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Truthühner Truthuhn, Männchen (Meleagris gallopavo)
Systematik Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata) Klasse: Vögel (Aves) Ordnung: Hühnervögel (Galliformes) Familie: Fasanenartige (Phasianidae) Unterfamilie: Truthühner (Meleagridinae) Gattung: Truthühner Wissenschaftlicher Name Meleagris Linnaeus 1758 Die Truthühner (Meleagridinae, Meleagris) sind eine Unterfamilie und Gattung der Fasanenartigen. Die nur zwei Arten sind auf Nord- und Mittelamerika beschränkt. Die bei weitem bekannteste Art ist das eigentliche Truthuhn, während das Pfauentruthuhn sehr viel seltener ist.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Männliche Truthühner erreichen im Stand eine Höhe von 1 m und ein Gewicht von 10 kg. Weibchen sind etwas kleiner und viel leichter (90 cm, bis 5 kg), aber immer noch sehr viel größer als alle anderen Hühnervögel Nordamerikas. Das eigentliche Truthuhn und das Pfauentruthuhn unterscheiden sich zwar in der Gefiederfarbe voneinander, sind aber im Skelettbau nahezu identisch.
Der schwerfällige Körper weist einen hauptsächlich bodenbewohnenden Vogel aus, der auch auf der Flucht eher läuft als fliegt. Die kräftigen Beine sind mit je einem bis 3,5 cm langen Sporn am Metatarsus ausgestattet. Die Flügel ermöglichen einen kräftigen Flug über kurze Strecken. Bei diesem wechseln sich schnelle Flügelschläge mit Gleitphasen ab. Fluggeschwindigkeiten von 100 km/h können erreicht werden.
Das Gefieder ist in der Regel dunkelbraun und schwarz und hat vor allem beim Männchen einen metallischen Schimmer in Grün- und Rottönen. Kopf und Hals sind beim Männchen unbefiedert. Ein lappenartiger Fortsatz (Karunkel) entspringt über dem Schnabel; dieser wird 6 bis 8 cm lang und hängt quer oder längs über den Schnabel. Die nackten Hautpartien werden zur Brutzeit besonders leuchtend, beim eigentlichen Truthuhn verändern sie auch ihre Farben.
Verbreitung und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet reicht vom Südrand Kanadas über die USA und Mexiko bis nach Belize und Guatemala. Domestizierte Truthühner sind heute weltweit zu finden.
Der ideale Lebensraum sind Wälder mit großzügigen Lichtungen oder Waldränder. Truthühner brauchen dichtes Unterholz, um sich darin verbergen und dort brüten zu können, Bäume als Schlafplätze und grasbewachsene Flächen für die Nahrungssuche. Das Wildtruthuhn ist inzwischen zum Kulturfolger geworden und ist auch in den Parks der Vorstädte heimisch geworden.
Lebensweise
Aktivität
Truthühner sind tagaktive Vögel, die - abgesehen von der Brutzeit - gesellig leben. Es gibt Verbände von Hennen und deren Nachkommen sowie reine Männchenverbände. Die Gruppen bestehen aus sechs bis zwanzig Tieren. Obwohl es eher lockere Verbände sind, deren Zusammensetzung häufig wechselt, gibt es eine feste Hackordnung, die durch Aggressionsverhalten und gelegentliche Kämpfe aufrecht erhalten wird.
Der Tag wird am Boden verbracht, als Schlafplätze dienen dagegen Bäume, heutzutage auch Hochspannungsmasten und Gebäude.
Ernährung
Junge Truthühner fressen am Anfang ihres Lebens ausschließlich Insekten. Dabei vertilgen sie etwa 3000 bis 4000 Insekten am Tag. Ab der sechsten Lebenswoche nehmen sie erstmals auch pflanzliche Nahrung. Ausgewachsene Truthühner fressen dann fast ausschließlich Pflanzen und nehmen Insekten nur noch als Beikost. Gefressene Pflanzen sind im Sommer Samen, Beeren und Nüsse, im Winter werden Wurzeln ausgegraben oder Baumknospen gefressen. In harten Wintern können Truthühner bis zu zwei Wochen ohne Nahrung überstehen; sie verlieren dann bis zu 50 % ihres Körpergewichts, erholen sich davon aber wieder.
Zur Unterstützung der Verdauung schlucken Truthühner Gastrolithen.
Fortpflanzung
Zur Balzzeit kollern die Hähne, um eine Henne anzulocken. Zur Balz plustern sie ihre Federn auf, spreizen die Schwanzfedern und blasen ihren Halssack auf. Wilde Truthähne balzen synchron in Brudergemeinschaften, wobei immer nur der ranghöchste Bruder eine Henne begattet. Die Begattung dauert hier etwa vier Minuten.
Anschließend werden acht bis fünfzehn Eier in ein Nest gelegt, das nur eine Mulde am Boden ist. Acht bis fünfzehn Eier werden gelegt; diese sind cremefarben, mit braunen Flecken versehen und 6 x 4,5 cm groß. Die Eier werden 28 Tage bebrütet.
Truthühner haben eine maximale Lebensdauer von zehn Jahren, werden aber meistens nicht älter als fünf Jahre.
Feinde
Da Truthühner am Boden brüten, sind die Eier und Jungen Feinden in besonderer Weise ausgesetzt. Vor allem Rotfuchs, Graufuchs, Skunk und Waschbär werden den Bruten gefährlich. Ausgewachsene Vögel werden von Kojoten, Rotluchsen und Steinadlern geschlagen.
Stammesgeschichte und Systematik
Der Ursprung der Truthühner wird im Miozän in Mittelamerika vermutet. Aus dem Pliozän und Pleistozän sind zahlreiche fossile Truthühner bekannt. Die Funde zeigen, dass die Gattung bis ins Pleistozän auch im Norden Südamerikas verbreitet waren, wo es heute keine Truthühner mehr gibt.
Truthühner werden oft in einer eigenen Familie Meleagrididae geführt. Dies ist jedoch nicht haltbar, da die Fasanenartigen dann paraphyletisch wären. Die richtige Stellung ist daher innerhalb der Fasanenartigen. Die beiden Arten werden heute meistens einer gemeinsamen Gattung Meleagris zugeordnet. Die Stellung des Pfauentruthuhns in eine eigene Gattung Agriocharis ist nicht mehr üblich, da beide Truthuhn-Arten miteinander kreuzbar sind und auch fruchtbare Nachkommen hervorbringen können.
Es werden diese Arten unterschieden:
- Truthuhn (Meleagris gallopavo) mit der domestizierten Form, dem Haustruthuhn; Kanada, USA, Mexiko
- Pfauentruthuhn (Meleagris ocellata); Mexiko, Belize, Guatemala
Menschen und Truthühner
Das eigentliche Truthuhn spielte bereits für die indianischen Völker eine überragende Rolle als Fleischlieferant. Sie domestizierten es auch, und die Spanier brachten es aus Mexiko nach Europa. Eine ausführliche Darstellung der Bedeutung des Truthuhns für den Menschen befindet sich im Artikel Truthuhn. Die Bedeutung des Pfauentruthuhns für den Menschen war stets viel geringer.
Name
Der Namensbestandteil Trut- wird etymologisch als Lautmalerei auf den Ruf trut-trut des Tiers bzw. auf den entsprechenden Lockruf seines Halters oder auch auf mittelniederdeutsch droten („drohen“, altnordisch þrutna „anschwellen“, altenglisch þtrutian „vor Zorn oder Stolz schwellen“) und damit auf die typische Drohgebärde des Tiers zurückgeführt.
Der wissenschaftliche Name Meleagris ist von Meleagros aus der griechischen Mythologie abgeleitet, dessen Schwestern von der Göttin Artemis in Perlhühner verwandelt wurden. Carl von Linné verlieh den Namen dann nicht ganz folgerichtig den Truthühnern statt den Perlhühnern.
Literatur
- Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World, Band 2 (New World Vultures to Guinea Fowl). Lynx Edicions, 1994, ISBN 84-87334-15-6
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