Mileva Maric

Mileva Maric
Mileva Marić 1896

Mileva Einstein-Marić (kyrillisch Милева Марић; gelegentlich auch in derungarischen Schreibweise Mileva Einstein-Marity; * 19. Dezember 1875 in Titel (Vojvodina), (Österreich-Ungarn, jetzt Republik Serbien); † 4. August 1948 in Zürich) war Albert Einsteins erste Ehefrau und Kommilitonin. Ebenso war sie die erste Serbin und eine der ersten Frauen überhaupt, die ein Mathematik- und Physikstudium aufnahm. Der Grad ihrer Beteiligung an Einsteins wissenschaftlichen Werken ist ein unter Biographen viel diskutiertes und umstrittenes Thema.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Marić entstammte einer wohlhabenden Familie im heutigen Serbien, damals zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörend. Sie wurde von ihrem Vater, der ihre große intellektuelle Begabung erkannt hatte, in ihrer Ausbildung stark gefördert und besuchte zunächst die Serbische Höhere Mädchenschule in Novi Sad, anschließend die Realschule und das königlich-serbische Gymnasium in Šabac. Als ihre Familie nach Zagreb umzog, wechselte sie auf das dortige Gymnasium.

Später setzte sie ihre Ausbildung an der Höheren Töchterschule der Stadt Zürich fort und legte schließlich in Bern die Maturität ab. An der Universität Zürich schrieb Marić sich für das Studium der Medizin ein, wechselte aber nach einem Semester an das Eidgenössisches Polytechnikum, später Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, wo sie sich 1896 für das Studium der Mathematik und der Physik einschrieb. Sie war die einzige Studentin ihres Jahrgangs und Kommilitonin Albert Einsteins.

Das Haus von Mileva Einstein-Marić an der Huttenstrasse 62 in Zürich

Im Wintersemester 1897/98 studierte sie an der Universität Heidelberg, kehrte aber ans Polytechnicum zurück und bestand die erste Prüfung, während sie 1900 und 1901 ihre Diplomprüfungen zweimal, als einzige ihres Jahrgangs nicht bestand.

Mileva Einstein etwa 1903

1902 kam die uneheliche Tochter von Einstein und Marić, Lieserl, zur Welt. Dazu war Mileva zu ihrer Familie in die Vojvodina gereist. Über das Schicksal des Kindes nach 1903 ist nichts bekannt; entweder starb es oder wurde zur Adoption freigegeben.

1903 heirateten Einstein und Marić in Bern, 1904 wurde ihr Sohn Hans Albert geboren. Zwischen 1905 und 1910 folgte Mileva Albert nach Prag, Zürich und Berlin, im letzten Jahr wurde auch ihr zweiter Sohn Eduard geboren.

Seit 1912 führte Einstein einen geheimen Briefwechsel mit seiner späteren zweiten Frau Elsa, die er da schon zu lieben vorgab. 1914 trennten sich Einstein und Mileva Marić. Sie zog mit ihren Söhnen von Berlin, wo Elsa lebte, zurück nach Zürich. Von Berlin aus versuchte Einstein 1915 und erneut 1918, Mileva zur Scheidung zu bewegen, unter anderem mit dem Versprechen, dass sie das Nobelpreisgeld erhalten solle. Er erhielt den Nobelpreis aber erst 1922. Die Ehe wurde 1919 geschieden.

Marić und ihre Söhne lebten in der Folge in sehr bescheidenen Verhältnissen. Als Einstein 1921 den Nobelpreis für Physik zugesprochen bekam, erhielt sie in Folge ihrer Scheidungsvereinbarung das Preisgeld, mit welchem sie eine Liegenschaft an der Huttenstrasse 62 im Oberstrass-Quartier in Zürich erwarb[1]. Die Behandlung ihres an Schizophrenie erkrankten Sohnes Eduard verschlang einen Großteil der Summe, und sie hielt sich finanziell mit Nachhilfestunden über Wasser. Marić kümmerte sich weiterhin aufopfernd um Eduard, bis sie 1948 vereinsamt in einem Zürcher Krankenhaus starb.

Werk

Mileva Marić war eine mathematisch und physikalisch begabte Frau, die gegen erheblichen Widerstand ihr Studium der Physik durchsetzen musste und es beinahe auch zu Ende geführt hätte. Es gilt als wahrscheinlich, dass Ihr Studienabbruch mit ihrer ersten Schwangerschaft zusammenhängt.

Ihr Beitrag insbesondere zu den bis Einsteins Wunderjahr 1905 erschienenen Arbeiten ihres Mannes ist heftig umstritten. Frühe Biografen erwähnen sie gewöhnlich nur kurz und verschweigen ihre Qualifikationen oder schätzen ihren Beitrag als vernachlässigbar ein. Insbesondere von feministischer Seite wird sie manchmal dagegen als Mitautorin oder sogar gelegentlich als eigentliche Autorin von Einsteins frühen Schriften angesehen. Dafür spricht unter anderem die Aussage des russischen Physikers Abram F. Joffe, dass die drei berühmten Originalmanuskripte von 1905 mit "Einstein-Marity" unterzeichnet gewesen seien, also mit dem Namen, den sie auf Urkunden führte (Quelle: Abram F. Joffe: Erinnerung an Einstein, 1955). Zudem gibt es Belege, dass Marić auch nach 1905 eng mit Einstein zusammenarbeitete; so sind beispielsweise sieben Seiten der handschriftlichen Vorlesungsunterlagen Einsteins zur analytischen Mechanik von 1910 in Marićs Handschrift verfasst (Kristiç 2004, S.142). 1922 erhält Albert Einstein den Nobelpreis für "Verdienste auf dem Gebiet der theoretischen Physik". Er fährt nach Zürich, um das Preisgeld mit Mileva Maric, von der er sich bereits 1914 getrennt hat, zu teilen. Gegner der These der Mitarbeit Marićs an den Arbeiten Einsteins dagegen führen an, dass auch andere Nobelpreisgewinner Preisgelder mit einer ehemaligen Ehefrau geteilt haben.

Nach Abwägung aller heute vorliegender Quellen bleibt die Faktenlage strittig. Einige halten für wahrscheinlich, dass die Wahrheit in der Mitte liegt: So lassen sich Aussagen Einsteins so deuten, dass Mileva Marić wie auch manche seiner Freunde, zum Beispiel Marcel Grossmann, die Funktion eines Resonanzbodens für seine Ideen übernahmen, ihn also durch kritisches Zuhören und kompetentes Hinterfragen seiner Ausführungen unterstützten. Auch eine Mitarbeit an der mathematischen Ausformulierung seiner Ideen scheint heute wahrscheinlich. Eine darüber hinausgehende Beteiligung gilt jedoch mangels zuverlässiger und seriöser Quellen als spekulativ.

Einzelnachweise

  1. Liegenschaft Huttenstrasse 62, Zürich: Gedenktafel angebracht durch Gesellschaft zu Fraumünster Zürich, 2005.

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