Methode Rustin

Methode Rustin

Bei einem Fernstudium findet, im Gegensatz zum Präsenzstudium, der größte Teil des Studiums abseits des Campus statt. Im Gegensatz zu Präsenzvorlesungen, erwirbt der Student sein Wissen durch besonders aufbereitete Skripte, Präsenzseminare, multimediale Lehrmaterialien, sowie die Leistungskontrolle anhand der Korrektur von Einsendeaufgaben oder Prüfungen.

Dabei ist der Begriff Fernstudium, das zur Erlangung eines akademischen Grades (z. B. Diplom, Bachelor oder Master) führt und das an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule stattfindet, von dem Fernunterricht abzugrenzen, auch wenn umgangssprachlich beide Begriffe synonym verwendet werden.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die ersten Fernunterrichtsangebote wurden ursprünglich auch als Korrespondenzkurse bezeichnet, da der Student und die betreuende Einrichtung per Post miteinander in Kontakt standen. Das traditionelle Fernstudium hat wegen seiner Anonymität und des Zeitmangels der meist berufstätigen Studenten oft hohe Abbruchquoten. In den Zeiten der Kommunikation über einen virtuellen Campus, Foren, blended Learning sowie durch die Einführung der verschulten Bachelor-/Masterstudiengänge ist die Nachfrage nach akademischen Fernstudien allerdings wieder angestiegen.

In letzter Zeit soll E-Learning dem Fernstudium Aufwind bringen. Ein weiterer Schritt sind Online-Studiengänge - man studiert nahezu vollständig in einem Lernraum im Internet. Daneben gibt es jedoch Prüfungs- und Präsenzphasen an einer Hochschule. Der „Lernraum“ ermöglicht, digitale und interaktive Lernmaterialien über das Netz zu verteilen und die Kommunikation zwischen Studenten und Lehrkräften sowie unter den Studenten untereinander zu steigern. Im Vergleich zum klassischen Fernstudium haben Online-Studiengänge daher geringere Abbruchquoten. Allen Methoden gleich ist die freie Zeiteinteilung der Studenten - welche auch eine hohe Eigenmotivation voraussetzt.

Eine repräsentative Studie von forsa und der Euro-FH mit 300 deutschen Unternehmen mit mindestens 150 Mitarbeitern im Januar 2007 ergab, dass die Absolventen eines Fernstudiums bei Personalverantwortlichen äußerst gefragt seien: 80 Prozent hielten es mindestens für gleichwertig, weil ein Fernstudium eine hohe Motivation, Zielstrebigkeit, die Fähigkeit zum Zeitmanagement, Organisationstalent, Eigenverantwortung und Flexibilität attestiere, nur rund jeder fünfte Personalchef bewertete ein Präsenzstudium höher. Nach Meinung der Befragten sollten Fernstudiengänge eine Akkreditierung etwa der FIBAA haben und vor allem praxisorientiert sein.

Anbieter im deutschsprachigen Raum

Das vor dem ersten Weltkrieg gegründete Rustinsche Lehrinstitut für Selbstunterricht in Potsdam (später Düsseldorf) war in Deutschland der erste und bis in die 1960er Jahre hinein auch der einzige Anbieter eines systematischen Fernunterrichts ("Methode Rustin"). Das Institut gab auch die erste Zeitschrift, die sich speziell dem Thema Fernunterricht widmete, heraus.

In der Bundesrepublik Deutschland ist die 1974 gegründete FernUniversität in Hagen mit über 50.000 Studenten nicht nur der größte Anbieter von Fernstudien, sondern auch eine der größten Universitäten des Landes. Durch einen Staatsvertrag zwischen den Ländern erhielt sie den gesamtstaatlichen Auftrag, Fernstudien auch über das Bundesland Nordrhein-Westfalen hinaus anzubieten. In West- und später in Gesamtdeutschland war sie lange Zeit die einzige nennenswerte Institution, die ein akademisch ausgerichtetes Fernstudium anbot. In der Schweiz arbeitet die Stiftung "Universitäre Fernstudien Schweiz" mit der Fernuniversität Hagen zusammen, bietet aber auch eigene Studiengänge an. Kooperationsvereinbarungen bestehen ebenfalls mit Österreich.

Private - staatlich anerkannte - Anbieter, die ausschließlich Fernstudiengänge anbieten, sind unter anderem die AKAD-Privathochschulen (welche die erste private deutsche Fern-Fachhochschule war), die SRH Fernhochschule Riedlingen, die APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft in Bremen, die Private FernFachhochschule Darmstadt, die Private Fachhochschule Göttingen, die Private FernFachHochschule Sachsen, die Europäische Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) sowie die größte deutsche private Hochschule HFH Hamburger Fern-Hochschule mit über 6.000 Studenten.

Zunehmend bieten auch Präsenz-Fachhochschulen und Universitäten Fernstudiengänge oder weiterbildende Fernstudien an. So bietet z.B. die Hochschule Wismar diverse Bachelor- und Masterstudiengänge in nichttechnischen Fächern mit staatlichen Abschlüssen an. Ein universitäres technisches Ingenieurfernstudium bietet z.B. die TU Dresden in den Studiengängen Bauingenieurwesen und Maschinenwesen. Auf postgraduale (weiterbildende) Fernstudiengänge spezialisiert hat sich das Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung der TU Kaiserslautern (ZFUW). Die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) in Koblenz bietet als wissenschaftliche Einrichtung der Länder Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland in Kooperation mit Fachhochschulen berufsbegleitende Fernstudiengänge in wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen sowie technischen Fachrichtungen an.

Katholische Theologie bzw. Religionspädagogik kann nicht an einer Universität oder Fachhochschule als Fernstudium sondern lediglich bei der Domschule Würzburg belegt werden. Jedoch ist das Studium kirchlich anerkannt und qualifiziert für den kirchlichen Dienst.

Nationale Interessenvertretungen für das Fernstudium bzw. die Fernlehre sind das Forum DistanceE-Learning und die Arbeitsgemeinschaft für das Fernstudium an Hochschulen (AGF).

Literatur

  • Moore, M., Kearsley, GDistance Education: A Systems View, Belmont, CA: Wadsworth, 1996.'
  • Alexandra Puppe, Die Integration der Absolventen des postgradualen Fernstudiums Bibliothekswissenschaft an der HU Berlin in den Arbeitsmarkt : Ergebnisse einer Umfrage zum beruflichen Verbleib, Berlin : Inst. für Bibliotheks- und Informationswiss., Humboldt-Univ. zu Berlin, 2006

Siehe auch


Weblinks


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