Michiko Meinl

Michiko Meinl
Michiko de Kowa-Tanakas Grabstätte, die von Richard Scheibe gestaltet wurde

Michiko de Kowa-Tanaka (jap. 田中 路子, Tanaka Michiko; * 15. Juli 1909 in Kanda (Tokio); † 18. Mai 1988 in München) war eine japanische Schauspielerin und Sängerin.

Michiko Tanaka wurde als Tochter des Malers Raishō Tanaka geboren. Ihre erste Gesangsausbildung erhielt sie am Tōkyō Ongaku Gakkō. Während dieser Zeit begann sie eine Affäre mit dem Cellisten Hideo Saitō vom Shin Kōkyō Gakudan (dem heutigen NHK-Sinfonieorchester), der kurz zuvor 1927 aus Deutschland zurückgekehrt war. Da er verheiratet war, beendeten ihre Eltern diese Beziehung, indem sie sie nach Wien zum Auslandsstudium schickten. Zuerst lernte sie Harfe, bis sie auf Ratschlag von Konoe Hidemaro, dem neuen Dirigenten des Shin Kōkyō Gakudan, und nachdem sie Maria Jeritza als Salome gehört hatte, sich an der Staatsakademie für Musik bewarb. Eine ihrer Lehrerinnen dort war Maria Ivogün.[1] Durch das Amt ihres Vormunds in Wien als japanischer Gesandter in Österreich bekam sie Zugang zur High Society, wo sie auch Julius Meinl II. kennen lernte. Ihr ungehemmtes Auftreten in der High Society stieß auf wenig Gegenliebe bei der japanischen Gesandtschaft und sie kam ihrer Rückbeorderung nach Japan durch eine Heirat mit dem 26 Jahre älteren Julius Meinl 1931 zuvor, die ihr die österreichische Staatsbürgerschaft einbrachte.

1930 debütierte sie in Die Geisha am Stadttheater Graz. Später stand sie mit Richard Tauber in Madame Butterfly auf der Bühne und ging weltweit auf Tour. 1935 gab Julius Meinl für sie bei Paul Abraham die Operette Dschainah, das Mädchen aus dem Tanzhaus in Auftrag und finanzierte ihren ersten Film Letzte Liebe.[2] In Paris stand sie 1937 für Yoshiwara und 1938 für Tempête sur l'Asie vor der Kamera. Nach Affären mit dem Dramatiker Carl Zuckmayer und dem Schauspieler Sessue Hayakawa lernte sie dort schließlich den Schauspieler Viktor de Kowa kennen, den sie 1941 heiratete. Julius Meinl war Trauzeuge. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg war de Kowas Haus in Berlin Anlaufstelle für viele Japaner. Sie machte Seiji Ozawa mit Herbert von Karajan bekannt, der später sein Lehrer wurde.[3]

Sie engagierte sich für ein Deutsch-Japanisches Kulturabkommen und war an der Gründung der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tokyo beteiligt. 1952 wurde sie mit einer Tafel am Mozartgedenkhaus als erste Japanerin geehrt.[4]

Seit ihrem Ruhestand war ihr Wohnort München, wo sie auch 1988 starb. Sie ruht auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin, neben ihrem 1973 verstorbenen Gatten.

Quellen

  1. de Kowa-Tanaka, Michiko. In: Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf. 28. September 2007. Abgerufen am 23. Juni 2008.
  2. Angela Eder: “Lieber bin ich unter den vieren in Hollywood, als unter den vierzigtausend am Friedhof”. Paul Ábraháms Fußballoperette Roxy und ihr Wunderteam. S. 6/7 (http://www.kakanien.ac.at/beitr/fallstudie/AEder1.pdf#page=6 ; Stand: 23. Juni 2008). 
  3. Walter Dobner: Rugby mit Musik. In: Die Presse. 25. Januar 2008. Abgerufen am 23. Juni 2008. (Interview mit Seiji Ozawa)
  4. Informationen für die Mitglieder und Freunde der Deutsch-Japanischen Gesellschaft BW e.V. Dezember 2007. Deutsch-Japanische Gesellschaft Baden-Württemberg e.V.. Abgerufen am 23. Juni 2008. (Microsoft Word)

Weblinks


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