Michel N Raptis

Michel N Raptis

Michel Pablo (* 24. August 1911; † 17. Februar 1996) war das Pseudonym von Michel N. Raptis, einem führenden Trotzkisten aus Griechenland. Er begann schon in den 1930er-Jahren in seiner griechischen Heimat seinen lebenslangen Kampf für den Trotzkismus.

Leben

Anfang des Zweiten Weltkriegs stellte man bei Pablo eine Erkrankung fest. Diese kränkliche Verfassung bedeutete für ihn, dass er bis 1944 eine eher untergeordnete Rolle in den Aktivitäten der französischen Trotzkisten spielte, obwohl berichtet wird, dass er einflussreich auf David Korners Union Communiste wirkte. 1944 begann sein vollständiges Engagement in der Bewegung, und er wurde zum Leiter des Europäischen Büros der Vierten Internationale, das kurz davor gegründet worden war, ernannt.

Am Ende des Krieges bildeten Pablo und Ernest Mandel (zu dieser Zeit eher bekannt unter dem Namen Germain) unter dem Zuspruch der amerikanischen Socialist Workers Party und James P. Cannon die zentrale Leitung der Vierten Internationale. Mit diesen machtvollen Fähigkeiten ausgestattet förderten sie eine Fraktion innerhalb der britischen trotzkistischen Bewegung heraus, die in Opposition zur Führerschaft um Jock Haston in der „Revolutionary Communist Party“ (RCP) stand. Das Ergebnis dieser Politik war der Zusammenbruch der RCP als eigenständige Kraft.

Pablo und Mandel spielten in den darauffolgenden Jahren eine wichtige Rolle darin, die Vierte Internationale für die Ansicht zu gewinnen, dass die osteuropäischen Staaten, die während des Zweiten Weltkriegs durch die sowjetische Armee erobert wurden, deformierte Arbeiterstaaten wären. Jeder, der dieser Überzeugung widersprach, wurde aus der Vierten Internationale ausgeschlossen.

Zudem entwickelte Pablo ab 1951 eine neue Strategie für die Vierte Internationale. Er argumentierte, dass ein bevorstehender Dritter Weltkrieg einen neuen Ausbruch der Revolution (wie nach dem Ersten Weltkrieg) bedeuten würde und dass die trotzkistische Minderheit sich den stalinistischen Massenparteien und den sozialdemokratischen Parteien anschließen müsse (Theorie der Kriegsrevolution).

1953 erklärten sich die amerikanischen, britischen und Teile der französischen Trotzkisten in Opposition zu diesem Kurs, der fortan als Pablismus bekannt wurde, und verließen die Vierte Internationale, um das „Internationale Komitee der Vierten Internationale“ (IKVI) zu gründen. Nach der Spaltung nannte sich die Mehrheitsfraktion unter Pablo das „Internationale Sekretariat der Vierten Internationalen“ (ISVI).

In den 1960er-Jahren war Pablo verstärkt der Meinung, dass revolutionäre Perspektiven am besten in der so genannten Dritten Welt zu verwirklichen seien. Aus diesem Grund war er stark in den algerischen nationalen Befreiungskampf gegen Frankreich involviert, wofür man ihn dort zu einer Haftstrafe verurteilte. Eine Kampagne unter Führung von Jean-Paul Sartre führte 1961 zu seiner Freilassung. Nach dem Sieg der algerischen Revolution wurde Pablo Minister der FLN-Regierung.

Ab 1963 gab es Strömungen zu einer Wiedervereinigung des Internationalen Sekretariats und des Internationalen Komitees. Pablo wurde zum Hindernis erklärt. Noch im selben Jahr wurde die Wiedervereinigung vollzogen und das Vereinigte Sekretariat der Vierten Internationale gebildet. Pablo wurde 1964 zum Leiter des Afrikanischen Büro degradiert.

Dennoch war er nicht willens, die revolutionäre Politik zu verlassen, und gründete die „Revolutionäre Marxistische Richtung“ und die „Internationale Marxistische Richtung“ mit ihrem Hauptsitz in Frankreich. Die Organisation konnte zahlenmäßig nie mit den großen trotzkistischen Gruppen konkurrieren. Pablos Einfluss spiegelte sich zu dieser Zeit nur durch seine Schriften wider.

In den 1970er-Jahren wurde Pablo zu einem der größten Befürworter der Arbeiterselbstverwaltung. Unüblich für einen Revolutionär war sein Begräbnis, das in Griechenland wie eine Staatsangelegenheit exerziert wurde. Dies ist vor allem auf seine alte Freundschaft mit Andreas Papandreou, der in seiner Jugend ein Trotzkist war, zurückzuführen.

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