Menschen

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Mensch
Darstellung des Menschen von Leonardo da Vinci

Darstellung des Menschen von Leonardo da Vinci

Systematik
Teilordnung: Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
Familie: Menschenaffen (Hominidae)
Tribus: Hominini
Gattung: Menschen (Homo)
Art: Mensch
Wissenschaftlicher Name
Homo sapiens
Linnaeus 1758

Der Mensch (Homo sapiens) ist innerhalb der biologischen Systematik ein höheres Säugetier aus der Ordnung der Primaten (Primates). Er gehört zur Unterordnung der Trockennasenaffen (Haplorrhini) und dort zur Familie der Menschenaffen (Hominidae). Der moderne Mensch ist die einzige bis heute überlebende Art der Gattung Homo.

Früher wurde für den modernen Menschen auch die wissenschaftliche Bezeichnung Homo sapiens sapiens benutzt, um zum Ausdruck zu bringen, dass der Neandertaler (früher auch Homo sapiens neanderthalensis) zu derselben Art gehörte wie der moderne Mensch. Diese Ansicht gilt heute als veraltet; der gültige Artname lautet deshalb Homo sapiens. Er leitet sich aus dem Lateinischen von homo „Mensch“ und sapiens „weise“ ab.

Inhaltsverzeichnis

Der Mensch als Teil der Natur

Bis in die späten 1980er-Jahre wurden die Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen in der Familie der „Menschenaffen“ (Pongidae) zusammengefasst und der Familie der Echten Menschen (Hominidae) gegenübergestellt. Aufgrund genetischer Vergleiche wurde dann aber nachgewiesen, dass Schimpansen und Gorillas näher mit dem Menschen verwandt sind als mit den Orang-Utans; seitdem werden Menschen, Schimpansen und Gorillas nebst all ihren fossilen Vorfahren zu einem gemeinsamen Taxon zusammengefasst (Homininae) und dieses neben das Taxon der Orang-Utans (Ponginae) gestellt.

Der menschliche Körper ist ein Gebilde, das zu 60 bis 70 % aus Wasser, etwa 20 % Proteinen, 15 % Fetten und 5 % Mineralen und anorganischen Stoffen besteht. Insgesamt wird die chemische Zusammensetzung mit etwa 65% Sauerstoff, 18% Kohlenstoff, 10 % Wasserstoff, 3 % Stickstoff, 1,5 % Calcium und 1,0 % Phosphor sowie geringe Konzentrationen von Schwermetallen wie Eisen, Zink, Kupfer, Blei, Cadmium und Chrom angegeben. Bei der Einäscherung eines Menschen verbleiben etwa 2 bis 3 kg Asche, die zum größten Teil aus Tricalciumphosphat (einem wichtigen Mineraldünger) besteht. Laut der Technischen Regel „Einäscherungsanlagen“ (VDI 3891) müssen die Rauchgas-Filterrückstände wegen des hohen Schwermetallgehaltes als Sondermüll entsorgt werden.

Ein erwachsener Mensch hat eine typische Körpergröße zwischen 150 cm und 200 cm. Wie bei anderen Wirbeltieren auch, lässt sich der Körper anatomisch strukturieren in einen Stütz- und Bewegungsapparat, die inneren Organe, das Nervensystem und die Sinnesorgane.

Einzigartig unter den verwandten Arten sind besonders die Geschlechtsorgane des Menschen (siehe Evolution des Sexualverhaltens) sowie das Haupthaar,das zumindest für einige Jahre kontinuierlich wachsen kann.

Menschwerdung

Hauptartikel: Hominisation, Archaischer Homo sapiens
Der Broken Hill-Schädel aus (Sambia), eingeordnet als Archaischer Homo sapiens

Mit der Entwicklungsgeschichte der Menschheit von ihren Anfängen bis zum heutigen Jetzt-Menschen beschäftigen sich die Paläoanthropologie, die Archäologie und die Genetik, welche wichtige Datenquellen für die Forschung liefern. Viele Vorgänge der Menschwerdung aus affenartigen Vorfahren, vermutlich im Osten Afrikas, sind noch nicht endgültig geklärt.

Neben der biologischen Entwicklung ist für den Menschen jedoch auch seine kulturelle Entwicklung maßgeblich, welche insbesondere auf die Entwicklung der Sprache zurückzuführen ist. Der kulturelle Entwicklungsstand der frühen Vorfahren des modernen Menschen war zunächst über Jahrhunderttausende hinweg nahezu konstant. Erst nach der Entstehung des modernen Menschen beschleunigte sich die kulturelle Innovation, bis seit Ende der letzten Eiszeit mit dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht der Mensch erstmals großräumig gestaltend in seine Umgebung eingriff.

Die Entwicklung des Menschen führte vermutlich über Arten, die den nachfolgend aufgeführten Arten zumindest ähnlich gewesen sein dürften, zu Homo sapiens: Ardipithecus ramidus, Australopithecus afarensis, Homo rudolfensis / Homo habilis und Homo ergaster / Homo erectus.

Genetische Verwandtschaft

Das menschliche Genom enthält (wie das jedes anderen Lebewesens) sowohl kodierende als auch nicht-kodierende DNA-Sequenzen, die oftmals denjenigen verwandter Lebewesen homolog sind („gleiches“ Gen) und häufig mit den DNA-Sequenzen sehr nahe verwandter Arten – wie der anderer Menschenaffen – sogar völlig übereinstimmen. Genetische Analysen ergaben, dass die genetische Vielfalt beim Menschen, im Vergleich mit den anderen Menschenaffen, gering ist. Dieser Befund wird erklärt durch eine zeitweise sehr geringe (am Rande des Aussterbens befindlich) Population (vergleiche: Mitochondriale Eva, Adam des Y-Chromosoms). Aus der Ähnlichkeit der DNA-Sequenzen unterschiedlicher Arten lässt sich zudem deren Verwandtschaftsgrad berechnen: Auf diese Weise bestätigten genetische Analysen, dass Schimpansen und Bonobos, Gorillas und Orang-Utans (in dieser Reihenfolge) die nächsten Verwandten des Menschen sind.

Verbreitung des modernen Menschen über den Globus

Hauptartikel: Ausbreitung des Menschen
Ausbreitung des modernen Menschen von Afrika aus innerhalb der letzten 200.000 Jahre.

In Abgrenzung zu mehreren Theorien des archaischen Homo sapiens sind Schädelknochen des Homo sapiens idaltu aus Äthiopien, von vor 160.000 Jahren, der älteste- unbestritten dem biologisch modernen Menschen zugeordnete- fossile Fund. Verstärkt treten solche Relikte ab 100.000 Jahre auf. Alle heute lebenden Menschen sind sehr nahe miteinander verwandt, näher als andere biologische Arten, wie molekularbiologische Untersuchungen an der ribosomalen RNA und der mitochondrialen DNA gezeigt haben. Die größten Unterschiede finden sich innerhalb der afrikanischen Populationen. Die Populationen außerhalb Afrikas sind – mit Ausnahme einiger erst relativ spät aus Afrika ausgewanderter Gruppen – genetisch sehr uniform. Zahlreiche Funde unterstützen die sogenannte Out-of-Africa-Theorie, derzufolge die Ausbreitung des Menschen vom afrikanischen Kontinent aus erfolgte. Lange Zeit lebte die Art in Afrika zeitparallel zum primär europäisch und vorderasiatisch angesiedelten Neandertaler, der besonders an das Leben in gemäßigten bis arktischen Zonen angepasst war.

Zunächst im Vorderen Orient, seit dem frühen Jungpaläolithikum auch in Europa, kamen Neandertaler und Homo sapiens gleichzeitig in derselben Region vor, in Vorderasien etwa 40.000 Jahre lang, in Mitteleuropa knapp 10.000 Jahre lang. Für die Ausbreitung des Homo sapiens vom Balkan bis zur Iberischen Halbinsel nahm die Forschung bisher etwa 7.000 Jahre an. Paul Melars von der Cambridge University berichtete 2006 in Nature, dass es vermutlich nur 5.000 Jahre dauerte. Einige Gruppen breiteten sich entlang der Po-Ebene in Italien aus, andere wählten den Weg durch das Donautal, wiederum andere drangen fast bis Sibirien vor.

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit betrug im Schnitt 400 m/Jahr. Die Atlantikküste auf der Iberischen Halbinsel wurde frühestens vor 41.000 Jahren von Homo sapiens erreicht, vielleicht später. Die neuen Erkenntnisse verdanken wir revidierten Ergebnissen der Kohlenstoffdaten (C14), die auch eine kürzere bis allenfalls sehr kurze Koexistenz-Zeit mit dem Neandertaler in Europa wahrscheinlich machen. Das spekulative Element ist bei all diesen Annahmen jedoch sehr groß, da aus der Zeit vor mehr als 30.000 Jahren bislang nur ein einziger europäischer Knochenfund des Homo sapiens existiert, nämlich ein mit ca. 31.000 Jahren datierter Schädel aus Tschechien, und die vermeintlich bis zu 40.000 Jahre alten Funde aus Cro-Magnon und der Schwäbischen Alb sich auf Grund der C14-Datierung als maximal 30.000 Jahre (Cro-Magnon) bzw. maximal 5.000 Jahre alt (Schwaben) erwiesen haben. Manche Kulturgüter wie die äußere Form von Steinwerkzeugen und Höhlenzeichnungen scheinen sich in Regionen der Koexistenz angeglichen zu haben.

Es ist aufgrund unserer Kenntnisse unwahrscheinlich, dass sich beide Arten in nennenswertem Umfang vermischt haben: Die Mehrzahl der Fossilien weist deutlich erkennbare morphologische Unterschiede auf. Die neuesten molekulargenetischen Analysen der mtDNA sprechen gegen eine Vermischung beider Arten. Das inzwischen sehr umfangreiche Fundmaterial vor allem auch in Nahost weist auf eine Koexistenz dieser genetisch primär sehr unterschiedlichen biologischen Arten hin. Sie kannten einander, hatten aber keine Neigung sich zu vermischen oder zumindest blieben Nachkommen aus. In Nahost besiedelten sie mehrmals abwechselnd dieselben Siedlungsräume.

Die alternative, früher verbreitetere Theorie nimmt an, dass sich der Homo sapiens an verschiedenen Orten des Globus unabhängig voneinander aus dem Homo erectus entwickelt hat. Nach den molekulargenetischen Untersuchungen der jüngeren Zeit kommt dieser These allerdings nur geringe Wahrscheinlichkeit zu.

Der Mensch als Teil der Gesellschaft

Hauptartikel: Menschheitsgeschichte, Weltbevölkerung

Die Beziehung des Menschen zu anderen Lebewesen ist umstritten: Eine Gruppe sieht den Menschen unter den Lebewesen vor allem durch zahlreiche kognitive Fähigkeiten ausgezeichnet. Diese Eigenschaften konstituieren die menschliche Kultur und Gesellschaft sowie die Fähigkeiten zur Reflexion und Transzendenz.[1] Das Christentum und das aristotelische Weltbild sprechen von der „Krone der Schöpfung“. Andere Positionen vertreten unter Verweis auf die vielen Lebewesen gemeinsame Fähigkeit zur Antizipation eines zeitunabhängigen Ich-Begriffs eine Kontinuität dieser Eigenschaften und folgern daraus eine De-Konstruktion des Menschbegriffs.[2]

In mehreren Eigenschaften unterscheidet der Mensch sich deutlich von den heute bekannten übrigen Arten:

Kulturelle Evolution: Die biologische Evolution ist gegenüber der schnelleren „kulturellen Evolution“, die durch die menschliche Sprache sehr gefördert wird, in den Hintergrund getreten. Von einigen Wissenschaftlern wird dieser Prozess unter dem Begriff der Memetik (Evolution von Memen losgelöst von Genen) erforscht.

Darstellung von Mann und Frau; Ausschnitt der Plakette der Pioneer-Raumsonden

Wissensvermittlung: Die Individuen anderer Arten besitzen nicht im selben Maße wie der Mensch die Fähigkeit, ihr erlerntes Wissen an nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Nur der Mensch kann bewusst auf Informationen zurückgreifen, die viele Generationen vor ihm geschaffen haben. Der Mensch besitzt zudem ein historisches Bewusstsein: Er ist in der Lage, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in kausale Zusammenhänge zu bringen. Hierdurch kann er seine Handlungen vergleichen, planen und somit teilweise eine Zukunft entwerfen (Kreativität), die er durch absichtsvolle Handlungen zumindest teilweise erreichen kann.

Selbstbewusstsein: Zum dritten sind Menschen sich selbst und ihrer eigenen Sterblichkeit bewusst. Durch das absehbare Sterben ergibt sich nur für den Menschen die Frage nach dem Sinn des Lebens und dem Leben nach dem Tod. Diese Fragen sind in Philosophie und Religion zentrale und wiederkehrende Themen. Aufgrund von Spiegeltests ist jedoch davon auszugehen, dass auch anderen Menschenaffen ein Selbstbewusstsein zugeschrieben werden kann.

Geschichte

Der Eintritt der Menschen in die Geschichte im Sinne der Geschichtswissenschaft findet erst mit dem Beginn der Hochkulturen statt.

Mit den Abläufen und Folgen des Zusammenlebens handelnder Menschen beschäftigen sich insbesondere die Soziologie und die Anthropologie, ferner die Soziobiologie und die Biosoziologie.

Ausgehend von der Bezeichnung der biologischen Art des Menschen, Homo sapiens, haben sich in anderen Wissenschaftsbereichen daran angelehnte Benennungen etabliert:

Bildung

„Der Mensch wird nicht geboren, sondern erzogen!...“, so der Humanist Erasmus von Rotterdam, der in vielen seiner Bücher den Menschen Bildung vermitteln wollte: „... Nichts ist naturgemäßer als Tugend und Bildung – ohne sie hört der Mensch auf, Mensch zu sein“. Ähnlich argumentierten seit der griechischen Philosophie viele Geisteswissenschaftler und Philosophen, die in den meist „ungebildeten“ Menschen den Homo insipiens eine „Vorstufe“ zu Homo sapiens sahen. Für Friedrich Nietzsche war Homo sapiens allerdings auch nur eine Vorstufe zum idealen Übermenschen.

Recht

Gemäß Artikel 1 Grundgesetz ist jeder Mensch, und damit jedes menschliche Leben [3], Träger der Menschenwürde. Es gibt Gesellschaften, in denen das nicht jeder Mensch ist: In Stammesgesellschaften beispielsweise kann ein Neugeborenes bis zur Anerkennung durch den Vater ohne Rechtsfähigkeit sein; in Staaten mit Sklaverei galten Sklaven zuweilen als „Sachen“ u. a.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen soll in jedem Staat einen Grundstatus vorgeben. Gemäß diesem Menschenbild besitzt jeder einzelne Mensch von Geburt an eine besondere, unantastbare und unveräußerliche Würde. Aus diesem Grund hat jeder Einzelne bestimmte Rechte, zum Beispiel das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, auf Religionsfreiheit und auf Meinungsfreiheit sowie auf einen angemessenen Arbeitslohn. Dieses Ideal ist aber nicht überall verwirklicht, denn in vielen Staaten werden Leute ohne Gerichtsverfahren eingesperrt, Gefangene gefoltert, Frauen und Kinder unterdrückt und Menschen leben in Armut. Ferner wird das Grundrecht auf Leben, obgleich mit dem Begriff der Würde eng verknüpft, in keinem Land als unantastbar angesehen, da eine solche Unantastbarkeit mit jeglicher Bewaffnung (Armee, Polizei usw.) im Widerspruch stünde. Zum Grundrecht auf Leben siehe auch die Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts zum Abschießen von durch Terroristen entführten Flugzeugen [4].

Manche Kulturkreise und Religionen kennen keine allgemein gültigen Menschenrechte. Insbesondere im Judentum, Christentum, Islam, der indischen und der chinesischen Kultur gibt es Strömungen, die einen Unterschied zwischen „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ oder zwischen den Rechten des Mannes und denen der Frau machen.

Religion

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Der Mensch kann selbst sowohl als glaubendes, betendes und Riten ausübendes Subjekt handeln, als auch als Objekt religiöser Riten und Anbetungen. In einer Vielzahl von Religionen gilt er als direkte (und größte) Schöpfung eines oder mehrerer Götter.

Religionen und religiöse Motive haben nahezu die gesamte bekannte Geschichte des Menschen begleitet, zuerst als Verehrung von Naturkräften und Ahnenkult, dann als Polytheismus und Monotheismus. Dies führte zu der philosophischen Frage, inwieweit Religiosität zu den spezifischen Merkmalen des Menschen gehöre.

Das Judentum, das Christentum und der Islam betrachten die Entwicklung des Menschen, wie auch die gesamte Schöpfung, als Werk Gottes, gehen allerdings von einem differenten Gottesbild aus. Für liberales Judentum und Reformjudentum, sowie für die großen christlichen Religionsgemeinschaften bestehen dabei keine Widersprüche zwischen dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse und traditionellen Glaubensfragen. Nach ihrer Auffassung bedienen sich Theologie und Wissenschaft unterschiedlicher Fragestellungen und können dadurch auch zu unterschiedlichen richtigen Ergebnissen kommen, ohne dass das andere automatisch falsch sein muss.

Der Buddhismus betrachtet die Menschen zu den drei oberen der Sechs Daseinsbereiche gehörend und geistig fähig, das eigene Leiden zu erkennen, um so den leidvollen Daseinskreislauf (Samsara) zu durchbrechen und zur Befreiung (Nirvana) und zum Erwachen (Bodhi) zu gelangen.

Nomenklatorischer Typus des Homo sapiens

Carl von Linné hatte, als er den Menschen 1758 in dem Werk Systema Naturae beschrieb, sich nicht wie vorgeschrieben auf ein bestimmtes Individuum als wissenschaftliches Belegexemplar bezogen, denn er war der Ansicht, dass der Mensch dem Menschen („Homo nosce te ipsum“) bekannt sei und es daher eines solchen Exemplars nicht bedurfte. Der Botaniker William Thomas Stearn erklärte 1959 das im Dom von Uppsala bestattete Skelett von Carl von Linné zum Lectotypus der Art Homo sapiens.[5] Diese Zuordnung würde zwar nicht die Voraussetzungen von Artikel 75.3 der heutigen Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur (ICZN) erfüllen, aber diese waren damals noch nicht in Kraft. Carl von Linnés sterbliche Überreste sind daher der nomenklatorische Typus der modernen menschlichen Art.[6]

1993 erklärte der Paläontologe und Dinosaurierforscher Robert T. Bakker, er wolle den Schädel des Paläontologen Edward Drinker Cope als Typusexemplar des Homo sapiens durch „subsequent designation“ eines Lectotypus festgelegen. Als Verehrer Copes wolle er damit dessen letzten Willen entsprechen. Bakkers Festlegung ist aber nicht nur wegen der Priorität von Stearns Entscheidung zu Gunsten Linnés sehr zweifelhaft. Bakkers Begründung für die Typusfestlegung verletzt Artikel 75.3 der ICZN. Außerdem ist der Schädel von Cope in der betreffenden Museumssammlung derzeit gar nicht mehr auffindbar. Im Übrigen ist Bakkers beabsichtigte Typusfestlegung niemals von ihm selbst gültig publiziert worden, sondern wurde lediglich in dem Buch Hunting Dinosaurs von Psihoyo (1994) zitiert. Copes Schädel ist daher kein gültiges Typusexemplar.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans-Peter Krüger, Gesa Lindemann: Philosophische Anthropologie im 21. Jahrhundert: Wer oder was ist der Mensch? – Paradigma der philosophischen Anthropologie heute. S. 15ff.
  2. Martin Balluch: Kontinuität von Bewusstsein – Das naturwissenschaftliche Argument für Tierrechte. Guthmann-Peterson, 2005.
  3. BVerfG, Urteil vom 25. Februar 1975, Az. 1 BvF 1/74, 1 BvF 2/74, 1 BvF 3/74, 1 Bvf 4/74, 1 BvF 5/74, 1 BvF 6/94, BVerfGE 39, 1ff. , Rn 187
  4. Das Bundesverfassungsgericht
  5. W. T. Stearn: The Background of Linnaeus's Contributions to the Nomenclature and Methods of Systematic Biology. In: Systematic Zoology. Band 8, Nr. 1, März 1959, S. 4-22
  6. Not my type
  7. Homo sapiens lectotype

Literatur

  • Göran Burenhult u. a. – Die ersten Menschen. Die Ursprünge des Menschen bis 10.000 vor Christus, Jahr-Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-8289-0741-5
  • Charles DarwinDie Abstammung des Menschen, Schweizerbart, Stuttgart 1871 (erste deutsche Übersetzung des englischen Originaltextes), Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-50900-9
  • Konrad Kunsch, Steffen Kunsch – Der Mensch in Zahlen. Eine Datensammlung in Tabellen mit über 20000 Einzelwerten, 3. Aufl. Spektrum Akademischer Verlag 2006, ISBN 3-8274-1731-7
  • Walfried Linden, Alfred Fleissner – Geist, Seele und Gehirn. Entwurf eines gemeinsamen Menschenbildes von Neurobiologen und Geisteswissenschaftlern, LIT, Münster 2004, ISBN 3-8258-7973-9
  • Friedemann Schrenk, Timothy G. Bromage, Henrik Kaessmann – Die Frühzeit des Menschen. Zurück zu den Wurzeln in: Biologie in unserer Zeit, Verlag Chemie, Weinheim 2002, 6, S.352-359, ISSN 0045-205X
  • Joachim Schüring – Von der anderen Art in: Abenteuer Archäologie. Kulturen, Menschen, Monumente, Spektrum der Wissenschaft Verl.-Ges., Heidelberg 2006,1, 32ff. ISSN 1612-9954 (zu Neandertaler und Mensch, out of africa und Genanalyse)

Weblinks


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