Melioidose

Melioidose
Klassifikation nach ICD-10
A24.1 Akute oder fulminante Melioidose
A24.2 Subakute oder chronische Melioidose
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Bei der Melioidose, auch als Pseudo-Rotz oder Whitmore’s Disease bezeichnet, handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch den Erreger Burkholderia pseudomallei, ein gramnegatives Bodenbakterium, hervorgerufen wird. Die Infektion erfolgt durch erregerhaltigen Boden oder Wasser, die Erkrankung ist daher eine Geonose.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung und Übertragung

Der Erreger ist im Boden und Oberflächenwasser in den Endemiegebieten Südostasien und Nordaustralien weit verbreitet. Im australischen Bundesstaat Northern Territory erkrankte in der Regenzeit zu Beginn des Jahres 2010 eine ungewöhnlich hohe Zahl von 72 Menschen, von denen 10 starben[1].

Obwohl durch den Reisetourismus immer wieder Erreger nach Mitteleuropa gelangen, konnte er sich bislang hier nicht dauerhaft etablieren, da er bei Temperaturen unter 11 °C inaktiviert wird. Allerdings werden in Norditalien regelmäßig positive Erregernachweise aus Trinkwasserbrunnen erbracht.[2]

Die Übertragung kann durch direkten Kontakt von kontaminierter Erde oder Wasser mit verletzter Haut erfolgen. Eine Aufnahme über Inhalation oder Verschlucken ist ebenfalls möglich.

Inkubationszeit und Erkrankung

Die Inkubationszeit liegt meist bei 1–21 Tagen, es werden aber auch Fälle mit mehrjähriger Inkubationszeit beschrieben. Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz und Erkrankungen des Immunsystems (nicht jedoch Aids) begünstigen eine Erkrankung.

Die Beschwerden und Symptome sind vielfältig und reichen von chronisch verlaufenden lokalisierten Formen bis hin zu schweren generalisierten Erkrankungen. Typisch sind Abszesse, bei akuten Erkrankungen vor allem Lungenabszesse, Lungenentzündungen und Pleuraergüsse, die Abgrenzung zur Tuberkulose kann schwierig sein. Die Erkrankung kann lebensbedrohlich sein, aus Thailand wird teilweise eine Letalität bis zu 50 % trotz Behandlung mit Antibiotika berichtet. Chronische Verläufe sind meist mit verschiedensten Abszessen z. B. in Milz, Leber, Muskulatur und Haut gekennzeichnet.

Erregerbestimmung

Die Bestimmung von B. pseudomallei im Labor kann sehr schwierig sein, insbesondere in der westlichen Hemisphäre, wo B. pseudomallei sehr selten ist. Die großen runzligen Kolonien sehen aus wie Umweltkontaminanten und werden oft als nicht klinisch relevant abgetan. Sogar wenn die Kultur als relevant angesehen wird, führen die gängigen Identifizierungssysteme oft dazu, die Organismen als Chromobacterium violaceum oder andere nicht-fermentierende gramnegative Bazillen misszuinterpretieren.[3][4] Ebenso führt die Seltenheit der Krankheit häufig dazu, dass die positive Bestimmung von B. pseudomallei in Zellkulturen bei mit der Krankheit nicht vertrauten Ärzten nicht richtig gedeutet wird.[5]

Behandlung

Zahlreiche Antibiotika wurden als wirksam gegen B. pseudomallei beschrieben, darunter Ceftazidim, Tetracyclin, Doxycyclin, Gentamycin und Sulfamethoxazol. Über Chloramphenicol-resistente Stämme wurde kürzlich berichtet.

Bei schweren Verläufen erfolgt die Behandlung mit intravenösen Antibiotika wie beispielsweise Carbapeneme oder Ceftazidim) über 14 Tage mit anschließender 5- bis 6-monatiger oraler Antibiotikaprophylaxe.

Zusammenhang mit Biowaffenproblematik

Der Erreger der Melioidose kann auch als Biowaffe benutzt werden.[6]

Literatur

K. Göbels, D. Teichmann, J. Richter, G. Zysk, D.Häussinger: Diagnose: Melioidose. Dtsch Arztebl 2005; 102(31-32): A-2166 / B-1826 / C-1729

Einzelnachweise

  1. Bericht des Fernsehsenders ABC (engl.)
  2. Heinrich Neubauer: Zoonosen in Deutschland. Dt. TÄbl. 56 (2008), S. 1342-1346
  3. Inglis TJ, Chiang D, Lee GS, Chor-Kiang L: Potential misidentification of Burkholderia pseudomallei by API 20NE. In: Pathology. 30, Nr. 1, 1998, S. 62–4. PMID: 9534210.
  4. Lowe P, Engler C, Norton R.: Comparison of automated and nonautomated systems for identification of Burkholderia pseudomallei'. In: J Clin Microbiol. 40, Nr. 12, 2002, S. 4625–27.
  5. Kite-Powell A, Livengood JR, Suarez J, et al.: Imported Melioidosis—South Florida, 2005. 55, Nr. 32, 2006, S. 873–76.
  6. http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/hitec/125221/index.html

Weblinks

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