Mod-Szene

Mod-Szene
Die ursprünglich als Hoheitszeichen durch die Royal Air Force verwendete Kokarde wurde durch die Verwendung auf T-Shirts und Postern (insbesondere durch The Who) sowie Kleidung zu einem Logo der Mods, dem Mod Target.

Mods [mɒdz] (aus dem Englischen von Modernist abgeleitet) waren Anhänger einer Subkultur, die hauptsächlich im Großbritannien der frühen und mittleren 1960er Jahre, aber auch in anderen europäischen Ländern präsent war und dann erneut Ende der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre gleichzeitig mit dem Punk wieder in Mode kam. Vereinzelt findet man Mods auch heute noch in diversen Großstädten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Bewegung hatte Ende der 1950er Jahre ihren Ursprung in der britischen Arbeiterjugend. Man versuchte die unangesehene Herkunft zu verdecken, indem man sich in Kleidung, „Stil“ und Verhalten den oberen Gesellschaftsschichten annäherte. Das äußerte sich im Tragen von maßgeschneiderten Anzügen und teurer Markenkleidung, woraus sich mit der Zeit ein eigener Kleidungsstil entwickelte. Einflüsse kamen zudem in stilistischer Hinsicht aus Italien und der dort bevorzugten Mode. Prinzipiell galt der Leitspruch: „Der Schein bestimmt das Sein“.

Als Haupterkennungsmerkmal der Mods gilt heute der Parka. Dieser wurde zuerst von den Motorroller fahrenden Mods benutzt, um deren teure Kleidung zu schützen. Später trugen auch Mods ohne Motorroller teilweise Parkas. In den 1960er Jahren noch eher schlicht, wurde der Parka bei der zweiten Mod-Welle Ende der 1970er Jahre gerne mit Aufnähern von Bands oder Veranstaltungen geschmückt.

Musik

Als Wiege der Mod-Bewegung gilt das damalige gemeinsame Interesse an „schwarzer“ Musik. Von jamaikanischen Rude Boys und ihrem Kleidungsstil sowie deren Ska-Musik inspiriert, entwickelten sich in England, besonders in London, die ersten Mods. Hinzu kamen die seltenen Soul-Singles von amerikanischen GIs und die Szene wuchs. Diese Faszination des Soul, der in den 1960er und 1970er Jahren von obskuren US-amerikanischen Labels verlegt wurde, brach in England nie ganz ab. Auch heute noch gibt es in England eine ausgeprägte Northern-Soul-Szene.

Jedoch hatten die Mods auch Bands aus ihren eigenen Reihen. Vor allem The Who, The Kinks, The Small Faces, The Yardbirds, The Action, The Creation und auch spätere Superstars wie David Bowie, Marc Bolan und Rod Stewart entstammen der britischen Mod-Szene. Trinken, Tanzen, aber auch Drogen, Randale und groß angelegte Prügeleien vor allem mit den sogenannten Rockern waren die Freizeitbeschäftigungen der Jugendlichen, die tagsüber ihrer normalen Arbeit in der konservativen englischen Gesellschaft nachgingen.

Bei der zweiten Mod-Welle erlangten auch einige Bands Berühmtheit wie zum Beispiel The Jam, in der Paul Weller mitwirkte und The Chords. Spätestens mit dieser zweiten Welle in den späten Siebzigern griff die Subkultur auch auf den Kontinent über und eroberte im Fahrwasser des Punk auch Deutschland. Hier gründeten sich dann ebenso eigene Mod-Bands, die den englischen Vorbildern nacheiferten - teilweise gab es sogar Bands, die dann auf Deutsch sangen. Wichtige deutsche Mod-Bands sind u.a. The Apemen,die mit dem englischen Modlabel Detour Records einen Plattenvertrag unterzeichneten, Stunde X, die auf deutsch sangen, Chocolate Factory aus Hamburg, die Heartbeats aus München sowie die Subtones aus Berlin. Seit den 90er-Jahren bis heute existieren mehrere Bands, die sich verstärkt wieder der Musik der sechziger Jahre widmeten. Aus Deutschland wären hier Trashmonkeys,The Satelliters, Beat By Five, BeatRevolver und die Cool Jerks zu nennen, aus Österreich The Staggers und The Jaybirds. Ganz aktuell sind bei der englischen Sängerin Amy Winehouse Anklänge an die Mod-Kultur der 60er zu spüren [1].

Der Roller

Historischer Vespa-Motorroller der Firma Piaggio

Besondere Vorliebe vieler, wenn auch nicht aller Mods galt dem Fahren von Motorrollern. Diese Scooter wurden wie das eigene Leben gehütet, instandgehalten und um Teile erweitert oder zum Custom Roller gemacht. An jedem Wochenende gab es große Ausfahrten mit der ganzen Clique, die teilweise aus 50 bis 200 Personen bestand. Bevorzugtes Ziel war das Seebad Brighton mit dem Electric Ballroom, einem zentralen Treffpunkt. Oftmals trafen in Brighton an Wochenenden die Mods auf ihre Erzfeinde, die Rockers. Sie lieferten sich Straßenschlachten, bei denen die Innenstadt teilweise verwüstet wurde. Ziel der "stilvollen Randalierer" war es, am Montag wieder gepflegt am Arbeitsplatz zu erscheinen, was jedoch durch Festnahmen oftmals verhindert wurde.

Drogen

Symptomatisch für diese Subkultur war ein exzessiver Drogenkonsum, insbesondere Amphetamine, die als Tabletten und Pillen eingenommen wurden. In der Clubszene der Mods waren diese Amphetamine u.a. als Purple Hearts, Dexy's oder Bomber bekannt, deren Namen z.B. von der Tablettenform, dem Wirkstoff oder der Farbe herrührte. Beliebt waren aufputschende Mittel, um nächtelang oder das ganze Wochenende durchtanzen zu können und trotzdem "frisch" zu wirken. Später war auch der Gebrauch von Haschisch in der Szene weit verbreitet.

Die Zweite Welle

1979 entstand der Film Quadrophenia, basierend auf dem gleichnamigen Konzeptalbum der Rockgruppe The Who, der eindrucksvoll die Mod-Szene der 1960er Jahre schildert. Dieser Film unterstützte die in England gerade durch Bands wie The Jam oder The Merton Parkas wieder aufkommende Modwelle. Abgeschreckt vom monotonen und harten Punk sowie dem Schmuddellook der Punks, legten einige Jugendliche wieder mehr Wert auf Kleidung und schwarze Musik. Sie entdeckten die Subkultur der Mods erneut für sich. Plötzlich waren Lambrettas und Vespas wieder angesagt. Auch in Deutschland und Frankreich florierte die Mod-Szene bis zirka Mitte der 1980er Jahre mit ihren Scooterruns und den dazugehörigen Allnightern. Die zweite Welle der Mod-Bewegung ging später in der Northern Soul- sowie Scooterboy-Szene auf.

Anfang der 1980er fanden in Deutschland insbesondere in Düsseldorf und Hamburg zahlreiche Allnighter statt. In dieser Zeit wurden auch zahlreiche Fanzines veröffentlicht. Typische Kneipen entstanden, in denen sich nicht nur Mods, sondern auch Rude Boys und Punks trafen. Vollkommen ausgestorben ist diese Subkultur in Deutschland nie, und an den Wochenenden finden noch regelmäßig Scooterruns und Allnighter statt.

Der Einfluss

Vom Acid Jazz und Britpop, wie Musik von Oasis oder Blur, der frühen 1990er bis zu heutigen englischen Gitarrenbands, hat die Subkultur der Mods noch besonders auf die britische Popkultur nachhaltigen Einfluss. In der deutschen Elektronik-Szene tritt dieser Einfluss zur Zeit verstärkt in Erscheinung: International Pony-Mitglied Erobique ist ebenso ein ehemaliger Mod wie auch etwa Frank Popp oder lotte ohm.

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,470826,00.html

Literatur

  • Johannes Ullmaier: Subkultur im Widerstreit : Mods gegen Rocker - und gegen sich selbst. In: Peter Kemper (Hrsg.): Alles so schön bunt hier : die Geschichte der Popkultur von den Fünfzigern bis heute. Reclam, Leipzig 2002, ISBN 3-379-20040-9, S. 61-75. 
  • Heike Jenß: Sixties dress only : Mode und Konsum in der Retro-Szene der Mods. Campus, Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-593-38352-7. 
  • Stanley Cohen: Folk devils and moral panics : the creation of the mods and rockers. Routledge, London 2002, ISBN 978-0-415-26711-3. 
  • Rhonda Markowitz: Folk, pop, mods, and rockers : 1960 - 1966. In: The Greenwood encyclopedia of Rock history. 2, Greenwood Press, Westport, Conn. [u.a.] 2006, ISBN 0-313-32960-5. 
  • Richard Barnes: Mods! : [over 150 photographs from the early 60's of the original mods]. Plexus, London 1991, ISBN 0-85965-173-8. 
  • Terry Rawlings: Mod - A Very British Phenomenon. Omnibus Press, London 2000, ISBN 0-7119-6813-6. 
  • Paolo Hewitt: The Soul Stylists. Mainstream Publishing, Edinburgh 2000, ISBN 1-84018-596-1. 

Weblinks


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