Metro Lisboa

Metro Lisboa

Die Metropolitano de Lisboa, kurz auch Metro Lisboa, zu Deutsch Stadtschnellbahn von Lissabon, ist das Untergrundbahnnetz der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Das 38 Kilometer lange Netz besteht aus vier Linien, die Züge der einzigen Untergrundbahn Portugals fuhren erstmals im Jahr 1959. Das ursprüngliche Ypsilon-Netz erlebte besonders in den sechziger und achtziger große Ausbauphasen. Besonders auf die künstlerische Gestaltung der einzelnen U-Bahnhöfen und das besondere Linienschema mit Farben und Symbolen legt die staatliche Betreibergesellschaft Metropolitano de Lisboa, EPE großen Wert.

Inhaltsverzeichnis

Betrieb

Linien

Netz der Lissabonner Metro

Das Lissabonner U-Bahnsystem besteht aus 46 Bahnhöfen und besitzt eine Gesamtlänge von 38,5 km. Von den 46 U-Bahnhöfen befinden sich lediglich zwei an der Oberfläche (Campo Grande und Senhor Roubado). Von jedem Endpunkt startet 6:30 Uhr der erste Zug, 1:00 Uhr nachts der letzte. Bei Bedarf – beispielsweise zu großen Konzertveranstaltungen und dem Festtag Festa do Santo António – werden die Betriebszeiten verlängert und flexible Betriebsführungen eingerichtet.

Linie Strecke Inbetriebnahmen Länge Bahnhöfe
Linha Azul Amadora Este–Santa Apolónia 1959 bis 2007 13,5 km 17
Linha Amarela Odivelas–Rato 1959 bis 2004 11 km 13
Linha Verde Cais do Sodré–Telheiras 1963 bis 2004 9 km 13
Linha Vermelha Alameda–Oriente 1998 6 km 7

Innerhalb Lissabons ist die Metro das wichtigste Verkehrsmittel, 2006 hatte die Lissabonner Untergrundbahn einen Marktanteil von 43,9 Prozent. Während die Metro die Lissabonner Hauptverkehrsachsen bedient, erbringt die städtische Verkehrsgesellschaft Carris, die Busse, Straßenbahnen und Aufzüge betreibt, Zubringerleistungen. Die S-Bahnähnlichen Vorortbahnen der staatlichen Eisenbahngesellschaft Comboios de Portugal (CP, durchgeführt durch die CP Urbanos de Lisboa) und der Fertagus haben innerhalb Lissabons kaum eine Bedeutung und werden lediglich von den Pendlern in die Vorstädte genutzt. Des weiteren gibt es noch einzelne Buslinien, die von privaten Busverkehrgesellschaften bedient werden, beispielsweise Rodoviária de Lisboa, Transportes Sul do Tejo oder Vimeca.

Fahrgastzahlen

Fahrgastzahlen der Metro Lissabon (1960–2006)

Seit ihrer Einführung im Jahr 1959 konnte die Metro Lissabon mehr als fünf Milliarden Fahrgäste befördern. Besonders die Erweiterung des Netzes und die Verlängerung der Bahnsteige, die Einstellung der Lissabonner Straßenbahn und die günstigen Preise für Bauflächen in den Vororten, die zu einer Stadtflucht führten, verhalfen der Metro immer wieder zu neuen Fahrgastrekorden. Während im ersten Betriebsjahr noch 15,8 Millionen Fahrgäste befördert wurden, verdoppelte sich die Zahl innerhalb von sieben Jahren auf 33,6 Millionen. 1979 beförderte die Metro Lissabon erstmal mehr als 100 Millionen Fahrgäste, die Zahl blieb bis 1993 etwa konstant. Einen großen Einbruch gab es bis 1997, in dieser Zeit strukturierte die Betreibergesellschaft das Netz komplett um (Umstellung von einer Linie mit zwei Verästelungen auf drei Linien). Seit 1998 – der Eröffnung des innerstädtischen Umsteigepunktes Baixa-Chiado und der Eröffnung der vierten U-Bahnlinie (Linha Vermelha) steigen die Fahrgastzahlen wieder an.

Im Jahr 2006 beförderte die Metropolitano de Lisboa, EPE insgesamt 184 Millionen Fahrgäste, im Vergleich zum Vorjahr 1,4 Millionen Fahrgäste weniger. Gemeinsam mit der städtischen Verkehrsgesellschaft Carris, die Busse, Straßenbahnen und Aufzüge im Auftrag der Stadt betreibt, beförderten beide im Jahr 2006 418 Millionen Fahrgäste.[1]

Fahrkarten

Elektronisch wiederaufladbare Fahrkarte „Sete Colinas“

Seit Februar 2008 verkauft die Metropolitano de Lisboa, EPE keine Papierfahrscheine mehr. Vor einigen Jahren führten die Carris und die Metropolitano de Lisboa gemeinsam eine über Transponder arbeitende elektronische Guthabenkarte mit dem Namen 7 Colinas („Sieben Hügel“) ein, die, wie die Oyster Card in London, mit einem bestimmten Guthaben an Einzelfahrten aufgeladen werden kann. Seit 2007 beteiligen sich auch zunehmend andere Unternehmen an dem System, unter anderem die auf der anderen Tejoseite fahrende Metro Sul do Tejo sowie die Fährgesellschaft Transtejo.

Ebenso verkauft die Metropolitano de Lisboa, EPE verschiedene Typen von Zeitkarten, unter anderem Tages- und Monatskarten. Für einen Umstieg zu anderen Betreibern muss grundsätzlich ein Zusatzbetrag bezahlt werden, ein Verkehrsverbund nach deutschem Vorbild existiert nicht. Lediglich die Monatskarte LisboaViva („Lissabon lebt“) ermöglicht eine Benutzung aller Verkehrsmittel im Raum Lissabon, unter anderem auch die Vorortzüge der Fertagus und der CP sowie Carris und anderer Busgesellschaften. Im Raum Lissabon besteht zwar kein richtiger Tarifverbund, dennoch existieren verschiedene Tarifgrenzen. So fahren alle Verkehrsmittel im Lissabonner Stadtgebiet in der Coroa L („Zone L“), lediglich die Metrostrecken PontinhaAmadora Este und Senhor RoubadoOdivelas befinden sich in der Coroa 1 („Zone 1“). Nach diesem Vorbild existieren weitere Zonen, die sich ringartig – auch auf der anderen Tejoseite – um Lissabon schließen.[2]

Die Metro Lissabon ist seit 2003 ein geschlossenes System mit Zugangssperren nach Londoner Vorbild. Das Betreten und Verlassen des Bahnhofes ist nur mit einer Fahrkarte möglich.

Geschichte

An die Gestaltung der Métro Paris durch Guimard angelehnter Eingang zur Station Picoas
Wachstum des Liniennetzes: Stand Dezember 1959,...
...Juni 1972,...
...April 1998,...
...und Mai 2004.

Eröffnet wurde die Metro am 29. Dezember 1959 als Y-förmiges Netz zwischen Sete Rios, Entre Campos und dem gemeinsamen Endbahnhof Restauradores. Danach wurde die Strecke im Süden weiter zu den Bahnhöfen Rossio (1963), Socorro (1966), Anjos (1966) und schließlich Alvalade (1972) geführt.

Um den Aufenthalt angenehm zu gestalten, wurde trotz geringer verfügbarer Mittel schon bei den ersten Stationen viel Wert auf die künstlerische Gestaltung gelegt. Der erste Geschäftsführer Francisco de Mello e Castro beauftragte den Architekten Keil do Amaral, der bereits Erfahrungen beim Bau des ersten Terminal des Lissabonner Flughafen Portela gesammelt hatte, mit dem Entwurf einer Prototypstation. Das Design wurde bis zur Errichtung der Station Alvalade 1972 ohne wesentliche Änderungen angewendet. Teil des Entwurfes waren künstlerische Wandverkleidungen aus glasierten bemalten Fliesen in der für Portugal typischen Technik des Azulejo, die ab 1957 von der Künstlerin Maria Keil entworfen wurden. Maria Keil und diese moderne Anwendung des Azulejo verhalfen dieser Technik nach einem Niedergang Anfang des 20. Jahrhundert wieder zu einem Aufschwung. Aufgrund der ab 1960 geführten Kolonialkriege Portugals und der wirtschaftlichen Probleme infolge der außenpolitischen Isolierung stockte der weitere Ausbau. In den Jahren 1973–1982 wurden lediglich die bestehenden Bahnsteige verlängert.

Nach dem Sturz der faschistischen Diktatur unter Salazar während der Nelkenrevolution 1974 und dem nachfolgenden Ende der Kolonialkriege erholte sich Portugal wirtschaftlich. Nach dem Beitritt zur EU 1986 standen ausreichende Mittel für einen schnellen Ausbau zur Verfügung.

1988 gab es zwei neue Tunnelstücke. Einerseits vom Bahnhof Sete Rios nach Colégio Militar/Luz und andererseits von Entre Campos zur Universität (Cidade Universitária). Auf die künstlerische Gestaltung der Stationen wurde wieder Wert gelegt, und die Künstler Silva Rolando Sá Nogueira, Júlio Pomar, Manuel Cargaleiro und Maria Helena Vieira mit der Umsetzung beauftragt.

1990 wurde ein Ausbauplan beschlossen, welcher bis 1999 in Kraft blieb. Die vorgesehene Verknüpfung der Äste im Norden im neuen Bahnhof Campo Grande 1993 erforderte jedoch eine neue Struktur der Linien, da die bestehende Linie einen Kreis mit einem zusätzlichen Ast bildete. Deshalb wurde sie in zwei Linien aufgeteilt. Die blaue Linie mit dem Verlauf Colégio Militar/LuzCampo Grande über Alameda. Die zweite, gelbe Linie mit dem Verlauf RotundaCampo Grande über Saldanha.

Das System der Linienbezeichnung nach Farben und freien künstlerischen Symbolen wie Möwe und Sonnenblume, später noch Segelschiff und Kompass anstatt von Ziffern oder Buchstaben erinnert an die Liniennamen in London, ist jedoch in der abstrakten Gestaltung einzigartig. Es folgten Erweiterungen der blauen Linie 1997 um die Stationen Carnide und Pontinha und ebenfalls 1997 der gelben Linie bis zur Station Rato. Da im Jahre 1998 in Lissabon die Expo 98 stattfand, wurden in der ersten Jahreshälfte nicht nur die komplett neue rote Linha do Oriente vom Alameda zum Weltausstellungsgelände am Bahnhof Oriente eröffnet (19. Mai 1998), sondern das gesamte Netz neu strukturiert. Mit der Eröffnung der neuen Endpunktes Cais do Sodré wurde der östliche Ast der blauen Linie von Cais do Sodré nach Campo Grande zur neuen grünen Linie. Die blaue Linie endete nun im Stadtzentrum in Baixa-Chiado. Damit war die charakteristische Linienführung in V-Form beendet. In diesem Zusammenhang erfolgten im März 1998 mehrere Bahnhofsumbenennungen: Sete Rios zu Jardim Zoológico, Palhavã zu Praça de Espanha, Rotunda zu Marquês de Pombal und Socorro zu Martim Moniz. Im Juli und November wurden die zwei noch nicht fertiggestellten Stationen Cabo Ruivo und Olivais auf der roten Ostlinie eröffnet.

Der kontinuierliche Ausbau wurde fortgesetzt, wobei zunächst der Schwerpunkt auf z. T. oberirdischen Verlängerungen in die Wohngebiete im Norden lag. Seit dem 2. November 2002 wurde die grüne Linie bis Telheiras verlängert, seit 2004 fährt die gelbe Linie bis Odivelas und die blaue Linie bis ist Amadora Este verlängert.

Nach jahrelanger Bauzeit wurden im Dezember 2007 die beiden neuen Stationen der blauen Linie Terreiro do Paço und Santa Apolónia eröffnet. Damit ist jetzt auch der Fernbahnhof Santa Apolónia an das Metronetz angeschlossen.

Ausbau und Planungen

Zurzeit sind zwei Erweiterungen in Bau. Dazu bis 2009 die Erweiterung der roten Ostlinie von Alameda bis São Sebastião (nach der Fertigstellung bestehen dadurch erstmalig Umstiegsmöglichkeiten in die blaue Linie in São Sebastião und in die gelbe Linie in Saldanha) und von Oriente bis Aeroporto.

Weitere Pläne sehen vor, die grüne Linie bis zum Bahnhof Pontinha (blaue Linie) und die gelbe Linie bis zum Vorortbahnhof Alcântara-Mar am Tejo-Ufer zu verlängern. Die (rote) Ostlinie soll im Osten bis Lumiar und Sacavém gebaut werden. Im Westen ist eine Erweiterung bis Campo de Ourique vorgesehen.

Fahrzeuge

Innenraum eines Zuges der Lissabonner Metro (ML99)

Alle Fahrzeuge der Metro Lissabon wurden von einem Konsortium der Firmen Sorefame (mechanischer Teil) und Siemens (elektrische Ausrüstung) hergestellt, die Drehgestelle stammen ursprünglich von der Siemens Tochterfirma Düwag aus Düsseldorf. Auch diese sind dann später in Lizenz durch die Sorefame in Lissabon gebaut worden. Die Herstellung der Fahrzeuge (inkl. Planungsphase) erstreckte sich von 1990 bis Ende 2001. Während dieser Zeit wechselte der Besitzer der Sorefame gleich zweimal: Zunächst erwarb die Daimler-Tochter Adtranz das Werk und später die kanadische Bombardier Transportation.

Die Fahrzeuge sind etwa 2,70 Meter breit und fahren auf Gleisen der Normspur. Sie werden über eine von oben bestrichene, offene Stromschiene mit 750 Volt Gleichspannung versorgt. Ein Umrichter erzeugt daraus die für die Fahrmotoren nötige Wechselspannung. Beim Bremsen wird die (von den dann als Generator arbeitenden Motoren) erzeugte Energie wieder gleichgerichtet und ins Netz zurückgespeist.

Die Fahrzeuge der Serien ML90, ML95 und ML97 besitzen eine Einrichtung für „Fahrerloses Fahren“ (ATP/ATO), das aber lediglich auf der „roten Linie“ (Linha vermelha) zum Einsatz kommt. Die Maximalgeschwindigkeit der Fahrzeuge beträgt mit ATP/ATO 72km/h, manuell gesteuert wird bei 60km/h abgeregelt.

Derzeit gibt es vier verschiedene Fahrzeugtypen:

  • ML90 (19 Einheiten)
  • ML95 (38 Einheiten)
  • ML97 (18 Einheiten)
  • ML99 (37 Einheiten)

Alle Fahrzeuge bestehen aus 3 Teilen, zwei davon sind angetrieben, dazwischen befindet sich ein nicht angetriebener Tender. Im Gegensatz zu den Fahrzeugen der Serien ML90 und ML95, die aus 3 getrennten Teilen bestehen, können die Passagiere in den Fahrzeugen der Serien ML97 und ML99 über sogenannte Übergänge zwischen den Teilen einer Komposition wechseln, von innen erscheinen daher alle 3 Teile wie ein (langes) Fahrzeug mit 2 Gelenken.

Die beiden älteren Fahrzeugtypen ML7 und ML79 wurden 1998 bzw. 2004 ausgemustert.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Offizielle Fahrgastzahlen der Metropolitano de Lisboa, EPE (portugiesisch, englisch)
  2. Tarifübersicht der Metropolitano de Lisboa, EPE (portugiesisch, englisch)

Weblinks


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