- Mickey Mousing
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Mickey-Mousing[1] [ˌmɪki maʊsing] bezeichnet eine Filmmusiktechnik, bei der Geschehnisse im Film punktgenau von Musik begleitet werden. Diese oftmals stark akzentuierten musikalischen Elemente finden in dieser Form vor allem in frühen Zeichentrickfilmen von Walt Disney Verwendung, weshalb sich die Bezeichnung Mickey-Mousing in Anlehnung an Disneys Comic-Charakter Mickey Maus durchsetzte. Eine abgeschwächte Form des Mickey-Mousing ist das Underscoring.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Das Mickey-Mousing ist seinem Wesen nach keine Erfindung der Filmindustrie, sondern war in weniger überzeichneter Form bereits in der Klassischen Musik verbreitet. Es ist gewissermaßen eine extreme Form der Tonmalerei. So gestaltet Joseph Haydn in seinem Oratorium Die Schöpfung die Stelle Und es ward Licht mit einem plötzlichen Forte und lässt bei der Schilderung des Sonnenaufgangs die Tonhöhe allmählich ansteigen. Im Requiem von Mozart wird im Lacrimosa ebenfalls eine ansteigende Tonfolge verwendet, um die Auferstehung der Toten zu schildern. In verschiedenen Messen soll beim Crucifixus ein pochender Rhythmus die Hammerschläge symbolisieren, mit denen Christus ans Kreuz genagelt wird. In Jean-Jacques Rousseaus Ouvertüre zu seinem Stück Pygmalion werden die Hammerschläge imitiert, mit denen ein Bildhauer seine Statue perfektioniert. Seit ab dem Ende des 18. Jahrhunderts die Musik nicht mehr als nachahmende Kunst betrachtet wird, werden solche Illustrationen allerdings zunehmend gering geschätzt. Beethoven erklärte etwa zu seiner Pastoralsinfonie (1808), dass sie „mehr Ausdruck der Empfindung als Mahlerey“ sein solle. Im Unterhaltungstheater wie im Melodram und der Pantomime blieb die illustrierende Musik allerdings präsent.
Zwischen musikalischer und geräuschhafter Begleitung ist etwa der Slapstick einzuordnen, mit dem man Aktionen auf der Bühne und später im Stummfilm akustisch verstärkte. Im Tonfilm war es der US-amerikanische Filmmusikkomponist Max Steiner, der diese Technik in seiner Musik zu King Kong und die weiße Frau im Jahr 1933 als einer der ersten Filmmusik-Komponisten verwendete.[2] In diesem Film werden etwa Kongs Bewegungen beim Erklimmen des Empire State Buildings mit Crescendos, also einem Lauterwerden der Musik untermalt, oder die Schritte eines Indianerhäuptlings mit Bassinstrumenten synchron verstärkt.
Walt Disney nahm sich diesen Film als Anregung, um die neue Filmmusiktechnik in seinen eigenen Filmen weiterzuentwickeln. Frühe Beispiele dafür sind vor allem die Silly Symphonies. Zu Meistern dieser Form der musikalischen Akzentuierung entwickelten sich besonders Disneys „Hauskomponisten“ Paul J. Smith und Oliver Wallace.[2] Etwas später war Erich Wolfgang Korngold einer der ersten Hollywoodkomponisten, der die Sprache der Schauspieler an den Rhythmus der Musik anzupassen versuchte.
Anwendung und Intention
Das Mickey-Mousing wurde besonders in Disneys Zeichentrickfilmen wie Der Zauberlehrling in Fantasia und den frühen abendfüllenden Disney-Filmen der „Meisterwerke“-Reihe wie Pinocchio angewendet. So wird etwa jeder Sprung Pinocchios von einem Glissando begleitet, während ein Sturz mit einem tiefem Paukenschlag untermalt wird. Auch andere Trickfilme bedienten sich der Technik. Carl Stalling, der die Filmmusik zu Zeichentrickfilmen mit seiner Musik zu Looney Tunes entscheidend prägte, verband die Technik mit postmoderner Ästhetik, indem Stimmungen in Sekundenschnelle erzeugt und wieder verworfen werden. Der Einsatz von auf den Filminhalt angestimmter Musik führt zu einer unterbewussten Führung des Zuschauers, sodass geschickte Verwendung auf neue Zusammenhänge schließen lässt.
Siehe auch
Literatur
- Irwin Bazelon: Knowing the Score – Notes on Film Music. Arco Publishing, New York 1975, ISBN 0-668-05132-9.
- Fred Karlin: Listening to Movies – The Film Lover’s Guide to Film Music. Schirmer Books, New York 1994, ISBN 0-02-873315-0.
Einzelnachweise
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