Ming Wanli

Ming Wanli
Wanli

Wanli (chin. 萬曆, Wànlì; * 4. September 1563; † 18. August 1620, dreizehnter Kaiser der Ming-Dynastie seit dem 19. Juli 1572) erlangte den Drachenthron bereits als zehnjähriger Knabe. Anfangs stand er unter dem Einfluss seines Erziehers Zhang Juzheng, später unter dem verschiedener machtgieriger Eunuchen-Cliquen.

Seine Regierungszeit war durch ein despotisches Regiment, vor allem aber Verschwendungssucht und eine zunehmende Zerrüttung der Staatsfinanzen geprägt. So wurden etwa an über 20.000 Adlige großzügige Apanagen gezahlt, die 45 Prinzen ersten Ranges erhielten gar jährlich jeweils den Gegenwert in Silber von 600 Tonnen Getreide. Dazu kommen beträchtliche Militärausgaben (s.u.) sowie eine aufwendige Hofhaltung: Allein das Grab Wanlis (Peking, Ming-Gräber) soll die damals unvorstellbare Summe von 8 Millionen Silbertael verschlungen haben – so viel wie das Reich in zwei Jahren an Grundsteuer zu entrichten hatte.

Wanli führte mehrere kostspielige Feldzüge, etwa zur Befriedung verschiedener mongolischer und tungusischer Stämme in der Mandschurei (1581–1583), zur Vertreibung der Japaner aus dem chinesischen Vasallenstaat Korea (1592), der über 26 Millionen Silbertael kostete, sowie zur Eroberung Annams (heute: Vietnam), Burmas (heute: Myanmar) und Siams (heute: Thailand), letzteres insbesondere, um den wachsenden Einfluss Englands in Hinterindien zurückzudrängen.

Weitere Belastungen erwuchsen aus dem zunehmenden japanischen Piratentum vor der mittel-chinesischen Küste, aus sozialen Unruhen (Bauern-, Handwerker-, Bergmannsaufstände), aus den Erhebungen nicht-chinesischer Völker sowie den Aktivitäten von Geheimgesellschaften („Weißer Lotus“).

Auf diese Herausforderungen vermochte Wanli nicht angemessen zu reagieren, zumal ihm die eigentliche politische Macht gegen Ende seiner Amtszeit zunehmend entglitt: Sie geriet in die Hände einer korrupten Eunuchen-Gruppe, der es gelang, sich den staatlichen Verwaltungsapparat gefügig zu machen und ihn für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Hiergegen formierte sich Widerstand in den Kreisen insbesondere der klassisch-konfuzianischen Beamtenschaft (Zentrum: Donglin-Akademie, Wuxi).

Als weiterer Aspekt in Wanlis Amtsperiode ist eine zögernde Öffnung Chinas gegen Westen zu vermerken: 1601 holte er den italienischen Jesuitenpater Matteo Ricci an den Pekinger Hof und legte damit den Grundstein für die europäische Chinamission. Das Interesse des Kaisers galt hierbei freilich weniger der fremden Religion als den von den Europäern mitgebrachten technischen Errungenschaften, etwa auf dem Gebiet der Astronomie und der Zeitmessung. Dementsprechend beauftragte er Ricci auch mit einer Kalenderreform.

Literatur

  • Huang, Ray: 1587, A Year of No Significance: The Ming Dynasty in Decline. New Haven: Yale University Press, 1981. ISBN 0-300-02518-1, ISBN 0-300-02884-9.



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