- Metonym
-
Die Metonymie (griechisch μετωνυμία, metonymía – die Namensvertauschung, Umbenennung, lateinisch metonymia, denominatio, transnominatio) gehört als rhetorische Stilfigur zu den Tropen, den Formen uneigentlichen Ausdrucks, die auf einem Unterschied zwischen dem wörtlich Gesagten und dem übertragen Gemeinten beruhen.
Die Funktionsweise der Metonymie lässt sich am einfachsten beschreiben, indem man sie mit Metapher und Synekdoche als zwei weiteren wichtigen Unterarten der Tropen vergleicht.
Während die Beziehung zwischen dem wörtlich Gesagten und dem übertragen Gemeinten bei der Metapher auf einer Beziehung der sachlichen Ähnlichkeit beruht (Heulen des Windes), und während sie bei der Synekdoche eine Beziehung zwischen dem Besonderen und dem Allgemeinen ist (sein Brot verdienen), besteht sie bei der Metonymie in einer Beziehung der Kontiguität, das heißt der Nachbarschaft oder realen sachlichen Zusammengehörigkeit ('proximitas'). Häufige Arten der Metonymie sind:
- Ursache steht für Wirkung, z. B. der Erzeuger für Erzeugnis, der Name des Autors für sein Werk (Schiller lesen), oder umgekehrt die Wirkung für die Ursache (Krach für Streit)
- Rohstoff steht für das daraus Erzeugte (das Eisen für das Schwert)
- Gefäß steht für Inhalt (ein Glas trinken), oder der Ort für das dort Befindliche (Afrika hungert: die Einwohner, Brüssel entscheidet: die Institutionen der EU, der Saal applaudiert: das Publikum), oder die Epoche für die darin lebenden Personen (das Mittelalter glaubte)
- Besitzer für das Besitztum, Befehlshaber für die Ausführenden (Hannibal erobert Rom)
Sofern die Beziehung unter einem erweiterten Gesichtspunkt auch als eine von Teil und Ganzem verstanden werden kann, sind Überschneidungen zur Synekdoche gegeben. Ebenso kann eine Kombination aus metonymischer und metaphorischer Ersetzung stattfinden, wenn z. B. das Attribut einer Person als Metonymie für den Träger des Attributs und metaphorisch für Funktionen dieses Trägers oder für ein von diesem repräsentiertes Abstraktum gesetzt wird (Krone und Tiara für Kaisertum und Papsttum). In der Sprachwissenschaft wird das Zusammenspiel von Metonymie und Metapher zuweilen unter dem Begriff Metaphtonie (Jan Goosens) behandelt.
Siehe auch
Weblinks
- Darstellungen der Metonymie in der rhetorischen Tradition:
-
- M. Fabius Quintilianus: Institutio Oratoria, lib. VIII
- Isidorus Hispalensis: Etymologiae (624), lib. I
- Alcuinus (8. Jh.): Disputatio de rhetorica et de virtutibus
- Audomarus Talaeus (Omer Talon, 16. Jh.): Rhetorica, I, 3–6
- Gabriel Harveius (Harvey): Rhetor (1577), S. 92–93
- Johann Georg Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste (1771), Art. Metonymie
- Sprachwissenschaftliche Darstellungen:
-
- Beiträge von Ulrich Detges, Markus Egg u.a. in Metaphorik 6 (2004)
- Ilona Bílková: Czech and English Idioms for Body Parts: A View from Cognitive Semantics. Diss. Univ. of Glasgow, 2000 (PDF, 277 KB)
- Peter Koch: Metonymy between pragmatics, reference and diachrony, in: Metaphorik 7 (2004)
Literatur
- Marc Bonhomme: Le discours métonymique. Lang, Frankfurt a.M. [u.a.] 2006 (= Sciences pour la communication, 79), ISBN 3-03910-840-9
- Hans-Harry Drößiger: Metaphorik und Metonymie im Deutschen: Untersuchungen zum Diskurspotenzial semantisch-kognitiver Räume. Kovač-Verlag, Hamburg 2007 (= Schriftenreihe Philologia, 97), ISBN 3-8300-2227-1
- Krzysztof Kosecki: Perspectives on Metonymy: Proceedings of the International Conference “Perspectives on Metonymy”, held in Łódź, Poland, May 6–7, 2005. Lang, Frankfurt a.M. [u.a.] 2007 (= Łódź Studies in Language, 14), ISBN 0-8204-8791-0
- Beatrice Warren: Referential Metonymy. Almqvist & Wiksell, Stockholm 2006 (= Scripta minora Regiae Societatis Humaniorum Litterarum Lundensis, 2003/04, 1), ISBN 91-22-02148-5
Wikimedia Foundation.