Mohamed Farah Aidid

Mohamed Farah Aidid

Mohamed Farah Aidid (Somali: Maxamed Faarax Caydiid; englisch auch Aideed geschrieben) (* 15. Dezember 1934 in Beledweyne; † 1. August 1996 in Mogadischu) war ein kontroverser politischer Führer in Somalia, der oftmals als Kriegsherr (warlord) bezeichnet wurde. Er entstammte dem Clan der Habar Gidir-Hawiye und war militärischer Anführer des United Somali Congress, der wesentlich am Sturz des Diktators Siad Barre 1991 beteiligt war. Nach diesem Erfolg beanspruchten Aidid wie auch Ali Mahdi Mohammed das Amt des Präsidenten und lieferten sich heftige Kämpfe vor allem in Mogadischu, die das ganze Land in Mitleidenschaft zogen. International bekannt wurde Aidid, als er sich ab 1992 mit seiner Somali National Alliance gegen die humanitäre Intervention UNOSOM wandte und deswegen zum Hauptziel der Militärintervention UNITAF wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aidid wurde am 15. Dezember 1934 als Mohammed Farah Hassan in Beledweyne im damaligen Italienisch-Somaliland geboren. Von seiner Mutter erhielt er den Beinamen Aidid, was soviel bedeutet wie „Der ohne Schwächen“. Gemeinsam mit 13 weiteren jungen Männern (darunter Siad Barre) erhielt Aidid ab 1954 eine Kadettenausbildung in Rom und wurde Polizeioffizier. Im Jahre 1959 wurde er Soldat und erhielt ein umfassendes militärisches Training in der Sowjetunion.

Am Putsch Siad Barres im Jahre 1969 war Aidid nicht beteiligt, doch kurz darauf geriet er unter Verdacht, mit US-Hilfe einen Regierungsumsturz zu planen. Er wurde für sechs Jahre inhaftiert und erst nach einem Nervenzusammenbruch wieder entlassen. Trotzdem stieg er zum Chef der Aspima, dem staatlichen Medikamentenmonopol, und zum Oberst der Streitkräfte auf. Als Offizier bewährte er sich im Ogadenkrieg gegen Äthiopien (1977/78) und erhielt deshalb einen Botschafterposten in Indien. Ende der 1980er Jahre riefen ihn die Ältesten der Hawiye-Clans nach Addis Abeba, um ihn für die Rebellion gegen Siad Barre zu gewinnen. Aidid schloss sich der Rebellenorganisation United Somali Congress (USC) an und baute die Streitkräfte der Organisation auf. Diese Streitkräfte trugen ab 1988 die Hauptlast im Bürgerkrieg gegen die Regierung Barres, der schließlich am 26. Januar 1991 gestürzt wurde. Nunmehr proklamierte sich Ali Mahdi Mohammed als Präsident des USC zum neuen Staatspräsidenten Somalias. Aidid als Oberkommandierender der USC-Streitkräfte trat diesem Anspruch sofort mit Waffengewalt entgegen. Der USC spaltete sich daraufhin zwischen Aidids Habar Gidir-Unterclan und Ali Mahdi Mohammeds Unterclan der Abgal-Hawiye. Ali Mahdi kontrollierte in der Folgezeit den Norden, Aidid den Süden der Hauptstadt Mogadischu.

Aidid und die Intervention der UNOSOM/UNITAF

Im Dezember 1992 schloss Aidid mit anderen Clanführern einen Waffenstillstand, bereits im Juni desselben Jahres hatte er das Bündnis Somali National Alliance (SNA) geschlossen. Die Vereinten Nationen hatten inzwischen im Rahmen der UNOSOM-Mission knapp 30.000 Soldaten in Somalia stationiert, die die Nahrungsmittellieferungen an die von Hungersnot betroffene Bevölkerung sichern sollten. Die Chancen auf eine friedliche Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen wurden jedoch zunichte gemacht, als am 5. Juni 1992 Kämpfer von Aidids Clan 23 pakistanische UN-Soldaten töteten. Aidid wandte sich mit seiner SNA entschieden gegen die UNOSOM, die er als „kolonialistisches“ Unterfangen bezeichnete und von der er befürchtete, sie werde seinen Einfluss verringern. Es kam zu weiteren schweren Kämpfen zwischen seinen Truppen und der internationalen Truppe, wodurch auch die Nahrungsmittellieferungen behindert wurden. Die USA sahen Aidid daraufhin als den Hauptverantwortlichen für Bürgerkrieg und Hungersnot in Somalia an und boten gar 25.000 Dollar Kopfgeld für denjenigen, der Hinweise zu seiner Ergreifung geben konnte.

In Teilen der somalischen Bevölkerung erhielt Aidid jedoch auch Zuspruch für seinen Widerstand gegen die internationalen Truppen, indem er nationalistische Gefühle ansprach und unpopuläre Vorgehensweisen wie die Luftangriffe der USA auf Mogadischu anprangerte. Er selbst stilisierte sich zum Helden eines antikolonialen Befreiungskampfes.[1]

Am 3. Oktober 1993 versuchte eine Gruppe von US-Rangern und Einheiten der Delta Force, Aidids führenden politischen Berater und einen seiner Minister in Mogadischu zu verhaften. Die Irene genannte Operation verlief jedoch nicht nach Plan, und 18 US-Amerikaner, ein malaysischer UN-Soldat und ca. 1.000 Somalier starben bei blutigen Straßenkämpfen. Diese Ereignisse wurden als „Schlacht von Mogadischu“ bekannt und im Action-Film Black Hawk Down von Ridley Scott verfilmt.

Im Nachgang dieser Ereignisse wurde die Fokussierung der Vereinten Nationen und der USA in Somalia auf die Ergreifung Aidids hinterfragt, da sie dessen politische und militärische Rolle eher noch gestärkt habe.[2] Am 16. November 1993 beendete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Suche nach Aidid formell, indem mit der UN-Resolution 885 „Haftbefehle gegen Personen, die möglicherweise in die Angriffe (auf UN-Truppen) involviert waren“ suspendiert wurden. Damit setzte man wieder auf politische Versöhnung und nicht militärisches Vorgehen.[3]

Nach der UNOSOM

Als die UN-Soldaten Somalia 1995 verließen, erklärte sich Aidid zum Präsidenten des Landes. Seine Regierung wurde jedoch nie international anerkannt. Er blieb bis zu seinem Tod eine bedeutende politische und militärische Persönlichkeit in Somalia. 1995–1996 kämpfte er im sogenannten „Bananenkrieg“ gegen Osman Ali Atto um die lukrativen Bananenexporte in der Stadt Merka.

Am 1. August 1996 starb Aidid. Wahrscheinlich erlag er einer Schussverletzung, die er sich eine Woche zuvor bei einem Feuergefecht mit Oppositionstruppen einhandelte. General William Garrison, der für die fehlgeschlagene Operation Irene in Mogadischu verantwortlich war, trat einen Tag später von seinem Amt zurück.

Aidids Sohn Hussein Mohammed Farah (geboren 1962) wurde nach dem Tod seines Vaters vom Habar Gidir-Clan zu dessen Nachfolger ernannt.

Literatur

  • Michael Birnbaum: Krisenherd Somalia – Das Land des Terrors und der Anarchie, München 2002. ISBN 3-453-86109-4

Weitere Quellen

  1. Time Magazine, June 28 1993: Wanted: Warlord No. 1
  2. New York Times, December 18, 1993: U.S. Envoy Says Crackdown Strengthened Aidid's Faction
  3. New York Times, November 17, 1993: Search for Aidid officially ended

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