- Mittelformatfotografie
-
Als Aufnahmeformat (Filmformat, Bildformat, Negativformat oder Konfektionierung) bezeichnet man in der Fotografie die Abmessungen des Bildes auf fotografischen Platten oder Filmen.
Inhaltsverzeichnis
Seitenverhältnis
Jedes dieser Aufnahmeformate weist ein charakteristisches Seitenverhältnis auf, das bei der Kleinbildfotografie und vielen digitalen Spiegelreflexkameras 1,5 (3:2; in Anlehnung an Druck- und Papierformate), bei der Digitalfotografie mit Kompaktkameras dagegen i. d. R. 1,33 (4:3; in Anlehnung an die Fernseh- und Videonormen NTSC, PAL und SECAM) beträgt. Weitere elektronische Formate werden unter dem Begriff Bildauflösung zusammengefasst.
Aufnahmeformate von fotografischem Film
Übersicht
Auswahl wichtiger fotografischer Aufnahmeformate:
Kleinstbildfotografie
Das kleinste handelsübliche Aufnahmeformat ist das Minox-Kleinstbildformat 8 × 11 mm.
Kleinstbildkameras für 16-mm-Film der späten 1960er Jahre mussten zunächst selbst konfektioniert werden; sie verwendeten ein Aufnahmeformat von 10 × 14 mm, für das später auch Kassetten angeboten wurden (z.B. Minolta-16).
Minolta führte 1970 eine fertig konfektionierte Kassette mit 16-mm-Film ein, die das 50 Prozent größere Aufnahmeformat 12 × 17 mm verwendete.
Die (noch nicht standardisierten) Miniaturkameras der 1850er Jahre verwendeten häufig fotografische Platten mit einer Seitenlänge von 2,5 cm, so beispielsweise die Apparate von Thomas Skaife (1858) und Charles Piazzi Smyth (1859 ff.). Diese Negative wurden – was zu dieser Zeit vollkommen unüblich war – vergrößert.
Advanced Photo System
Der APS-Film des 1996 eingeführten Advanced Photo Systems (APS), die letzte bedeutende fotochemische Neuentwicklung des letzten Jahrzehnts, weist ein Negativformat von 16,7×30,2 mm auf, der APS-Film selbst ist 24 mm breit; dieses Format gewinnt heute wieder eine gewisse Bedeutung als Sensorgröße von digitalen Spiegelreflexkameras.
Bei Einführung des APS-Films meinten manche Hersteller vollmundig, dass der Kleinbildfilm 135 in den nächsten 5-10 Jahren durch das Advanced Photo Systems (APS) verdrängt würde. Inzwischen ist es umgekehrt: Der APS-Film ist stark im Rückgang begriffen und wird nur noch in wenigen Standard-Empfindlichkeiten angeboten. Schwarz-weiß-Filme für APS (in Form von chromogenen S/W-Filmen) gibt es gar nicht mehr, ebenso wenig wie Dia-Filme.
Kodak Instamatic (126er) und Agfa Rapid
Die Instamatic-Kassetten (126er) aus den 1960er Jahren hatten das Aufnahmeformat von 1⅛" × 1⅛" (28,6 × 28,6 mm), die Filmbreite betrug 35 mm; der Film selbst ist zum üblichen 35-mm-Kleinbildfilm nicht kompatibel. Dieser Film wird heute nur noch als Farbfilm in der Filmempfindlichkeit ISO 200 von einem italienischen Hersteller und nur in sehr geringen Stückzahlen hergestellt. Die völlige Einstellung der Produktion weltweit ist absehbar.
Das Agfa-Rapid-Format aus der Mitte der 1960er Jahre verwendete das quadratische Aufnahmeformat 24×24 mm bei 24 Bildern pro Film.
Pocket-Kameras (110er)
Pocket-Kameras der 1970er Jahre verwendeten 110er-Filmkassetten mit dem Format 13×17 mm. Obwohl keine neuen Kameras für diesen Film mehr hergestellt werden, sind die Filme relativ unproblematisch erhältlich und werden von jedem Großlabor verarbeitet.
Kodak Disc
Die 1982 eingeführte Kodak Disc verwendete ein Negativformat von ca. 8 × 10,5 mm. Auf eine Disc konnten 15 Aufnahmen gemacht werden. Kameras für dieses Format wurden bis etwa 1988 und Filme bis 1998 hergestellt. Heutzutage haben die meisten Großlabors keine Maschinen mehr zur Vergrößerung oder gar Entwicklung von Disc-Filmen, so dass die Besitzer von Disc-Negativen weniger Möglichkeiten haben, Abzüge machen zu lassen.
Kleinbildfotografie (135er)
Kleinbildformat 24 × 36 mm:
Das Kleinbildformat von 24 × 36 mm ergab sich 1913 mit der Entwicklung der "Ur-Leica" aus der Verwendung des 35 mm-Kinofilms.
Der beidseitig perforierte Kleinbildfilm wird konfektioniert aus 35-mm-Film als Rollfilm. Handelübliche Konfektionierungen sind für die Filmkamera 122 m (= 400 ft. / entsprechend ca. 4 Min.), 305 m (= 1000 ft. / entsprechend ca. 11 Min.) und in der Fotografie 24 und 36 Bilder (ca. 1,3 m).
In der Geschichte der Fototechnik wurde auch mehrfach mit Halbformaten experimentiert, beispielsweise durch Halbierung des Kleinbildfilms. Halbformatkameras verwenden 35-mm-Film im Format 18 × 24 mm; dieses Format entspricht also wieder dem ursprünglich verwendeten 35-mm-Kinofilm (Bildanzahl: 24, 48, 72).
Mit dem Format 24 × 24 mm der in den 1950er Jahren gebaute Kleinbildkamera Zeiss Ikon Taxona sind ca. 50 Aufnahmen je Film möglich.
Panoramakameras verwenden 35-mm-Film beispielsweise mit dem Format 24 × 65 mm (z.B. Hasselblad XPan).
Ein Grund für die erstaunliche Dauerhaftigkeit des Kleinbildformats über rund 80 Jahre liegt möglicherweise in einer Erkenntnis, die schon Oskar Barnack aus Berechnungen zum Auflösungsvermögen des menschlichen Auges gewonnen hatte: Die optimale Bildgröße für fotografischen Film liegt demnach bei 22 × 23 mm.
Mittelformatfotografie (120er, 220er u.a.)
Das Mittelformat ist nach wie vor im Bereich der anspruchsvollen Amateure und Profis ein beliebtes Format, da es wegen der größeren Negativfläche mehr Informationen speichern kann und damit eine bessere Bildqualität liefert als das Kleinbildformat, aber gegenüber dem Großformat noch flexibel einsetzbar bleibt. Moderne Mittelformatkameras bieten annähernd den Komfort moderner Kleinbildkameras.
Heute wird das Mittelformat überwiegend in der professionellen Fotografie mit Digital-Rückteilen eingesetzt, bei derzeit stark rückläufigen Absatzzahlen, die wohl zu einer weiteren „Marktbereinigung“ führen werden. Es ist derzeit unklar, ob das Mittelformat langfristig überleben kann, da die Kosten für Digitalrückteile ein Mehrfaches von denen für digitale Kleinbildspiegelreflexkameras betragen.
Mittelformatfilm wird konfektioniert als Rollfilm.
Kleinstes Mittelformat 4,5 × 6 (Bildgröße 41,5 mm × 56 mm, entspricht 2,7 × Kleinbild):
Klassisches Mittelformat 6 × 6 (Bildgröße 56 mm × 56 mm, entspricht 3,6 × Kleinbild), auch Quadrat genannt:
Rechteckiges Mittelformat 6 × 7 (Bildgröße 56 mm × 69 mm, entspricht 4,5 × Kleinbild), auch Idealformat genannt, da es sich optimal auf die meisten Papiergrößen vergrößern lässt und dem natürlichen Blickfeld des Menschen sehr nahe kommt:
Rechteckiges Mittelformat 6 × 8 (Bildgröße 56 mm × 76 mm, entspricht 4,9 × Kleinbild):
Rechteckiges Mittelformat 6 × 9 (Bildgröße 56 mm × 89 mm, entspricht 5,8 × Kleinbild):
System der Rollfilme. Der B-II-Normalfilm wurde 1932 standardisiert auf acht Aufnahmen 6 × 9 cm (B2-8); zuvor hatte der B-2-Film in Deutschland nur sechs (B2-6) bzw. bei der "Kurzspule" nur vier Aufnahmen (B2-4). Die deutschen Bezeichnungen waren bis ca. 1960 in Benutzung.Kodak-Nummer Deutsche Bezeichnung Bildformat Aufnahmen 116 D-6 6,5 × 11 cm 6 129 N-6 5 × 7,5 cm 6 127 A-8 3 × 4 cm 16 4 × 4 cm 12 4 × 6,5 cm 8 120 B2-4 (Kurzspule) 4,5 × 6, 6 × 6, 6 x 7, 6 × 9 cm je 4 B2-6 je 6 B2-8 (Standardisiert ab 1932) 4,5 × 6 cm 16 6 × 6 cm 12 6 x 7 cm 10 6 × 9 cm 8 620 PB 20 (wie 120er, aber andere Spule) 4,5 × 6 cm 16 6 × 6 cm 12 6 × 7 cm 10 6 × 9 cm 8 Als „Kleinbild“ galt um 1908 das Format 4,5 × 6 cm, ein heutiges Mittelformat. In den 1920er und 1930er Jahren waren noch diverse andere Mittelformat-Varianten verbreitet wie 65 × 90 mm, 40 × 65 mm. Boxkameras verwendeten die Aufnahmeformate 6,5 × 11 cm, 6 × 9 cm (2¼ × 3¼ Zoll), 5 × 7,5 cm, 4,5 × 6 cm (Halbierung von 6 × 9 cm), 3 × 4 cm (Halbierung des Formats 4 × 6,5 cm auf Film 127). Der erste industriell gefertigte Fotoapparat, die berühmte Kodak Nr. 1 (You press the button, we do the rest), zeichnete runde (!) Bilder mit einem Durchmesser von 65 mm auf.
Das Mittelformat war bis Ende der 1950er Jahre noch sehr stark verbreitet; in dieser Zeit hatte sich die Kleinbildfotografie noch nicht durchgesetzt, entsprechende Kompaktkameras gab es noch nicht und die Boxkameras mit Mittelformat-Rollfilm dominierten.
Rollfilme in anderen Konfektionierungen als 120 oder 220 werden von den großen Herstellern nicht mehr angeboten; jedoch gibt es spezielle Firmen in den USA, die sich auf Filme für klassische Kameras spezialisiert haben und fast jedes Rollfilmformat bei entsprechend hohen Preisen einzeln anfertigen. In jüngster Zeit gibt es sogar einen Hersteller aus Kroatien, der auf alten, aus Deutschland gekauften Maschinen wieder 127er Filme herstellt und anbietet. Die Verarbeitung im Großlabor bereitet jedoch Schwierigkeiten, da der Film mit einer Breite von 4 cm nicht in die modernen Vergößerungsgeräte eingelegt werden kann. Wenn also Abzüge gemacht werden sollen, ist teurere Handarbeit nötig.
Großformatfotografie
Großformate 9 × 12 cm (4" × 5"), 13 ×18 cm (5" × 7"), 18 × 24 cm (8" × 10"), 30 × 40 cm:
Großformatfilm wird blattweise konfektioniert als Planfilm.
Digitalfotografie
In der Digitalfotografie werden teilweise Aufnahmeformate mit abweichenden Seitenverhältnissen verwendet; am weitesten verbreitet bei digitalen Kompaktkameras ist das Seitenverhältnis 1,33 (4:3). Digitale Spiegelreflexkameras weisen meistens ein Seitenverhältnis auf, welches dem des Kleinbildfilms von 1,5 (3:2) entspricht; es gibt aber auch digitale Rückteile für Mittelformatkameras, welche die dort üblichen Seitenverhältnisse 4:3 und 1:1 aufweisen.
Aufnahmeformate von fotografischen Platten
Ottomar Anschütz fotografierte mit seinem Elektrotachyscop auf Glasplatten im Format 9x13 cm, was dem heutigen Großformat entspricht.
Noch um 1890 war das am weitesten verbreitete Negativformat 13×18 cm; das in den 1890er Jahren aufkommende Format 9×12 cm galt als "Kleinbild" und technisch minderwertig.
Klassische Aufnahmeformate
Die klassischen Aufnahmeformate wurden in der Frühzeit der Fotografie international normiert; folgende Plattengrößen waren verbreitet:
- Ganzplatte: 165×216 mm, 6½×8½ Inch
- Halbplatte: 114×140 mm, 4½×5½ Inch
- Viertelplatte: 83×108 mm, 3¼×4¼ Inch
- Sechstelplatte: 70×83 mm, 2¾×3¼ Inch
- Neuntelplatte: 51×64 mm, 2×2½ Inch
Noch größere Formate wurden als Doppelformat oder auch Mammutformat bezeichnet, sie waren jedoch nicht standardisiert. Der Daguerreotypist John Edwin Mayall fotografierte beispielsweise Mitte des 19. Jahrhunderts eine Serie von Aufnahmen im Mammutformat 24×34 cm vom Kristallpalast während der ersten Weltausstellung in London (1851).
Siehe auch
- Filmformat (Film)
- Bildformat (Seitenverhältnis) - Papierformate für Kleinbildfotografie
- Bildauflösung und Bildgröße
- Bildwinkel und Feldwinkel
- Ausbelichtung
- Bildschirmformat
- 80-mm-Film, 55-mm-Film, 70-mm-Film, 35-mm-Film, 16-mm-Film, 8-mm-Film
- Techniscope
Literatur
- Felix Freier: DuMont's Lexikon der Fotografie (2. Auflage). 1997. ISBN 3-7701-2982-2
Weblinks
- http://www.photographica-world.de/fotomuseum/einleitung.htm - Geschichte der 4,5×6 cm Plattenkameras
- http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm - Schärfentiefe-, Abbildungsmaßstab- und Nahlinsenrechner (von Tom Striewisch, Alexander Kluge und Erik Krause)
- http://www.aronmedia.de/pages/unsere-leistungen/download.php - Tabelle mit Standardfotogrößen (Dirk Mathienz)
Wikimedia Foundation.