- Mikroliterpipette
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Die Pipette (französisch, Saugröhre, auch als Saugheber oder Stechheber bezeichnet) ist ein Laborgerät zum Dosieren von Flüssigkeiten. Sie ist ein Glasröhrchen, das an der Spitze verengt ist und am anderen Ende entweder offen oder durch einen dickwandigen Gummiballon (z. B. einen Peleusball) verschlossen ist.
Inhaltsverzeichnis
Pipettentypen
Ist auf der Pipette eine Volumen-Skala angebracht, spricht man von einer Messpipette. Eine Pipette, die nur eine einzige Markierung für ein definiertes Volumen hat, heißt Vollpipette. Messpipetten sind für unterschiedliche Flüssigkeitsmengen geeignet und damit flexibler, aber auch ungenauer als Vollpipetten. Beide Pipettenarten sind auf Flüssigkeiten mit der Temperatur von 20 °C und auf Ausfluss (Ex.) geeicht, Auslaufzeiten werden, wenn nötig, auf den Pipetten angegeben. Unter einer Pasteurpipette versteht man ein Glasrohr von ca. 5 mm Durchmesser, welches am unteren Ende verjüngt ist und am oberen Ende mit einem Gummisauger versehen werden kann. Sie dient zum tropfenweisen Dosieren von kleinen Flüssigkeitsmengen.
Einfache Wegwerfpipetten aus Kunststoff mit bis zu 10 ml Volumen werden heutzutage für häufige und einfache Dosierarbeiten mit geringer Genauigkeitsanforderung verwendet.
Mikroliterpipette
Eine modernere mechanische Variante ist die Mikroliter- oder Kolbenhubpipette. Diese Pipetten werden benutzt, um kleine Volumina und sehr kleine Volumina (von 5 mL = 5000 µL bis 0,1 µL) zu dosieren. Sie dosieren in der Regel genauer als herkömmliche Glaspipetten. Kolbenhubpipetten arbeiten nach dem Verdrängungsprinzip. Ein beweglicher Kolben verdrängt beim Herunterdrücken die unter ihm liegende Luftsäule, bzw. zieht die Luftsäule in der Aufwärtsbewegung mit sich nach oben, und dadurch auch die zu pipettierende Flüssigkeit in die aufgesteckte Pipettenspitze. Direktverdrängende Kolbenhubpipetten benutzen spezielle Pipettenspitzen mit einem eingebauten Kolben, der direkt mit dem Medium in Kontakt kommt und so das Luftpolster eliminiert. Hierdurch ist ein Pipettieren von stark viskosen Lösungen möglich, und der versehentliche Transfer von Substanzen in Form von Aerosolen über das Luftpolster wird ausgeschlossen.
Wie bei Mess- und Vollpipetten gibt es auch Kolbenhubpipetten mit fest eingestelltem Volumen, sowie Kolbenhubpipetten, die im Volumen variabel sind. Hier lässt sich die gewünschte Mikroliterzahl mittels eines Stellwerks einstellen. Sie lösen Pipetten mit festem Volumen zusehends ab. Kolbenhubpipetten haben den Vorteil von auswechselbaren Kunststoffpipettenspitzen, wodurch sie sich für Arbeiten mit häufig wechselnden Substanzen oder Substanzkonzentrationen eignen. Elektronisch gesteuerte Kolbenhubpipetten sind besonders für repetitive Arbeiten geeignet, da sie den Daumen entlasten und teilweise wie ein Handdispenser (s.u.) benutzt werden können.
Mehrkanalpipetten
Eine Sonderbauform der Kolbenhubpipetten sind Mehrkanalpipetten, die über 8 oder 12 gleichzeitig betriebene Kanäle verfügen. Die Kanäle sind im Raster von Mikrotiterplatten (8 Reihen mal 12 Spalten) angeordnet, so dass sich diese schnell bearbeiten lassen.
Multipetten
Verwandt mit den Kolbenhubpipetten sind Handdispenser, die auch unter dem Namen Multipette und Repeater bekannt sind. Diese besitzen anstelle der Pipettenspitze ein direktverdrängendes Reservoir ähnlich einer Spritze, welches die Aufnahme eines größeren Volumens einer Substanz erlaubt, die dann wiederholt in kleinen Schritten gleichen Volumens abgegeben werden kann. Dieses erlaubt wiederum schnelles Arbeiten mit Mikrotiterplatten oder vielen parallelen Reaktionsansätzen (z. B. bei der PCR).
Genauigkeitsklassen
Die handelsüblichen Größen der Vollpipetten sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt. Die Einteilung erfolgt in zwei Genauigkeitsklassen. Bei den Pipetten der Klasse A ist die Ablaufzeit für die Flüssigkeit durch Verengung der Ablaufspitzen verlängert, so dass während des Ablaufs bereits das Nachlaufen der Flüssigkeit an der Glaswandung erfolgt. Die Fehlergrenzen dieser Pipetten entsprechen den Vorschriften der Deutschen Eichordnung. Pipetten der Klasse B haben erheblich kürzere Ablaufzeiten aber auch doppelt so große Fehlergrenzen, wie die der Klasse A. Nach dem Ablauf der Pipetten der Klassen A und B sind keine Wartezeiten einzuhalten.
Mit verbesserten Fertigungsmethoden wurde die Herstellung von Pipetten möglich, die innerhalb der Eichfehlergrenzen (Klasse A) und dennoch kurze Ablaufzeiten aufweisen. Für solche Pipetten wurde die Klasse AS eingeführt. Sie erfordern nach dem Ablauf jedoch eine Wartezeit von 15 Sekunden. In der Praxis haben sich Pipetten der Klasse AS stark durchgesetzt und die der Klasse A mit längeren Ablaufzeiten fast verdrängt.
Fehlergrenzen von Vollpipetten Nennvolumen
[ml]Klasse A Klasse AS Klasse B max. Fehler
[%]Ablaufzeit
[s]max. Fehler
[%]Ablaufzeit
[s]max. Fehler
[%]Ablaufzeit
[s]0,5 ± 1 10–20 ± 1 4–8 ± 2 4–20 1 ± 0,7 10–20 ± 0,7 5–9 ± 1,5 5–20 2 ± 0,5 10–25 ± 0,5 5–9 ± 1 5–20 2,5 ± 0,4 7–11 3 ± 0,33 7–11 4 ± 0,25 7–11 5 ± 0,3 15–30 ± 0,3 7–11 ± 0,6 7–30 6 ± 0,25 8–12 7 ± 0,21 8–12 8 ± 0,19 8–12 9 ± 0,17 8–12 10 ± 0,2 15–40 ± 0,2 8–12 ± 0,4 8–40 15 ± 0,13 9–13 20 ± 0,15 25–50 ± 0,15 9–13 ± 0,3 9–50 25 ± 0,13 25–50 ± 0,13 10–15 ±0,32 10–50 30 ± 0,12 13–18 40 ± 0,09 13–18 50 ± 0,1 30–60 ± 0,1 13–18 ± 0,2 13–60 100 ± 0,08 40–60 ± 0,08 25–30 ± 0,16 25–60 Messpipetten gibt es ebenfalls in drei Genauigkeitsklassen: Klasse A, Klasse B und Klasse AS. Für schnell ablaufende Pipetten der Klasse AS ist nach dem Ablauf wieder eine Wartezeit von 15 Sekunden einzuhalten.
Benutzung
Das Aufnehmen der Flüssigkeit wurde, im Fall der offenen Pipette, früher durch Ansaugen mit dem Mund durchgeführt. Da dies eine nicht unerhebliche Gesundheitsgefahr darstellen kann, wird heutzutage meistens eine Pipettierhilfe benutzt. Im Fall der geschlossen Pipette wird die Flüssigkeit durch Zusammenpressen des Ballons, Eintauchen der Spitze in die Flüssigkeit und anschließendem Einsaugen aufgenommen. Das Einsaugen ist möglich, da durch die beim Zusammenpressen des Gummiballons ausgeströmte Luft aus dem Inneren der Pipette ein Unterdruck entstanden ist.
Beim Transport der Flüssigkeit muss das obere Ende einer offenen Pipette (im Allgemeinen mit dem Zeigefinger oder einer aufgesetzten Pipettierhilfe) verschlossen gehalten werden.
Die Abgabe der Flüssigkeit erfolgt bei einer offenen Pipette durch das Öffnen des oberen Endes, im Fall der geschlossenen Pipette durch erneutes Drücken des Ballons.
Die Benutzung einer Pipette erlaubt eine gute Kontrolle der Flüssigkeitsmenge, im Allgemeinen ist eine tropfenweise Dosierung möglich. Vollpipetten zählen zu den genauesten Volumenmessgeräten im Laborbereich.
Weitere Bedeutung
In der digitalen Bildbearbeitung ist die Pipette ein Werkzeug, mit der ein Farbwert aus einem bestehenden Bild entnommen werden kann, in dem mit der Spitze der virtuellen Pipette auf ein Pixel geklickt wird. Je nach Programm ist es auch möglich, einen Mittelwert der umgebenden Pixel zu ermitteln.
Weblinks
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