- Michelfeld (Angelbachtal)
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Karlsruhe Landkreis: Rhein-Neckar-Kreis Höhe: 159 m ü. NN Fläche: 17,92 km² Einwohner: 5002 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 279 Einwohner je km² Postleitzahlen: 74916–74918 Vorwahl: 07265 Kfz-Kennzeichen: HD Gemeindeschlüssel: 08 2 26 102 Gemeindegliederung: 2 Ortsteile Adresse der Gemeindeverwaltung: Schloßstraße 1
74918 AngelbachtalWebpräsenz: Bürgermeister: Frank Werner (CDU) Lage der Gemeinde Angelbachtal im Rhein-Neckar-Kreis Angelbachtal ist eine Gemeinde mit etwa 5000 Einwohnern im Kraichgau, zwischen Sinsheim und Bruchsal. Der Name der Gemeinde leitet sich ab vom Tal des Waldangelbachs, der durch den Kraichgau fließt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Lage und Naturraum
Angelbachtal liegt südlich von Heidelberg im Kraichgauer Hügelland im Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg. Durch die Gemeinde fließt der Waldangelbach nach Nordwesten, der verkürzt auch nur Angelbach genannt wird. Das Flusstal endet bei Rauenberg, wo der Oberrheingraben beginnt. Von dessen mildem Klima profitiert die Landwirtschaft.
Der höchste Punkt mit 283 m ü. NN ist der Gipfel des Roßbergs. Tiefster Punkt, 159 m über NN, ist der Grund des Angelbachs. Die Gemarkung erstreckt sich über 1792 Hektar. Davon sind 15,5 Prozent Siedlungs- und Verkehrsfläche, 60,4 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt und 22,6 Prozent sind bewaldet.[2]
Der Schlosspark Eichterheim steht aufgrund seiner alten Baumbestände unter Landschaftsschutz. Ebenso der Westliche Kraichgau, ein 930 Hektar großes Gebiet, an dem neben Angelbachtal auch Mühlhausen, Rauenberg und Dielheim Anteil haben, als typische Kraichgaulandschaft mit sanften Lösshügeln, ausgeprägten Tälern und vielfältiger Nutzung mit Acker-, Wein- und Obstbau und Wald als Lebensraum wildlebender Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus ist der Hermannswald als flächenhaftes Naturdenkmal eingestuft.[3]
Nachbargemeinden
Folgende Orte grenzen an Angelbachtal. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt. Die Sinsheimer Stadtteile Eschelbach, Dühren und Waldangelloch, Östringen (Landkreis Karlsruhe) und Mühlhausen. Alle Orte außer Östringen liegen im Rhein-Neckar-Kreis.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Angelbachtal besteht aus den ehemaligen Gemeinden Eichtersheim und Michelfeld. Im Gemeindeteil Michelfeld liegt die abgegangene Kapelle Weibronn oder Wihenbronnen.[4]
Geschichte
Auf dem heutigen Gemeindegebiet wurden mehrere Gräber aus der Latènezeit gefunden.
Eichtersheim wurde erstmals 838 als Uhtritesheim im Lorscher Codex erwähnt. Um 1200 gehörte das Dorf den Rittern von Steinach. Im 14. Jahrhundert war Eichtersheim ein pfälzisches Lehen. Ab 1541 übten die Freiherren von Venningen die Grundherrschaft aus. Ab 1779 gehörte der Ort zum Ritterkanton Kraichgau. 1806 gelangte Eichtersheim zu Baden und gehörte dort ab 1813 zum Amt Wiesloch und ab 1850 zum Amt Sinsheim. 1939 wurden 654 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 887.[5]
Michelfeld wurde 831 als Michilunfelt erstmals im Lorscher Codex erwähnt. Von 1508 bis zum Übergang zu Baden 1806 übten die Herren von Gemmingen-Hornberg die Herrschaft über den Ort aus, der zum Ritterkanton Kraichgau gehörte. In Baden gehörte Michelfeld wie Eichtersheim zunächst zum Amt Wiesloch und ab 1850 zum Amt Sinheim. 1939 wurden 1142 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 1442.[6]
Friedrich Hecker, in Eichtersheim geboren und aufgewachsen, hatte während der Badischen Revolution großen Rückhalt in der Bevölkerung. Der Volksverein im etwa 750 Einwohner zählenden Eichtersheim hatte 126 Mitglieder, der in Michelfeld 87, aus allen Berufsgruppen. Die preußischen Strafaktionen nach der gescheiterten Revolution trafen beide Orte hart.
Am 1. April 1972 vereinigten sich Eichtersheim und Michelfeld zur Gemeinde Angelbachtal. Im Zuge der baden-württembergischen Kreisreform wurde 1973 der Landkreis Sinsheim aufgelöst und die Gemeinde dem neugebildeten Rhein-Neckar-Kreis angegliedert. Mit Sinsheim und Zuzenhausen ging Angelbachtal eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft ein. Das Wachstum der Gesamtgemeinde war begleitet von Infrastrukturmaßnahmen wie Feuerwehrhaus, Aussegnungshalle, Sportplatz, Schulsportanlage und neue Wohngebiete und ein Gewerbegebiet in Michelfeld.
Religionen
Um 1525 wurde in Eichtersheim und Michelfeld die Reformation eingeführt. Während in Michelfeld bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die überwiegende Mehrheit der Einwohner evangelisch war, wechselten die Herren von Venningen dem Vorbild des kurpfälzischen Hofs folgend nach 1700 wieder zum Katholizismus, wodurch sich Eichtersheim konfessionell gemischt entwickelte. Die evangelische Gemeinde gehört zum Kirchenbezirk Kraichgau der Evangelischen Landeskirche in Baden und die katholische Pfarrgemeinde Heilig-Kreuz zum Dekanat Kraichgau des Erzbistums Freiburg.
Seit dem 18. Jahrhundert gab es Juden in Eichtersheim und Michelfeld. Der Höchststand wurde 1839 erreicht mit 149 bzw. 242 jüdischen Einwohnern. Anschließend setzte eine starke Abwanderung ein. Außerhalb von Eichtersheim besteht ein 1781 angelegter und in Michelfeld ein 1868 zentral angelegter Friedhof. Bei den Deportationen in der NS-Zeit kam von den 1933 hier wohnhaften jüdischen Einwohnern mindestens fünf Personen ums Leben. Die beiden Synagogen wurden vor den Novemberpogromen 1938 an Privatleute verkauft und blieben daher unversehrt.[7][8]
Einwohnerentwicklung
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zogen viele Eichtersheimer und Michelfelder als Arbeiter in die durch die Industrialisierung begünstigten Städte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Heimatvertriebene aufgenommen, die zum Teil aber wieder abwanderten. Begünstigt durch die zunehmende Automobilisierung konnten viele Pendler beide Orte als Wohnort wählen und es setzte in den 1960er Jahren ein stetiger Bevölkerungszuwachs ein. 2007 wurden erstmals mehr als 5000 Einwohner in Angelbachtal gezählt.
Die nachfolgende Tabelle fasst die Einwohner auf dem heutigen Gebietsstand zusammen und basiert auf den Volkszählungsergebnissen bzw. deren amtlichen Fortschreibungen.
Jahr 1871 1890 1910 1939 1950 1961 1970 1987 2000 2007 Einwohner[9] 2154 2101 2207 1796 2991 2737 3296 3724 4792 5002 Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat neben dem vorsitzenden Bürgermeister 14 Sitze und wird in direkter Wahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Bei der letzten Kommunalwahl 2004 gab es folgendes Ergebnis:
Gemeinderat 2004 Partei Stimmen Sitze FWV 52,4 % 7 CDU 40,3 % 6 SPD 7,4 % 1 Wahlbeteiligung: 52,7 % Bürgermeister
Der Bürgermeister wird in direkter Wahl für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt.
Von 1979 bis zu seinem Tod am 1. September 2008 amtierte Fritz Brandt (CDU). Zu seinem Nachfolger wurde am 30. November 2008 mit 62,4 Prozent der abgegebenen Stimmen der Diplom-Verwaltungswirt und bisherige Hauptamtsleiter in Kronau Frank Werner (CDU) gewählt. Er setzte sich bei einer Wahlbeteiligung von 73,4 Prozent gegen fünf Mitbewerber durch.
- –1979: Johann Jenne
- 1979–2008: Fritz Brandt (CDU)
- 2008-: Frank Werner
Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: In Blau zwei goldene Wellenbalken, belegt mit zwei schräggekreuzten roten Lilienstäben, die Kreuzung überdeckt mit einem blauen Herzschild, worin ein zunehmender goldener Halbmond mit Gesicht.
Das Wappen nimmt Bezug auf die alten Wappen der beiden Ortsteile und symbolisiert gleichzeitig Lage und Name der Gemeinde. Die Lilienstäbe entstammen dem Eichtersheimer Ortswappen und verweisen auf die ehemalige Ortsherrschaft der Freiherren von Venningen. Der Halbmond wurde dem Michelfelder Wappen entnommen, das mit den Farben Blau und Gold auf die Freiherren von Gemmingen anspielt. Die Wellenbalken symbolisieren den Waldangelbach.
Die Flagge ist Gelb-Blau und wurde zusammen mit dem Wappen am 30. April 1985 vom Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis verliehen.[10]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kunst
Mehr als zehn Skulpturen des in der ehemaligen Eichtersheimer Schlosskirche wirkenden Künstlers Jürgen Goertz sind in Angelbachtal aufgestellt. Sie können im Schlosspark Eichtersheim und auf dem Friedrich-Hecker-Platz besichtigt werden.
Bauwerke
Das Eichtersheimer Wasserschloss wurde im 16. Jahrhundert von den Herren von Venningen errichtet. Der Rundturm mit einem Sterngewölbe stammt von 1596. 1767 ließ Karl Philipp von Venningen das Schloss umbauen. Aus dieser Zeit stammt die barocke Haupttreppe im Innern. In den 1960er Jahren erwarb die Gemeinde das Schloss. Es wurde bis 1980 saniert und umgebaut. Seitdem befinden sich dort das Rathaus und ein Restaurant. Der alte Festsaal wird als Bürgersaal benutzt. Eine ständige Ausstellung informiert über Friedrich Hecker.
Der Schlosspark um das Schloss ist 6,75 Hektar groß und wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich von Friedrich Ries im englischen Stil angelegt. Zahlreiche alte Bäume und botanische Raritäten können hier bewundert werden.
Gegenüber des Schlossparks steht die ehemalige katholische Kirche, die 1782 von Karl Philipp und seiner Gemahlin von Hutten erbaut wurde. In ihr befindet sich die Venningensche Familiengruft. In der unmittelbaren Nachbarschaft sind der historische Marstall, die Schlossapotheke und das sogenannte Heckerhaus, das ehemalige Renthaus, zu finden.
Im historischen Ortskern von Eichtersheim befinden sich mehrere barocke Häuser und Gehöfte insbesondere aus dem 18. Jahrhundert. Hervorzuheben sind der alte Gutshof aus dem Jahr 1768, in dem ein Seniorenstift untergebracht ist, und das alte Rathaus von 1773. Beide werden geschmückt vom Wappen der Venningen-Hutten.
Das Michelfelder Schloss stammt von 1753. Es wurde von den Herren von Gemmingen-Hornberg errichtet und diente als Stammsitz der Grundherrschaft. Im angrenzenden Gutshof befindet sich heute ein Hotel. Ganz in der Nähe befindet sich auch das Michelfelder Jägerhaus (erbaut 1752), welches früher als Amtshaus zum Michelfelder Schloss gehörte.
Die evangelische Kirche von Eichtersheim befindet sich erhöht auf einem Hügel. Der an eine Wehrkirche erinnernde Sandsteinbau wurde 1792 im barocken Stil errichtet und ersetzte die alte Kirche von 1452. Der Turm wurde 1886 erneuert. Die älteste Glocke stammt von 1506.
Die evangelische Kirche in Michelfeld wurde 1768 errichtet. Am Portal des Barockbaus befindet sich das hessische Wappen und am Turm das Wappen der von Gemmingen, die für ihn baupflichtig waren. Die Kanzel, die Orgel und die gemalten zwölf Apostel stammen noch im Original aus dem 18. Jahrhundert.
Die katholische Kirche wurde 1968 auf sechseckigem Grundriss im modernen Stil mit einem freistehenden Glockturm erbaut. Auf dem Vorplatz befindet sich eine Augustinus-Skulptur aus Bronze von Jürgen Goertz.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Pfingstmarkt mit Schlossparkbeleuchtung
- Mittelalterliches Ritterturnier
- Töpfer- und Künstlermarkt
- Schlossparkserenade
- Kerwe
- Highland Games
- Weihnachtsmarkt
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Durch Angelbachtal führen die beiden Bundesstraßen B 292 und B 39 (die zugleich die Umgehung U 68 der Bundesautobahn A 6 darstellt). Die B 292 verläuft von Bruchsal kommend über Östringen durch Angelbachtal/Eichtersheim nach Sinsheim und weiter Richtung Mosbach. Die B 39 führt von Wiesloch über Mühlhausen durch Angelbachtal/Eichtersheim nach Sinsheim und weiter Richtung Heilbronn. Auf dem Abschnitt Angelbachtal-Sinsheim verlaufen beide Straßen gemeinsam. Die Landesstraße L 551 führt von Angelbachtal/Michelfeld nach Waldangelloch Richtung Eppingen; die Kreisstraße K 4177 führt von Angelbachtal/Michelfeld nach Dühren.
Von Angelbachtal führen Buslinien nach Mühlhausen und Sinsheim. In Sinsheim besteht Anschluss an die Elsenztalbahn Heidelberg–Heilbronn. Angelbachtal gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.
Öffentliche Einrichtungen
In der Gemeinde gibt es ein Altenwohn- und ein Pflegeheim.
Bildung
Die Sonnenbergschule in Angelbachtal ist eine Grund- und Hauptschule mit integrierter Werkrealschule. Weiterführende Schulen sind im näheren Umkreis in Östringen, Wiesloch und Sinsheim zu finden. Des weiteren gibt es in der Gemeinde eine Außenstelle der Volkshochschule Sinsheim, eine Musikschule und eine katholische Bücherei.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Friedrich Hecker (* 28. September 1811 in Eichtersheim; † 24. März 1881 in Summerfield bei Belleville/Illinois) war badischer Freiheitskämpfer in der Märzrevolution von 1848/1849 und Teilnehmer am Amerikanischen Bürgerkrieg (Sezessionskrieg).
- Julius Bender, (* 30. August 1893 in Michelfeld, † 19. Januar 1966 in Karlsruhe) war evangelischer Theologe und Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Friedrich Ratzel (1844–1904), Zoologe und Geograph, absolvierte in der Eichtersheimer Schlossapotheke seine Apotheker-Lehre und setzte „seinem Dorf“ in dem Buch „Glücksinsel und Träume“ ein Denkmal.
- Jürgen Goertz (* 1939), Skulpturenkünstler, lebt und arbeitet in Angelbachtal. Viele seiner Skulpturen sind hier aufgestellt.
Literatur
- Angelbachtal - Zwei Dörfer, eine Gemeinde. Angelbachtal 1994
- Adolf M. Hirn, Gabriele Süskind (Red.), Jürgen Schütz (Hrsg.): Der Rhein-Neckar-Kreis. Stuttgart 1991, ISBN 3-8062-0597-3
Joachim Hahn, Jürgen Krüger: "Synagogen in Baden-Württemberg", Band 2, Stuttgart 2007, S. 10-13
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stand: 31. Dezember 2004
- ↑ Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2, S. 413–415
- ↑ Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden
- ↑ Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden
- ↑ Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum: Eichtersheim
- ↑ Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum: Michelfeld
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
- ↑ Herwig John, Gabriele Wüst: Wappenbuch Rhein-Neckar-Kreis. Ubstadt-Weiher 1996, ISBN 3-929366-27-4, S. 38
Weblinks
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