Milosch Obilitch

Milosch Obilitch
Miloš Obilić bei der Schlacht am Amselfeld (Boj na Kosovu)

Miloš Obilić (serbisch Милош Обилић) (* um 1350 in Dvoriste in Pocerina (Serbien) geboren; † 28. Juni 1389 bei der Schlacht auf dem Amselfeld) war ein serbischer Adliger, der in die Geschichte Serbiens als Nationalheld eingegangen ist.

In der Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovska bitka) am St. Veitstag - na Vidov dan -, dem 28. Juni 1389, in der sich Serben mit Verbündeten den Türken gegenüber standen, soll er den türkischen Sultan Murad I. getötet haben. Neben Serbien wird er aber auch von Montenegro, Republika Srpska, Mazedonien, Teilen von Rumänien und Bulgarien als Heros gefeiert. Die Erinnerung an ihn, seinen Mut und seine aufopfernde Tat für sein Volk und die Verbündeten ist immer noch tief im serbischen Bewusstsein und in der serbischen Geschichte verankert; er steht als Symbol für die Bewegung gegen die Tyrannei, die Tapferkeit und für das Heldentum.

Inhaltsverzeichnis

Legenden

In den Volksepen, Liedern und Legenden Serbiens wird Miloš als ein Held (Heros) von außergewöhnlicher Geburt und Stärke gerühmt. Seine Mutter soll eine (vila) Fee oder sein Vater gar ein Drache (zmaj) gewesen sein. Die außergewöhnliche Kraft erhielt er, weil er mit Stutenmilch (Stute: Kobila) genährt wurde. Daher kommt auch die Bezeichnung Kobilović. Er hatte auch ein außergewöhnliches Pferd mit dem Namen Ždral (sprich Ž wie j in journal - Kranich). Seine Gefährten waren Milan Topliza und Ivan Kosantschitsch, und seine Braut oder Frau war Mara, Tochter des Knez (Fürst) Lazar Hrebeljanović.

Leben

Obilić wurde Mitte des 14. Jahrhunderts im Dorf Kobilje nahe der Stadt Pozarevac (Serbien) geboren. Der serbische Kaiser Stefan Dušan hat Miloš im Jahre 1350, als dieser ca. fünf Jahre alt war, in sein Schloss in Prizren gebracht, um ihn zu einem Ritter zu erziehen. Stefan war es der dem damals kleinen Miloš den Nachnamen (K)Obilić gab. Dass Miloš Obilić in Dvorište geboren wurde bestätigte auch der Erste serbische Anführer Karađorđe. Im Jahr 1380 begann er vor der Schlacht auf dem Amselfeld im Dorf Dvorište in der Nähe der Stadt Golubac das heutige Kloster Tumane zu bauen. Als die Türken in das Kosovo kamen, rief Knez Lazar ihn mit den Worten "Tu mani gradnju manastira (= lass hier das Klosterbauen)", so bekam das Kloster seinen Namen.

Vorgeschichte und Ermordung des Sultan Murad I.

Neben Fürst Lazar ist Miloš Obilić die andere zentrale Gestalt des Amselfeldmythos. War Fürst Lazar der weiseste Herrscher, den die Serben jemals hatten, so war Miloš Obilić ihr größter Held. Zahlreiche Heldentaten werden ihm nachgesagt, und er verkörperte die Ritterlichkeit in Person schlechthin. Nach der Legende kam er aus dem Raum Požarevac und war ein Feldherr Lazars. Ihm zur Seite standen seine Blutsbrüder Ivan Kosančić und Toplica Milan, (sie sind Hauptpersonen u.a. im Volksepos Das Mädchen vom Amselfeld, das ihren Verlobten Toplica Milan unter den Gefallenen sucht). Andere Helden der Amselfeldschlacht waren Pavle Orlović, der Bannerträger Lazars (ebenfalls Hauptperson im Volksepos Das Mädchen vom Amselfeld, das Mädchen liebt den schwerverwundeten Pavle Orlović, der in ihren Armen stirbt), Stefan Musić, ein edler Ritter (der in wahrer Nibelungentreue seinem Untergang entgegenreitet), der alte Jug Bogdan und seine Söhne, die neun Jugovići (eines der ergreifendsten Volksepen ist der Tod der Mutter der neun Jugovići), und insbesondere Banović Strahinja, der es an Mut und Ritterlichkeit mit Miloš Obilić aufnehmen konnte (so kämpfte er von allen in Stich gelassen alleine gegen die Türken und besiegte sie, als diese ihm seine schöne Gemahlin entführten, während sie ihm untreu wurde; selbst dann bestrafte er sie nicht, sondern übergab ihr seinen ganzen Besitz und ging von dannen). Weil Miloš Obilić so edel war, hatte er viele Neider, und der Fürst Vuk Branković war einer von ihnen. Von diesem am Vorabend der Schlacht des Verrats beschuldigt schwor Miloš, noch am nächsten Tag den Sultan umzubringen, um so seine Unschuld zu beweisen, selbst wenn er dabei umkommen sollte. Er ergab sich den Türken und gab vor, zu ihnen überlaufen zu wollen. Der Sultan, darüber erfreut, dass der größte und edelste Held Serbiens ihm huldigen und ihm ein Geheimnis anvertrauen wolle, vergaß alle Vorsicht und ließ Miloš an sein Zelt herantreten. Dort warf sich Miloš demütig in den Staub. Als er nahe genug am Sultan war, um ihm den Fuß zu küssen, riss er ein verborgenes Kurzschwert aus dem Gewand und stieß es dem Sultan in den Leib. Er selbst fiel unter den Säbelhieben der Leibwache. Der Wahrheitsgehalt dieser Legende ist unklar, es ist jedoch eine Tatsache, dass gleich nach der Amselfeldschlacht die Kunde von einem christlichen Ritter umherging, der Sultan Murad I. umgebracht haben und anschließend getötet worden sein sollte. Selbst im Fermam (Bulle) von Bajezid I. an den Kadi von Bursa und an den Adeligen Süleyman Beg wird ein Miloš Kupili als Mörder seines Vaters genannt. Die Geschichte selbst kennt nirgendwo einen Miloš Obilić außer in den Überlieferungen, nirgendwo steht etwas über ihn geschrieben, weswegen die moderne Geschichtsforschung u. a. davon ausgeht, dass Miloš Obilić eigentlich Nikola Vratković hieß, mit dem Beinamen Miloš (der Liebliche), und der Bruder der Gemahlin Lazars, der Fürstin Milica war. Als Miloš Nikola war er zu Lebzeiten bekannt. Den späteren Nachnamen Obilić - in frühesten Versionen Kupili, Kobilović oder Kobilić - soll Miloš Nikola aus dem türkischen Wort kubila für Mörder bekommen haben. Und tatsächlich nennt der osmanische Historiker Idris-i Bitlisi im 15. Jahrhundert einen gewissen Miloš Nikola als den Sultansmörder.

Weitere Theorien

  • Eine andere Theorie behauptet, dass er mit einem Trupp seiner Ordensbruderschaft des roten Drachens, die Leibgarde des Sultans außer Gefecht setzte und danach Murad ermordete. Nach der Tat soll er sich wieder freigekämpft haben und weggeritten sein. Das Dorf in welchem er Sultan Murad erstach, wurde nach ihm benannt.
  • Gemäß der populärsten Version der Legende näherte sich Milos am 15. Juni (Julianischer Kalender) bzw. 28. Juni (Gregorianischer Kalender) im Verlauf der Schlacht auf dem Amselfeld dem türkischen Lager und gab vor, er sei ein Überläufer. In einem günstigen Augenblick jedoch gelang es ihm, auf das Zelt des Sultans vorzudringen und diesen tödlich zu verletzen.
  • Nach türkischen Quellen wurde Sultan Murat I. nach der Schlacht getötet, als er sich einem serbischen Kämpfer näherte, der sich tot gestellt hatte.

Literatur

  • Silvo Kranjec: Zgodovina Srbov (Geschichte der Serben). Natisnila tiskarna družbe sv. Mohorja „Na Prevaljah“ (Gedruckt von der Gesellschaft hl. Hermagoras) - Prevalje (Prävali) 1927
  • Richard Peters: Geschichte der Türken. Kohlhammer GmbH, Stuttgart 1966
  • Dieter Hägermann und Manfred Leier (Herausgeber): Wie es war wie es ist. Gütersloh/München 2004 (Buchnr. 004856)
  • K.A. Jovanović: Kosovolieder: deutsche Nachdichtung. Verlag Rascher, Zürich
  • Joseph von Hammer-Purgstall: Geschichte des Osmanischen Reiches. (4 Bände), Pesth 1822
  • St. Stanojević: Istoria srpskoga naroda (Geschichte des serbischen Volkes). Beograd (Belgrad) 1926
  • K. Jireček - J. Radonić: Istorija Srba (Geschichte der Serben) I.-IV. Beograd 1922-1923

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