Mieroslawski

Mieroslawski
Ludwik Mierosławski, Porträt aus den frühen 1840er Jahren

Ludwik Mierosławski (* 17. Januar 1814 in Nemours, Frankreich; † 22. November 1878 in Paris, Frankreich) war ein polnischer Revolutionär, der an zahlreichen Aufständen vor allem in Polen, aber auch in Italien, und als oberbefehlshabender General der badischen Revolutionsarmee im Juni 1849 bei den Kämpfen zur Verteidigung einer badischen Republik im Rahmen der Reichsverfassungskampagne beteiligt war. (vgl. auch badische Revolution und Märzrevolution)

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Mierosławski wurde als Sohn einer Französin und eines polnischen emigrierten Offiziers 1814 in Frankreich geboren. Ab 1820 lebte er im russischen Teil Polens ("Kongresspolen"). Schon als 16-Jähriger war er 1830 als Fähnrich am Novemberaufstand gegen Russland beteiligt. Nach dessen Niederwerfung emigrierte er 1831 zurück nach Frankreich. Dort wurde Mierosławski 1842 zum Mitglied des Zentralkomitees der polnischen Emigranten in Paris gewählt.

1846 war Mierosławski Anführer eines geplanten gesamtpolnischen Aufstandes im Großherzogtum Posen gegen die preußische Vorherrschaft. Im selben Jahr wurde er als Rädelsführer verhaftet und 1847 in Berlin zum Tode verurteilt, später zu lebenslanger Gefängnishaft begnadigt.

Im Zuge der Märzrevolution von 1848 in Preußen wurde er mit anderen gefangenen polnischen Revolutionären befreit und führte im April/Mai 1848 den polnischen Aufstand in Posen zur Befreiung und Einigung Polens militärisch an. Dieser Aufstand, bei dem Mierosławski auch das Ziel hatte, die Revolution in den russischen Teil Polens zu tragen, bedeutete für König Friedrich Wilhelm IV. (Preußen) die Gefahr eines Krieges mit Russland. Der Aufstand wurde im Mai 1848 von konterrevolutionären preußischen Truppen niedergeschlagen. Mierosławski wurde erneut gefangen genommen. Auf diplomatische Intervention des revolutionären Frankreichs im Gefolge der Februarrevolution 1848 wurde er wieder begnadigt und nach Frankreich ausgewiesen.

Anfang 1849 ging Mierosławski nach Sizilien, wo er die dortigen Revolutionäre, die auch eine Einigung Italiens anstrebten, befehligte. Auch dort unterlagen seine Truppen der Übermacht der Gegenrevolution. In einem Gefecht verwundet, kehrte er zur Genesung nach Paris zurück.

Im Juni 1849 wurde er von der provisorischen republikanischen Revolutionsregierung in Baden gerufen, um als General und Oberbefehlshaber mit der badischen Revolutionsarmee die badische Revolution gegen die anrückenden konterrevolutionären Truppen unter preußischer Führung zu verteidigen, nachdem der erste Kommandeur der badischen Revolutionsarmee, Franz Sigel, durch Verwundung ausgefallen war.

Mieroslawski legte erhebliches taktisches Geschick an den Tag. Es gelang ihm, den Angriff des antirevolutionären Interventionsheers unter der Führung des als "Kartätschenprinz" berüchtigten Prinzen Wilhelm von Preußen, des späteren preußischen Königs Wilhelm I. und deutschen Kaisers Wilhelm I., im Raum zwischen Heidelberg und Mannheim zu stoppen. Als die Verteidigungslinie der Revolutionstruppen umgangen wurde und preußische Truppen sich nach dem Gefecht bei Waghäusel im Rücken der Badener festsetzten, führte Mieroslawski sein geschlagenes Heer im sog. Flankenmarsch geordnet nach Süden, um bei Rastatt eine zweite Verteidigungslinie zu beziehen.

Doch trotz Mierosławskis taktischem Geschick konnten die badischen Revolutionäre auch bei Rastatt der gegnerischen Übermacht nicht standhalten. Resigniert an der schwachen politischen Führung der badischen Revolutionsregierung als auch an der absehbaren Niederlage der schlecht bewaffneten und ausgebildeten Revolutionsarmee legte er am 1. Juli 1849 seinen Oberbefehl nieder. Für drei Monate zog sich Mierosławski in die Schweiz zurück.

Nach dreiwöchiger Belagerung fiel die Festung Rastatt am 23. Juli 1849. Damit war die badische Revolution und mit ihr die Revolution von 1848 /49 in den Staaten des deutschen Bundes endgültig gescheitert.

Mierosławski hielt sich nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 wieder in Paris auf und arbeitete dort als Privatlehrer. 1861 zog es ihn erneut in den Unabhängigkeitskampf. Giuseppe Garibaldi vertraute ihm im wiederholten Kampf gegen die österreichische Vorherrschaft in Oberitalien den Oberbefehl über die internationale Legion in Italien an. Bis 1862 war er Kommandeur der polnischen Militärschule in Genua (siehe auch Risorgimento).

Mierosławski in den 1860er Jahren

Einmal noch trat Mierosławski als ernannter Anführer ("Diktator") im polnischen Januaraufstand von 1863/64 gegen Russland als Revolutionär öffentlich in Erscheinung. Nach dessen Niederschlagung floh er zurück nach Paris.

Danach wurde es ruhig um Ludwik Mierosławski. Er starb verarmt am 22. November 1878 im Alter von 64 Jahren in Paris.

Obwohl die von ihm angeführten revolutionären Aufstände alle in Folge der Übermacht des Gegners gescheitert waren, gilt er mit seinem Ruf als "polnischer Napoleon" nicht nur den Polen als Beispiel eines unbedingten Freiheits- und Unabhängigkeitswillens, der sein Interesse an einer freien polnischen Nation immer mit einem frühen Internationalismus verbunden hatte.

Werke

Er schrieb einige Bücher über seine Erfahrungen:

  • Berichte über den Feldzug in Baden (Berlin, 1849) Digitalisat
  • Histoire de la révolution de Pologne (Bd. 1–3, Par. 1837; Bd. 4, 1878)
  • Kritische Darstellung des Feldzugs von 1831 (Berl. 1848) Digitalisat

Literatur

  • Julia Franke (Hg.): Ein europäischer Freiheitskämpfer. Ludwik Mieroslawski 1814-1878. Berlin 2006 (Kleine Schriften des Vereins der Freunde des Museums Europäischer Kulturen, Heft 5), ISBN 3-88609-525-8
  • Alfred Georg Frey, Kurt Hochstuhl: Wegbereiter der Demokratie. Die badische Revolution 1848/49. Der Traum von der Freiheit, Verlag G. Braun, Karlsruhe 1997, ISBN 3-7650-8168-X
  • Christof Rieber: Polenbegeisterung in Deutschland 1848/49? und "Wo die Revolution ist, da ist des Polen Vaterland." Ein polnischer Oberbefehlshaber 1849 in Baden: Ludwig Mieroslawski. In: "... bis es ein freies Volk geworden ..." 1848/49 Revolution. Deutschland und Europa Heft 35, 1997, herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, S. 6–13

Weblinks


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