfluss bestand das Kollegium der Universität nur mehr aus Katholiken und jeder Student musste das katholische Glaubensbekenntnis ablegen. Außerdem wurde er Generalvikar des Bischofs von Passau und führte als solcher Säuberungsaktionen in den Pfarren und Klöstern von Niederösterreich durch. Als Kanzler des Kaisers Matthias war er jedoch pragmatisch orientiert und an einem Ausgleich mit den Protestanten auf Reichsebene interessiert.

1588 wurde er Bischof von Wiener Neustadt, 1598 Bischof von Wien, und 1616 Kardinal. Um die Gegenreformation weiter voranzutreiben, förderte er die Ansiedlung mehrerer Orden in Wien. Seine zunehmende Macht war aber vielen Personen ein Dorn im Auge, daher wurde er auf Betreiben des späteren Kaisers Erzherzog Ferdinand und Maximilian des Deutschmeisters sowie des Bischofs von Brixen am 20. Juni 1618 verhaftet und nach Tirol verbracht. Nach Aufenthalt in Schloss Ambras und in der Innsbrucker Hofburg wurde er 1619 nach St. Georgenberg überstellt, was eine Übergabe aus weltlicher Gerichtsbarkeit in kirchlichen Gewahrsam bedeutete, die vom außerordentlichen päpstlichen Nuntius Fabrizio Verospi in die Wege geleitet worden war. Am 21. Oktober 1622 wurde Khlesl nach Rom gebracht. 1627 konnte er wieder das Bischofsamt in Wien aufnehmen.

Er ist im Wiener Stephansdom begraben, sein Herz wurde jedoch im Dom von Wiener Neustadt beigesetzt.

Der Khleslplatz in Altmannsdorf im 12. Wiener Gemeindebezirk ist nach ihm benannt, weil er auf seinen Reisen zwischen Wien und Wiener Neustadt gerne im Wirtschaftshof der Augustiner-Eremiten am heutigen Khleslplatz Rast machte.

Literatur

  • Monika Berthold: Kardinal Khlesl als Publizist und in der Publizistik seiner Zeit. Wien Diss. 1967
  • Rudolf John Schleich: Melchior Khlesl and the Habsburg Bruderzwist. 1605-1612. Phil. Diss. New York 1968. (Ann Arbor, Michigan 1968. Univ. Microfilms)
  • Joseph von Hammer-Purgstall: Khlesl's, des Cardinals, Directors des geheimen Cabinetes Kaiser Mathias, Leben. 4 Bde. Wien 1847
  • Richard Dübell: Die Teufelsbibel, Ehrenwirth, 2007, ISBN 978-3-431-03718-0. Historischer Roman, in dem Melchior Khlesl eine zwielichtige Rolle in Verbindung mit der Jagd nach dem Codex Gigas spielt.
  • Richard Dübell: Die Wächter der Teufelsbibel, Ehrenwirth, 2008, ISBN 3-431-03758-5 . Zweiter Teil der Trilogie um den Codex Gigas, in dem die Absetzung und Verhaftung von Melchior Khlesl einen der dramatischen Höhepunkte bildet.

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