Meta Moller

Meta Moller
Meta Klopstock, Gemälde von Dominicus van der Smissen, um 1754

Margareta „Meta“ Klopstock (geb. Moller; * 16. März 1728 in Hamburg; † 28. November 1758 ebenda) war eine deutsche Schriftstellerin, deren Briefwechsel als realistische Beschreibungen der Zeit des Rokoko und der Empfindsamkeit als einzigartig gelten. Werke von ihr erschienen unter dem Pseudonym Margaretha. Sie heiratete 1754 den Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, der sie unter anderem in den Cidli-Oden verewigte.[1] Ab 1757 stand sie brieflich mit Samuel Richardson in Kontakt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Friedrich Gottlieb Klopstock, Portrait von Jens Juel
Meta Klopstocks Grab auf dem Friedhof der Christianskirche in Ottensen.

Meta Klopstock wurde als jüngste Tochter in zweiter Ehe des Hamburger Kaufmanns Peter Moller geboren. Sie war außergewöhnlich talentiert und besaß eine umfassende Bildung, so sprach sie Französisch, Englisch, Italienisch und Latein. Als der Vater 1735 verstarb, lebte Meta Klopstock bis zu ihrer Heirat bei ihrer älteren Schwester Elisabeth.

Die Lektüre der ersten drei Gesänge des Messias im Jahr 1750 begeisterte Meta Klopstock, die den Verfasser Friedrich Gottlieb Klopstock schließlich im Frühjahr 1751 durch die Vermittlung ihres Jugendfreunds Nikolaus Dietrich Giseke kennenlernte. Im Jahr 1754 heirateten beide und zogen nach Kopenhagen. Die Ehe war sehr glücklich und wird allgemein als Höhepunkt in Friedrich Gottlieb Klopstocks Leben gewertet.[2]

Friedrich Gottlieb Klopstock verewigte Meta Klopstock in zahlreichen Oden, die um die Figur der Cidli kreisen. Gleichzeitig legte er auch großen Wert auf die Kritik seiner Frau zu seinen Schriften, wie dem Messias, Von der heiligen Poesie (1755) oder der Abhandlung Von der Nachahmung des griechischen Silbenmaßes im Deutschen (1756).

Die lang ersehnte Schwangerschaft veranlasste Meta, die bereits im Herbst 1757 mit ihrem Mann in Hamburg bei ihrer Schwester Elisabeth zu Besuch gewesen war, aus Kopenhagen zu dieser zurückzukehren. Friedrich Gottlieb Klopstock ging im Sommer 1758 allein nach Kopenhagen zurück und traf kurz vor der Geburt im November 1758 wieder in Hamburg ein.

Meta Klopstock starb bei der Geburt am 28. November 1758 im Alter von 30 Jahren, der Sohn kam tot zur Welt. Sie wurde mit ihrem Sohn auf dem Friedhof der Christianskirche in Ottensen beigesetzt. Ihre Schwestern Elisabeth und Catharina Margaretha pflanzten am Grab je eine Linde, von der eine anwuchs und noch heute am Grab steht.

Friedrich Gottlieb Klopstock verarbeitete den Tod seiner Frau u.a. im 15. Gesang des Messias. Der Tod Cidlis ist dem Tod Metas nachgebildet, von dem Klopstock in einem Brief an Johann Andreas Cramer im Dezember 1758 berichtete. Nach seinem Tod 1803 wurde Friedrich Gottlieb Klopstock neben Meta Klopstock und seinem Sohn beigesetzt.

Literarische Bedeutung

Meta Klopstock war eine Frau des Rokoko. Das einzige von ihr bekannte Portrait von Dominicus van der Smissen zeigt sie als Frau ihrer Zeit: Die zurückgenommenen Haare erhöhen ihre Stirn, das blaugraue Kleid ist tief ausgeschnitten und die zeittypische Wespentaille verstärkt den Eindruck des weiten Rockteils des Kleides. Auch in den zeitigen Briefen Meta Klopstocks finden sich die typischen Merkmale des Rokoko wieder, der im Gegensatz zur Schwere des Barock verspielte Formen hervorbrachte. So zeigen sich in den Briefen Meta Klopstocks an ihren Mann Zephyre, Grazien und Sylphen, und die anakreonische Taube dient als wiederkehrendes Motiv. Der Winter wurde im Rokoko als positiv entdeckt und auch Meta Klopstock beschreibt in ihren Briefen die Freuden des Schlittschuhlaufens und Schlittenfahrens. Die zeitigen Briefe haben oft spielerischen Charakter, Tändeleyen bilden die Grundlage in zahlreichen Liebesbriefen zwischen Meta und Friedrich Gottlieb Klopstock.

Gleichzeitig mischt sich in Meta Klopstocks Werk auch die Empfindsamkeit, die sentimentale Dichtung, die sich z.B. in der Häufung emotionaler Ausrufer äußerte. Friedrich Gottlieb Klopstock hatte Richardsons Clarissa gelesen und nannte Meta Klopstock in zahlreichen Briefen vor der Heirat Clärchen oder Cläry, und auch Meta unterzeichnete ihre Briefe in der Folge so oder mit Cl. Klopstock. Auch Edward Youngs Nachtgedanken mit den Reflexionen über Leben und Tod hatten beide bereits 1751 gelesen. Meta Klopstock unterhielt seit 1757 bis zu ihrem Tod einen Briefwechsel mit Samuel Richardson, in dem sie z.B. auf sein „heavenly book“ Clarissa eingeht.[3]

Im Laufe der Briefwechsel nimmt die Natürlichkeit der Schilderungen zu. Realistisch beschriebene Situationen des alltäglichen Lebens lassen nicht nur ein nahezu einzigartiges Werk des Alltags ihrer Zeit entstehen, sondern zeichnen durch zahlreiche Anekdoten auch ein äußerst menschliches Bild von Friedrich Gottlieb Klopstock und der gemeinsamen Welt.

„Es sind wunderliche Dinge, meine Briefe, und ich mache sie manchmal aus einer närrischen Ursache noch wunderlicher. Ich denke nämlich, es könnte wohl einmal ein Enkel unsrer Enkel, der meine Briefe fände (ich bin schon manchmal damit gedroht worden) sichs einfallen lassen, sie zu drucken ... Wenn sie denn doch auch gar zu natürlich sind; so wird der Schurke das Drucken doch wohl bleiben lassen.“

Brief Meta Klopstocks vom 12. September 1756[4]

Auch wenn Meta Klopstock ihre Briefe nicht für den Druck bestimmt hatte, sind es wie fast alle Briefwechsel ihrer Zeit trotzdem künstlerisch geformte Werke, da sie davon ausgehen musste, dass sie Freunden in Zirkeln und anderswo vorgelesen werden würden. Gerade daher waren ihre natürlich wirkenden Briefe auch von Zeitgenossen geschätzt.

„Ich habe solche Briefe noch nie gesehen, worinn so viel Natur im eigentlichsten Verstande, und zwar so viel gute Natur gewesen wäre.“

Friedrich Gottlieb Klopstock an Johann Jakob Bodmer, Brief vom 12. Dezember 1752[5]

Meta Klopstock schuf in der Verbindung von Briefelementen des Rokoko und der Empfindsamkeit durch eine eigene, auch teilweise religiös geprägte Realistik ein Briefwerk, was rückblickend zu ihrer Zeit einzigartigen Charakter hatte.

Ihr einziges größeres literarisches Werk war das Drama Der Tod Abels, das 1757 entstand und im Kontext der Empfindsamkeit steht. Es kann als Seitenstück zu Friedrich Gottlieb Klopstocks Trauerspiel Der Tod Adams verstanden werden, das ebenfalls 1757 entstand. Im selben Jahr verfasste Meta Klopstock ihre Briefe von Verstorbenen an Lebendige. Ihr Gesamtwerk, das posthum erstmals 1759 erschien, enthält zudem Hymnen und Dialoge, z.B. das Fragment eines Gesprächs, worin sie mit Friedrich Gottlieb Klopstock die Motive literarischer Produktion diskutiert. Im Jahr 1816 erschien zudem ihr Essay Ein Brief über die Moden, in dem sie scharfzüngig gegen menschliche Eitelkeiten vorgeht.

Zu Lebzeiten war Meta Klopstock eine in kulturellen Kreisen angesehene Frau. Zu ihren Freunden zählten Johann Adolf Schlegel, Karl Christian Gärtner, Johann Arnold Ebert und Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Leben und Werk Meta Klopstocks wurden nach ihrem Tod vergessen und erst seit den 1950er wiederentdeckt. Im Jahr 1950 ging der Nachlass Friedrich Gottlieb Klopstocks in den Besitz der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg über. Dem ist es zu verdanken, dass der verloren geglaubte Brautbriefwechsel zwischen dem Ehepaar im Nachlass entdeckt wurde. Weitere Briefwechsel Meta Klopstocks fanden sich und auch andere handschriftliche Aufzeichnungen, die zusammen mit bereits veröffentlichten Einzelbriefen Meta Klopstocks in drei Bänden 1956 erschienen.

Hinterlaßne Schriften, 1759

Werke

  • Der Tod Abels (Drama, 1757)
  • Briefe von Verstorbenen an Lebendige 1757)
  • Hinterlaßne Schriften (1759)
  • Ein Brief über die Moden (1816)
  • Meta Klopstock geb. Moller: Briefwechsel mit Klopstock, ihren Verwandten und Freunden (1956)
    • Band 1: 1751-1754
    • Band 2: 1754-1758
    • Band 3: Erläuterungen

Literatur

  • Ludwig Brunier: Meta und Klopstock. Perthes, Besser & Mauke, Hamburg 1860.
  • Redlich: Klopstock, Margareta. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 218. (im Artikel zu Friedrich Gottlieb Klopstock)
  • Hermann Tiemann (Hrsg.): Meta Klopstock. Briefwechsel mit Klopstock, ihren Verwandten und Freunden. 3 Bände. Maximilian-Gesellschaft, Hamburg 1956.
  • Franziska und Hermann Tiemann (Hrsg.): Geschichte der Meta Klopstock in Briefen. Carl Schünemann, Bremen 1962 (Neuausgabe als „Es sind wunderliche Dinge meine Briefe“ Briefwechsel mit Friedrich Gottlieb Klopstock und mit ihren Freunden. C.H. Beck, München 1980, Neuaufl. 1988.).
  • Gérard Dautzenberg: Mon coeur aurait encore tant de choses à vous dire. Meta et Klopstock, un couple célèbre de la littérature allemande. Sedes, Paris 1990.
  • Tanja Reinlein: Der Brief als Medium der Empfindsamkeit. Königshausen und Neumann, Würzburg 2003.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Dagmar Hebeisen: Die Cidli-Oden. Zu Klopstocks Lyrik um 1750. Lang, Frankfurt am Main u.a. 1998.
  2. Vgl. z.B. ADB, S. 218.
  3. Brief Meta Klopstocks an Samuel Richardson; Brief vom 29. November 1757. Zit. nach F. u. H. Tiemann (1988), S. 431.
  4. Zit. nach F. u. H. Tiemann (1988), S. 484.
  5. Zit. nach F. u. H. Tiemann (1988), S. 485.

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