Moderner Panhellenismus

Moderner Panhellenismus
Das Byzantinisches Reich in den Grenzen von 1025

Die Megali Idea (griechisch Μεγάλη Ιδέα), die Große Idee, bezeichnet das Motto des griechischen Nationalismus bis etwa 1922,[1] das die Vereinigung aller Teile der ehemals griechischen Welt forderte.[2]

Die „Großgriechische Idee“ war vom späten 19. Jahrhundert bis in das frühe 20. Jahrhundert Grundlage der griechischen Außenpolitik und schien sich 1920 für kurze Zeit zu verwirklichen, bevor schließlich die damals mehrheitlich griechischsprachigen Regionen des westlichen Kleinasiens erneut an die Türkei abgetreten werden mussten.

Schon die griechischen Revolutionäre nach 1821, die das Byzantinische Reich zurückersehnten und ein hellenistisches Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel zu gründen suchten, hingen dieser Idee an. Der erste, der die Megali Idea propagierte, war der Schriftsteller und Revolutionär Rigas Velestinlis; dieser zeichnete im Jahre 1791 in Bukarest die erste Landkarte über die Megali Idea, ließ sie im Jahre 1796 drucken und verteilte sie anschließend zunächst in Wien, später in den griechischsprachigen Gebieten des Osmanischen Reiches. Auf dieser Karte wurden der größte Teil der Länder der Balkanhalbinsel, Kreta, Rhodos, Thessaloniki, Zypern, die Ägäischen Inseln, Thrakien und Konstantinopel als „zu befreiende Gebiete“ gekennzeichnet. In jenen Tagen entstand eine Bewegung, die es sich − fernab der Absichten der meisten damaligen Griechen und auch bar jeder Aussicht auf Erfolg − zum Ziel gemacht hatte, die Megali Idea zu verwirklichen. Dessen ungeachtet gelang es der griechischen Regierung, die Erweiterung ihres Staatsgebietes Schritt für Schritt zu verwirklichen.

Wichtigster Unterstützer der „Großen Idee“ war der griechische Politiker Eleftherios Venizelos, der als Ministerpräsident in den Balkankriegen von 1912 bis 1913 das griechische Territorium auszudehnen vermochte (von 64.657 km² auf 121.268 km²). Damals wurden der südliche Teil des Epirus, Kreta und der südliche Teil Makedoniens dem griechischen Staate angegliedert. Thessalien war bereits 1881 angeschlossen worden. Nach dem Sieg der Entente im Ersten Weltkrieg und dem Vertrag von Sèvres schien die Verwirklichung der „Großen Idee“ ein großes Stück näher gerückt zu sein: Der nördliche Teil von Epirus, die Inseln Imbros und Tenedos sowie Thrakien (jedoch nicht Konstantinopel) wurden Griechenland zugesprochen.

Die Niederlage Griechenlands im Griechisch-Türkischen Krieg (1919–1922) war ein erheblicher Rückschlag für die Anhänger der „Großen Idee“ und zerschlug diese endgültig. Im Vertrag von Lausanne wurde festgelegt, dass Imbros und Tenedos zukünftig der Türkei angehören sollten. Griechenland verlor ebenso Nordepirus an Albanien, die Gegend um Smyrna (heute Izmir) in Kleinasien sowie Ostthrakien an die Türkei.

Im Zuge des damaligen „Bevölkerungsaustausches“ von Griechen und Türken (der gewaltsamen, einvernehmlichen Vertreibung der jeweiligen nationalen Minderheiten) verschwand damit das seit fast drei Jahrtausenden in Kleinasien beimatete Griechentum fast vollständig aus jener Region.

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges erhielt Griechenland 1945 als Entschädigung für den Überfall Benito Mussolinis von Italien die griechisch besiedelte Inselgruppe des Dodekanes zugesprochen.

Die Enosis, die Bestrebungen der griechischen Zyprioten zur Vereinigung mit Griechenland während des Zypernkonfliktes, geht auf die Megali Idea zurück.[3]

Einzelnachweise

  1. Ioannis Zelepos: Die Ethnisierung griechischer Identität, 1870-1912. Staat und private Akteure vor dem Hintergrund der „Megali idea“. Verlag Oldenbourg, München 2002, ISBN 3-486-56666-0, S. 8.
  2. Jan Asmussen: „Wir waren wie Brüder“. Zusammenleben und Konfliktentstehung in ethnisch gemischten Dörfern auf Zypern. Verlag Lit, Münster 2001, ISBN 3-8258-5403-5, S. 151.
  3. Jan Asmussen: „Wir waren wie Brüder". Zusammenleben und Konfliktentstehung in ethnisch gemischten Dörfern auf Zypern. Verlag Lit, Münster 2001, ISBN 3-8258-5403-5, S. 151.

Siehe auch

Weblinks


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