Michail Glinski

Michail Glinski
Das Adelswappen der Familie Gliński

Michail Lwowitsch Glinski (litauisch Mykolas Glinskis, polnisch Michał Gliński, ukrainisch Михайло Львович Глинський, wiss. Transliteration Mychajlo L'vovyč Hlyns'kyj; * um 1470; † 15. September 1534) war ein litauischer Adeliger, Fürst, Beamter im Staatsdienst (Starost, Hofmarschall), außerdem Bojar und Regent des Großfürstentums Moskau. Als direkter Nachkomme des Emir Mamai der Goldenen Horde war er tatarischer Abstammung.

Leben

Er entstammte einer tatarischen Fürstenfamilie, die seit 1380 im Großfürstentum Litauen ansässig war und zu politischem Einfluss gelangte. Er wurde, nachdem er lange Zeit in Friesland unter Herzog Albrecht von Sachsen und in Italien unter Kaiser Maximilian I. gefochten hatte, der Günstling des Königs Alexander von Polen, der ihn zum Hofmarschall von Litauen und Starost von Belsk machte. Er hielt eine Razzia der Krimtataren in der Schlacht von Kleck 1506 auf und rieb sie fast vollständig auf.

Doch sein stolzes und gewalttätiges Auftreten gegen die Großen des Reiches und durch Neider bei König Sigismund I. verursachte Verdächtigungen, dass er das Land der Herrschaft Moskaus unterwerfen wolle, brachten ihn bald in Ungnade. Er verlor all seine Ämter und organisierte mit seinen Brüdern einen Aufstand gegen die königliche Herrschaft in Litauen, der jedoch misslang. Seine Pläne bestanden darin, aus dessen weißrussischen, ukrainischen und russischen Gebieten einen selbständigen Staat zu bilden. Im Anschluss floh er mit seinen Verwandten nach Moskau und trat in die Dienste des Großfürsten Wassili III.. Glinski lebte von da ab in Moskau und war aller seiner litauischen Güter und Ländereien beraubt.

Er drang mit einem moskowitischen Heer in Polen-Litauen ein, wurde aber von Sigismund geschlagen. Der russische Monarch schloss 1508 mit Polen Frieden. Bei einem zweiten Einfall bemächtigte er sich 1514 der Festung Smolensk durch Verrat, weil aber der Großfürst sein Versprechen, ihm diese Stadt zu überlassen, nicht hielt, suchte er sich mit Sigismund auszusöhnen. Wegen der geheimen Verbindungen zum polnischen König kam er einige Jahre in Gefangenschaft und wurde später sogar ins Innere Moskowiens verbannt.

Auf Fürsprache Kaiser Karls V. und Glinskis Nichte Helena, die 1526 Gemahlin des Großfürsten wurde, setzte man ihn frei. Nach seiner Freilassung gewann er großen Einfluss auf den Großfürsten Wassili III. und 1533 wurde er sogar zum Vormund des Prinzen Iwan ernannt. Als er jedoch das ausschweifende Leben Helenes tadelte, ließ ihn diese blenden und ins Gefängnis werfen, wo er 1534 starb.

Der polnische Dichter Franciszek Wężyk behandelte Glinskis Schicksal in einer Tragödie.

Literatur

Stanisław Warnka: De ducis Michaelis Glinscii contra Sigismundum Regem Poloniae et M. Ducem Lithuaniae rebellione (1507-1508). Berlin 1868.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gliński — Glinski ist der Familienname folgender Personen: Michail Lwowitsch Glinski, Heerführer Robert Gliński, Filmregisseur eines polnischen Schauspielers, siehe Wieńczysław Gliński (1921 2008) …   Deutsch Wikipedia

  • Glinski — ist der Familienname folgender Personen: Michail Lwowitsch Glinski, Heerführer Rafał Gliński, Handballspieler Robert Gliński, Filmregisseur eines polnischen Schauspielers, siehe Wieńczysław Gliński (1921 2008) …   Deutsch Wikipedia

  • Michail Lwowitsch Glinskij — Das Adelswappen der Familie Gliński Michail Lwowitsch Glinski (litauisch Mykolas Glinskis, polnisch Michał Gliński, ukrainisch Михайло Львович Глинський, wiss. Transliteration Mychajlo L vovyč Hlyns kyj; * um 1470; † 15. September 153 …   Deutsch Wikipedia

  • Michail Lwowitsch Glinski — Das Adelswappen der Familie Gliński Michail Lwowitsch Glinski (litauisch Mykolas Glinskis, polnisch Michał Gliński, ukrainisch Михайло Львович Глинський, wiss. Transliteration Mychajlo L vovyč Hlyns kyj; * um 1470; † …   Deutsch Wikipedia

  • Michael Glinski — Das Adelswappen der Familie Gliński Michail Lwowitsch Glinski (litauisch Mykolas Glinskis, polnisch Michał Gliński, ukrainisch Михайло Львович Глинський, wiss. Transliteration Mychajlo L vovyč Hlyns kyj; * um 1470; † 15. September 153 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Gl — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Russisches Reich [2] — Russisches Reich (Gesch.). Die Ländermassen, welche jetzt Rußland heißen, waren den Griechen, welchen man die ersten geographischen u. ethnographischen Kenntnisse derselben verdankt, lange ganz unbekannt. Die Homerische Weltkarte kennt… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schlacht bei Orscha (1514) — Schlacht bei Orscha Teil von: Russisch Litauischer Krieg 1512–1522 Die Schlacht bei Orscha 1514 …   Deutsch Wikipedia

  • Dritte Republik Polen — Die Schwerpunkte folgender Abhandlung sind die politische Geschichte Polens sowie eine kurze Darstellung von Fakten und Daten. Zur Vertiefung der einzelnen Themenbereichen wird auf die jeweiligen Artikel verwiesen. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick… …   Deutsch Wikipedia

  • II RP — Die Schwerpunkte folgender Abhandlung sind die politische Geschichte Polens sowie eine kurze Darstellung von Fakten und Daten. Zur Vertiefung der einzelnen Themenbereichen wird auf die jeweiligen Artikel verwiesen. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”