- Merasch
-
Kahramanmaraş Basisdaten Provinz (il): Kahramanmaraş Koordinaten: 37° 35′ N, 36° 57′ O37.587536.945277777778Koordinaten: 37° 35′ 15″ N, 36° 56′ 43″ O Einwohner: 326,198 (2000) Telefonvorwahl: (+90) 344 Postleitzahl: 46 000 Kfz-Kennzeichen: 46 Struktur und Verwaltung (Stand: 2009) Bürgermeister: Mustafa Poyraz (AKP) Webpräsenz (Stadtverwaltung): Kahramanmaraş, kurz Maraş (alte deutsche Transkription Marasch; kurdisch Merasch oder Gurgum; in der Antike auch Germanicia bzw. Germanikeia), ist eine Stadt in der gleichnamigen Provinz Kahramanmaraş im südöstlichen Teil Anatoliens in der Türkei, ca. 100 km nördlich der syrischen Grenze und ca. 150 km ost-nordöstlich der Stadt Adana.
Inhaltsverzeichnis
Bevölkerung
Nach Angaben des Statistischen Amtes der Türkei lebten im Jahre 1990 228.129 Menschen in Kahramanmaraş. Die Volkszählung im Jahre 2000 ergab einen Anstieg der Bevölkerung auf 326.198.[1]
Das Zentrum der Stadt ist konservativ muslimisch und wegen der großen Erfolge im Unabhängigkeitskrieg sehr nationalistisch. Die meistgesprochene Sprache ist Türkisch.
Lage
Kahramanmaraş liegt auf 549 m Höhe in den westlichen Ausläufern des Taurus-Gebirges, am Rand einer fruchtbaren Ebene am Südhang des Ahirdağ, nahe dem südlichen Anschluss zu drei wichtigen Pässen. Die umgebende Region ist gebirgig und besitzt reiche Mineralvorkommen, hauptsächlich Eisen und Silber.
Verkehr
Durch eine Nebenlinie ist Maraş mit der Zuglinie Adana–Malatya verbunden. Eine Landstraße führt über Türkoğlu zur Autobahn O-52 von Adana nach Gaziantep. Der lokale Flughafen wird von Turkish-Airlines täglich aus Istanbul und Ankara angeflogen.
Geschichte
Antike
Maras (Marqas) war im 12. Jahrhundert v. Chr. Hauptstadt des Neo-Hethiter-Königreiches von Gurgum. Aus dem 10. Jh. ist der Name des Herrschers Halparuntija, eines Zeitgenossen von Salmanasser III., überliefert. Im 8. Jahrhundert v. Chr. war es den erobernden Assyrern als Markasi bekannt. Es war vermutlich ein Vasall von Tabal. Zum ersten überlieferten Zusammenstoss kam es 858 in Unqi, wo Markasi mit Que (Hanilgabat) verbündet war.
Unter römischer Herrschaft benannte der Herrscher Caligula die Stadt nach seinem Vater Germanicus in Germanicia Caesarea um. Dieser Name wurde unter den Byzantinern als Germanikeia geführt. Die Kreuzrittern nannten die Stadt Sebastia.
Die Araber eroberten die Stadt um 645 und verwendeten sie als Basis für Einfälle in Kleinasien. Mehrmals während der Arabisch-Byzantinisch-Armenischen Kämpfe zerstört, wurde die Stadt durch den Umayyaden-Kalifen Muawiya I. (7. Jahrhundert) umgebaut und um 800 durch den Abbasiden-Kalifen Harun ar-Raschid erweitert.
Mittelalter
Ab 1071 wurde Maraş das Regierungszentrum von Philaretus Brachamius, der sich nach der Niederlage des Kaisers Romanos IV. Diogenes in der Schlacht von Manzikert um 1071 im Südosten des byzantinischen Reiches eine eigene Machtbasis schuf. Zu seinem Gebiet gehörten auch Antiochia und Edessa. Nach dem Tod von Philatos übernahm sein Offizier Tatul die Herrschaft in Maraş und wurde von Kaiser Alexios III. anerkannt. Kurzfristig wurde der Rubenide Mleh, später Herrscher von Kleinarmenien, von Nur ad-Din mit der Stadt belehnt. Die Kreuzfahrer besetzten Maraş um 1097, Balduin I. eroberte Maraş 1103. 1114 wurde die Stadt durch ein Erdbeben zerstört, nach Matthias von Edessa wurden 40.000 Menschen getötet. Die Auswirkungen dieser Katastrophe waren bis nach Sis zu spüren. 1135 belagerten die Danischmaniden Maraş erfolglos. 1146 fällt Balduin von Maraş an der Seite Joscelins II. bei dem Versuch, Edessa gegen Nur ad-Din zurückzuerobern.
Danach fiel die Stadt 1150 an Mas'ud I., den Sohn Kılıç Arslans I. von Konya (Iconium), der auch Behesni, Kesun und Raban (Altınaşkale) eroberte. Der Rubenide Stephane unternimmt von seinem Sitz in Pertunk aus Überfälle auf das Gebiet von Maraş, kann die Herrschaft Mas'uds I. aber nicht erschüttern. Nach den Seldschuken von Konya herrschten die Dulkadir in Maraş bevor es ca. 1515 unter Sultan Selim I. zum Osmanischen Reich kam.
Ende des 19. Jahrhunderts lag die Stadt im Vilayet Aleppo und war Hauptort eines Sandschaks. Sie machte zu jener Zeit einen großartigen Eindruck, hatte 25 Moscheen, mehrere armenische Kirchen, zahlreiche öffentliche Bäder und 10-15.000 Einwohner, darunter viele Armenier. Unter den Handwerkern zeichneten sich die Türkischrot(Kermes)-Färber, Weber und Kammmacher aus.
20. Jahrhundert
1919 besetzte Frankreich Maraş samt umgebender Provinz. Die französische Flagge wurde in der Stadt gehisst und es gab einige Übergriffe auf die Bevölkerung seitens der Franzosen. Der Aufstand gegen die Besatzer wurde von dem Gelehrten Sütçü İmam begonnen und weitete sich schnell aus. Die Bewohner konnten die Franzosen besiegen. Dabei starben aber auch viele Bürger. Davon zeugt noch ein Ort, der Kanlidere (deutsch Blutgraben) heißt. Maraş bekam für den Widerstand später den Namenszusatz Kahraman (heldenhaft) und eine Auszeichnung vom türkischen Staat. Dies machte Maraş sehr berühmt. Da der Sieg gegen die französischen Bataillone von General Gouraud als unmöglich gegolten hatte, wurden nun viele der unter europäischer Herrschaft lebenden Türken zum Freiheitskrieg motiviert. Es folgte die Befreiung Urfas und Anteps, die die Ehrennamen "Gaziantep" (veteranhaftes Antep) und "Şanlıurfa" (glorreiches Urfa) erhielten. Maraş wurde 1923 Teil der Republik Türkei.
Pogrom von 1978
Nach mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen und Unruhen wurden am 21. Dezember 1978 zwei Lehrer erschossen. Während der Beisetzung am nächsten Tag kam es wieder zu Auseinandersetzungen, bei denen erneut zwei Menschen starben. Am 23. Dezember griffen Anhänger der rechtsgerichteten Partei MHP alevitische Wohnviertel in Kahramanmaraş an. Es gab 31 Tote und 150 Verletzte. Trotz der Verlegung weiterer Armeeeinheiten nach Kahramanmaraş am 24. Dezember konnten die Gruppierungen nicht an weiteren Angriffen gehindert werden. Die Regierung verhängte über die 13 Provinzen im Südosten der Türkei den Ausnahmezustand. Nach offiziellen Angaben sind 102 Menschen gestorben. Nach inoffiziellen Aussagen der lokalen Bevölkerung wurden über 1100 Menschen getötet. Als Motiv der Übergriffe nannte die Regierung einen Konflikt zwischen Linken und Rechten.
Wirtschaft
Die Stadt ist ein Zentrum für Industrie und Handel. Produziert und exportiert werden Olivenöl, Gewürze und Textilien. Die Stadt ist einer der größten textilproduzierenden Städte der Türkei. Die hauptsächlichen Arbeitgeber sind große Stofffabriken, so ist die Stadt Marktführer der türkischen Textilindustrie. Ein weiteres Standbein der Wirtschaft in Kahramanmaraş ist die Produktion des traditionellen Speiseeises. Geschnitzte Möbel, sowie Kupfer-, Silber- und Messingarbeiten werden ebenfalls geschätzt. Im Umland wird hauptsächlich Weizen, Reis und Hülsenfrüchte angebaut, der Fluss Ceyhan dient dabei zur Bewässerung der Felder.
Universität
Die Sütçü İmam Universität Kahramanmaraş (Kahramanmaraş Sütçü İmam Üniversitesi) wurde im Jahre 1992 gegründet, sie ist seit ihrer Gründung beständig vergrößert worden und besteht im Jahre 2007 aus sieben Fakultäten, zehn Berufsfachhochschulen, zwei Fachhochschulen, drei Instituten, zehn Forschungszentren, sowie sechs dem Rektorat unterstellten Abteilungen. Es bestehen vier verschiedene Campi, wobei die Fertigstellung des modernsten Campus (Campus Avşar) noch nicht abgeschlossen ist.
Sehenswürdigkeiten
Kulturell besitzt die Stadt einen großen Reichtum. Es gibt viele hübsche alte Bauwerke und eine interessante Altstadt. Viele alte kleine Gassen, Handwerkerläden und die wunderschöne Burg bilden den Kern der Innenstadt. Auch sind überdachte Bazare, große Einkaufsstraßen und sehr gute Patissierien vorzufinden. In der mittelalterlichen Zitadelle, die über der Stadt thront, befindet sich das archäologische Museum mit einer Sammlung hethitischer Skulpturen aus der Region. Zudem gibt es einige Moscheen, darunter die Ulu Cami aus dem 15. Jahrhundert, sowie Hatuniye und Beyazit aus der osmanischen Epoche, Koranschulen - besonders die Taş Medresesi (15. Jahrhundert) muss erwähnent werden - und alte Kirchen zu sehen. Des Weiteren hat die Stadt einen großen Staudamm, einen wunderschönen Stausee, mehrere herrliche Bergwiesen, mit Seen, Quellen, Wasserfällen und Tropfsteinhöhlen. Wundervolle Landschaften, Bergwiesen, Tropfsteinhöhlen, Seen und Berge prägen das Landschaftsbild.
Sonstiges
Die Spezialität der Region ist das Speiseeis Maraş Dondurması, das traditionell aus Ziegenmilch und dem Schnee des Berges Ahirdağ zubereitet wird. Dieses Eis hat eine elastische, kaugummiartige Konsistenz. Es kam ins Guinness-Buch der Rekorde, als man es von einem Elektriziätsmast zu einem anderen spannte, oder es an Busse anfror, um diese mittels des Eises mit einem Kran hochzuheben.
Weitere Spezialitäten sind Maraş Içli Köfte (Bulgur-Taschen gefüllt mit Walnuss und Fleisch), Eksili Çorbasi (eine salzig-saure Suppe mit vielen Kräutern) und Maraş Tarhanasi. Dieser in Platten getrocknete Weizenteig mit Yoghurt kann pur oder geröstet gegessen, aber auch zu einer Suppe verarbeitet werden. Auch die Suppe Kelle paça aus weichem Fleisch wird in der Provinz zubereitet. Der rote scharfe Chili aus Maraş ist ebenfalls bekannt.
Bekannte Persönlichkeiten
- Zareh I., Katholikos des Großen Hauses von Kilikien der Armenischen Apostolischen Kirche
- Leon III., Byzantinischer Kaiser 717-741
Einzelnachweise
Weblinks
- http://www.ksu.edu.tr Sütçü-İmam-Universität in Kahramanmaraş
- Informationsvideo über Kahramanmaraş
Wikimedia Foundation.